Siegfried Kirschen
Siegfried Kirschen (* 13. Oktober 1943 in Chemnitz) ist ein deutscher Fußballfunktionär und ehemaliger Fußballschiedsrichter des Deutschen Fußball-Verbandes sowie des Deutschen Fußball-Bundes. Er leitete vier Partien bei zwei Fußball-Weltmeisterschafts-Endrunden und kam zudem bei fünf Spielen als Linienrichter zum Einsatz. Er war damit bei mehr Partien bei Fußball-Weltmeisterschafts-Endrunden als jeder andere deutsche Schiedsrichter beteiligt.
Schiedsrichter
Siegfried Kirschen war zunächst selbst im Nachwuchsbereich als Fußballer aktiv, legte 1961 seine Schiedsrichterprüfung ab, leitete von 1972 bis 1991 251 Spiele der DDR-Oberliga und am 17. Mai 1980 das FDGB-Pokal-Finale zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und dem FC Rot-Weiß Erfurt, welches im Berliner Stadion der Weltjugend vor 45.000 Zuschauern 3:1 n. V. endete.
Der Diplom-Psychologe und Armeeangehörige galt lange Zeit als einer der besten seiner Zunft. Er war von 1962 bis 1987 bei der NVA der DDR, letzter Dienstgrad Oberstleutnant. Seit 1979 FIFA-Schiedsrichter, nahm Siegfried Kirschen als Unparteiischer des Fußballverbandes der DDR an der Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko mit der Leitung des Vorrundenspiels Nordirland gegen Brasilien, 0:3 (0:2), und des Viertelfinales Spanien gegen Belgien, 1:1 n. V. (1:1, 0:1), 4:5 i. E., sowie bei der WM 1990 in Italien mit der Leitung der Vorrundenpartie Belgien gegen Uruguay, 3:1 (2:0), und des Achtelfinales ČSFR gegen Costa Rica, 4:1 (1:0), teil.
Als Linienrichter kam er bei der Endrunde 1986 zu drei Einsätzen (Bulgarien gegen Italien 1:1, Schottland gegen Dänemark 0:1 sowie England gegen Marokko 0:0), 1990 zu zwei Einsätzen bei Uruguay gegen Spanien (0:0) und Brasilien gegen Schottland (1:0).
Bei der Fußball-Europameisterschaft 1988 in der Bundesrepublik Deutschland wurde ihm die Leitung des Inselderbys England gegen Irland, 0:1 (0:1), übertragen.
43 Europacupspiele, darunter das UEFA-Cup-Finale 1987 (1) zwischen IFK Göteborg und Dundee United am 6. Mai 1987 im Nya Ullevi, (Göteborg), welches vor 50.023 Zuschauern 1:0 (1:0) endete sowie das UEFA-Super-Cup-Finale 1989 KV Mechelen gegen PSV Eindhoven standen unter seiner Leitung. Hinzu kamen 24 Länderspiele.
In der 1. Fußball-Bundesliga leitete er gegen Ende seiner aktiven Zeit noch zwei Spiele in der Saison 1990/1991, nämlich das Nordderby zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV und das Südderby zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Bayern München.
Am 30. Oktober 2006 wurde bekannt, dass er angeblich Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gewesen sein soll. Unter dem Decknamen „Friedrich“ habe er über einen Zeitraum von 20 Jahren diverse Personen bespitzelt.[1] Die Vorwürfe wurden seinerseits indes stets bestritten.
Funktionär
Siegfried Kirschen war im früheren Bezirksfachausschuss Frankfurt (Oder) Vorsitzender der Schiedsrichterkommission. Seit der Gründung im Jahre 1990 war er Präsident des Fußball-Landesverbandes Brandenburg, Mitglied des Vorstandes des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) sowie – seit Sommer 2008 – Vorsitzender des NOFV-Schiedsrichterausschusses. Er arbeitet als DFB-Schiedsrichter-Coach in der Bundesliga sowie als internationaler Schiedsrichterbeobachter.[2] Im März 2018 gab er bekannt, dass er nicht mehr für die Wiederwahl als Verbandspräsident kandidieren wird. Zu seinem Nachfolger als Verbandspräsident wurde im September 2018 Jens Kaden gewählt.
Weblinks
Einzelnachweise
- Vgl. DER SPIEGEL 19/2010: Form der Willkür, S. 109.
- FLB-Präsident Siegfried Kirschen feierte 65. Geburtstag, 13. Oktober 2008 (Internetseite Fußball-Landesverband Brandenburg (gesichtet am 2. Februar 2010))