Schwerin (mecklenburgisch-pommersches Adelsgeschlecht)

Schwerin ist der Name eines mecklenburgischen und pommerschen Uradelsgeschlechts. Zweige der Familie, die nicht stammesverwandt sind mit dem mittelalterlichen Geschlecht der Grafen von Schwerin, bestehen bis heute.

Stammwappen derer von Schwerin

Geschichtlicher Abriss

Das Geschlecht erscheint im Jahr 1178 erstmals urkundlich mit Bernardus dictus advocatus in Zverin, Vogt der Veste am Schweriner See (in der Grafschaft Schwerin), mit dem auch die direkte Stammreihe beginnt.[1] Im Jahre 1251 landete Gerhard Schwerin auf der Insel Usedom und gründet die Linie Stolpe. Später erwarb es in Pommern ausgedehnten Grundbesitz und gehörte dort seit 1250 mit den Burgen Altwigshagen, Landskron (seit 1576) und Spantekow (alle heute Landkreis Vorpommern-Greifswald) zu den schlossgesessenen Geschlechtern. Die Familie war seit 1357 Erbküchenmeister in Altvorpommern, was seit 1853 mit dem Besitz von Schwerinsburg (heute Ortsteil von Ducherow, Landkreis Vorpommern-Greifswald) verbunden war. Neben dem Erbküchenmeisteramt von Altvorpommern hatte die Linie Alt-Landsberg seit dem 3. Oktober 1654 auch die Würde eines Erbkämmerers der Kurmark Brandenburg inne.[2]

Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich sechs Eintragungen von Töchtern der gräflichen Familie von Schwerin von 1854 bis 1913 aus Mildenitz, Göhren und Wolfshagen zur Aufnahme in das adelige Damenstift im Kloster Dobbertin.

Die Familie unterteilt sich in die Linien Stolpe, Grellenberg, (ältere) Altwigshagen, Curtshagen, Stegeborg, Spantekow, Putzar, Linie der Bonen, Löwitz, Husby, Schwerinsburg, Cummerow, Wendisch-Wilmersdorf, Dargibell, Alschwangen in Curland, (jüngere) Altwigshagen, Alt-Landsberg mit Walsleben, Schwerin-Wolfshagen in Wolfshagen, Wopersnow, Rehberg und Linie in Baiern.

Erst im 19. Jahrhundert siedelte sich eine Familie im nördlichen Vorpommern an, in Ziethen und Lentschow bis 1945. Dort wurden sie ständische Mitglieder des Kreistages des Landkreises Greifswald. Im dortigen Kreishaus hing ein Wappenfries mit den Wappen der 24 Gutsherrschaften und der 3 Städte, darunter auch das der Grafen von Schwerin aus Ziethen/Lentschow.

Präsentationsrecht zum Preußischen Herrenhaus

König Friedrich Wilhelm IV. verlieh dem Geschlecht 1855 das Präsentationsrecht zum Preußischen Herrenhaus. Die Familieur gehörte damit zu den zehn Familien, die in der Anfangsphase des Herrenhauses 1854/1855 dieses Recht erhielten.

Auf Präsentation des Verbandes der von Schwerinschen Familie saßen im Herrenhaus:

Standeserhebungen und Namensformen

Die Familie erhielt im Laufe der Zeit mehrere Erhebungen in den Grafenstand, erstmals wurde sie mit Otto von Schwerin (1645–1705) aus der Linie Altlandsberg, Erbkämmerer der Kurmark und brandenburg-preußischer Staatsminister, am 11. September 1700 in den Reichsgrafenstand erhoben. Am 31. Juli 1740 erfolgte die Erteilung der preußischen Grafenwürde an die Linie Schwerinsburg.[2] Jakob Philipp von Schwerin erhielt für sich und seine Nachkommen am 8. November 1766 die Erhebung in den schwedischen Grafenstand. Der preußische Grafenstand als „Graf von Zieten-Schwerin“ wurde am 14. September 1859 Albert von Schwerin, nunmehr Albert Graf von Zieten-Schwerin, verliehen, und zwar nach dem Recht der Erstgeburt (Primogenitur) aus je adliger Ehe für den jeweiligen Besitzer des 1852 gestifteten Fideikommiss Wustrau. Die übrigen Nachkommen dieses Zweiges führten weiterhin den Namen „von Schwerin“.

Als weitere Namensformen gibt es noch: „Graf von Schwerin von Schwanenfeld“ 1930 für Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld (adelsrechtliche Nichtbeanstandung vom 23. März 1952) und 1925 „Graf Schwerin von Krosigk“ durch Adoption für Johann Ludwig von Krosigk, nunmehr Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (adelsrechtliche Nichtbeanstandung vom 3. Juni 1951).

Besitzungen

1862 sind für die Familie allein in ihrem Stammgebiet, dem vorpommerschen Landkreis Anklam, folgende Besitzungen aufgeführt:

  • Erbengemeinschaft der Grafen und Herren v. S.: Spantekow, Spantekow-Forst, Drewelow, Rebelow – gesamt 8.782 Morgen
  • Graf Maximilian von Schwerin-Putzar: Putzar, Boldekow und Bornmühl, Glien, Kavelpaß, Rubenow und Borntin, Schmuggerow und Wilhelmshof, Zinzow – gesamt 18.878 Morgen
  • Graf Viktor von Schwerin: Schwerinsburg und Werder, Löwitz, Sarnow und Wendfeld, Sophienhof und Wusseken, Dennin und Stern – gesamt 15.714 Morgen
  • Graf Carl´s von Schwerin – Erben: Busow, Ducherow und Molwitz, Medow – gesamt 8.298 Morgen
  • Graf Bernhard von Schwerin: Dargibel – gesamt 2.190 Morgen
  • Graf Helmuth von Schwerin: Louisenhof – gesamt 790 Morgen
  • Wilhelm von Schwerin: Janow und Landskron, Rehberg – gesamt 5.360 Morgen
  • Rudolf von Schwerin: Kurtshagen, Neuendorf A – gesamt 4.369 Morgen

Das sind zusammen 64.365 Morgen, das sind 1/4 des Kreises Anklam. Nach heutigen Maßen sind das 42.159 Hektar. Man nannte das Gebiet deshalb den „Grafenwinkel“. 1876 hatte die Gesamtfamilie mit allen Zweigen 55.500 ha Grundbesitz.

Durch die 1876 geschlossene Ehe des Grafen Karl aus dem Hause Schwerinsburg mit Luise Freiin von Nordeck zur Rabenau kamen deren Erbgüter in Hessen bis heute an seine Linie, Schloss Friedelhausen mit dem Hofgut Appenborn sowie Burg Nordeck und die Oberburg Rabenau.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Silber eine rote Raute bzw. Wecke; seit 1392 führen die Stolper Schwerine die rote Raute auf dreieckigem Schilde. Seit 1529 auf dem gekrönten offenen Helm drei (rot, silber, rot) Straußenfedern, je belegt mit einer Raute verwechselter Farbe.

Das reichsgräfliche Wappen zeigt ein dreifeldriges Schild mit Mittelschild. Im roten Mittelschilde ein goldener, nach rechts gestellter Schlüssel (bezieht sich auf das Erb-Kämmereramt der Mark Brandenburg), oben rechts eine rote Raute (des Stammwappens) im silbernen Feld; oben links ein grüner Orangenzweig mit drei goldenen Früchten (aufgrund Gestattung durch die Frau des Großen Kurfürsten, Louise Henriette von Oranien, als Gunstbezeugung und Huldigung); im unteren silbernen Feld ein schwarzes Ross, das nach rechts galoppiert (bezieht sich auf die vermeintliche Herkunft der Schwerine aus Niedersachsen). Im Kleinod drei gekrönte Helme: der rechte trägt den schwarzen doppelköpfigen Adler des Heiligen Römischen Reiches mit Kaiserkrone; der linke den roten brandenburgischen Adler mit einem Orangenzweig im Schnabel; der mittlere die drei Straussfedern mit Rauten des Stammwappens. Die Helmdecken sind rechts rot und silbern, links blau und golden; als Schildhalter zwei vorwärtsschreitende goldene Löwen.

Wappenvarianten

Nach Bagmihl 1847

Ortswappen

Die Spindel/Raute des Wappens wurde in das Gemeindewappen der Gemeinde Ducherow aufgenommen.

Namensträger (chronologisch)

Otto Freiherr von Schwerin (1616–1679), ab 1658 Erster Minister des Kurfürstentums Brandenburg
Kurt Christoph Graf von Schwerin (1684–1757), seit 1740 preußischer Generalfeldmarschall
Sophie Elisabeth von Schwerin af Grellenberg (1733–1796), verheiratet mit Joachim Ulrich Giese, Erbin und „Königin von Hiddensee“, Ölporträt von Georg David Matthieu

Literatur

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865. (online)
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band XIII, Band 128 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2002, ISSN 0435-2408, S. 223–229.
  • Ludwig Gollmert: Geschichte des Geschlechts von Schwerin. Gronau 3 Bände, Berlin 1878, Digitalisat
  • Martin Jung: Schwerin, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 73–75 (Digitalisat).
  • Lothar Kohls: Der Rechtsstreit um die Spantekower Lehen und Güter des Adelsgeschlechts von Schwerin. In: Heimatkalender ANKLAM und Umgebung 2012. Jahrg. 83, N.F. 21. Begründet von Max Sander. Schibri-Verlag, Strasburg (Uckermark) 2011, ISBN 978-3-86863-068-8, S. 86–89.
  • Lutz Mohr: Klosterruine Stolpe und Burg Spantekow im Umfeld von Anklam. (Mit Ausführungen über die Spantekower Burgherren Ulrich Graf v. Schwerin und Hans Bone v. Schwerin). In: Stier und Greif. Blätter zur Kultur- und Landesgeschichte in Mecklenburg-Vorpommern. Jg. 17, Schwerin 2007, ISBN 978-3-930659-29-6, S. 46–65.
  • Karl Friedrich Pauli: Geschlechtsnachrichten derer von Schwerin. In: Leben grosser Helden des gegenwärtigen Krieges. Band 7, Halle 1761, S. 155–272.
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln. Neue Folge. Band XX, Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2002, Tafeln 51–87.
  • J. F. Sprengel: Nachrichten vom Geschlecht derer von Schwerin. In: C. Meiners, L. T. Spittler (Hrsg.): Neues Göttingisches historisches Magazin. Band 1, Hannover 1792, S. 532–542. (Volltext)
  • Erhard Stelzig: 250. Todestag Curt Christoph Graf von Schwerin. Ein kundiger Landwirt und grosser Feldherr. In: Heimatkalender ANKLAM und Umgebung 2007. Jahrg. 78, N.F. 16. Begründet von Max Sander. Schibri-Verlag, Strasburg (Uckermark) 2006, ISBN 3-937895-38-8, S. 105–107.
  • Erhard Stelzig: Ein Geschenk für den Grafen Maximilian von Schwerin auf Putzar. In: Heimatkalender ANKLAM und Umgebung 2003, Jahrg. 74, Neue Folge 12. Begründet von Max Sander. Uckerland. Schibri-Verlag 2002, S. 27f, 2 Abb., ISBN 3-933978-67-X
  • Erhard Stelzig: Curt Christoph Graf von Schwerin – Ein Landwirt und Feldherr wurde vor 320 Jahren geboren. In: Heimatkalender ANKLAM und Umgebung 2004, Jahrg. 75, Neue Folge 13. Begründet von Max Sander. Uckerland: Schibri-Verlag 2003, S. 82–84, mehr. Abb., ISBN 3-933978-77-7
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Einzelnachweise

  1. Mecklenburgisches Urkundenbuch 1, S. 121, Nr. 125
  2. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XIII, Starke, Limburg 2002, S. 223–229.
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