Schloss Friedelhausen
Das Schloss Friedelhausen befindet sich an der Lahn zwischen Marburg und Gießen, in der Nähe der Orte Fronhausen-Sichertshausen und Lollar-Odenhausen.
In unmittelbarer Nähe des Schlosses befindet sich das ebenfalls zur Stadt Lollar gehörende Hofgut Friedelhausen, das heute von einer sozialtherapeutischen Gemeinschaft als Demeter-Betrieb mit Hofladen bewirtschaftet wird.
Entstehung
Die Gemarkung Friedelhausen mit alter Dorfwüstung am linken Ufer der Lahn östlich von Salzböden und nordwestlich von Staufenberg ging 1414 als Lehen an die schon im 13. Jahrhundert nachweisbare Familie von Rolshausen über, die ab 1358 Burgmannen auf dem Staufenberg waren. Das 1564 von Friedrich von Rolshausen erbaute Herrenhaus in Friedelhausen ist bis heute als zweigeschossiger Steinbau mit seitlichem Treppenturm erhalten. Mehrmals wechselte es den Eigentümer und wurde 1852 nebst Hofgebäuden und Umgebung von der Familie von Nordeck zur Rabenau erworben. Als das älteste Gebäude des heutigen Hofgutes wird es auch Altes Schloß genannt.[1]
Das etwa zweihundert Meter nördlich und höher am Lahnufer gelegene Schloss Friedelhausen (Neues Schloss) ließen Freiherr Adalbert von Nordeck zur Rabenau (1817–1892) und seine Ehefrau Clara, geborene Philipps (1826–1867) ab 1852 erbauen. Es fiel als Erbe an ihre Tochter Luise (1849–1906), die 1876 Graf Karl von Schwerin aus Schloss Schwerinsburg in Vorpommern geheiratet hatte. Das Gut gehört, ebenso wie das Hofgut Appenborn sowie die beiden Stammburgen, Burg Nordeck und die Oberburg Rabenau, bis heute den Grafen Schwerin.
Das vom englischen Architekten John Dobson (1787–1865) geplante neue Schloss lehnt sich eng an die englische, klassizistische Form der Neugotik, die Tudorgotik, an. Es ist ein zweigeschossiges kubisches Gebäude mit Zinnenkranz und Flachdach. Die Gebäudeecken werden von Türmchen flankiert. Als Baumaterial für das spätgotisch gehaltene Gebäude kam eine Art von dunklem Basalt, der sogenannte Lungstein, aus Londorf zum Einsatz, der sich im Unterschied zu den meisten anderen Basalt-Arten von Steinmetzen gut bearbeiten lässt, weshalb er seit Jahren auch bei der Restaurierung des Kölner Doms zum Einsatz kommt.
Besonderheiten
Rainer Maria Rilke war in den Jahren 1905 und 1906 jeweils für einige Wochen auf Einladung der Gräfin Luise von Schwerin im Schloss Friedelhausen zu Gast (s. Weblinks). Das Schloss ist heute noch im Besitz der Familie der Gräfin und ist bewohnt. Das Innere des Schlosses kann nicht besichtigt werden.
Literatur
- Michael Losse: Burgen und Schlösser an der Lahn. Von Biedenkopf und Marburg über Gießen, Wetzlar und Weilburg bis Limburg, Nassau und Lahnstein. Imhof Verlag, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-070-9.
Weblinks
- Literatur über Schloss Friedelhausen nach Stichwort In: Hessische Bibliographie
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Schloss Friedelhausen In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- Internetpräsenz des Hofgutes Friedelhausen, Hofgemeinschaft für heilende Arbeit
- Grundriss des Alten Schlosses bei Lagis
- Renate Scharffenberg: 1905 – Rilkes Sommer in Friedelhausen (Memento vom 10. März 2007 im Internet Archive). In: Marburger Forum. Beiträge zur geistigen Situation der Gegenwart. Jg. 6 (2005), Heft 5
- Christiane Rossner: Denkmal in Not. Schloss Friedelhausen braucht Hilfe. In: Monumente, Juni 2010
Einzelnachweise
- Beschreibung des Kulturdenkmals Schloss Friedelhausen durch das Landesamt für Denkmalspflege; abgerufen am 10. August 2020.