Nonnenhorn
Nonnenhorn ist eine Gemeinde am Bodensee im Landkreis Lindau (Bodensee) im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben. Das gleichnamige Pfarrdorf ist die einzige Siedlung.[2][3] Der Luftkurort und bekannte Weinort liegt zwischen Wasserburg und Kressbronn an der Grenze zu Baden-Württemberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Schwaben | |
Landkreis: | Lindau (Bodensee) | |
Höhe: | 404 m ü. NHN | |
Fläche: | 1,97 km2 | |
Einwohner: | 1799 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 913 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 88149 | |
Vorwahl: | 08382 | |
Kfz-Kennzeichen: | LI | |
Gemeindeschlüssel: | 09 7 76 120 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Conrad-Forster-Straße 9 88149 Nonnenhorn | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Rainer Krauß | |
Lage der Gemeinde Nonnenhorn im Landkreis Lindau (Bodensee) | ||
Geographie
Lage
Die Gemeinde liegt am Nordufer (Sonnenseite) des bayerischen Teils des Bodensees. Flächenmäßig ist es die drittkleinste und zugleich südwestlichste Gemeinde des Freistaates Bayern. Im Westen grenzt Nonnenhorn an Baden-Württemberg. Es gibt nur die Gemarkung Nonnenhorn. Die Seeuferlänge misst 3,8 km. Das Hinterland ist geprägt von eiszeitlichen Moränenhügeln (Drumlins) mit botanisch bemerkenswerten Mischwaldbeständen.
Nachbargemeinden
Die im Westen angrenzende Gemeinde, die bereits in Baden-Württemberg liegt, ist Kressbronn. Von Osten her schließt sich Wasserburg an. Die vier bayerischen Seegemeinden Nonnenhorn, Wasserburg, Bodolz und die Stadt Lindau liegen im Bereich „Bayerischer Bodensee“.
Geschichte
Im Jahre 810 soll Graf Adalbert von Rätien in Seenot die Gründung eines Frauenklosters in Nonnenhorn gelobt haben. Mönche brachten 875 die Weinrebe und pflanzten sie an. Im Jahre 910 erstmals urkundlich erwähnt, gehörte Nonnenhorn aber bereits seit dem 9. Jahrhundert zur Herrschaft Wasserburg. Angeblich flohen 926 die dort ansässigen Klosterfrauen (Nonnen) vor den Ungarn. 1591 wurde Deuel’s Weintorkel (Kelter) in der Conrad-Forster-Straße erbaut (seit 1978 unter Denkmalschutz gestellt). Die Grafen Fugger von Kirchberg-Weißenhorn erwarben 1592 die Herrschaft Wasserburg und damit auch Nonnenhorn. 1763 kam die Fuggersche Herrschaft dann zu Österreich. Seit den Friedensverträgen von Brünn und Preßburg 1805 gehörte der Ort zum Königreich Bayern. Der Schulhausbau in Nonnenhorn wurde 1811 abgeschlossen. Im Zuge der bayerischen Verwaltungsreformen mit dem Gemeindeedikt 1818 entstand die heutige Gemeinde. Der Schuhmachergeselle Johannes Königer begründete 1846 den ersten Schäfflertanz am Ort. Nonnenhorn wurde 1899 Bahnstation mit der Eröffnung der Bahnlinie Lindau-Friedrichshafen. Die Dampfschiffslände wurde 1912 dem Verkehr übergeben. Von August 1945 bis Januar 1948 befand sich das Hauptquartier der Marine der französischen Besatzungsmacht auf dem Bodensee, der Flottille du Lac de Constance, in Nonnenhorn. 1957 wurde die staatliche Fischbrutanstalt gebaut. Die neu erbaute Kirche St. Christophorus wurde 1961 eingeweiht. Bei der letzten Seegfrörne 1963 tagte der Nonnenhorner Gemeinderat auf dem Eis.[4]
Einwohnerentwicklung[5] | |||||||||||||
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Jahr | 1840 | 1900 | 1939 | 1950 | 1970 | 1987 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | ||
Einwohner | 647 | 573 | 782 | 1119 | 1270 | 1450 | 1517 | 1503 | 1568 | 1663 | 1726 | ||
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 1470 auf 1754 um 284 Einwohner bzw. um 19,3 %.
Politik
Gemeinderat und Bürgermeister
Der Gemeinderat setzte sich nach der Kommunalwahl vom 2. März 2008 zusammen aus je fünf Mitgliedern der Dorfgemeinschaft Nonnenhorn und der Freien Bürgerschaft Nonnenhorn. Die Wahlbeteiligung lag bei 73,7 %.
Seit der Kommunalwahl 2014 hat der Gemeinderat 12 Mitglieder, drei Frauen und neun Männer. Erster Bürgermeister ist Rainer Krauß (Dorfgemeinschaft).[6] Er wurde 2008 als Nachfolger von Michael Hornstein (CSU/Dorfgemeinschaft/Freie Bürgerschaft/Aktive Liste) gewählt, der im Jahr 2002 Nachfolger von Josef Hornstein wurde und 2008 bei den Kommunalwahlen nicht mehr angetreten war. Rainer Krauß ist der erste hauptamtliche Bürgermeister von Nonnenhorn. Zuvor war er Büroleiter des Landrats im Landratsamt Lindau.
Gemeindefinanzen
Die Steuereinnahmen lagen im Jahr 2009 bei 1.245.000 Euro, der Anteil der Gewerbesteuer hieran lag bei rund 105.000 Euro (netto). Hauptsteuereinnahme ist der Einkommenssteueranteil mit rund 695.000 Euro.[5]
Wappen
Blasonierung: „Gespalten von Gold und Blau; vorne eine schwarz gekleidete Nonne mit goldenem Rosenkranz, hinten ein silbernes Füllhorn mit goldener Weintraube, goldener Birne und goldenem Apfel mit grünen Blättern.“[7] | |
Wappenbegründung: Nonnenhorn gehörte seit dem Mittelalter zur Herrschaft Wasserburg. An den Erwerb der Herrschaft 1592 durch die Grafen Fugger von Kirchberg-Weißenhorn erinnern die Farben Gold und Blau aus dem Stammwappen der Fugger. Die Nonne und das Füllhorn stehen für den Ortsnamen, obwohl sich dieser vermutlich eher vom keltischen Volksstamm der „Nunen“ ableitet. Die Weintrauben, Äpfel und Birnen im Füllhorn verweisen auf den Wein- und Obstanbau in der Gemeinde. |
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Es gab 2009 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft elf, im produzierenden Gewerbe 46 und im Bereich Handel und Verkehr 114 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 47 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 499. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keinen Betrieb mit mehr als 20 Beschäftigten, im Bauhauptgewerbe zwei Betriebe. 2007 gab es 18 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von zwei ha oder mehr, die insgesamt 123 ha bewirtschafteten, davon waren drei ha Dauergrünland und hiervon ein ha Ackerfläche.[5]
Wein- und Obstanbau
Der Weinbau sowie der Tourismus am Bayerischen Bodensee spielen eine wichtige Rolle. Das milde Seeklima und das sonnige Nordufer des Bodensees begünstigen hier besonders den Wein- und Obstanbau. Rebanlagen und Obstbäume durchziehen das Ortsbild des idyllischen Weindorfs. Die Großlagen der bekannten Weine nennen sich „Sonnenbichl“ und „Seehalde“. Beliebteste Rebsorten sind Müller-Thurgau, Bacchus, Grauburgunder, Spätburgunder sowie in letzter Zeit auch wieder die alte Rebsorte Elbling. Spätburgunder, in geringerem Umfang auch Dornfelder, werden häufig als Weißherbst ausgebaut und stehen im Angebot der meisten hier ansässigen Winzer. Organisiert sind viele Winzer im Weinbauverein bayerischer Bodensee.
Fischerei
Von der Staatlichen Fischbrutanstalt in Nonnenhorn wurden 2002 über 37 Millionen Blaufelchen, 17.500 Seesaiblinge und 691.500 Seeforellen im See ausgesetzt. 34 essbare Fischarten kann man im See finden. Am häufigsten ist der Bodenseefelchen und der Flussbarsch, der hier Kretzer oder Egli genannt wird. Mit der zunehmenden Oligotrophisierung des Sees gehen die Fangerträge in letzter Zeit zurück, sodass einige Berufsfischer ihren Geschäftserwerb aufgegeben haben.
Tourismus und Gastronomie
Es gibt ca. 1000 Gästebetten in Hotels, Gästehäusern, Pensionen, Ferienwohnungen und Privatzimmern. Die touristische Saison dauert etwa von April bis Oktober. Für Freizeitaktivitäten stehen ein beheiztes Strandbad (26 °C), Kegelbahnen, ein Tennisplatz, ein Minigolfplatz mit Bodenseemotiven, ein Bootsverleih, ein Freiluftschach, ein Obst- und Weinwanderweg und ein Kinderspielplatz zur Verfügung. In der Gemeinde gibt es sieben verschiedene Restaurants und Gaststätten mit unterschiedlicher Küche. Zudem gibt es im Ort auch drei „Rädlewirtschaften“. Der Begriff „Rädle“ steht für Hof- oder Gutsausschank. Dort lebt der alte Brauch wieder auf, dass Winzer den hauseigenen Wein in geselliger Runde ausschenken. In anderen Regionen werden ähnliche Lokalitäten auch als „Buschenschank“, „Straußenwirtschaft“ oder „Besenwirtschaft“ bezeichnet.
Verkehr
Da die Bundesstraße oberhalb des Ortes verläuft, fließt durch Nonnenhorn nur Ortsverkehr. Seit März 2007 wird die Gemeinde auf württembergischer Seite offiziell nicht mehr ausgeschildert, was dem Tourismus schadet. Grund hierfür sind die seit Öffnung der Umgehung B31 geschlossenen Abfahrten Rickatshofen und Schönau. Aufgrund der fehlenden Abfahrten fließt der gesamte Verkehr in bayerische Ferienorte durch die württembergische Gemeinde Kressbronn. Bis eine Lösung der bayerischen Regierung vorliegt und die Schilder wieder montiert werden, müssen Touristen, die der Beschilderung folgen, so einen Umweg von bis zu 40 Kilometer in Kauf nehmen.
Ab dem im Ortskern gelegenen Bahnhof an der Bahnstrecke Friedrichshafen–Lindau verkehren stündlich Regionalbahnen in beide Richtungen. Vom Schiffsanleger aus befördert die „Weiße Flotte“ der Bodensee-Schiffsbetriebe in der Saison täglich Gäste nach Lindau, Bregenz oder Friedrichshafen, Meersburg, Mainau und Konstanz. Vom benachbarten Wasserburg und von Friedrichshafen gelangt man per Schiff auch in die Schweiz (Rorschach).
Als direkt am See liegende Gemeinde ist Nonnenhorn auch Station des Bodensee-Radwegs, des Bodensee-Rundwegs und liegt als Abstecher auf dem Oberschwäbischen Jakobsweg.
Ein kilometerlanges Netz aus Spazier- und Wanderwegen sowie dem Nordic Walking Park Bayerischer Bodensee erstreckt sich vom See bis ins fruchtbare Umland. Zudem werden saisonal auch Tagesausflüge per Bus zu weiteren Ausflugszielen am See angeboten.
Bildung
In Nonnenhorn gibt es folgende Bildungseinrichtungen (2009/10):[5]
- Kindergarten mit 50 Plätzen und 40 betreuten Kindern.
- Volksschule mit fünf Lehrern und rund 70 Schülern in drei Klassen.
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Dorfmuseum
Gezeigt werden Exponate der Heimatgeschichte, des Obst- und Weinanbaus und des Handwerks. Um die Instandhaltung und Pflege kümmert sich der Museumsverein Nonnenhorn. Das Museum ist jeden Mittwoch für Besucher geöffnet, im Winter auf Anfrage in der Tourist-Information.
Kirchen
Der Kapellenplatz ist das alte Zentrum des Ortes, dort steht die spätgotische St.-Jakobus-Kapelle aus dem 15. Jahrhundert.[8] Die Kapelle selbst wie auch der Kapellenplatz stehen unter Denkmalschutz und im Windschatten eines mächtigen Mammutbaumes. Im Inneren der Kapelle befindet sich eine Kreuzigungsgruppe die laut Inschrift aus dem Jahre 1646 stammt, eine schöne Sitzfigur des Kirchenpatron dem Hl. Jakobus, des Hl. Petrus und des Evangelisten Johannes (um 1490), des Weiteren Holzplastiken des Hl. Nikolaus (um 1680) und der Hl. Katharina (um 1470). Seit dem 19. Jahrhundert wurde die Kapelle mehrmals umgebaut, zuletzt 1977. Bei diesen Umbauten wurde die Kapelle auch mit dem neugotischen Hochaltar und den spitzbogigen Fenstern ausgestattet. Die St.-Jakobus-Kapelle lag an der alten Wallfahrtsstraße nach Santiago de Compostela. St. Jakobus der Ältere galt als Schutzherr der Pilger. Noch heute führt der Oberschwäbische Jakobsweg auf einem Abstecher die Pilger von Brochenzell über Tettnang und Kressbronn nach Nonnenhorn.
← Vorhergehender Ort: Selmnau | Nonnenhorn | Nächster Ort: Schwabenweg in Konstanz, St. Galler Weg in Rorschach, Appenzeller Weg via Bregenz →
Die St.-Christophorus-Kirche bildet mit dem Pfarrsaal und dem Pfarrhaus einen kirchlichen Komplex unter einem Dach. Der Kirchturm mit einem etwas hervorgestelltem Pultdach ist 25 m hoch. Die südliche Glaswand hat der Künstler nach dem „Sonnengesang des heiligen Franziskus von Assisi“ gestaltet.
Riesenmammutbaum
Am Kapellenplatz steht eine weitere Attraktion, ein kalifornischer Riesenmammutbaum, auch bekannt als Giant Sequoia. Der Baum wurde ca. 1880 gepflanzt und steht zusammen mit der St.-Jakobus-Kapelle, dem Brunnen, dem Gedenkstein und den umliegenden Gebäuden unter Ensembleschutz.[9] Im 19. Jahrhundert wurden in einigen Orten am Bodensee, wie z. B. Lindau, Langenargen und Friedrichshafen, Riesenmammutbäume gepflanzt, die heute noch stolz in den Himmel ragen. Der Riesenmammutbaum in Nonnenhorn hat eine lichte Höhe von ca. 30 m.
Weintorkel
Der Nonnenhorner Weintorkel aus dem Jahre 1591 ist eine der ältesten Weinpressen der Bodenseegegend. Er steht geschützt in einem offenen Holzhaus in der Conrad-Forster-Straße. In ihm wurde 1955 das letzte Mal die Traubenernte gepresst, und seit 1978 steht der alte Torkel unter Denkmalschutz. Der wuchtige eichene Pressbalken soll mit 400 Zentnern Gewicht die Traubenbeeren belastet haben. Etwa 30 Pferde und 40 Mann waren notwendig, um eine Presse dieser Größe zu errichten. Während der Saison berichten und veranschaulichen örtliche Winzer jeden Mittwoch bei den Torkelerklärungen, wie hier früher die Trauben verarbeitet wurden.
Seegfrörne-Steine
„Seegfrörne“, so nennt man es wenn der Bodensee komplett von einer geschlossenen Eisschicht bedeckt ist. Vor dem Eingang der St.-Jakobus-Kapelle steht schützend der „Seegfrörne-Stein“ als alter Zeitzeuge. Ein mächtiger Findlingsblock, der bei der damaligen Seegfrörne von 1880 aus dem See gezogen wurde. Ein weiterer Gedenkstein an die Seegfrörne von 1963 steht vor dem Strandbad Nonnenhorn.
Narrenbrunnen
Seit 2001 ziert der Narrenbrunnen den Park vor der Schiffsanlegestelle in Nonnenhorn. Er stellt die zwei Figuren der Narrenzunft Nonnenhorn dar: Den Traubenhüter und die Reblaus. Ein Weinblatt bildet den Grund des Brunnens. Er soll an die alte Tradition des Weinbaus im Ort erinnern.
Traditionen
- Besondere Feste: Komm und See / Winzerfest am See / Essen und Tschässen (siehe Veranstaltungskalender der Gemeinde)
- Schäfflertanz: Seit 1846 wird er alle sieben Jahre in Nonnenhorn von der örtlichen Schäfflergesellschaft aufgeführt
- Narrenverein mit Maskengruppen: Reblaus und Traubenhüter, Narrenruf „SeeWii – Oho“
Baudenkmäler
Bodendenkmäler
Herkunftstheorien über den Ortsnamen
Über die Vergangenheit Nonnenhorns vor dem 18. Jahrhundert sind im Allgemeinen leider nur spärliche Aufzeichnungen vorzufinden. Es ist jedoch geschichtlich nachgewiesen, dass Nonnenhorn bis zum Jahre 1818 als Teilort zur Herrschaft Wasserburg (einstige Schreibweise: „Wazzarburc“) gehörte.
Unstrittig ist, dass der Name Nonnenhorn darauf hinweist, dass der Ort auf einem „Horn“ (einer in den See hineinragenden Landzunge) liegt. Gemeint ist hier voraussichtlich das heute noch bei den Ortsansässigen liebevoll bezeichnete „Hörnle“ neben dem Landesteg. Auch in den amtlichen Feldlagen mit Stand 1821–1825 findet sich die Bezeichnung „Am Horn“ in diesem Bereich wieder.
Als weitere Ortshinweise „Horn“ um den Bodensee existieren:
Horn bei Arbon, Romanshorn, Widenhorn bei Egnach, Rehener Horn bei Wasserburg, Kippenhorn bei Immenstaad, Fließhorn bei Dingelsdorf, Horn auf der Höri, Hornstaat auf der Höri, Kattenhorn am Untersee, Nächsthorn bei Steckborn.
Theorie 1
Der Legende nach geriet Graf Adalbert von Rätien im Jahre 810 bei einem Unwetter auf dem Bodensee in Seenot. Er gelobte, dort wo er heil an Land kommen würde, der Gottesmutter ein Kloster und ein Bethaus zu errichten. Gestrandet sei er dann auf einer hornförmigen Halbinsel des heutigen Gemeindegebiets von Nonnenhorn.
Für das Bestehen eines Frauenklosters sprechen folgende Erwähnungen in der Gattnauer Chronik über die Zeit des 9. Jahrhunderts:
Seite 19:
Es herrschten in hiesiger Gegend die Grafen des Argengau’s. Die Gaugrafen Eckbert, Mangold und Wortbich gründeten das Frauenkloster zu Nonnenhorn.
Seite 106:
Als die Ungarn 925 gegen St. Gallen zogen, ließ Abt Engelbert Wasserburg befestigen und mit großem Mundvorrat versehen. Von seinen Klosteruntertanen schickte er, wie im „Ekkehard“ erzählt wird, die Knaben und die Greise hierher, damit sie vor dem Feinde sicher seien... das im Jahr 806 gegründete Kloster in Nonnenhorn, löste sich im Jahr 926 wieder auf... als die Ungarn 925 bereits in der Schweiz waren, flohen die Nonnen aus dem Kloster Nonnenhorn im Jahre 926 nach Lindau in Sicherheit.
Alten Erzählungen zufolge soll sich der Standort des Frauenklosters nahe dem Seehaus am Ende des Klosterweges befunden haben. Bis um das Jahr 1700 sollen dort noch Grabkreuze aus dem Wasser geragt haben und Mauerreste unter Wasser sichtbar gewesen sein.
Untermauert wird dies durch einen am Ufer aufgefundenen Findling, der 1930 bei der Erneuerung einer Ufermauer zutage getreten ist. Nach einem Gutachten des Landesamts für Denkmalpflege in München ist der Stein bereits vor rund 1000 Jahren bearbeitet worden und musste daraufhin freigelegt werden.
Gegen diese These sprechen folgende Argumente:
- Der besagte Standort des vermeintlichen Klosters liegt selbst im Winter bei Niedrigwasser zwischen 2–4 m Tiefe, sodass ein Kloster auf Pfählen hätte errichtet werden müssen (eine Friedhofgründung widerspricht sich somit).
- Bis heute wurden keinerlei Mauerreste oder anderweitige Erkenntnisse über die Existenz des Klosters vorgefunden.
- Im Jahre 784 wurde die Herrschaft Wasserburg, sowie der damalige Teilort Nonnenhorn dem Kloster St. Gallen zugehörig. Dem Stiftsarchiv des heutigen Bistum St. Gallen (ältestes Klosterarchiv im Abendland), liegen jedoch keinerlei Aufzeichnungen über die einstige Existenz eines Frauenklosters in Nonnenhorn vor.
Theorie 2
An anderer Stelle wird der Ortsnamen zurückgeführt auf den in unserem Gebiet angeblich angesiedelten keltischen Volksstamm der „Nunen“. Diese Ansicht wird erhärtet durch namensverwandte Ortshinweise die im Umland von Nonnenhorn vorkommen, wie beispielsweise Nonnenbach, Nonnenstein, Nonnenbuch und Nonnenbühl.
Von der früheren Besiedlung und Urbarmachung des Bodenseegebiets durch die keltischen Helvetier, den germanischen Sueben/Sweben (von denen sich die Schwaben ableiten), den illyrischen Rätier und den durch sie verdrängten Alemannen, war auch Nonnenhorn nicht ausgeschlossen.
Die heute vorhandenen Erkenntnisse über die Urbanisierung im Bodenseegebiet sprechen am ehesten für die Herkunftsform des Ortsnamens „Nonnenhorn“. Erkenntnisse über die tatsächliche Existenz des keltischen Volksstamm der „Nunen“ liegen hierbei jedoch nicht vor!
Theorie 3
Im Rahmen der Sendung „Ortsnamen“ vom 21. April 2008 des Bayerischen Rundfunks (BR1) wurde versucht, die Herkunft des Ortsnamens „Nonnenhorn“ mit dem Namenforscher Wolf-Armin von Reitzenstein zu ermitteln.
Nach Auffassung des Namenforschers treffen die beiden bislang bekannten Herkunftsvarianten „Nonnen-Horn“ von einem Nonnenkloster am Horn und „Nunen-Horn“ von einem keltischen Volksstamm am Horn nicht zu. Nach Prüfung von Unterlagen des Landkreisarchives Lindau (B) wurde angenommen, dass die Herkunft des Ortsnamens von einem aus dem Jahre 1359 hier erwähnten „Nuno“ abgeleitet werden kann.
Dieser Theorie steht entgegen, dass der Ortsname „Nonnenhorn“ im Jahr 910 erstmals urkundlich erwähnt worden sein soll.
Persönlichkeiten
- Georg Köberle (1819–1898), Schriftsteller und Dramaturg
- Josef Forster (1844–1910), Hygieniker in Amsterdam und Straßburg
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Nonnenhorn in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 14. Juni 2021.
- Gemeinde Nonnenhorn, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 11. Dezember 2021.
- Gemeindearchiv, der „Chronologie des Landkreises Lindau“ von Werner Dobras und schon bestehenden Einträgen
- Statistik kommunal 2012 Nonnenhorn (PDF; 1,3 MB)
- Mitglieder des Gemeinderates Nonnenhorn. Gemeinde Nonnenhorn, abgerufen am 29. September 2020.
- Eintrag zum Wappen von Nonnenhorn in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern III: Schwaben. Deutscher Kunstverlag 1989 S. 786, ISBN 3-422-03008-5
- Denkmalschutz Bayern: http://www.blfd.bayern.de/denkmalerfassung/denkmalliste/denkmalliste/index.php