Arabische Kalligrafie

Die arabische Kalligrafie (auch islamische Kalligrafie) i​st ein Aspekt d​er islamischen Kunst, d​er sich a​us der arabischen Schrift i​n engem Zusammenhang m​it dem Islam entwickelt hat. Sie ist, bedingt d​urch das Bilderverbot i​m Islam, d​ie traditionelle bildende Kunst i​n der islamischen Welt. Mit d​er eckigen Kufi- u​nd der kursiven Naschi-Schrift entwickelten s​ich schon früh z​wei Stilarten.

Schriftarten

NameBeschreibung Beispiel(e)
Kufi (Kūfī) Die Kufi-Schrift wird heute nur noch als Zierschrift verwendet. Die älteste Kufi-Inschrift befindet sich am Felsendom in Jerusalem.
Die sechs Schreibstile (al-ʾAqlām as-sitta)

Die s​echs Schreibstile (arabisch الأقلام الستة) bilden e​inen Kanon v​on sechs kursiven arabischen Schriftarten, welcher i​m 10. Jahrhundert v​on dem Kalligrafen Ibn Muqla, e​inem Wesir i​n Bagdad, definiert wurde. Es handelt s​ich um d​ie folgenden Stile:

Naschī (Nasḫ) Die Naschi-Schrift (türkisch Nesih) hat sich im Alltag beim Druck durchgesetzt.
Muhaqqaq (Muḥaqqaq) Muḥaqqaq ist eine großformatige, geradlinige Buch- und Monumentalschrift, die bis ins 16. Jh. v. a. unter den ägyptischen Mamluken und den Ilchanen beliebt war.
Rejhan (Raiḥān) Kleinere, dünnere und feinere Variante der Muhaqqaq
Thuluth (Ṯuluṯ) Die Thuluth (türkisch Sülüs), eine Kanzlei- und Monumentalschrift, war besonders im Osmanischen Reich populär.
Tauqi (Tauqīʿ) Großformatige, v. a. in der abbasidischen Verwaltung gebrauchte Kanzleischrift, die der Thuluth ähnelt
Reqa (Riqāʿ) Kleinere Variante der Tauqi
Taliq (Taʿlīq) Die Kanzleischrift Taliq entstand aus der Tauqi und existiert in einer persischen (siehe Beispiel) und einer osmanischen Version.
Persische Taliq
Nastaliq (Nastaʿlīq) Die Buchschrift Nastaliq entstand im 14. Jh. und wurde im 15. Jahrhundert zur bis heute meistgebrauchten Schrift Persiens.
Schekaste (Šekaste) Vor allem in Persien gebrauchte kursive Buchschrift
Maghribi (Maġribī) Der Maghribi-Duktus, eine Buchschriftart, wurde ab dem 10. Jh. in Nordwestafrika und al-Andalus gebraucht.
Diwani (Dīwānī) Die Diwani-Schrift ist die osmanische Kanzleischrift.
Diwani dschali (Dīwānī ǧalī) Spätere, dekorative Version der osmanischen Taliq
Ruqʿa Die im 18. Jh. entstandene, kursive Gebrauchsschrift Ruqʿa wird heute meist als Handschrift im Maschrek verwendet.
Quadratkufi Eine Art der Kufi-Schrift. Die Abbildung zeigt den Text der 112. Sure al-Iḫlāṣ, beginnt links unten mit der Basmala und geht dann im Uhrzeigersinn spiralförmig in die Mitte.
Die Bannai-Schrift

Berühmte Kalligraphen

Literatur

  • Annemarie Schimmel: Islamic Calligraphy. Leiden 1970.
  • Ernst Kühnel: Islamische Schriftkunst. Berlin 1942.
  • Martin Lings: The Qur'ānic Art of Calligraphy an Illumination. London 1976.
  • Yasin Hamid Safadi: Islamic Calligraphy. London 1978.
  • Ghazi al-Delaimi: Arabische Kalligraphie für Einsteiger. Alphabete, Anleitungen, Anwendungen. Knaur, München 2006, ISBN 3-426-64224-7, ISBN 978-3-426-64224-5.
  • Deniz Erduman (Hrsg.): Geschriebene Welten. Arabische Kalligraphie und Literatur im Wandel der Zeit. (anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, 7. Oktober 2004 bis 30. Januar 2005; =A written cosmos). DuMont: Köln 2004. ISBN 3-8321-7508-3, ISBN 3-8321-7507-5.
  • Jürgen Wasim Frembgen (Hrsg.): Die Aura des Alif. Schriftkunst im Islam. Zur Ausstellung Staatliches Museum für Völkerkunde München, 2010/2011. Prestel, München ISBN 978-3-7913-5065-3. (Inhaltsangabe (PDF)) (Bietet moderne Kalligraphien zeitgenössischer Künstler)
  • Wolfgang Kosack: Islamische Schriftkunst des Kufischen. Geometrisches Kufi in 593 Schriftbeispielen. Deutsch – Kufi – Arabisch. Christoph Brunner, Basel 2014, ISBN 978-3-906206-10-3.

Siehe auch

Commons: Islamische Kalligrafie – Sammlung von Bildern
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