Neustraschimy-Klasse
Projekt 1154 „Jastreb“ (Ястреб), (russisch für „Habicht“ bzw. „Sperber“), von der NATO, nach dem Namen des Typschiffs, als Neustraschimy-Klasse bezeichnet, ist eine aus zwei Einheiten bestehende Klasse von U-Jagd-Fregatten der Russischen Marine.
Projekt 1154 Fregatte Neustraschimy 2008 | ||||||||||||||
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Beschreibung
Mitte der 1970er Jahre begann die Entwicklung von „Projekt 1154“, einer U-Jagd-Korvette. Zu Beginn lag die geplante Tonnage bei rund 1500 Tonnen. Im Laufe der Entwicklungszeit stiegen die Anforderungen. Durch Hinzufügen zusätzlicher Waffensysteme sowie einen Helipad wurde schließlich eine moderne Mehrzweckfregatte (als „Projekt 11540“) entwickelt, die die Schiffe der Kriwak-Klasse ablösen sollte.
Noch vor 1990 wurden drei Schiffe der Klasse in der Kaliningrader Jantar-Werft auf Kiel gelegt und in den folgenden Jahren vom Stapel gelassen. Nur das erste Schiff wurde jedoch zeitnah in Dienst gestellt. Die zweite Einheit wurde erst 2009 der Flotte zugeteilt, die dritte sollte verkauft werden.
Technik
Die Fregatten sind 129,6 m lang und 15,6 m breit bei einem Tiefgang von 5,6 m und einer Verdrängung von 3800 t. Rumpf und Aufbauten bestehen aus Stahl und wurden unter Verwendung von Technologien zur Verringerung der akustischen Signatur entworfen. Der Antrieb besteht aus einer COGAG-Anlage mit 2 × 2 Gasturbinen mit 2 × 20.000 PS Normalleistung und 2 × 37.000 PS Maximalleistung.
Bewaffnung
Am Bug des Schiffes ist ein 100-mm-Geschütz AK-100 zur Bekämpfung von Flugzeugen sowie Überwasser- und Küstenzielen installiert. Der Munitionsvorrat beträgt 350 Schuss, unter anderem auch panzerbrechende Geschosse. Die Kadenz beträgt zwischen 30 und 50 Schuss pro Minute, die Reichweite bis zu 20 km. Das Waffensystem beinhaltet ein Computersystem für optische und Radar-Zielerfassung und -verfolgung sowie für automatisches Feuer.
Zur Bekämpfung von Überwasserzielen können 8 SS-N-25-Seezielflugkörper mitgeführt werden. Es können zwei Vierfachstarter zwischen den beiden Masten aufgestellt werden. Je einer an jeder Seite, mit entgegengesetzter Abschussrichtung, so dass der Starter auf der Steuerbordseite die Raketen nach Backbord ausstoßen und umgekehrt.
Zur Zeit des Baus der Neustraschimy war die Entwicklung der SS-N-25 noch nicht abgeschlossen. Deshalb wurde sie 1993 ohne Seezielflugkörper in Dienst gestellt. Eine Nachrüstung erfolgte bis heute (Stand 2020) nicht.
An beiden Seiten sind je drei 533-mm-Torpedorohre Richtung Bug installiert. Diese können außer Torpedos auch die Lenkwaffen SS-N-15 und SS-N-16 einsetzen. Insgesamt stehen 16 Waffen zur Verfügung[1].
Zur U-Jagd stehen ein Hubschrauber Kamow Ka-27 und ein, auf dem oberen Deck montierter, zwölfrohriger Wasserbombenwerfer RBU-6000 mit insgesamt 96 Geschossen zur Verfügung.
Für die Flugabwehr sind im Bug (zwischen Geschütz und RBU-6000) vier Senkrechtstartmodule mit einem jeweils achtrohrigen Trommelmagazin für 3K95-Kinschal-Schiff-Luft-Raketen installiert. Auf beiden Seiten der Satellitenantennen-Kuppel befindet sich je ein 3K87-Kortik-Komplex als kombiniertes Artillerie/Raketen-Nahbereichsverteidigungssystem mit insgesamt 64 Raketen und 600 Schuss Munition pro Geschütz.
Acht Täuschkörperwerfer PK-10 und zwei PK-16 zum Abschuss von Radar-, Infrarot- und optischen Täuschkörpern sind ebenfalls vorhanden.
Weiterentwicklungen
Es existiert zwar ein Projekt 11541 „Korsar“ als Exportvariante (mit den entsprechenden Exportvarianten der Waffensysteme und Elektronik). Allerdings wurde davon bisher noch kein Schiff auf Kiel gelegt.
Schiffe des Projekts 1154
Neustraschimy
Die Neustraschimy (Неустрашимый) (russisch für „Der Furchtlose“) wurde 1986 in Kaliningrad auf Kiel gelegt und lief 1991 vom Stapel. Sie wurde am 24. Januar 1993 in den Dienst der Baltischen Flotte gestellt.[2] In der Folge wurde sie vorübergehend zur Schwarzmeerflotte versetzt und nahm 2008 an der Bekämpfung von Piraterie vor der Küste Somalias teil. Wegen schwerwiegender Maschinenprobleme während dieser Einsätze wurde sie zurück in die Ostsee geschickt um in Kaliningrad überholt zu werden. Vier Dieselaggregate und zwei Turbinen mussten dabei ausgetauscht werden, bevor das Schiff im August 2009 zur Flotte zurückkehrte.[3] Anfang 2010 führte sie einen weiteren Einsatz zur Piratenabwehr im Golf von Aden durch.[4]
Jaroslaw Mudry
Die Jaroslaw Mudry (Ярослав Мудрый nach anderer Transkription Yaroslov Mudry), benannt nach Jaroslaw dem Weisen, wurde 1990 auf Kiel gelegt. Ihr Bau stockte wegen fehlender Finanzierung 1994 und konnte erst im Jahr 2002 fortgesetzt werden. Das Schiff wurde am 19. Juni 2009 in Dienst gestellt und gehört zur Baltischen Flotte.[5]
Tuman
Die Tuman (Туман) (russisch für „Nebel“) wurde in Kaliningrad 1993 auf Kiel gelegt, aber nur zu 47 % fertiggestellt. 2010 teilte die Werft mit, die Marineführung habe noch keine Entscheidung über die Zukunft des Schiffes getroffen.[6] Sechs Jahre später, im April 2016, teilte die Werft mit, dass die Tuman nicht weitergebaut, sondern abgewrackt wird.[7]
Literatur
- Павлов А.С.: Сторожевой корабль «Неустрашимый» (etwa: Pawlow, A.S.: Fregatte «Neustraschimy»), Jakutsk, 1997
Weblinks
- Neustraschimy-Klasse auf fas.org (englisch)
- Neustraschimy-Klasse auf naval-technology.com (englisch)
- Neustraschimy-Klasse auf steelnavy.com (englisch)
- Neustraschimy-Klasse auf arms-expo.ru (russisch)
- Neustraschimy-Klasse auf weaponsas.ucoz.ru (russisch)
- Neustraschimy-Klasse auf atrinaflot.narod.ru (Memento vom 13. März 2012 im Internet Archive) (russisch)
Einzelnachweise
- Conway’s All the World’s Fighting Ships, 1947-1995, US Naval Institute Press, ISBN 1-55750-132-7.
- 19 лет назад на сторожевом корабле Балтийского флота „Неустрашимый“ был поднят Военно-морской флаг России. Pressemeldung der russischen Marine. In: mil.ru. 24. Januar 2012, abgerufen am 25. Januar 2012 (russisch).
- Завод „Янтарь“ завершил ремонт СКР „Неустрашимый“, боровшегося с пиратами у Сомали. In: ria.ru. 31. Juli 2009, abgerufen am 20. Januar 2012 (russisch).
- „Неустрашимый“ вернулся в Аденский залив. In: lenta.ru. 23. Januar 2010, abgerufen am 20. Januar 2012 (russisch).
- Ярослав Мудрый: предвестник фрегатов будущего. In: ria.ru. 19. Juni 2009, abgerufen am 20. Januar 2012 (russisch).
- Остается неизвестной судьба двух кораблей на заводе „Янтарь“. In: flot.com. 18. Februar 2010, abgerufen am 20. Januar 2012 (russisch).
- https://regnum.ru/news/2119506.html