Wucherblumen
Die Wucherblumen (Tanacetum) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die 150 bis 160 Arten gedeihen in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel.
Wucherblumen | ||||||||||||
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Mutterkraut (Tanacetum parthenium) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Tanacetum | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Tanacetum-Arten sind meist ausdauernde, sehr selten einjährige, krautige Pflanzen oder selten Halbsträucher oder Sträucher. Viele Arten verholzen an ihrer Basis mehr oder weniger stark.[1] Sie bilden Rhizome als Überdauerungsorgane. Es handelt sich meist um aromatisch riechende Pflanzen.
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt oder ungestielt.[1] Die Blattspreiten sind selten einfach, meist sind sie gefiedert.
Generative Merkmale
Vorherrschend sind aus körbchenförmigen Teilblütenständen zusammengesetzte (oft in Form einer Schirmrispe) Gesamtblütenstände, selten ist nur ein einzelner körbchenförmiger Blütenstand vorhanden. Die Blütenkörbchen weisen einen Durchmesser von selten 3 bis, meist 5 bis über 22 Millimetern auf. Die (selten 20 bis) meist 30 bis mehr als 60 Hüllblätter stehen in (selten zwei) meist drei bis fünf Reihen. Spreublätter sind keine vorhanden. Die Blütenkörbe enthalten 10 bis über 21 Zungenblüten und 60 bis über 300 Röhrenblüten. Die meist weiblichen, fertilen oder sterilen Zungenblüten sind weiß oder gelb. Die zwittrigen, fertilen Röhrenblüten sind gelb.
Die Achänen sind meist fünf- bis zehnrippig (vier- bis über zwölfrippig). Der Pappus besteht aus nur einem häutigen, krönchenförmigen Saum, selten ist kein Pappus vorhanden.
Inhaltsstoffe
Pyrethrum
Das Insektizid Pyrethrum wird aus den getrockneten Blüten von Tanacetum-Arten durch Zerkleinern oder Extraktion mit Lösungsmitteln gewonnen. Das „montenegrinische bzw. dalmatinische Insektenpulver“ wird aus der Dalmatinischen Insektenblume, Insektenpulverkraut (Tanacetum cinerariifolium, Syn.: Chrysanthemum cinerariifolium, Pyrethrum cinerariifolium), hingegen das „armenische, persische bzw. kaukasische Insektenpulver“ aus der Kaukasischen Insektenblume (Tanacetum coccineum, Syn.: Chrysanthemum coccineum, Pyrethrum roseum, Pyrethrum carneum) gewonnen. Die Pyrethrum-Arten waren eine eigene Gattung, sind aber heute in die Gattung Tanacetum eingegliedert.
Pyrethrum-liefernde Pflanzen werden bevorzugt angebaut in bzw. exportiert aus Afrika (beispielsweise Tansania, Kenia), Mittelamerika (beispielsweise Ecuador, Kolumbien), Neuguinea und Japan.
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Tanacetum wurde 1753 durch Carl von Linné aufgestellt.[2] Synonyme für Tanacetum L. sind: Balsamita Mill., Gymnocline Cass., Pyrethrum Medik., Pyrethrum Zinn, Spathipappus Tzvelev.
Das Hauptverbreitungsgebiet der Gattung Tanacetum liegt in der Holarktis. Die Tanacetum-Arten gedeihen in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel in Eurasien, Nordafrika und Nordamerika. Einige Arten werden weltweit angebaut.
Es gibt 150 bis 160 Tanacetum-Arten (Auswahl):[3]
- Tanacetum abrotanifolium (L.) Druce (Syn.: Achillea abrotanifolia L.): Sie kommt in der Türkei, in Armenien und im Iran vor.[3]
- Tanacetum achilleifolium (M.Bieb.) Sch.Bip. (Syn.: Chrysanthemum achilleifolium (M.Bieb.) Kuntze, Pyrethrum achilleifolium M.Bieb.): Sie kommt in Rumänien, Bulgarien, in der Ukraine, in Russland, im Kaukasusraum und in Kasachstan vor.[3]
- Tanacetum artemisioides Sch.Bip. ex Hook. f.: Sie kommt in Pakistan, im westlichen Xizang in Höhenlagen zwischen 2400 und 2700 Metern Meereshöhe und möglicherweise auch in Indien vor.[4]
- Tanacetum atkinsonii (C.B.Clarke) Kitam. (Syn.: Chrysanthemum atkinsonii C.B.Clarke): Sie kommt in Bhutan, Sikkim, Nepal und Tibet vor.[3]
- Frauenminze oder Balsamkraut (Tanacetum balsamita L.): Die Heimat ist die Türkei, Irak, Iran, Armenien, Aserbaidschan und Georgien. In Europa, in Nord- und Südamerika wird sie kultiviert und ist ein Neophyt.[3]
- Tanacetum balsamita L. subsp. balsamita (Syn.: Balsamita major Desf., Chrysanthemum balsamita auct., Chrysanthemum majus (Desf.) Asch., Pyrethrum majus (Desf.) Tzvelev): Die Heimat ist die Türkei, Iran, Aserbaidschan, Armenien und Georgien.[3]
- Tanacetum balsamita subsp. balsamitoides (Sch.Bip.) Grierson (Syn.: Chrysanthemum balsamita L., Pyrethrum balsamita (L.) Willd., Tanacetum balsamitoides Sch.Bip.): Die Heimat ist die Türkei, Irak, Iran und Armenien.[3]
- Tanacetum bipinnatum (L.) Sch.Bip. (Syn.: Chrysanthemum bipinnatum L.): Sie ist in Russland vom europäischen Teil bis Sibirien und dem fernöstlichen Teil Russlands weitverbreitet und kommt außerdem in Alaska vor.[3]
- Tanacetum camphoratum Less. (Syn.: Tanacetum douglasii DC.): Sie kommt in Nordamerika in British Columbia, Oregon, Washington und Kalifornien vor.[3]
- Dalmatinische Insektenblume oder Aschblätterige Wucherblume (Tanacetum cinerariifolium (Trevir.) Sch.Bip., Syn.: Chrysanthemum cinerariifolium (Trevir.) Vis., Pyrethrum cinerariifolium Trevir.): Die Heimat ist Kroatien, Albanien, Bosnien, Herzegowina und Montenegro. Im übrigen Europa und auf Zypern ist sie ein Neophyt.[3]
- Tanacetum chitralense (Podlech) K.Bremer & Humphries: Sie ist in Pakistan (Chitral) endemisch und kommt dort in Höhenlagen zwischen 3000 und 4000 Metern Meereshöhe vor.[5]
- Rotblütige Wucherblume oder Armenische Insektenblume (Tanacetum coccineum (Willd.) Grierson, Syn.: Chrysanthemum coccineum Willd., Chrysanthemum marschallii Asch. ex O.Hoffm., Chrysanthemum roseum Adams, Pyrethrum carneum M.Bieb., Pyrethrum roseum (Adams) M.Bieb.): Die Heimat ist die Türkei, der Iran, der Kaukasusraum, Armenien, Georgien und Aserbaidschan.[3]
- Straußblütige Wucherblume oder Ebensträußige Wucherblume (Tanacetum corymbosum (L.) Sch.Bip., Chrysanthemum corymbosum L., Pyrethrum corymbosum (L.) Willd.): Es gibt Unterarten (hier nur eine Auswahl):
- Tanacetum corymbosum (L.) Sch.Bip. subsp. corymbosum (Syn.: Chrysanthemum corymbosum L., Pyrethrum corymbosum (L.) Willd.): Sie kommt in Europa, in den gemäßigten Gebieten Asiens und in Algerien und Marokko vor.[3]
- Tanacetum corymbosum subsp. subcorymbosum (Schur) Pawł. (Syn.: Tanacetum corymbosum subsp. clusii (Fisch. ex Rchb.) Heywood, Pyrethrum clusii Fisch. ex Rchb.): Sie kommt in Polen, Österreich, Ungarn, in der Slowakei, Rumänien, in der Ukraine, in Kroatien, Slowenien sowie in Bosnien und Herzegowina vor.[3]
- Tanacetum emodi R.Khan: Sie kommt in Pakistan und in Xizang in Höhenlagen zwischen 3000 und 4100 Metern Meereshöhe vor.[5]
- Tanacetum falconeri Hook. f.: Sie kommt in Himachal Pradesh, in Pakistan und im westlichen Xizang in Höhenlagen zwischen 2000 und 4000 Metern vor.[4]
- Tanacetum griffithii (C.B.Clarke) Muradyan: Sie kommt in Zentralasien, Afghanistan, Pakistan, im Himalaja und in Xizang vor.[5]
- Tanacetum huronense Nutt. (Syn.: Tanacetum pauciflorum Richardson): Die Heimat ist Kanada, Wisconsin, Maine und Michigan.[3]
- Großblättrige Wucherblume (Tanacetum macrophyllum (Waldst. & Kit.) Sch. Bip., Syn.: Chrysanthemum macrophyllum Waldst. & Kit.): Die Heimat ist Südosteuropa, die Türkei und das Kaukasusraum.[3]
- Kugel-Rainfarn (Tanacetum niveum (Lag.) Sch.Bip., Syn.: Pyrethrum niveum Lag.): Die Heimat ist das Kaukasusgebiet.[3]
- Tanacetum pakistanicum Podlech: Sie ist in Pakistan endemisch.[5]
- Tanacetum parthenifolium (Willd.) Sch.Bip. (Syn.: Pyrethrum parthenifolium Willd.): Die Heimat ist die Krim, West- und Mittelasien und das Kaukasusraum.[3]
- Mutterkraut (Tanacetum parthenium (L.) Sch.Bip., Syn.: Chrysanthemum parthenium (L.) Bernh., Chrysanthemum praealtum Vent., Leucanthemum parthenium (L.) Gren. & Godr., Matricaria eximia hort. ex Voss nom. inval., Matricaria parthenium L.): Die Heimat ist Südeuropa, die Türkei, die Krim, Tschechien und das Kaukasusgebiet. In vielen anderen Ländern ist die Art ein Neophyt.[3]
- Tanacetum pinnatum Boiss.: Sie kommt in der Türkei, im Irak und im Iran vor.[3]
- Tanacetum polycephalum Sch.Bip.: Es gibt Unterarten (Auswahl):
- Tanacetum polycephalum subsp. argyrophyllum (K.Koch) Podlech (Syn.: Gymnocline argyrophylla K.Koch, Tanacetum argyrophyllum (K.Koch) Tzvelev): Sie kommt in der Türkei, im Irak und im Iran, in Armenien und in Aserbaidschan vor.[3]
- Tanacetum polycephalum Sch. Bip. subsp. polycephalum: Sie kommt in der Türkei, im Irak und im Iran vor.[3]
- Tanacetum poteriifolium (Ledeb.) Grierson (Syn.: Chrysanthemum anserinifolium (Hausskn. & Bornm.) J.W.Ingram & Dress, Pyrethrum anserinifolium Hausskn. & Bornm., Pyrethrum poteriifolium Ledeb.): Sie kommt in der Türkei und im Kaukasusraum vor.[3]
- Tanacetum ptarmiciflorum (Webb & Berthel.) Sch.Bip. (Syn.: Chrysanthemum ptarmiciflorum (Webb & Berthel.) Brenan, Pyrethrum ptarmiciflorum Webb & Berthel.): Dieser Endemit kommt nur auf Gran Canaria vor.[6]
- Tanacetum roylei (DC.) R.Khan: Dieser Endemit kommt nur kommt in Kaschmir vor.[5]
- Tanacetum stoliczkae (C.B.Clarke) R.Khan: Sie kommt nur in Kaschmir in Höhenlagen zwischen 3000 und 4000 Metern Meereshöhe vor.[5]
- Gemeiner Rainfarn (Tanacetum vulgare L., Syn.: Chrysanthemum vulgare (L.) Bernh., Tanacetum boreale Fisch. ex DC.): Er ist in Eurasien weitverbreitet und ist in zahlreichen anderen Ländern ein Neophyt.[3]
Nicht mehr zur Gattung Tanacetum gehören (Auswahl):[3]
- Tanacetum axillare Thunb. → Asaemia minuta (L. f.) K.Bremer[3]
- Tanacetum incanum L. → Artemisia incana (L.) Druce[3]
- Tanacetum lingulatum (Boiss.) Bornm. → Xylanthemum lingulatum (Boiss.) K.Bremer & Humphries[3]
- Tanacetum potentilloides (A.Gray) A.Gray → Sphaeromeria potentilloides (A.Gray) A.Heller[3]
- Tanacetum purpureum Buch.-Ham. ex D.Don → Cyathocline purpurea (Buch.-Ham. ex D.Don) Kuntze[3]
- Tanacetum serotinum (L.) Sch.Bip. → Leucanthemella serotina (L.) Tzvelev[3]
- Tanacetum simplex A.Nelson → Sphaeromeria simplex (A.Nelson) A.Heller[3]
- Tanacetum suffruticosum L. → Oncosiphon suffruticosum (L.) Källersjö[3]
- Tanacetum waldsteinii Sch.Bip. → Leucanthemum waldsteinii (Sch.Bip.) Pouzar[3]
Quellen
- Tanacetum bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Linda E. Watson: Tanacetum, S. 489-490 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 19: Magnoliophyta: Asteridae, part 6: Asteraceae, part 1 (Mutisieae–Anthemideae). Oxford University Press, New York und Oxford, 2006, ISBN 0-19-530563-9.
- Zhu Shi, Christopher J. Humphries, Michael G. Gilbert: Tanacetum, S. 763-765 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 20–21: Asteraceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2011, ISBN 978-1-935641-07-0.
Weblinks
- Tanacetum bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Tanacetum bei Tropicos.org. In: Flora Mesoamericana. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Florenliste von Baden-Württemberg. (Memento vom 30. August 2008 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Linda E. Watson: Tanacetum, S. 489-490 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 19: Magnoliophyta: Asteridae, part 6: Asteraceae, part 1 (Mutisieae–Anthemideae). Oxford University Press, New York und Oxford, 2006, ISBN 0-19-530563-9.
- Tanacetum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 18. Februar 2018.
- Tanacetum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 13. Januar 2019.
- Zhu Shi, Christopher J. Humphries, Michael G. Gilbert: Tanacetum Linnaeus., S. 763-765 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 20–21: Asteraceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2011, ISBN 978-1-935641-07-0.
- Flora of Pakistan. Vol. 207 & 210. Tanacetum- online.
- Werner Greuter (2006+): Compositae (pro parte majore). In: W. Greuter, E. von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae.: Datenblatt Tanacetum In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.