Kloster Neuzelle
Das Kloster Neuzelle (lat. Monasterium Nova Cella) ist ein Zisterzienserkloster in der Niederlausitz. Die frühere Abtei in der Gemeinde Neuzelle wurde im 13. Jahrhundert vom Haus Wettin gegründet, bestand bis 1817 und wurde von der Regierung Preußens säkularisiert. Die Klostergüter gingen an das staatlich verwaltete Stift Neuzelle, das bis zu dessen Verstaatlichung im Jahr 1955 bestand. Im Jahr 1996 wurde die Stiftung Stift Neuzelle als Stiftung öffentlichen Rechts des Landes Brandenburg neu errichtet.[1] Die Klosterkirche St. Mariä Himmelfahrt ist Wallfahrtskirche und Pfarrkirche.
Zisterzienserpriorat Neuzelle | |
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Klosterkirche St. Mariä Himmelfahrt | |
Lage | Deutschland Brandenburg Neuzelle |
Liegt im Bistum | Görlitz |
Koordinaten: | 52° 5′ 26″ N, 14° 39′ 8″ O |
Ordnungsnummer nach Janauschek |
682 |
Patrozinium | Mariä Aufnahme in den Himmel |
Gründungsjahr | 1268 |
Jahr der Auflösung/ Aufhebung |
1817 |
Jahr der Wiederbesiedlung | 2018 (als Priorat von Heiligenkreuz) |
Mutterkloster | 1268 Kloster Altzella 2018 Stift Heiligenkreuz |
Primarabtei | Kloster Morimond |
Kongregation | Österreichische Zisterzienserkongregation |
Tochterklöster |
keine |
Am 2. September 2018 wurde der Konvent des Priorates Neuzelle kanonisch errichtet. Das Priorat wurde von Mönchen des österreichischen Stiftes Heiligenkreuz besiedelt und ist von diesem abhängig.[2][3]
Geschichte
Mittelalter
Das Kloster Neuzelle wurde am 12. Oktober 1268 von Markgraf Heinrich dem Erlauchten aus dem Haus Wettin im Gedenken an seine zwei Tage zuvor verstorbene Ehefrau Agnes gestiftet, um die von den Piasten erworbenen Grundherrschaft zwischen Oder und Schlaube im Siedlungsgebiet der Sorben dem Christentum zu erschließen, wirtschaftlich zu entwickeln und zu nutzen. Das Kloster Neuzelle war eine Ausgründung des Mutterklosters Altzella (Cella) in Sachsen; ein Konvent bestand seit 1281.
Der Klosterkomplex Neuzelle wurde zwischen 1300 und 1330 auf einem in die Oderniederung ragenden Bergsporn errichtet, auf dem vorher ein Plateau geschaffen wurde. Die dreischiffige Hallenkirche der Abtei wurde im Stil der Backsteingotik in der für die Gegend typischen Backsteinbauweise ausgeführt.
Im Mittelalter errichtete die Verwaltung des Klosters Neuzelle eine umfangreiche Grundherrschaft. Über 30 Dörfer in der Niederlausitz und einige in der Mark Brandenburg mit ihren Einnahmen und Frondiensten gehörten zur Klosterherrschaft. Auch das Städtchen Fürstenberg (Oder) (heute Teil von Eisenhüttenstadt) sowie die Burg Schiedlo an der Neißemündung waren im Besitz der Zisterzienser. Im Jahr 1429 drang während der Hussitenkriege eine Heeresgruppe aus Böhmen ein und zerstörte neben der Stadt Guben auch das Kloster Neuzelle. Da sich die Mönche weigerten, die Lehren des Reformators Jan Hus anzunehmen, wurden sie gemartert, ermordet oder verschleppt. Seither werden sie als Märtyrer verehrt, insbesondere Abt Petrus (1408–1429). Unter Abt Nicolaus II. von Bomsdorf (1432–1469) wurde das Kloster wiederaufgebaut, wozu einige erbuntertänige Dörfer verkauft wurden. Die Ausbildung der Kleriker erfolgte am Zisterzienserkolleg in Leipzig.
Frühe Neuzeit
Als einziges Kloster in der Niederlausitz blieb Neuzelle in der Reformationszeit als eine konfessionelle Insel beim alten Glauben, während sich die bäuerlichen Untertanen der Grundherrschaft des Klosters Neuzelle um 1550 der Lehre Luthers anschlossen. Neue Anwärter kamen nun überwiegend aus Nordböhmen und der katholischen Oberlausitz und studierten nach dem Noviziat an der Karls-Universität Prag. Das Kloster wurde in die böhmische Ordensprovinz der Zisterzienser aufgenommen. Als die Habsburger 1635 im Prager Frieden die Niederlausitz an das sächsische Haus Wettin abtraten, musste der evangelische Kurfürst von Sachsen im sogenannten Traditionsrezess den Fortbestand des Klosters Neuzelle garantieren. Es gehörte zu den Niederlausitzer Landständen und war bis zu seiner Auflösung im Landtag vertreten.
Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde die Klosteranlage schwer beschädigt. Zwei Jahre nach dem Westfälischen Frieden kehrten die Mönche 1650 wieder zurück und stabilisierten die Grundherrschaft. Abt Bernardus ließ zwischen 1655 und 1658 die wiederaufgebauten Gebäude von italienischen Künstlern mit Fresken und Stuckaturen versehen. Sein Nachfolger ließ die Klosteranlage im Stil des süddeutschen Barocks umgestalten. Die prächtige Barockisierung des Gebäudes ließ die Raumstruktur der dreischiffigen Hallenkirche mit ihren eng gesetzten Pfeilern und den schmalen Seitenschiffen jedoch unverändert. Die Verwaltung des Klosters stand in dieser Zeit unter dem Kanzler Johann Brusch von Neiberg. Fast alle heute noch bestehenden Gebäude der Anlage sind durch den Umbau in der Barockzeit geprägt oder wurden in dieser Zeit erbaut. Die Neuzeller Klosterkirche ist der Sakralbau mit der reichsten Ausstattung der Niederlausitz.
19. bis 21. Jahrhundert
Als Folge des Wiener Kongresses kam die sächsische Niederlausitz zu Preußen und das Neuzeller Kloster der Zisterzienser wurde 1817 durch König Friedrich Wilhelm III. säkularisiert. Im 19. Jahrhundert war einem Waisenhaus im Klosterbereich auch ein evangelisches Lehrerseminar (bis 1922) angeschlossen. Von 1934 bis 1945 war dort eine Aufbauschule für Mädchen im Rahmen der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten untergebracht.
Die Klostergebäude und der Grundbesitz wurden vom staatlichen Stift Neuzelle verwaltet. Die ehemalige Konventskirche blieb katholisch und wurde ab 1947 zur Wallfahrtskirche für die Gläubigen im deutschen Restteil des Erzbistums Breslau, die von den traditionellen Wallfahrtsorten in Schlesien abgeschnitten waren. Seither finden in jedem Jahr am Dreifaltigkeitssonntag Wallfahrten von Jugendlichen hierher statt.[4] Am ersten Sonntag im September ist die Stiftskirche Ziel der Bistumswallfahrt des Bistums Görlitz. Dabei wird das Neuzeller Wallfahrtslied des Görlitzer Holzbildhauers und Lieddichters Georg Schröter gesungen.[5]
Die ehemals katholische Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz wurde im Jahre 1817 zu einer evangelischen Pfarrkirche (im Zuge der Einrichtung eines Lehrerseminars in den Klausurgebäuden).[6] Sie war zwischen 1730 und 1740 als „Leutekirche“ erbaut und 1741 geweiht worden.
Ab 1934 beherbergten die Stiftsgebäude eine nationalsozialistische Eliteschule, die NPEA Neuzelle, zum Heranbilden von Führernachwuchs.
Zu DDR-Zeiten war im Kanzleigebäude eins von republikweit drei katholischen Priesterseminaren untergebracht. Nach der Schließung der Seminare in Huysburg und Neuzelle (1993) konzentriert sich die Ausbildung in Ostdeutschland auf das Priesterseminar Erfurt.[7] 1955 wurde das Stift Neuzelle verstaatlicht und diente bis 1985 als Institut für Lehrerbildung. 1996 wurde es in eine Stiftung überführt und bereits seit 1993 die in großen Teilen erhaltene barocke Klosteranlage saniert. 2004 wurden der barocke Klostergarten und die Orangerie nach aufwendiger Rekonstruktion wiedereröffnet.
Im November 2016 beschloss der Konvent der Zisterzienser der Abtei Stift Heiligenkreuz in Österreich, einer Einladung des Bischofs von Görlitz, Wolfgang Ipolt, zu folgen und das Kloster Neuzelle bis zum 750-jährigen Jubiläum des Klosters 2018 wiederzubesiedeln. Dabei sollen dem Gründungskonvent zunächst acht Mönche angehören.[8] Die ersten vier Mönche übersiedelten im August 2017 nach Neuzelle, unter ihnen der künftige Prior P. Simeon Wester OCist.[9] Am 2. September 2018 wurde das Priorat Neuzelle kanonisch errichtet. In den folgenden Jahren soll ein Klosterneubau im näheren Umfeld von Neuzelle entstehen,[10] voraussichtlich in Treppeln.[11] Am 14. Jänner 2021 stimmte der Haushalts- und Finanzausschuss des Potsdamer Landtages dem Verkauf des ehemaligen Forsthauses Treppeln an das Priorat Neuzelle zum Zweck eines Klosterbaus zu. Damit steht dem Bau des neuen Zisterzienserklosters nichts mehr im Weg.[12]
Am 1. September 2019 wurden der Neuzeller Pfarrei Beata Maria Virgo zwei in Eisenhüttenstadt gelegene Kirchen angeschlossen, die Kirche Heiligstes Herz Jesu in Fürstenberg und die 1994 eingeweihte Kirche Heilig Kreuz in Schönfließ, die zuvor eine eigene Pfarrei bildeten.[13]
Klosterkirche
Architektur
Die Kirche entstand aus dem Umbau einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche von sieben Jochen im Barockstil vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis 1741. Das Äußere wurde bis auf die Nordwand verputzt und die Strebepfeiler zu kräftigen Wandvorlagen mit Kapitellen umgewandelt. Darüber wurde ein hohes verkröpftes Wandgesims angeordnet.
Im Westen wurde eine Vorhalle mit konvex geschwungener Fassade und prunkvollem Portal hinzugefügt. Darüber entstand ein Uhrenturm. Der vorhandene Glockenturm der gotischen Kirche wurde 1720/30 erhöht und mit einer geschweiften Haube versehen.
Nach Osten wurde ein halbkreisförmig geschlossener Chor mit Dachreiter angebaut. An der Chornordseite entstand 1725 ein Sakristeianbau mit Spiegelgewölben. Die sechseckige Josephskapelle an der Südseite des Langhauses entstand um 1730/40.
Im Innern war die gotische Raumform bereits nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg verändert worden. Unter den erhaltenen gotischen Gewölben wurde 1654/58 ein Tonnengewölbe mit Stichkappen eingezogen. Die Gewölbe, Pfeiler und Wände erhielten überreiche ornamentale und figürliche Stuckdekorationen von Johann Bartholomäus Cometa. Davon hervorzuheben sind die Statuen der zwölf Apostel auf den Volutenkapitellen der Pfeiler, die Festons an den Pfeilern und Wänden sowie Grotesken und Büsten.
Die Stukkaturen wurden prächtig ergänzt durch Gewölbe- und Wandmalereien mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament in den Gewölben der Schiffe (datiert 1654/58) und an der oberen Zone beider Seitenschiffe mit Szenen aus dem Leben Christi, signiert durch Johannes Vanet (Vanetti).
Im Zuge der Barockisierung wurden die Wand- und Deckenmalereien durch Georg Wilhelm Neunhertz und seine Werkstatt ergänzt. Im Chor wurden zwei Gewölbefelder 1740 bemalt, die Wandmalereien in der Vorhalle entstanden in den Jahren 1725/30. Weitere Wandmalereien an der unteren Fensterzone der Seitenschiff wurden 1728/31 geschaffen. Illusionistische Kuppelmalereien in der Josephskapelle entstanden 1735 und die Deckenmalereien in der Sakristei in den Jahren um 1730.
Altäre
Das Innere der Klosterkirche wurde glanzvoll ausgestattet durch Meister der Wessobrunner Schule unter Leitung von Mitgliedern der Künstlerfamilie Hennevogel.
Der prachtvolle Hochaltar wurde 1740/41 durch Johann Wilhelm Hennevogel in Stuckmarmor erbaut. Er zeigt einen figurenreichen Aufbau mit einer Emmaus-Gruppe am Tabernakel. Das Altarbild zeigt die Himmelfahrt Mariae aus der Schule des Michael Willmann aus der Zeit um 1740.
Elf weitere Nebenaltäre, von denen sechs Johann Wilhelm Hennevogel zugeschrieben werden, entstanden um 1730/40 in Holz oder Stuckmarmor. Im Marienaltar ist eine spätgotische Schnitzfigur einer Madonna aus dem 15. Jahrhundert eingefügt. Besonders hervorzuheben ist der wertvolle Taufaltar von 1730 aus vergoldetem Holz, der aus der Schule des J. Wentzl Löw stammt. In der Josephskapelle befindet sich ein Altar mit einem Gemälde der Heiligen Familie. In der Sakristei sind zwei Stifteraltäre aus der Zeit um 1730 untergebracht.
Weitere Ausstattung
Die reichgeschnitzte Kanzel mit figürlichem und ornamentalem Schmuck wurde 1728 geschaffen. Die Taufe entstand aus Marmor in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und besitzt einen hölzernen Deckel.
Das reichgeschnitzte Gestühl im Mittelschiff entstammt der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in den Seitenschiffen befindet sich Gestühl aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Weiterhin sind vier Beichtstühle in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden. An der Nordwand stehen sechs Beichtstühle aus der Zeit um 1800 von Andreas Nerse. Zwei Weihwasserbecken aus Marmor stammen wie die Altarschranken aus Schmiedeeisen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ein vergoldeter Abtsstuhl wurde 1733 geschaffen. Zwei Kredenztische entstanden 1739 und 1741.
Zu erwähnen ist schließlich eine überaus reiche Ausstattung mit liturgischen Gefäßen, Leuchtern, Paramenten und liturgischen Gewändern. Das Kloster besitzt darüber hinaus eine Bibliothek und eine Gemäldesammlung.
Orgel
Die reich ornamentierte Orgelempore wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geschaffen und zeigt an der Brüstung sechs musizierende Putten. Der Prospekt der großen Orgel der Stiftskirche von Andreas Nerse stammt aus dem Jahr 1806. Das jetzige Instrument baute der Orgelbauer Wilhelm Sauer aus Frankfurt a.d. Oder 1906 in das Gehäuse ein (op. 981). Es hat 24 Register auf zwei Manualen und Pedal, die Traktur ist pneumatisch und betätigt Kegelladen. Das Klangbild der Orgel wird als spätromantisch-sinfonisch bezeichnet, die dynamischen Qualitäten, insbesondere durch Streicher- und Flötenstimmen fein tarierbar, werden besonders hervorgehoben.
Zwischen 1999 und 2001 wurde die Orgel von der Orgelwerkstatt Christian Scheffler aus Sieversdorf umfassend restauriert.[14] Dabei wurden die neobarocken Änderungen der Firma W. Sauer Orgelbau Frankfurt (Oder) von 1954 rückgängig gemacht und die Orgel in ihren Originalzustand zurückgeführt.[15] 2014 wurde eine Ausreinigung vorgenommen[16]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
- Spielhilfen: Feste Kombinationen (mf, f, tutti), elektrischer Zweitspieltisch mit elektronischer Setzeranlage
Klausur
Die ursprünglich als Backsteinbau errichtete Klausur ist eine fast vollständig erhaltene Dreiflügelanlage um einen quadratischen Hof an der Nordseite der Kirche. Vier Kreuzgangflügel zu je sieben Jochen sind mit ornamentalen und figürlichen Schlusssteinen und Konsolen versehen. Vor der Mitte des Nordflügels ist ein polygonales sterngewölbtes Brunnenhaus angeordnet. Die Anlage stammt im Kern aus der Zeit vom Ende des 13. bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts. Der Ostflügel ist ein Bau des 14. Jahrhunderts mit Gewölben aus der Zeit nach 1380. Nach einem Brand von 1429 wurde der Neubau des Nordflügels mit reichen Netzgewölben im ehemaligen Refektorium und Kapitelsaal ausgestattet. Außerdem wurde der Westflügel mit Stern- und Netzgewölben um 1450 neu errichtet.
Stiftsgebäude
Der mittelalterliche Klausurbereich wurde im 18. Jahrhundert erheblich durch den Bau von Repräsentations- und Verwaltungsgebäuden um den südlich und westlich der Klosterkirche angelegten Stiftshof erweitert. Zu erwähnen sind der Fürstenflügel an der Nordseite, das Altangebäude mit Hauptportal und die ehemalige Stiftskanzlei an der Westseite sowie Wirtschaftsgebäude an der Südseite. Die Ostseite blieb unbebaut und ist zu den Stiftsgärten geöffnet.
Der Fürstenflügel aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts ist ein zweigeschossiger Putzbau mit Kolonnade. Südlich schließt sich das Altangebäude von 1727 an. Dabei handelt es sich um einen eingeschossigen Putzbau, der hofseitig mit einer toskanischen Kolonnade versehen ist. Das schmiedeeiserne Dachbrüstungsgitter stammt von 1744. An der Südseite befindet sich das mit einem Emmausrelief und figürlicher Plastik reich gegliederte Hauptportal des Stiftsbezirks, das auf 1736 datiert ist und in einer Achse mit dem westlichen Hauptportal der Kirche liegt. Die ehemalige Stiftskanzlei ist ein zweigeschossiger Putzbau von 13 Achsen, mit einem auf 1723 datierten Sandsteinportal und einem Hauptraum mit Stuckdecke. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude an der Süd- und Westseite der Stiftshofes sind zweiflüglige zweigeschossige Putzbauten, die im Kern aus dem 18. Jahrhundert stammen. Im südöstlichen Bereich des Stiftshofes befindet sich die ehemalige „Sommerabtei“, ein zweigeschossiger zwölfachsiger Putzbau.
Die Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab
Von 1751 bis 1753 schuf der aus Böhmen stammende Künstler Joseph Felix Seifrit im Auftrag Abt Gabriels ein Ensemble lebensgroßer, bemalter Holzskulpturen, die in fünfzehn Szenen, verteilt auf fünf Bühnenbilder, die Passion und die Auferstehung Jesu Christi darstellen.[17] Diese Andachtsbilder dienten der Betrachtung. Bis ins 19. Jahrhundert wurden sie in der Fastenzeit in der Klosterkirche aufgestellt.
1997 wurden auf dem Dachboden der Klosterkirche 229 der ursprünglich 242 eingelagerten Stücke wiedergefunden und von 2011 bis 2014 im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege in Wünsdorf restauriert.[18] Ein Teil des Ensembles ist im Museum Himmlisches Theater – die Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab ausgestellt, das im März 2015 eröffnet wurde.[19] Der Neuzeller Passionszyklus steht in der Tradition der Heiligen Gräber und gilt in Bezug auf die Vielgestalt und künstlerische Qualität als in Europa einzigartig.[20]
Literatur (Auswahl, nach Erscheinen geordnet)
- W. Bollert: Das Cistercienserkloster Neuzelle in der Nieder-Lausitz. In: Zeitschrift für Bauwesen. Jahrgang 51, 1901, Sp. 205–224, Tafel 25–27. Digitalisat im Bestand der Zentral- und Landesbibliothek Berlin.
- Wilhelm Oelmann: Das Stift Neuzelle. Untersuchungen zur Quellenkunde und Besitzgeschichte eines ostdeutschen Zisterzienserklosters. Greifswald 1937.
- Wilhelm Oelmann: Die Entwicklung der Kulturlandschaft im Stift Neuzelle. Landshut 1950.
- Heinrich Trost, Beate Becker, Horst Büttner, Ilse Schröder, Christa Stepansky: Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Bezirk Frankfurt/Oder. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1980, S. 170–185.
- Ernst Badstübner: Kloster Neuzelle. Deutscher Kunstverlag, München 1985, 2002.
- Walter Ederer, Klaus Reinecke (Hrsg.): Sein Grab wird herrlich seijn. Das heilige Grab von Neuzelle und seine Passionsdarstellungen von 1751. Schnell und Steiner, Regensburg 1998 (Ausstellungskatalog), ISBN 3-7954-1173-4.
- Winfried Töpler: Das Kloster Neuzelle und die weltlichen und geistlichen Mächte 1268–1817 (= Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, Band 14). Berlin 2003, ISBN 3-931836-53-3.
- Alexander Niemann: Gartenanlage des Klosters Neuzelle. In: Weißbuch der historischen Gärten und Parks in den neuen Bundesländern. Herausgegeben vom Bund Heimat und Umwelt in Deutschland, Bonn 2005, ISBN 3-925374-69-8, S. 57f.
- Alexander Niemann: Die barocke Gartenanlage des Klosters Neuzelle – ihre Geschichte und Restaurierung. In: Kreiskalender für den Landkreis Oder-Spree 2005. 12. Jg., Beeskow 2004, S. 12–19.
- Alexander Niemann: Kloster Neuzelle. Der Klostergarten. Probleme und Möglichkeiten der Wiederherstellung eines Gartendenkmals. In: Brandenburgische Denkmalpflege. Jahrgang 15, 2006, Heft 1, ISSN 0942-3397, S. 69–81.
- Alexander Niemann: Die Wiederherstellung des Klostergartens Neuzelle. In: Gubener Heimatkalender 2007, 51. Jg., Guben 2006, S. 63–68.
- Alexander Niemann: Der barocke Garten des Klosters Neuzelle und seine Wiederherstellung. In: Das Zisterzienserkloster Neuzelle. Bestandsforschung und Denkmalpflege (= Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums, Heft 15). Lukas Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86732-005-4, S. 50–116. Zugleich Redaktion der gesamten Publikation.
- Winfried Töpler: Zisterzienser-Abtei Neuzelle. (= Die Blauen Bücher). 3., erweiterte u. aktualisierte Auflage, Königstein im Taunus 2010, ISBN 978-3-7845-1025-5.
- Alexander Niemann: Pflanzen und Gartenliteratur. Garten, Orangerie und Bibliothek des Klosters Neuzelle in der Niederlausitz. In: Georg Schrott und Manfred Knedlik (Hrsg.): Klösterliche Sammelpraxis in der frühen Neuzeit (= Religionsgeschichte der frühen Neuzeit, Band 9). Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2010, ISBN 978-3-88309-564-6, S. 257–323.
- Gisela Rieck: Die Mönche sind zurückgekommen. Neuzelle ist nach 200 Jahren wieder ein Zisterzienserkloster. In: Cistercienser Chronik. Band 125, 2018, S. 539–547.
- Eef Overgaauw, Tilman Schladebach (Hrsg.): Zisterzienser auf Papier und Pergament. Handschriften aus dem Zisterzienserkloster Neuzelle in der Staatsbibliothek zu Berlin. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2020, ISBN 978-3-947215-78-2.
Weblinks
- Stiftung Stift Neuzelle
- Neuzelle bei cistercensi.info
- Katholisches Pfarramt Neuzelle
- Stiftskirche und Klostergarten (Video)
- Zisterziensisches Leben im Kloster Neuzelle – Informationsseite zur geplanten Wiederbesiedlung
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09115044 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
Einzelnachweise
- Gesetz über die Errichtung einer Stiftung „Stift Neuzelle“ (Stift-Neuzelle-Gesetz – StNeuzG), abgerufen am 16. Januar 2018
- Tochter-Kloster in Neuzelle gegründet. Berliner Morgenpost, 3. September 2018, archiviert vom Original am 4. September 2018 ..
- Mönche von Neuzelle können auf dauerhafte Bleibe hoffen: Ende des Provisoriums in Sicht, Domradio vom 15. Januar 2018, abgerufen am 16. Januar 2018.
- Rudolf Grulich: “Maria, Mutter, Friedenshort!” – Das Neuzeller Wallfahrtslied , Nidda (2008), abgerufen am 19. Juli 2018
- Thomas Backhaus: Maria, Mutter, Friedenshort, Tag des Herrn, Ausgabe 35 (2008), abgerufen am 19. Juli 2018
- Evangelische Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz, abgerufen am 15. Mai 2017.
- Steffen Zimmermann: Erinnerungen an eine katholische Oase in der DDR. In: katholisch.de. 7. Juni 2018, abgerufen am 8. November 2020.
- Mönche von Stift Heiligenkreuz entscheiden sich für Neuzelle. Stift Heiligenkreuz, 10. November 2016, archiviert vom Original am 10. November 2016; abgerufen am 10. November 2016 (Pressemitteilung).
- Katholische Nachrichtenagentur, 25. August 2017
- Zisterzienser gründen Priorat in Neuzelle. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur; Land Brandenburg, 27. August 2018, abgerufen am 28. August 2018.
- Verhandlungen über Kaufvertrag beginnen, Welt vom 31. Januar 2020
- Kathpress: Neuzelle: Grundstücksverkauf an Zisterzienser nimmt weitere Hürde. Abgerufen am 14. Januar 2021.
- Pfarrei Heiligstes Herz Jesu-Heilig Kreuz Eisenhüttenstadt. Bistum Görlitz, abgerufen am 27. Juli 2020.
- Orgelwerkstatt Christian Scheffler, abgerufen am 17. Februar 2016.
- Information zur Orgel im Orgelindex. Abgerufen am 28. Oktober 2017.
- Orgelwerkstatt Christian Scheffler. Abgerufen am 28. Oktober 2017.
- Walter Ederer, Klaus Reinecke (Hrsg.): Sein Grab wird herrlich seijn. Das heilige Grab von Neuzelle und seine Passionsdarstellungen von 1751. Schnell und Steiner, Regensburg 1998 (Ausstellungskatalog). S. 26.
- Evangelischer Pressedienst (epd): Barockkloster Neuzelle eröffnet Passionsmuseum (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 26. März 2015.
- Die Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab
- Katholische Nachrichten-Agentur, 18. März 2015