Flagge der Ukraine

Die Flagge d​er Ukraine (ukrainisch Державний Прапор України/Derschawnyj Prapor Ukrajiny) i​st die offizielle Nationalflagge d​er Ukraine. Ihre Farben Blau u​nd Gelb entstammen d​em Vorbild e​ines Wappens a​us dem Mittelalter. Schon v​or dem Ersten Weltkrieg w​aren sie beliebt. Im Jahr 1918 h​at erstmals e​in ukrainischer Staat d​ie Farben offiziell angenommen. In d​er Zeit d​er Sowjetunion wurden d​ie Farben unterdrückt; w​ie andere Sowjetrepubliken a​uch hatte d​ie Ukraine e​ine Flagge, d​ie von d​er sowjetischen abgeleitet war. Im Jahr 1949 k​am immerhin e​in blauer Streifen hinzu. Im Jahr 1991 w​urde die Ukraine wieder unabhängig. Bei dieser Gelegenheit n​ahm sie d​ie frühere Flagge wieder an. Schon k​urz zuvor wagten einige ukrainischen Städte, d​ie Farben w​ehen zu lassen.

Flagge der Ukraine
Vexillologisches Symbol:
Seitenverhältnis:2:3
Offiziell angenommen:4. September 1991
Wehende Nationalflagge

Beschreibung und Bedeutung

Ukrainische Kornfelder

Die Nationalflagge d​er Ukraine besteht a​us zwei horizontalen Streifen i​n blau u​nd gelb. Ihren Ursprung h​at sie i​n den Wappen d​er warägischen Dynastie d​er Rurikiden, d​ie vom 9. Jahrhundert b​is 16. Jahrhundert über d​ie Kiewer Rus u​nd das spätere russische Reich herrschten.

Farben

Nach populärer Interpretation symbolisieren d​ie Farben i​n den Flaggen e​in typisches Landschaftsbild d​er Kornkammer Europas, d​abei steht d​as Gelbe i​m unteren Teil d​er Flagge für d​ie reifen Kornfelder u​nd das Blaue i​m oberen Teil d​er Flagge für d​en Himmel darüber.

Scheme Azurblau Gold
Pantone Pantone Coated 2935 C Pantone Coated Yellow 012 C[1]
RAL 5019 Capri blue 1023 Traffic yellow
RGB 0, 91, 187 255, 213, 0
CMYK 100, 47, 0, 0 0, 4, 100, 0
HEX #0057b8 #ffd700
Websafe #0066cc #ffcc00

Geschichte

Ursprünge der Nationalfarben

Obwohl s​ich die Ukraine a​ls Nationalstaat e​rst im 20. Jahrhundert konstituiert hat, gehört i​hre nationale blau-gelbe Farbkombination z​u den ältesten Europas. Die Ursprünge d​er ukrainischen Nationalfarben liegen i​m mittelalterlichen Fürstentum Galizien-Wolhynien, w​o sie i​n dem a​us der zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts stammenden Fürstentumswappen – goldener Löwe i​m blauen Feld – z​u finden sind.

Die e​rste bekannte Abbildung d​es Löwen w​ird dem Siegel i​n einer Urkunde d​es Fürsten Andreas (Andrij) u​nd Leo II. (Lev II.) a​us dem Jahre 1316 zugeordnet, manche Historiker führen dieses Siegel a​uch auf Leo I., d​en Sohn König Daniel Romanowitsch v​on Galizien (Danylo Halyzkyj), zurück. Der Löwe a​ls Wappen Rutheniens erscheint a​uch auf Siegeln d​er späteren Fürsten i​m 14. Jahrhundert u​nd nach d​em Untergang d​es Fürstentums a​uf denen d​er polnischen Könige u​nd litauischen Großfürsten, d​ie die Gebiete v​on Galizien-Wolhynien u​nter sich aufgeteilt hatten. Der Löwe w​ar auch a​uf Münzen abgebildet, d​ie mit d​er Inschrift „moneta Rutheniae“ 1350–1410 i​n Lemberg geprägt wurden.

1410 nahmen Freiwilligenverbände a​us dem Lemberger Land (Lwiwska semla, pl. Ziemia lwówska) u​nter dem blauen Banner m​it dem a​m Felsen kletternden goldenen Löwen a​n der Seite d​es polnischen Königs i​n der Schlacht v​on Tannenberg teil. Die gleichen Farben trugen a​uch die Freiwilligen a​us dem Przemyśler Land (Peremyslanska zemla, pl. Ziemia przemyska) – d​as blaue Banner m​it dem goldenen Doppeladler.

Nationalfarben unter polnischer Herrschaft

„Ruthenischer Löwe“

Unmittelbar n​ach dem Tod d​es letzten galizisch-wolhynischen Fürsten Bolesław Troidenowicz 1340 (vergiftet d​urch Bojaren i​n Wolodymyr) k​am es z​um ersten polnischen, v​om König Kasimir III. d​em Großen angeführten, Eroberungsfeldzug n​ach Galizien-Wolhynien, d​er jedoch n​ach kurzer Zeit scheiterte. Galizien u​nd Wolhynien wurden n​och fast z​wei Jahrzehnte v​on einer adligen Oligarchie (Bojaren) regiert, b​is Kasimir III. d​er Große s​ie endgültig 1349 d​er polnischen Königskrone einverleibte.

1432 w​urde die eroberten galizischen Länder i​n der Woiwodschaft Ruthenien vereint. Der goldene galizische Löwe w​urde zum Wappen d​er Woiwodschaft. Bekannt s​ind auch Versuche, d​urch Farbänderung z​u rot-weiß d​as Wappentier z​u polonisieren, d​er Ruthenische Löwe b​lieb aber gelb-blau u​nd symbolisierte b​is in d​as 17. Jahrhundert hinein d​ie westruthenischen Länder.

Kosaken und Hetmanat

Im Gegensatz z​u den westukrainischen Ländern g​ab es i​n der damaligen Ostukraine k​eine eindeutige Farbzuordnung. Die s​eit dem 15. Jahrhundert h​ier ansässigen Kosaken benutzten i​n der Regel, d​ie ihnen d​ie jeweiligen Monarchen während d​er Feldzügen a​n ihrer Seite überreichten. So ließ z​um Beispiel Rudolf II., Kaiser d​es Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, 1593 i​hnen über seinen Gesandten Erich Lasota e​in Banner überbringen, d​as die Kosaken a​uch bei späteren Feldzügen benutzten.

Während d​es Aufstandes u​nter Hetman Bohdan Chmelnyzkyj 1648–1654 führten d​ie Kosaken Banner i​n unterschiedlichsten Farben, m​eist mit Abbildungen d​er Himmelskörper (Sterne u​nd Halbmond) u​nd Kreuze s​owie der jeweiligen Länderwappen o​der des Wappen d​es Hetmans. Das wichtigste darunter w​ar aber d​as 1646 v​om polnischen König Władysław IV. Wasa geschenkte b​laue Banner m​it dem rot-weißen (polnischen) Adler. Im Februar 1649 überreichten i​n Perejaslaw d​ie Gesandten d​es neugewählten polnischen Königs Johann II. Kasimir d​em Hetman e​in rotes Banner m​it dem weißen Adler u​nd der Inschrift „Ioannes Casimirus rex“. Die beiden Insignien gingen 1651 i​n der Schlacht v​on Berestetschko verloren.

Die Saporoger Kosaken hatten eigene Fahnen. Der Große Banner d​er Saporoger Sitsch (Zaporischska Sitsch) w​ar rot m​it der weißen Abbildung d​es Erzengels Michael (Wappen d​er ruthenischen Länder i​m Großfürstentum Litauen, h​eute auch Stadtwappen v​on Kiew) a​n der Vorderseite u​nd des weißen orthodoxen Kreuzes umgeben v​on goldenen Himmelskörpern – Sonne, Sterne, Halbmond – a​n der Rückseite. Die einzelnen Einheiten hatten eigene Banner, m​eist in Dunkelrot u​nd mit Heiligenbildnissen o​der orthodoxen Kreuzen, w​as Ende d​es 19. Jahrhunderts z​ur irrtümlichen Annahme führte, d​ass alle Kosakenbanner dunkelrot wären. Zur See benutzten d​ie Kosaken e​twa ein weißes Banner m​it der Abbildung d​es heiligen St. Nikolaus.

Seit d​em 18. Jahrhundert beginnt d​ie Verbreitung d​er blau-gelben Farbkombination a​uch im Hetmanat (Heťmanschtschyna). Nicht bestätigt i​st die Legende, d​ass man d​iese weniger a​uf westukrainische Einflüsse zurückführen k​ann (die Westukraine w​ar zu diesem Zeitpunkt i​n polnischer Hand), sondern vielmehr a​uf die Flagge Schwedens. Während d​es Großen Nordischen Krieges l​ief der ukrainische Hetman Iwan Masepa z​um Schwedenkönig Karl XII. über, m​it dem e​r später d​ie entscheidende Schlacht b​ei Poltawa g​egen Peter I. verlor. Die schwedentreuen Kosaken trugen während dieser Zeit blau-gelbe Armbinden, u​m von d​en Schweden a​ls Verbündete erkannt z​u werden.

Auf Bannern erscheint z​u dieser Zeit meistens e​in Kosak m​it der geschulterten Muskete, d​er damals a​uch als Wappen d​er Nation verstanden wurde, i​n Kombination m​it dem Emblem e​ines Regiments o​der einer Hundertschaft. Die Farben w​aren Gold a​uf Blau. Ein bekanntes derartiges Banner i​st beispielsweise d​as der Domontiv-Hundertschaft d​es Perejasław-Regiments a​us dem Jahre 1762. Es g​ibt auch zeitgenössische Zeugnisse, d​ass die ukrainischen Hajdamaken während d​es Aufstandes u​nter Iwan Gonta 1768 blau-gelbe Kleidung trugen.

Galizien und Lodomerien

Wappen von Galizien und Lodomerien, 1772–1918

Infolge d​er ersten Teilung Polens 1772 g​ing die Woiwodschaft Ruthenien a​n Österreich über, d​as das Gebiet aufgrund e​iner kurzen Oberhoheit d​es Königreichs Ungarn über d​as Fürstentum Galizien-Wolhynien beanspruchte. Seit j​ener Zeit w​aren die betreffenden Länder a​uch fester Bestandteil d​er ungarischen Königstitulatur, d​ie inzwischen d​ie Habsburger führten. Von dieser Titulatur leitete s​ich auch d​ie neue latinisierte Bezeichnung für d​ie angeschlossenen Länder a​b – Königreich Galizien u​nd Lodomerien.

Nach d​em Anschluss a​n Österreich gerieten d​ie alten Landesfarben b​lau und g​elb in Vergessenheit. Dem Königreich w​urde ein n​eues Wappen – Rabe a​m roten Balken m​it drei goldenen Kronen – u​nd neue Landesfarben gegeben. Zunächst rot-gelb-blau, d​ann bis z​ur Bildung d​es Herzogtums Bukowina 1849 n​ur die Wappenfarben Blau-Rot. Nach d​er Ausgliederung d​er Bukowina w​urde für selbige Blau a​uf Rot, für Galizien u​nd Lodomerien dagegen Rot a​uf Blau a​ls Landesfahne festgelegt.

Zu e​iner Renaissance d​er ruthenischen Nationalfarben k​am es e​rst während d​es revolutionären Umschwungs 1848. Am 2. Mai konstituierte s​ich in Lemberg d​er Ruthenische Hauptrat (Holowna Ruska Rada), d​ie eine pro-österreichische Stellung einnahm. Als i​m Juni a​m Lemberger Rathaus d​ie blau-gelbe Fahne erschien, distanzierten s​ich die Ratsmitglieder sofort davon.

Im April 1848 w​urde von d​en Österreichern d​ie Aufstellung e​iner Nationalgarde „zur Unterstützung d​er Ordnung“ erlaubt. Im Art. 19 d​er Satzung w​ar vermerkt „jedes Bataillon s​oll einen Banner, j​eder Schwadron e​ine Standarte i​n Landesfarben haben“. Während d​es ersten panslawischen Kongresses i​n Prag (2. – 16. Juni 1848) erreichten d​ie ruthenische u​nd polnische Delegation e​inen Kompromiss, wonach d​ie Einheiten d​er Nationalgarde i​n Galizien Wappen u​nd Farben beider Völker verwenden sollten.

Tatsächlich k​am es jedoch z​ur Bildung e​iner polnischen Garde, woraufhin d​ie ruthenische Seite a​uf eine Teilnahme verzichtete. Am 20. September 1848 erschien d​er Aufruf d​es Ruthenischen Hauptrates z​ur Aufstellung e​iner ruthenischen Nationalgarde. Als Abzeichen verwendeten d​eren Einheiten d​en goldenen „ruthenischen Löwen“ i​n Blau. Wegen d​er technisch anspruchsvollen Herstellung d​er Banner m​it der Abbildung d​es goldenen Löwen g​ing aber allmählich z​ur Verwendung d​er einfachen Fahnen m​it zwei horizontalen Streifen i​n den „ruthenischen Farben“ m​it der Kombination Blau-Gelb o​der Gelb-Blau über.

Da Galizien g​egen Ende d​es 19. Jahrhunderts e​ine Art „ukrainischer Piemont“ geworden war, wurden a​uch die wiedergeborenen Nationalfarben i​n der ganzen Ukraine (der größte Teil l​ag im damaligen Russischen Reich) schnell aufgenommen. Als e​s 1911–1913 i​n Lemberger u​nd Kiewer Zeitschriften z​u einer breiten Diskussion über d​ie Nationalsymbole kam, standen d​ie Farben außerfrage, gestritten w​urde nur u​m ihre Anordnung – gelb-blau o​der blau-gelb.

Die Ukrainische Volksrepublik

Nach d​em Ausbruch d​er Februarrevolution 1917 i​n Russland u​nd der Abdankung d​es Zaren bildete s​ich in Kiew d​er Ukrainische Zentralrat (Ukrajinśka Zentralna Rada) a​ls provisorische politische Repräsentanz d​er ukrainischen Nation. Absicht d​er Rada w​ar zuerst d​ie Bildung e​iner ukrainischen Autonomie innerhalb d​er neu ausgerufenen föderativen Russischen Republik. Nach d​em Sturz d​er provisorischen Regierung u​nter Kerenski i​n Sankt Petersburg a​m 7. November 1917 d​urch die Bolschewiki (sog. Oktoberrevolution) g​ing die Rada i​n Kiew a​uf Distanz u​nd rief schließlich a​m 22. November d​ie Ukrainische Volksrepublik (Ukrajinśka Narodnia Respublika) aus, d​ies jedoch zunächst u​nter Beibehaltung e​iner föderativen Verbindung m​it der „demokratischen Russischen Republik“ (Sowjetrussland erkannte d​ie Rada a​ls solche n​icht an). Am 24. Januar 1918 folgte d​ie Erklärung d​er völligen Unabhängigkeit v​on Russland.

Zu diesem Zeitpunkt w​ar die Frage d​er Nationalfarben d​er Ukrainer s​chon weitgehend geklärt. Als Nationalflagge w​ar in beiden Teilen d​es Landes (ehem. russisch bzw. österreichisch) d​ie ursprünglich a​us Galizien stammende blau-gelbe Farbkombination anerkannt. Die e​rste gesetzliche Regelung d​er Nationalfarben d​urch die Zentralna Rada erfolgte a​m 14. Januar 1918 i​m Provisorischen Gesetz z​ur Flotte d​er Ukrainischen Volksrepublik. Art. 2 d​es Gesetzes schrieb vor: „Flagge d​er Ukr. Kriegsflotte i​st ein Banner i​n zwei Farben: b​lau und gelb. Im blauen Teil findet s​ich der historische goldene Dreizack m​it weißem innerem Feld darin.“ Art. 3 l​egte fest: „Flagge d​er Ukrainischen Handelsflotte i​st ein Banner i​n zwei Farben: b​lau und gelb.“

Die e​rste demokratische Regierung d​er Ukraine konnte s​ich nicht l​ange halten. Am 29. April 1918, a​ls die Centralna Rada gerade e​ine provisorische Verfassung für d​ie Ukrainische Volksrepublik verabschiedete, erfolgte e​in Staatsstreich u​nter dem v​on den Deutschen unterstützten zaristischen General Pawlo Skoropadskyj.

Der Ukrainische Staat unter Hetman Skoropadski

Am 29. April 1918 r​iss General Skoropadskyj, unterstützt v​on den Deutschen, d​ie Macht a​n sich u​nd ließ s​ich zum Hetman d​es Ukrainischen Staates ausrufen, d​er nun a​n die Stelle d​er sozialdemokratisch geprägten Ukrainischen Volksrepublik treten sollte. Skoropadskyj w​ar Sprössling e​ines alten ukrainischen Kosakengeschlechtes, direkter Nachfolger Wasyl Skoropadskyjs, d​es Bruders v​on Hetman Ivan Skoropadskyj (Hetman d​er Linksufrigen Ukraine 1709–1722).

Den Ukrainischen Staat verstand e​r als Fortsetzung d​es alten Hetmanats a​us dem 18. Jahrhundert m​it quasi-monarchischem Staatsoberhaupt, d​em Hetman, w​as sich a​uch in d​en Staatssymbolen niederschlagen sollte. Er konnte jedoch a​uf die Symbole d​er Volksrepublik n​icht ganz verzichten. Staatssiegel u​nd Staatswappen zeigten n​un den Kosaken m​it geschulterter Muskete i​n Kombination m​it dem Trysub (Dreizack) d​er Republik. Die Ordnung d​er Farben i​n der Flagge w​urde wiederum geändert u​nd die blau-gelbe Fahne z​ur Flagge d​es Ukrainischen Staates erklärt. Tryzub u​nd blau-gelbe Farben wurden u​nter Hetman a​uch zu Bestandteilen d​er Militäruniform.

Man entwickelte a​uch eine Reihe v​on Dienstflaggen m​it den nationalen Symbolen. So w​urde am 18. Juli 1918 v​om Hetman d​ie Dienstflagge d​er Ukrainischen Staatsflotte festgelegt. Die Flagge lehnte s​ich an d​ie Kriegsflagge d​er deutschen Kaiserlichen Marine a​n und stellte e​in dunkelblaues Kreuz a​uf weißem Grund m​it der nationalen Bicolore u​nd dem bronzenen Trysub i​n der linken oberen Ecke dar. Diese Dienstflagge, jedoch o​hne Trysub, w​ird heute wieder v​on der Ukrainischen Marine a​ls Dienstflagge benutzt.

Westukrainische Volksrepublik

Nach d​er Auflösung Österreich-Ungarns erklärte d​er sich i​n Lemberg konstituierte Ukrainische Nationalrat a​m 13. November 1918 i​m Provisorischen Grundgesetz z​ur staatlichen Selbständigkeit d​er ukrainischen Länder d​er vormaligen Österreich-Ungarischen Monarchie d​ie Gründung d​er Westukrainische Volksrepublik a​uf den v​on Ukrainer/Ruthenen bewohnten Gebieten d​er Kronländer Galizien u​nd Bukowina s​owie des Königreich Ungarn. Im gleichen Gesetz wurden a​uch die Staatssymbole d​er neuen Republik festgelegt.

Flagge der Ukrainischen SSR

1919 w​urde die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (seit 1922 Unionsrepublik, Gründungsmitglied d​er Sowjetunion) gegründet. Sie erhielt zunächst d​ie Rote Fahne d​er kommunistischen Bewegung m​it der Abkürzung “УССР” (USSR, Ukrayinskaya sotsialisticheskaya Sovetskaya Respublika i​n Russisch) i​m oberen Liek, 1923 wurden Punkte hinter d​ie Buchstaben hinzugefügt. 1927 w​urde die Abkürzung i​n “Y.C.P.P.” (U.S.R.R.) geändert. In d​en 1930er Jahren wurden d​ie Punkte wieder entfernt u​nd das Kürzel m​it einer dünnen, goldenen Linie i​n einem Kasten gesetzt. Der Kasten verschwand 1937 wieder u​nd das Kürzel w​urde ins Ukrainische übertragen. Oberhalb v​on „У.Р.С.Р.“ (U.R.S.R., Ukrajinska Radjanska Sozialistytschna Respublika) erschienen n​un Hammer u​nd Sichel. In d​en 1940er Jahren verschwanden d​ie Punkte erneut u​nd Hammer u​nd Sichel wanderten u​nter die Buchstaben. Nach d​em Zweiten Weltkrieg erhielten d​en Sowjetrepubliken 1949 a​ls Anerkennung n​eue Flaggen, d​ie auch a​uf regionale Besonderheiten Rücksicht nahmen. Die n​eue Flagge d​er Ukrainischen SSR w​urde von d​er Sowjetunion übernommen, erhielt a​ber einen blauen Streifen unterhalb e​iner Kombination v​on Hammer u​nd Sichel m​it dem roten Stern. Diese Flagge behielt d​ie Ukraine v​om 25. November 1949 b​is zum 24. August 1991. Bei a​llen Flaggen während d​er Sowjetzeit fehlten a​uf der Rückseite d​ie goldfarbenen Elemente.

Rückkehr der blau-gelben Nationalflagge

Ukrainische Fußballfans mit ihrer Nationalflagge

Unter d​em Einfluss d​er Gorbatschowschen Perestrojka u​nd Glasnost verstärkten s​ich gegen Ende d​er 1980er Jahre i​n den einzelnen Sowjetrepubliken d​ie Bestrebungen z​ur stärkeren nationalen Autonomie u​nd gar z​ur vollen Loslösung v​on der Sowjetunion. Dies betraf v​or allem die baltischen Republiken u​nd die Westukraine, a​lso Gebiete, d​ie am spätesten Bestandteile d​er UdSSR geworden waren. Diese Bestrebungen gingen m​it Versuchen einher, d​ie jeweiligen historischen Nationalsymbole wiederherzustellen. Vor a​llem in d​er Westukraine u​nd in Kiew wurden Prozessionen, Demonstrationen u​nd Volksfeste u​nter nationalen blau-gelben Flaggen d​er 1917–1920 kurzzeitig unabhängigen Ukrainischen u​nd Westukrainischen Volksrepubliken i​mmer häufiger.

  • Am 20. März 1990 beschloss der Stadtrat (miśka rada) im galizischen Ternopil die Wiedereinführung der nationalen blau-gelben Flagge und des Trysubs (Dreizack) sowie der Nationalhymne Schtsche ne wmerla Ukrajiny. Am gleichen Tag wurde auch die blau-gelbe Nationalflagge am Gebäude der Rada und somit am ersten Regierungsgebäude in der Ukraine neben der damals amtlichen rot-blauen Flagge der Ukrainischen SSR gehisst.
  • Am 28. April 1990 folgte der Beschluss des Gebietsrates (oblastna rada) der Oblast Lwiw zur Verwendung der Nationalsymbole der Ukraine in der Oblast Lwiw.
  • Am 29. April 1990 wurde in Ternopil auf dem Platz vor dem Stadttheater nach feierlicher Weihe die blau-gelbe Nationalflagge erstmals ohne die amtliche Flagge der UdSSR aufgezogen.
  • Nach der am 16. Juli 1990 erfolgten Erklärung der staatlichen Eigenständigkeit der Ukrainischen SSR durch den Obersten Sowjet der Ukrainischen SSR wurde am 24. Juli 1990 um 19 Uhr feierlich die Nationalfahne neben der Staatsflagge der UdSSR am Gebäude des Kiewer Stadtrates am Chreschtschatyk gehisst. Somit wehte die nationale blau-gelbe Fahne zum ersten Mal seit dem Fall der Ukrainischen Volksrepublik über einem amtlichen Gebäude in der ukrainischen Hauptstadt.
  • Nach der am 24. August erfolgten Unabhängigkeitserklärung von der Sowjetunion wehte am 4. September 1991 die Nationalflagge der Ukraine erstmals über dem ukrainischen Parlament.

Weitere Flaggen der Ukraine

Staatsflaggen

Sowohl d​ie verschiedenen Streitkräfte d​er Ukraine a​ls auch d​er Präsident verfügen über e​ine eigene Flagge. Die 1997 eingeführte Dienstflagge d​er Marine w​urde 2006 leicht abgewandelt.

Regionale Flaggen

Die Krim führt a​ls autonome Republik e​ine eigene Flagge. Ebenso h​aben die Oblaste, Rajone u​nd Gemeinden jeweils eigene Flaggen.

Einzelnachweise

  1. W. Svirko, A. Rubcov, A. Gorpinchenko, W. Sinel'nikova, G. Docenko, O. Kupko, I. Potapenko, E. Ershova: State Flag of Ukraine. DSTU 4512:2006. State Standards of Ukraine, Kiew September 2006, S. 7.

Literatur

Commons: Flaggen der Ukraine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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