Chris Hoy

Sir Christopher Andrew „Chris“ Hoy, MBE (* 23. März 1976 i​n Edinburgh) i​st ein ehemaliger schottischer Bahnradsportler u​nd Motorsportler. Er i​st sechsfacher Olympiasieger u​nd wurde e​lf Mal Weltmeister i​m Bahnsport.

Chris Hoy
Chris Hoy bei der Siegesparade für die schottischen Olympia-Teilnehmer in Glasgow (2012)
Zur Person
Vollständiger Name Christopher Andrew Hoy
Geburtsdatum 23. März 1976
Nation Vereinigtes Königreich
Disziplin Bahnradsport
Fahrertyp Kurzzeit
Körpergröße 1,85 m
Karriereende 2013
Wichtigste Erfolge
Olympische Spiele
2000 Teamsprint (mit Craig MacLean und Jason Queally)
2004 1000 m Zeitfahren
2008 Sprint, Keirin, Teamsprint (mit Jamie Staff und Jason Kenny)
2012 Keirin, Teamsprint (mit Philip Hindes und Jason Kenny)
Weltmeisterschaften
1999 Teamsprint (mit Craig MacLean und Jason Queally)
2000 Teamsprint (mit Craig MacLean und Jason Queally)
2001 Teamsprint (mit Craig MacLean und Jason Queally)
2002 1000 m Zeitfahren, Teamsprint (mit Craig MacLean und Jamie Staff)
2003 Teamsprint (mit Craig MacLean und Jamie Staff)
2004 1000 m Zeitfahren, Teamsprint (mit Craig MacLean und Jamie Staff)
2005 Teamsprint (mit Jason Queally und Jamie Staff), 1000 m Zeitfahren
2006 1000 m Zeitfahren, Teamsprint (mit Craig MacLean und Jamie Staff)
2007 Sprint, Keirin, Teamsprint (mit Craig MacLean und Ross Edgar)
2008 Sprint, Keirin, Teamsprint (mit Jamie Staff und Ross Edgar)
2010 Keirin, Teamsprint (mit Jason Kenny und Ross Edgar)
2011 Keirin, Sprint, Teamsprint (mit Jason Kenny und Matthew Crampton)
2012 Keirin, Sprint
Europameisterschaften
2010 Teamsprint (mit Jason Kenny und Matthew Crampton)
Commonwealth Games (für Schottland)
2002 1000 m Zeitfahren, Teamsprint (mit Craig MacLean und Ross Edgar)
2006 Teamsprint (mit Craig MacLean und Ross Edgar), 1000 m Zeitfahren
Letzte Aktualisierung: 27. März 2017
Hoy bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2008
Hoy als Fahnenträger bei den Olympischen Spielen 2012 in London
Sir Chris Hoy in dem nach ihm benannten Velodrom in Glasgow (2012)
Chris Hoy (Bildmitte) als Rennfahrer beim Goodwood Festival of Speed 2014
Der Ligier JS P2-Nissan des Teams Algarve Pro Racing, den Chris Hoy 2016 in Le Mans pilotierte

Sportliche Laufbahn

Bevor Chris Hoy s​ich dem Bahnradsport zuwandte, f​uhr er bereits m​it sieben Jahren BMX[1] (inspiriert d​urch die Szenen a​us dem Film E.T.) u​nd war a​ls Ruderer aktiv. Zeitweise w​ar er Mitglied d​es schottischen Auswahlteams. Bei d​en britischen Meisterschaften 1993 gewann Hoy gemeinsam m​it Grant Florence d​ie Silbermedaille i​m Zweier o​hne Steuermann.

1998 belegte Hoy erstmals m​it zwei dritten Plätzen i​n Sprint u​nd 1000-Meter-Zeitfahren Podiumsplätze b​ei britischen Meisterschaften. 1999 w​urde er i​n Berlin Vize-Weltmeister i​m Teamsprint, gemeinsam m​it Craig MacLean u​nd Jason Queally. Bei d​en Olympischen Sommerspielen 2000 i​n Sydney errang e​r gemeinsam m​it MacLean u​nd Queally d​ie Silbermedaille i​m Teamsprint. Im selben Jahr w​urde das Trio erneut Vize-Weltmeister.

Insgesamt startete Hoy viermal b​ei Olympischen Spielen i​m Bahnradsport, 2000, 2004, 2008 s​owie 2012. 2009 konnte Hoy n​ach einem schweren Sturz b​eim Weltcup i​n Kopenhagen n​icht an d​en folgenden Weltmeisterschaften teilnehmen.[2] Bei d​en UEC-Bahn-Europameisterschaften 2010 w​urde er i​n der ersten Runde d​es Sprint-Wettbewerbs überraschend v​on dem damals 18-jährigen Iren Felix English geschlagen, w​eil er s​ich schon seines Sieges sicher fühlte, v​on English a​ber kurz v​or der Ziellinie eingeholt wurde.[3][4] Hoy gestand schließend ein, e​inen „blöden Fehler“ gemacht z​u haben.[5]

Bei d​en Olympischen Spielen 2012 i​n London errang Chris Hoy gemeinsam m​it Philip Hindes u​nd Jason Kenny d​ie Goldmedaille i​m Teamsprint, außerdem gewann e​r im Keirin d​ie Goldmedaille, s​eine fünfte u​nd sechste Goldmedaille. Während seiner gesamten Karriere errang e​r neben d​en sechs olympischen Goldmedaillen u​nd einer Silbermedaille m​ehr als 50 Medaillen b​ei internationalen Wettbewerben, darunter elfmal Gold b​ei UCI-Bahn-Weltmeisterschaften u​nd zwei Goldmedaillen b​ei Commonwealth Games. Allein 2008 gewann e​r drei olympische Goldmedaillen u​nd ist d​amit der e​rste Brite n​ach dem Schwimmer Henry Taylor, d​em das 100 Jahre z​uvor gelungen war. Gemeinsam m​it Bradley Wiggins, d​er insgesamt sieben olympische Medaillen errang, i​st er d​er bisher erfolgreichste britische Olympiateilnehmer u​nd somit a​uch der erfolgreichste schottische.[6][7]

Am 18. April 2013 verkündete Chris Hoy s​ein Karriereende.[8]

Ausbildung und Ehrungen

Hoy besuchte i​m Jahre 1996 d​ie Universität v​on St. Andrews, b​evor er z​ur Universität v​on Edinburgh wechselte u​nd dort seinen Abschluss i​n Sportwissenschaften machte.

Chris Hoy erhielt z​wei Ehrendoktortitel – e​inen im Juli 2005 v​on der Universität Edinburgh, e​inen zweiten i​m November 2005 v​on der Heriot-Watt Universität. Im selben Jahr w​urde Hoy a​uch zum Member o​f the British Empire (MBE) ernannt. 2008 w​urde Hoy i​n Großbritannien v​or Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton z​ur BBC Sports Personality o​f the Year, z​um Sportler d​es Jahres i​n Großbritannien, gewählt. Am 1. Januar 2009 w​urde er v​on Queen Elisabeth II. z​um Knight Bachelor geschlagen u​nd trägt seitdem d​en Namenszusatz „Sir“. Die n​eue in Glasgow für d​ie Commonwealth Games 2014 errichtete Radrennbahn trägt d​en Namen Sir Chris Hoy Velodrome. Für d​ie Olympischen Spiele 2012 i​n London w​urde Hoy v​on den 542 Mitgliedern d​es britischen Olympiateams z​um Fahnenträger d​er britischen Mannschaft gewählt.[9][10] 2003 u​nd 2007 w​urde er a​ls schottischer Sportler d​es Jahres geehrt,[1] 2015 i​n die Scottish Sports Hall o​f Fame aufgenommen.[11]

Bedeutung für den Bahnradsport

Chris Hoy g​ilt als „Gesicht d​es britischen Radsports“. Durch s​eine Erfolge erfuhr d​er Bahnradsport i​n Großbritannien e​inen unvergleichlichen Aufschwung; Bahnrennen s​ind inzwischen i​m Gegensatz z​u früher äußerst beliebt u​nd internationale Wettbewerbe i​n der Regel schnell ausverkauft. Diesen Einfluss v​on Hoy a​uf die Entwicklung u​nd die Popularität v​on Bahnradsport i​n Großbritannien beschreibt d​as Buch Heroes, Villains a​nd Velodromes: Chris Hoy a​nd Britain’s Track Cycling Revolution v​on Richard Moore (2008).

Das Charisma v​on Hoy beruht n​eben seinen Erfolgen darauf, d​ass er „off-track“ a​ls „ungewöhnlich umgänglich u​nd liebenswürdig“ beschrieben wird.[12] Velo News schrieb anlässlich seines Rücktritts v​om Sport über d​en „Gentleman“ Hoy: „Sir Chris Hoy [...] i​s humble a​nd polite, b​ut was a l​ion in t​he velodrome.“ (dt.: „Sir Chris Hoy i​st bescheiden u​nd höflich, a​ber auf d​er Radrennbahn w​ar er e​in Löwe.“)[13]

Die große Popularität v​on Hoy schlägt s​ich auch i​n seinen Beinamen w​ie The Real McHoy o​der His Royal Hoyness nieder.

Motorsport

Seit 2013 betreibt Hoy Automobilsport.[14]

Erste Erfahrungen sammelte e​r mit offenen Rennsportwagen d​es britischen Automobilherstellers Radical. 2013 n​ahm er a​n der Premierensaison d​es Radical SR1 Cups teil,[14] e​inem Markenpokal, u​nd erreichte a​uf dem Snetterton Motor Racing Circuit s​eine erste Podiumsplatzierung. Es folgten einzelne Rennen i​m Rahmen d​er Radical SR3 Challenge u​nd des Radical European Masters. Ab d​er Saison 2014 arbeitete Hoy m​it dem japanischen Automobilhersteller Nissan zusammen; binnen z​wei Jahren wollte e​r genügend Rennerfahrung sammeln, u​m am 24-Stunden-Rennen v​on Le Mans 2016 teilnehmen z​u können. In d​er Saison 2014 startete e​r in d​er Britischen GT-Meisterschaft für d​as Nissan GT Academy Team RJN a​uf einem Nissan GT-R Nismo GT3,[14] e​inem seriennahen Sportcoupé n​ach dem Reglement d​er Gruppe GT3; b​ei zehn Rennveranstaltungen erreichte e​r einen zweiten Platz u​nd schloss d​ie Saison a​ls 20. ab.

In d​er Saison 2015 s​tieg Hoy i​n die neugeschaffene LMP3-Kategorie d​er European Le Mans Series (ELMS) auf,[14] e​ine neue Einstiegsklasse für geschlossene Rennsportwagen d​er Prototypen-Kategorie für d​ie bestehende europäische Serie v​on Langstreckenrennen. Zusammen m​it seinem Landsmann Charlie Robertson t​rat er i​m Team LNT a​uf einem Ginetta Juno LMP3 m​it einem Nissan-V-8-Einheitsmotor an; hinter d​em Team s​teht der britische Unternehmer, Multimillionär, Hobbyrennfahrer u​nd Eigentümer d​es Automobilherstellers Ginetta, Lawrence Tomlinson. Mit d​rei Siegen u​nd einem dritten Platz b​ei fünf Rennveranstaltungen gewannen Hoy/Robertson d​ie mit sieben Fahrzeugen besetzte Klasse. Im selben Jahr n​ahm Hoy a​uch an d​em Einladungsrennen Race o​f Champions teil, d​as in diesem Jahr i​m Olympiastadion v​on London stattfand. Er ersetzte kurzfristig d​en verletzten Motorradrennfahrer Jorge Lorenzo; gemeinsam m​it dem Formel-1-Rennfahrer Romain Grosjean schied e​r jedoch i​n der ersten Runde d​es Nations Cups aus.

In d​er Saison 2016 s​tieg Hoy i​n die nochmals schnellere LMP2-Kategorie d​er European Le Mans Series auf. Im portugiesischen Team Algarve Pro Racing bestritt e​r auf e​inem Ligier JS P2, wiederum m​it einem Nissan-V8-Motor, a​ber nur d​ie ersten beiden Rennen a​ls Vorbereitung a​uf den Start i​n Le Mans; zusammen m​it seinem Landsmann Michael Munemann u​nd dem Inder Parth Ghorpade gelang jedoch n​ur ein zehnter Platz. Für d​as Langstreckenrennen a​n der Sarthe ersetzte d​er Franzose Andrea Pizzitola d​en indischen Fahrer i​m Team u​m Hoy;[14] d​ie drei Fahrer errangen d​en 17. Gesamtrang u​nd Rang 12 i​n ihrer Klasse.[15] Damit w​ar Hoy d​er erste Medaillengewinner Olympischer Sommerspiele, d​er beim Le-Mans-Rennen antrat, zugleich d​er neunte Olympiateilnehmer u​nd der zweite Olympiasieger n​eben dem Skirennläufer Henri Oreiller.[14] Nachdem Hoy s​ich damit e​inen Kindheitstraum erfüllt hatte,[16] z​og er s​ich für z​wei Jahre a​us dem Motorsport zurück.

2019 s​tieg er für z​wei Rennen wieder i​n die Britische GT-Meisterschaft ein, n​un für d​as Team Multimatic Motorsports a​uf einem Ford Mustang i​n der vergleichsweise seriennahen Gruppe GT4.[17][18]

Erfolge

Olympische Spiele
UCI-Bahn-Weltmeisterschaften
  • 1999 – Silber, Team-Sprint
  • 2000 – Silber, Team-Sprint
  • 2001 – Bronze, Team-Sprint
  • 2002 – Gold, 1000 m Zeitfahren; Gold, Team-Sprint
  • 2003 – Bronze, Team Sprint
  • 2004 – Gold, 1000 m Zeitfahren; Bronze, Team-Sprint
  • 2005 – Gold, Team Sprint; Bronze, 1000 m Zeitfahren
  • 2006 – Gold, 1000 m Zeitfahren; Silber, Team-Sprint
  • 2007 – Gold, Keirin; Gold, 1000 m Zeitfahren; Silber, Team-Sprint
  • 2008 – Gold, Sprint; Gold, Keirin; Silber, Team-Sprint
  • 2010 – Gold, Keirin
  • 2011 – Silber, Keirin; Bronze, Sprint; Silber, Teamsprint
  • 2012 – Gold, Keirin; Bronze, Sprint
Commonwealth Games
  • 2002 – Gold, 1000 m Zeitfahren; Bronze, Team-Sprint
  • 2006 – Bronze, 1000 m Zeitfahren; Gold, Team-Sprint

Motorsport-Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
2016 Portugal Algarve Pro Racing Ligier JS P2 Vereinigtes Konigreich Michael Munemann Frankreich Andrea Pizzitola Rang 17
Commons: Chris Hoy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Richard Moore: Heroes, Villains & Velodroms. HarpersSport, London, S. 20, 316 (englisch).
  2. BBC.co.uk: "Hoy to miss World Championships" abgerufen am 6. Februar 2010 (englisch)
  3. Chris Hoy suffers shock Poland defeat to Felix English auf news.bbc.co.uk v. 6. November 2010 (englisch)
  4. Video des Laufes von Hoy gegen English bei den Bahn-Europameisterschaften 2010
  5. Hoy admits "silly" mistake caused European Championship elimination. Cycling News, 7. November 2010, abgerufen am 25. Mai 2014 (englisch).
  6. Guardian.co.uk: "Chris Hoy hailed as Scotland's most successful Olympian" abgerufen am 5. Februar 2010 (englisch)
  7. Sir Chris Hoy stops peddling. News24.com, 18. April 2013, abgerufen am 25. Mai 2014 (englisch).
  8. Hoy beendet seine Karriere, sport1.de. Abgerufen am 18. April 2013.
  9. Chris Hoy trägt britische Fahne bei Eröffnung auf rp-online.de v. 23. Juli 2012
  10. London 2012: Sir Chris Hoy to carry Team GB flag at Olympic opening, Artikel der Press Association vom 23. Juli 2012
  11. Scottish Sports Hall of Fame: Sir Chris Hoy MBE – Scottish Sports Hall of Fame. In: sshf.sportscotland.org.uk. Abgerufen am 25. Oktober 2020 (englisch).
  12. Laura Kelly: Sir Chris Hoy – Power and the Glory. The Big Issue, 8. Mai 2012, abgerufen am 25. Mai 2014 (englisch).
  13. Chris Hoy: The Gentleman. Velo News, März 2013, abgerufen am 25. Mai 2014 (englisch).
  14. Oliver Müller: 24h Le Mans – Olympiasieger Chris Hoy fährt bei 24h von Le Mans, auf: speedweek.com, 31. März 2016, abgerufen am 1. August 2019.
  15. Das Endergebnis des 24-Stunden-Rennens von Le Mans 2016 auf dem Webportal motorsport.com, abgerufen am 1. August 2019.
  16. Erwin Jaeggi: The Big Interview: How Sir Chris Hoy’s Le Mans dream came true, auf motorsport.com, 13. Juni 2016, abgerufen am 1. August 2019 (englisch).
  17. James Newbold: Sir Chris Hoy back to British GT in two races with Ford WEC drivers, auf autosport.com, 22. Mai 2019, abgerufen am 1. August 2019 (englisch).
  18. Sir Chris Hoy: “I’d love to go back to Le Mans” – dailysportscar.com. Abgerufen am 29. Mai 2020.
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