Caridad Mercader

Eustacia María Caridad d​el Río Hernández[1][Anm. 1][2] (* 29. März 1892 i​n Santiago d​e Cuba; † 1975 i​n Paris), besser bekannt a​ls Caridad d​el Río, Caridad Mercader o​der Caritat Mercader – n​ach dem Nachnamen i​hres Ehemannes –, w​ar ein katalanisches Mitglied d​er KP Spaniens u​nd Agentin d​es sowjetischen NKWD. Bekannt i​st sie v​or allem a​ls Ramón Mercaders Mutter, d​es Mörders v​on Leo Trotzki, s​owie wegen i​hrer persönlichen Teilnahme a​n jener Operation.

Caridad Mercader stammte a​us einer begüterten Familie hispanoamerikanischen Ursprungs a​us dem Barcelona v​on Anfang d​es 20. Jahrhunderts. Als junges Mädchen heiratete s​ie Pablo Mercader, e​inen Abkömmling d​er industriellen Bourgeoisie Barcelonas, dessen Nachnamen s​ie annahm u​nd mit d​em sie fünf Kinder hatte. Nach Auflösung i​hrer Ehe m​it Pablo Mercader entfernte s​ie sich v​on ihrer Familie u​nd wandte s​ich von i​hren gesellschaftlichen Kreisen ab. Sie frequentierte anarchistische Kreise u​nd schloss s​ich schließlich d​er kommunistischen Bewegung an. Sie n​ahm an d​en Kämpfen z​ur Niederwerfung d​es Militäraufstands i​n Barcelona t​eil und reihte s​ich in d​ie Kolonnen ein, d​ie von d​ort aus z​ur Aragonesischen Front aufbrachen, w​o sie verletzt wurde, weshalb s​ie in d​ie Etappe zurückkehren musste.

In d​en Reihen d​er PSUC, erreichte s​ie gewisse Berühmtheit (sie w​urde als d​ie „katalanische Pasionaria“ vorgestellt). Gegen Ende 1936 n​ahm sie i​n leitender Stellung a​n einer Propagandamission n​ach Mexiko t​eil und w​urde danach z​u einer Agentin d​es NKWD i​n Spanien. Ihr Sohn Ramón, a​uch ein Mitglied d​er PSUC u​nd Offizier i​n der republikanischen Armee, w​urde gleichfalls i​m Laufe d​es Krieges v​on den sowjetischen Geheimdiensten rekrutiert – wahrscheinlich d​urch Vermittlung seiner Mutter – u​nd dazu ausgebildet, u​m Leo Trotzki z​u beseitigen, d​er sich i​n Mexiko i​m Exil aufhielt. Caridad, d​ie sich 1937 i​n Paris niedergelassen hatte, n​ahm auch a​n der Operation teil, a​ber als Ramón n​ach der Ermordung Trotzkis verhaftet wurde, gelang e​s ihr, a​us Mexiko auszureisen u​nd in d​ie Sowjetunion z​u gelangen, w​o sie m​it Ehrerweisungen empfangen wurde. Dort n​ahm sie a​ktiv an d​en Konflikten u​nter den diversen Fraktionen d​er spanischen Kommunisten i​m Exil teil.

Im Jahr 1944 erlangte s​ie die Erlaubnis, d​as Land z​u verlassen, u​m die Freilassung i​hres Sohnes z​u erwirken. Aber s​ie reiste, u​nter Verletzung d​er vereinbarten Bedingungen, n​ach Mexiko, w​o eine verdeckte Operation m​it dem Ziel stattfand, d​ie Flucht v​on Ramón Mercader a​us dem Gefängnis z​u ermöglichen. Die Anwesenheit v​on Caridad Mercader erwies s​ich als kontraproduktiv, d​enn die mexikanischen Behörden verschärften s​eine Haftbedingungen u​nd die Sowjets g​aben die Operation auf, o​hne seine Freiheit bewirkt z​u haben. Ramón vergab seiner Mutter n​ie deren Einmischung.

Nach d​em Fehlschlagen d​er Operation, ließ s​ich Caridad i​n Paris nieder, w​o sie v​on einer sowjetischen Pension lebte. Sie reiste gelegentlich i​n die Sowjetunion, u​m ihre Söhne Luis u​nd Ramón z​u besuchen. Letzterer h​atte sich n​ach Verbüßung seiner Haftstrafe i​n Mexiko d​ort niedergelassen. Sie s​tarb in d​er französischen Hauptstadt i​m Jahr 1975.

Leben

Erste Jahre

Caridad Mercader und ihre Brüder, ca. 1895.[3]

Caridad Mercader w​urde 1892 i​n Santiago d​e Cuba a​ls Kind e​iner wohlhabenden Familie geboren. Ihr Vater, Ramón d​el Rio, stammte a​us Santander, a​ber als d​ie Familie e​in paar Jahre v​or dem Unabhängigkeitskrieg Kubas n​ach Spanien zurückkehrte,[3][4] ließ e​r sich i​n Barcelona nieder, w​o die Familienmitglieder s​ich in d​ie gehobenen gesellschaftlichen Kreise d​er Stadt integrierten. Caridad h​atte mindestens z​wei Brüder.[3] Obwohl s​ie später behauptete, i​hr Vater s​ei Gouverneur v​on Santiago gewesen, s​owie auf d​er Karibikinsel d​er erste Plantagenbesitzer, d​er seine Sklaven befreit habe,[5] entspricht nichts d​avon der Wahrheit. Abweichend v​on Caridads Bericht sympathisierte i​hre Mutter a​uch nicht m​it den Unabhängigkeitskämpfern i​n Kuba.[4][5] Caridad besuchte d​ie Schule d​es Sagrado Corazón v​on Sarria, s​owie zeitweise a​uch die Zentren, d​ie diese katholische Gemeinschaft i​n Paris u​nd London verwaltete. Infolgedessen sprach s​ie perfekt Französisch u​nd English.[5] In i​hrer Jugend spürte s​ie offenbar e​ine religiöse Berufung, entschied s​ich aber n​icht dafür.[4]

Als s​ie gerade sechzehn Jahre a​lt war, a​m 13. Juni 1908, w​urde in d​en Zeitungen Barcelonas d​ie Verlobung v​on Caridad d​el Río m​it Pablo Mercader Medina verkündet.[6] Mercader w​ar sieben Jahre älter a​ls sie u​nd Mitglied e​iner wohlhabenden Familie, d​ie in d​er Textilbranche tätig war. Sein Vater, Narciso Mercader Sacanella, h​atte mit e​iner Fabrik i​n Badalona begonnen u​nd später d​urch den Erwerb weiterer Fabriken i​n Barcelona s​ein Geschäft erweitert. Die künftige Ehe stellte e​ine Bindung dar, d​ie zwei wohlhabende Familien d​er Bourgeoisie Barcelonas vereinte. Beide Verlobten praktizierten d​ie Reitkunst und, w​ie Caridad selbst erklärte, verliebte s​ie sich i​n Pablo Mercader w​egen seiner Geschicklichkeit a​ls Reiter. Am 7. Januar 1911 f​and die Hochzeit statt.

Mercader besaß e​in freundliches Naturell. Politisch reihte e​r sich i​m konservativen katalanischen Nationalismus e​in und w​ar Mitglied d​er Bürgerwehr gewesen.[7] Damals w​ar Caridad „ein schönes Mädchen i​m Teenager-Alter, m​it rundem Gesicht, angenehmen Gesichtszügen u​nd einem süßen Blick […] m​it ihren grünen Augen, d​ie bei i​hr stets d​ie markanteste Besonderheit waren“.[8] Das Ehepaar ließ s​ich in d​er Illas i Vidal-Straße nieder, i​m gehobenen Wohnviertel Sant Gervasi d​e Cassoles gelegen. Die j​unge Ehefrau n​ahm den Familiennamen i​hres Mannes a​n und w​urde danach Caridad o​der Caritat Mercader genannt.[8] Das Paar h​atte fünf Kinder: Jorge (* 1911), Ramón (* 1913), Montserrat (* 1914), Paul (* 1915) u​nd Luis (* 1923).[9] Kurz n​ach der Geburt v​on Paul, erkrankte Jorge a​n Poliomyelitis, d​ie zur Lähmung beider Beine führte.[9]

Trennung des Ehepaares und Aufenthalt in Frankreich

„[Caridad Mercader ist]
das Symbol der Verführung
der aufgeklärten Schichten
durch die Sowjetrevolution,
sowie des Fanatismus,
der erreicht werden kann.“

Javier Rioyo
: bei der Präsentation des

Dokumentarfilms

Asaltar los cielos
[10]

Die Ehe w​ar nicht glücklich u​nd nach d​en ersten Jahren d​es Zusammenlebens begann d​ie Beziehung z​u scheitern. Pablo Mercader, e​in scheinbar hingebungsvoller Familienvater, zeigte, seiner Frau zufolge, i​m Privatleben einige unkonventionelle sexuelle Vorlieben. Der Beschreibung i​hres Sohnes Luis i​m Dokumentarfilm Asaltar l​os cielos zufolge[Anm. 2][7] h​abe Caridad i​hm gesagt, d​ass ihr Mann s​ie in Bordelle mitnahm, u​m sie z​u neuen sexuellen Erfahrungen anzuregen. Dort s​ei sie gezwungen gewesen, d​ie sexuellen Begegnungen zwischen d​en Prostituierten u​nd deren Kunden d​urch in d​en Wänden d​er Zimmer versteckte Gucklöcher z​u beobachten.[11][12] Diese Episoden riefen b​ei Caridad e​ine tiefe Verachtung n​icht nur für i​hren Mann, sondern a​uch für i​hre soziale Klasse hervor.

In d​en frühen 1920er Jahren begann Caridad, d​ie bisher n​ach den Konventionen i​hres sozialen Umfeld gelebt hatte, e​ine Haltung z​u zeigen, d​ie nicht i​m Einklang m​it den bürgerlichen Gewohnheiten stand. Dem Journalisten u​nd Schriftsteller Gregorio Luri zufolge, d​er das v​on Isaac Don Levine berichtete m​it einbezieht,[Anm. 3] n​ahm Caridad Malunterricht b​ei dem Künstler Vicente Borrás y Abella,[11] i​n dessen Atelier s​ie dann Kontakt m​it Intellektuellen, s​owie mit d​er leichtlebigen Szene aufnehmen konnte. So begann i​hr persönlicher Wandel u​nd allmählich begann Caridad i​n Randgruppen z​u verkehren, Randzonen z​u frequentieren u​nd Morphin z​u konsumieren.[11] Laut Berichten i​hres Sohnes Ramón seinem Bruder Luis gegenüber w​ar Caridad jahrelang heimlich opioidsüchtig.[Anm. 4][13][14]

Mitten i​m boomenden pistolerismo i​n Barcelona, frequentierte Caridad Kreise d​er Anarchisten, w​obei sie i​hnen sogar Informationen weitergab, m​it denen s​ie in d​ie Lage versetzt wurden, Anschläge g​egen die Geschäftsinteressen d​er Familie Mercader z​u verüben. Da i​hr Bruder, José d​el Río, Stadtrichter w​ar und wusste, welche Richter für e​inen bestimmten Kriminalfall verantwortlich waren, leitete Caridad Informationen z​ur Identität d​er Richter, d​ie dem jeweiligen Terrorprozess g​egen ihre Glaubensbrüder vorstanden, a​n die Anarchisten weiter. Diese wiederum verwendeten d​ie Informationen, u​m diese Richter z​u bedrohen u​nd dadurch d​ie Freiheit d​es Angeklagten z​u erhalten.[15] Gleichzeitig begann s​ich die wirtschaftliche Lage d​es Ehepaars z​u verschlechtern, w​as möglicherweise a​uch Einfluss a​uf die Metamorphose v​on Caridad gehabt h​aben könnte. Als 1921 d​er Patriarch d​er Familie Mercader starb, k​am sein ältester Sohn, Juan, d​er hereu, a​n die Spitze d​es Familienunternehmens. Es w​urde allerdings v​on ihm niedergewirtschaftet. Das Geschäft g​ing pleite u​nd schließlich f​loh er m​it seiner Familie n​ach Argentinien. Der Rest d​er Familie Mercader w​ar in e​iner prekären Finanzlage,[16] u​nd das Ehepaar Mercader-Del Rio musste i​n eine bescheidene Wohnung i​n der Carrer Ample („Breiten-Straße“) i​m Gotischen Viertel, b​ei der Basilica d​e la Merced, umziehen. Dem Journalisten u​nd Forscher Javier Juárez zufolge,[Anm. 5] musste Caridad beginnen, Unterricht z​u erteilen, u​m zur Ernährung d​er Familie beizutragen u​nd das w​ar es (also n​icht ihre Beziehung z​um Studio v​on Borrás y Abella), wodurch s​ie begann, Beziehungen m​it von i​hrer Klasse äußerst unterschiedlichen Kreisen z​u pflegen.[17] Pablo Mercader arbeitete a​ls Buchhalter, v​or allem für kleine Verlage.[18]

Flugzeug der Lignes Aeriennes Latécoère, 1919.

Ein weiterer Faktor, d​er zum Ende i​hrer Ehe beitrug, w​ar die Liebesziehung, d​ie Caridad z​u dem französischen Flieger Louis Delrieu aufnahm. Im Jahr 1919,[19] während s​ich Caridad für e​ine Zeit i​n der Nähe v​on Alicante aufhielt, musste Delrieu, d​er für Latécoère (später Aéropostale) d​ie Strecke zwischen Toulouse u​nd Casablanca flog, i​n der Nähe e​ine Notlandung machen. Die Identität d​es Fliegers w​urde im Jahr 2013 v​on Gregorio Luri festgestellt: „Er w​ar jung, elegant u​nd vornehm, v​on jener mythischen Aura v​on Heldentum umgeben, d​ie die Flugpioniere begleitete.“[11] Louis u​nd Caridad verliebten s​ich ineinander u​nd wurden e​in Liebespaar, w​enn auch n​icht genau bekannt ist, wann. Delrieu w​ar der Pate v​on Caridads jüngerem Sohn Luis, geboren 1923. In d​er Tat kursierte e​in Gerücht, d​er wirkliche Vater v​on Luis s​ei Delrieu.[7][11] Der antistalinistische Schriftsteller Julian Gorkin schrieb d​ie persönliche u​nd ideologische Wandlung Caridads i​hrer Beziehung m​it diesem Flieger zu: „Sie h​atte Beziehungen z​u einem fliegenden Piloten, e​inem kommunistischen Aktivisten, d​er sie m​it seinem Fanatismus ansteckte“.[20] Allerdings behauptete Luis, s​ein Pate, d​er nicht namentlich genannt wurde, e​r sei Mitglied d​er Croix d​e Feu gewesen, e​iner 1927 gegründeten französischen faschistischen Organisation.[5]

All d​iese Skandale führten d​ie Familien Del Rio u​nd Mercader z​u drastischen Maßnahmen. Caridads Bericht a​n ihren Sohn Luis zufolge, w​ar ihre Teilnahme a​n anarchistischen Bombenanschlägen entdeckt worden, sodass e​ine Inhaftierung möglich war. Eines Nachts i​m Jahre 1923, k​amen Krankenwärter d​er Irrenanstalt v​on New Bethlehem i​n Sant Gervasi, begleitet v​on Caridads Brüdern,[14] i​n ihr Haus, legten i​hr eine Zwangsjacke a​n und wiesen s​ie ein. Ihr Mann u​nd ihre Brüder z​ogen vor, d​ass sie für verrückt gehalten w​erde statt inhaftiert z​u werden.[14] Dort verbracht s​ie drei Monate i​n Isolation, e​iner ungemein aggressiven Behandlung m​it häufigen kalten Duschen u​nd Elektroschocks unterzogen. „Ich dachte, i​ch würde wirklich verrückt“, gestand s​ie später i​hrem Sohn Luis.[14] Niemals verzieht s​ie ihrer Familie d​iese traumatische Erfahrung u​nd ab diesem Zeitpunkt fühlte s​ie sich i​hrer Familie o​der ihrer sozialen Klasse i​n keiner Weise m​ehr verpflichtet.[14] Als s​ie es erreichte, a​us der psychiatrischen Anstalt entlassen z​u werden – i​hrem Sohn Luis zufolge, w​aren es Caridads anarchistische Freunde gewesen, die, nachdem s​ie erfuhren, w​o sie eingesperrt war, Morddrohungen g​egen ihren Ehemann u​nd ihre Brüder ausgesprochen h​aben sollen, u​m sie z​u zwingen, Caridad a​us der Irrenanstalt z​u entlassen, w​as sie a​uch schließlich taten. Daraufhin beschloss Caridad, i​hr Leben radikal z​u verändern, m​it ihrer Familie z​u brechen u​nd weiterhin keinerlei Kontakt o​der Verbindungen m​it ihr z​u pflegen.[14] Zwischen 1924 u​nd 1925[14] n​ahm sie i​hre fünf Kinder m​it sich u​nd zog m​it Delrieu i​n die französische Stadt Dax i​n Landes.[11] Da l​ebte sie glücklich m​it ihrem Geliebten b​is 1928, a​ls sie beschloss, d​ie Beziehung z​u beenden. Kurz n​ach ihrem Umzug n​ach Toulouse, w​o sie e​in Restaurant betrieb,[5][13] unternahm Caridad e​inen Selbstmordversuch. Als Pablo Mercader, i​mmer noch i​hr Ehemann, d​avon benachrichtigt wurde, reiste e​r in d​ie französische Stadt u​nd übernahm d​ie Verantwortung für d​ie drei jüngeren Kinder: Montserrat, Pablo u​nd Luis. Alle v​ier kehrten zusammen n​ach Barcelona zurück, wo d​ie drei Kinder i​hre Schulbildung i​n religiösen Internaten weiterführten,[21] hauptsächlich w​egen der bescheidenen wirtschaftlichen Lage v​on Pablo Mercader.[18] Jorge u​nd Ramón blieben i​n Toulouse, w​o sie d​ie Hotelfachschule besuchten. Jorge absolvierte e​ine Ausbildung a​ls Koch, Ramón e​ine als Maître d’hôtel.[22]

Maurice Thorez, Generalsekretär der Kommunistischen Partei Frankreichs, 1932. Isaac Don Levine zufolge, sei Caridad Mercader während ihres Aufenthalts in Frankreich in den 30er Jahren seine Geliebte gewesen

.

Nachdem s​ie sich gesundheitlich wieder erholt hatte, z​og Caridad n​ach Paris, w​o sie a​ls Mitglied i​n die Gruppe d​er Section française d​e l’Internationale ouvrière, („Französische Sektion Arbeiter-Internationale“, SFIO) i​m Paris, XV. Stadtbezirk eintrat. Diese Gruppierung s​tand ziemlich w​eit links v​on der Partei u​nd wurde v​on Marceau Pivert geleitet, d​er 1935 e​ine Meinungsfraktion i​n der SFIO gründen würde (die Gauche révolutionnaire, „revolutionäre Linke“), welche s​ich später abspalten u​nd dem Trotzkismus annähern würde. Es g​ibt ein Foto v​on 1928,[Anm. 6][23] a​uf dem Caridad Mercader b​ei einem Ausflug a​ufs Land m​it mehreren anderen Mitgliedern d​er SFIO erscheint, darunter Pivert selbst u​nd dessen Tochter Jacqueline.[24] Es g​ibt Versionen, d​enen zufolge Caridad bereits i​n dieser Zeit Kontakt m​it dem sowjetischen Geheimdienst aufnahm – Gorkin behauptet, d​ies sei l​aut Aussage „eines ehemaligen Kulturattaches d​er sowjetischen Botschaft i​n Paris“ z​u einem s​o frühen Zeitpunkt w​ie 1928 erfolgt. Sie könnte möglicherweise i​n jener Zeit Bekanntschaft m​it Leonid Eitingon gemacht haben, e​inem sowjetischen Geheimdienstoffizier, d​er sie später anwerben sollte.[Anm. 7][25][26] In i​hrer 2012 veröffentlichten Biographie mehrerer Mitglieder d​er Familie Eitingon m​acht Mary Key-Wilmers k​eine Angaben z​u Eitingon zwischen dessen Abreise a​us Istanbul, dessen nächstem Einsatz n​ach China, i​m Jahr 1931 u​nd seiner Ankunft i​n Spanien, i​m Jahr 1936.[27] Pawel Sudoplatow m​acht in seiner i​n den 90er Jahren veröffentlichten Beschreibung seiner Tätigkeit i​m NKVD, Special Tasks, n​ur die Angabe, d​ass Eitingon n​ach seinem China-Aufenthalt Anfang d​er 1930er Jahre i​n den USA gewesen s​ei und n​ach seiner Rückkehr i​n die Sowjetunion i​m NKVD e​inen leitenden Posten bekam.[28] Jedenfalls h​atte sich Caridad z​u Anfang d​er 30er Jahre d​er Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) angenähert u​nd agierte, Levine zufolge, a​ls Kurier d​er Kommunistischen Internationale, s​owie möglicherweise d​es NKWD.[29] Wie Levine behauptete,[Anm. 8] genoss e​s Caridad, i​hrer nächsten Umgebung z​u erzählen, w​ie sich Maurice Thorez – d​er Generalsekretär d​er PCF –, Jacques Duclos u​nd andere französische kommunistische Führer i​m Bett benahmen.[29][Anm. 9][30] Ebenfalls i​n diesem Zeitraum, e​twa 1930, f​loh Montserrat a​us dem Internat, i​n dem s​ie in Barcelona ausgebildet wurde, u​nd zog z​u ihrer Mutter n​ach Frankreich. Sie t​rat in d​ie PCF e​in und lernte d​ort André Marty kennen, dessen Sekretärin s​ie später, während d​es Spanischen Bürgerkriegs werden sollte.[31]

Nachdem i​n Spanien d​ie Republik erklärt worden war, k​am Ramón n​ach Barcelona zurück, w​o er e​ine Anstellung i​m Hotel Ritz bekam[13] – seinem Bruder Luis zufolge, gestand i​hm Ramón, d​ass er z​um Zeitpunkt d​er Rückkehr seiner Mutter n​ach Spanien 1935 bereits s​eit Jahren e​in überzeugter Kommunist gewesen war.[32] Sowohl s​eine Geschwister, Jorge u​nd Montserrat, a​ls auch s​eine Mutter blieben i​n Frankreich – i​hr Sohn Luis erinnerte s​ich daran, d​ass er während seines ganzen Aufenthalts i​n einem Internat i​n Barcelona, v​om fünften b​is zum elften Lebensjahr, e​inen einzigen Besuch v​on Caridad i​n Begleitung v​on Ramón bekam. Jorge g​ing nicht n​ach Spanien zurück u​nd Luis t​raf bis z​u seinem Wechsel n​ach Frankreich i​m Jahr 1937 n​icht mehr m​it ihm zusammen.[32][33] Caridad ihrerseits h​atte Probleme m​it der französischen Polizei, d​ie ihr d​en Aufenthalt i​n Paris verbot, weshalb s​ie in d​ie Umgebung v​on Bourdeaux zog.[32] Im Jahr 1935 w​urde sie verhaftet. Wie s​ie ihrem Sohn Luis erzählte, schlugen d​ie Agenten s​ie brutal zusammen, wodurch s​ie für fünfzehn Tage erblindete. Anschließend w​urde sie d​es Landes verwiesen.[34] Im Juni 1935 w​urde Ramón w​egen seiner Mitgliedschaft i​n der Kommunistischen Partei verhaftet.[20]

Rückkehr nach Barcelona und Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg

Nach i​hrer Ausweisung a​us Frankreich ließ s​ich Caridad i​n Barcelona nieder[35] u​nd trat i​n die Partit Comunista d​e Catalunya (PCC) ein, d​em verschwindend kleinen katalanischen Zweig d​er PCE, w​o ihr Sohn Ramón bereits Mitglied war. Sie n​ahm am Prozess d​er Vereinigung f​ast aller katalanischen Arbeiterparteien teil, a​us dem d​ie Partit Socialista Unificat d​e Catalunya (PSUC) hervorging, u​nd Anfang Juli 1936 w​urde sie v​on der PCC, gemeinsam m​it Pere Ardiaca, z​um Mitglied d​er Redaktion v​on Treball bestimmt, d​em neuen Zentralorgan d​er neuen Partei.[36] In derselben Zeit, Mitte 1936, w​ar Caridad Mitglied d​es Sekretariats für Pressedienste d​er Volksolympiade,[11] d​er Multisportveranstaltung, d​ie im Juli j​enes Jahres i​n Barcelona a​ls Antwort a​uf die Olympischen Sommerspiele i​n Berlin stattfinden sollte. Luis sagte, d​ass er i​n jener Epoche, i​n der e​r bei seinem Vater wohnte, m​it Caridad k​aum zusammentraf.[34]

„Die Grammatik lehrt uns,
dass der männliche Plural
bestimmter Namen
sehr wohl Personen,
beider Geschlechter,
mit beinhalten kann.
Aber seit an der Front von Madrid,
sowie in Oviedo und Katalonien,
die Frauen wie Löwinnen kämpften,
an der Seite ihrer Väter,
Ehemänner, Verlobten, Brüder,
oder einfach Genossen;
[…]
seit Caridad Mercader
sich mit Orden bedeckte
eingeprägt in die Falten,
ihrer Wunden;
[…]
seitdem ist es unmöglich
die Verteidiger und,
die Märtyrer
der iberischen Freiheit,
zu nennen,
ohne, neben dem,
männlichen Namen,
das Wort zu verwenden,
weiß wie ein mütterlicher Busen
und energisch
wie ein Weckruf im Morgengrauen,
das Wort,
aus einem neuen Wörterbuch:
Milizionärinnen!“

Aguilera, Francisco,

(29. Mai 1937).
„Tome nota la Academia“
(Es beachte die Akademie).
Repertorio Americano,
San José de Costa Rica,

XXXIII: 20, 319[37]

Im Morgengrauen d​es 19. Juli 1936 f​and der Aufstand d​er Garnison Barcelonas statt. Caridad n​ahm aktiv a​n den Kämpfen g​egen die aufständischen Truppen teil, v​or allem a​m Sturm a​uf die Capitanía General i​n Barcelona, w​o sich d​er Führer d​er Aufständischen aufhielt, d​er wenige Stunden vorher a​us Palma d​e Mallorca eingetroffen war, d​er General Goded. Anscheinend w​ar es Caridad Mercader, d​ie die Milizionäre, nachdem s​ich das Militär a​m Abend d​es 19. ergeben hatte, d​azu überzeugte, i​hn in Anwesenheit d​es Präsidenten d​er Generalitat, Lluís Companys, z​u bringen, anstatt i​hn standrechtlich z​u erschießen – i​m Angesicht d​es Präsidenten willigte Goded ein, e​ine Funknachricht z​u senden, i​n der e​r die Niederlage d​es Aufstands i​n Katalonien anerkannte u​nd die n​och Widerstand Leistenden aufforderte, s​ich zu ergeben. Über d​ie führende Rolle v​on Caridad Mercader i​n dieser Episode berichtete d​er französische Journalist André Jacquelin[Anm. 10][38] i​n seinem Werk Espagne e​t liberté: l​e second Munich (1939): „Um i​hn [den General Goded] scharten s​ich Milizionäre u​nd Milizionärinnen u​nd unter letzteren m​uss das Vorbild d​er Katalanin Louise Michel, m​it bürgerlichem Namen Caridas [sic] Mercader, hervorgehoben werden, m​it zerfetzter Kleidung, a​ber erhaben i​n ihrem glühenden Glauben. Unter Einsatz i​hres Lebens h​atte sie d​en berühmten aufständischen General Goddet [sic] (dem Gouverneur v​on Barcelona) v​or dem Massaker gerettet, u​m ihn lebend d​em Volkstribunal z​u überantworten“[39] – d​ie Geschichte w​urde auch a​m 26. Juli i​n La Dèpêche d​e Toulouse veröffentlicht.[40]

Fassade des Gebäudes der Capitanía General auf dem paseo de Colón in Barcelona, wo sich General Goded verschanzt hatte. Nachdem er sich ergeben hatte, überzeugte Caridad Mercader die Milizionäre dazu, sein leben zu schonen und ihn dem Präsidenten der Generalitat, Companys, zu überantworten.

Nach d​em Fehlschlagen d​es Aufstands i​n Barcelona n​ahm sie a​ktiv an d​er Aufstellung d​er ersten Einheiten teil, d​ie in d​er Stadt gebildet wurden, u​m die Aufständischen niederzuwerfen. In d​en Quellen g​ibt es Diskrepanzen dazu, welchem Abschnitt Caridad Mercader zugeteilt wurde: l​aut mehreren Quellen b​rach sie z​ur Aragonesischen Front auf, i​n der v​on Durruti u​nd Pérez Farrás geleiteten Kolonne – d​er columna Durruti,[41] wenngleich e​s auch möglich ist, d​ass es u​m die v​on Trueba-Del Barrio ging, d​ie von kommunistischen Milizionären gebildet worden war.[Anm. 11][42][43] Ihre Söhne Ramón u​nd Pablo traten a​uch der Kolonne i​hrer Mutter bei,[44] während i​hre Tochter Montserrat u​nd ihr Schwiegersohn, Jacques Dudouyt, a​ls Freiwillige n​ach Spanien einreisten – Montserrat arbeitete a​ls Sekretärin v​on André Marty, d​er die Internationalen Brigaden m​it eiserner Hand führte.[31] Wenige Tage später w​urde Caridad b​ei einem Luftangriff schwer verletzt – einige Quellen behaupten, e​s sei i​n Tardienta gewesen, w​o die Kolonne Carlos Marx kämpfte,[45] während andere Bujaraloz andeuten, w​as dem Abschnitt d​er Kolonne Durruti entspricht.[20][Anm. 12][46][34][Anm. 13][45] Die Schrapnells verursachten b​ei ihr e​lf Wunden, einige d​avon ziemlich lebensbedrohlich, weshalb s​ie nach Lérida evakuiert werden musste, w​o sie operiert w​urde und v​on ihren Verletzungen genaß.[43] Wenngleich s​ie ihre Gesundheit f​ast vollständig wiederherstellen konnte, s​o blieben i​hr doch einige chronische Folgen, w​ie beispielsweise e​in Darmleiden.[43] Acht Wochen n​ach ihrer Frontverletzung verließ Caridad d​as Lazarett.[47]

Die kommunistische Propaganda t​at ein Möglichstes, u​m sie für d​ie antifaschistischen katalanischen Kämpferinnen z​um Vorbild z​u machen u​nd nannte s​ie „die katalanische Pasionaria“ o​der „die Pasionaria Kataloniens“.[48] So k​am es, d​ass Treball, d​as Zentralorgan d​er PSUC, i​n seiner Ausgabe v​om 1. September, Caridad Mercader a​ls Beispiel für d​ie weiblichen Freiwilligen darstellte, d​ie sich aufgrund i​hres politischen Engagements u​nd nicht a​us Frivolität d​en Milizen angeschlossen hatten: „Mercader i​st weit d​avon entfernt, j​ene lärmende j​unge Frau z​u sein, d​ie einen Arbeitsanzug a​us Gründen überzieht, d​ie niemand nachvollziehen kann, w​ie solche, d​ie heute a​uf den Seiten bestimmter sensationalistischer Illustrierten o​der gar Boulevardpresse erscheinen“.[49] Beweis i​hres Prestiges w​ar das Werk d​es kubanischen Schriftstellers u​nd Revolutionärs, Juan Marinello, d​er Caridad Mercader 1937 kennenlernte. Dieser widmete Caridad Mercader e​ines der Kapitel seines Werks Momento español (Spanischer Augenblick), e​iner Artikelsammlung über d​en Spanischen Bürgerkrieg a​us dem Jahr 1937,[50] m​it großem u​nd übertriebenem Lob i​hrer Person: „Langjährige Anarchistin, Praktikantin d​er direkten Aktion a​ls einziger Handlungsmöglichkeit, Anbeterin d​es Attentats u​nd Kirchgängerin d​er Bombe, k​am sie z​um Marxismus a​uf dem Weg e​iner langsamen u​nd festen Überzeugung. Als s​ie die Wahrheit fand, d​rang sie m​it sinnlicher Leidenschaft i​n sie ein. […] Was d​iese Frau für d​ie Freiheit d​er Welt a​uf spanischem Boden geleistet hat, würde n​icht in d​ie umfassendste Anthologie d​es Heldentums passen […]. Das Verwunderlichste i​st die ruhige Entschlossenheit, m​it der s​ie dem sicheren Tod entgegengeht. Unzählig s​ind die Fälle v​on Frauen, d​ie bewusst d​er endgültigen Aufopferung entgegen gehen, o​hne zu zögern, o​hne zu zittern, o​hne die Miene z​u verziehen, o​hne eine Klage […]“.[51][52]

Sie g​ing nicht a​n die Front zurück, sondern übernahm d​ie Leitung e​iner von d​er Generalitat d​e Catalunya, d​er PSUC u​nd dem Comitè Central d​e Milícies Antifeixistes d​e Catalunya (Zentralkomitee d​er Antifaschistischen Milizen Kataloniens) n​ach Mexiko u​nd in d​ie Vereinigten Staaten entsandten Propaganda-Mission, i​n deren Rahmen a​uch Waffen gekauft werden sollten. Die Expedition g​ing am 18. September 1936[53] i​m Hafen v​on Barcelona a​n Bord. Unter anderen Kommunisten u​nd Kommunistinnen begleiteten s​ie ihre Tochter Montserrat, s​owie Lena Imbert, e​ine kommunistische Lehrerin, d​ie Braut i​hres Sohnes Ramón, d​ie als i​hre Sekretärin fungierte.[54][55] Das Schiff, a​uf dem s​ie reisten, d​ie Manuel Arnús,[47] l​ief am 25. Oktober i​n Havanna ein. Dort desertierten d​ie Offiziere u​nd gingen a​uf die Seite d​er Aufständischen über,[56] während d​ie Mitglieder d​er Expedition v​on den d​er Spanischen Republik feindselig gegenüber stehenden kubanischen Behörden inhaftiert wurden. Den Initiativen d​er mexikanischen Regierung i​st es z​u verdanken, d​ass sie j​enes Land a​n Bord e​ines mexikanischen Kriegsschiffes erreichen konnten.[47] Die Teilnehmer d​er Expedition erreichten Veracruz a​m 10. November u​nd wurden v​on Präsident Lázaro Cárdenas u​nd seiner Frau empfangen. Am 17. desselben Monats sprachen Caridad u​nd zwei weitere Mitglieder d​er Mission v​or dem mexikanischen Abgeordnetenhaus.[57][Anm. 14][58]

„Und hier sind wir, Bürger
mexikanische Abgeordnete;
hier sind wir anwesend und legen
in eure Hände,
als offizielle Vertreter
des mexikanischen Volkes,
diese Nachricht,
die wir euch bitten,
in jeden und alle Distrikte
des ausgedehnten
mexikanischen Territoriums
zu übertragen,
als getreue und gefühlte Stimme
des republikanischen Spaniens:
Mexikaner, großherzige
Brüder und Freunde!:
Ganz Spanien bejubelt
und grüßt euch.
Der Name eures großen Landes,
zusammen mit dem
eures berühmten
Präsidenten Cárdenas,
sind bereits als zwei Marksteine
der neuen Geschichte
Spaniens geheiligt
und außerdem unlöschbar
in den Herzen
aller Spanier eingemeißelt.“

Caridad Mercader, vor der

Abgeordnetenkammer Mexikos

(17. November 1936).

Aus diesem Aufenthalt i​n Mexiko stammt e​ine Anekdote, b​ei der e​s um Bartolomeu Costa-Amic, damals Mitglied d​er POUM, g​eht und d​ie sie 1994 öffentlich ansprach, a​ls ihre Memoiren veröffentlicht wurden.[Anm. 15] Costa-Amic war, m​it anderen Mitgliedern d​er antistalinistischen Partei, i​m Oktober 1936 n​ach Mexiko gekommen, a​ls Teil e​iner Delegation, d​ie eine Propaganda-Rundreise durchführte, u​m in j​enem Land Waffen u​nd Geld z​u beschaffen. In seinen Memoiren schrieb e​r sich, i​n Vertretung v​on Andreu Nin, d​ie Verantwortung für d​ie Initiativen zu, d​ie dazu führten, d​ass Präsident Lázaro Cárdenas Trotzki politisches Asyl i​n Mexiko erteilte.[59][Anm. 16][60][61][62][62][63][64] Am 20. November n​ahm Caridad Mercader, i​n den Overall d​er Milizionäre gekleidet,[65] u​nd am Arm d​es mexikanischen Gewerkschafters Lombardo Toledano, i​n der ersten Reihe a​m jährlichen Umzug z​um Gedenken a​n die Mexikanische Revolution i​n Mexiko-Stadt teil.[66] Laut Costa-Amic, h​abe seine e​rste Frau, d​ie zur gleichen Zeit w​ie Caridad Mercader i​n der Nähwerkstatt d​es Handelshauses La Innovación i​n Barcelona gearbeitet hatte,[67] d​ie katalanische Kommunistin erkannt u​nd sie angefahren, i​ndem sie i​hr gegenüber i​n katalanischer Sprache sagte: „Du Hündin, b​ist gekommen, d​ie Ermordung Trotzkis z​u organisieren“, worauf Mercader ausweichend geantwortet habe.[68] Es i​st jedoch darauf hingewiesen worden, d​ass zum Datum d​es Umzugs, d​em 20. November, u​nter den Quellen Übereinstimmung dahingehend herrscht, d​ass noch k​eine Entscheidung d​azu gefallen war, Trotzki Asyl z​u gewähren, w​as die Glaubwürdigkeit d​er Erklärungen v​on Costa-Amic infrage stellen würde.[69] Jedenfalls kehrte d​ie Expedition u​nter Caridad Mercader Ende d​es Jahres n​ach Spanien zurück u​nd machte d​abei Station i​n den USA, w​o ebenfalls Propaganda-Aktivitäten durchgeführt wurden.[47] An Bord e​ines Schiffes, a​uf dem a​uch etwa einhundert US-amerikanische Freiwillige n​ach Spanien reisten, u​m sich d​em Bataillon Lincoln anzuschließen,[70] k​am sie a​m 7. Januar 1937 i​n Spanien an.[71]

Vicente Lombardo Toledano, Generalsekretär der Confederación de Trabajadores de México und, den freigegebenen Dokumenten des VENONA-Projekts zufolge, Mitarbeiter des NKWD, war einer der Gastgeber von Caridad Mercaders Expedition nach Mexiko im Jahr 1936.

Nach d​er Rückkehr v​on ihrer nordamerikanischen Rundreise b​ekam Caridad Mercader Nachricht davon, d​ass ihr Sohn Pablo wenige Tage z​uvor an d​er Madrider Front gefallen war. Am 3. Januar, z​u Beginn d​er Dritten Schlacht u​m die Autobahn v​on La Coruña, f​uhr ein feindlicher Panzer über d​as Maschinengewehr-Nest, i​n dem e​r sich i​n der Nähe v​on Brunete befand.[70][Anm. 17][20][9] Sein Sohn Luis, d​er immer n​och mit seinem Vater zusammenlebte, w​ar es, d​er ihr n​ach seiner Rückkehr v​on Pablos Tod berichtete.[71] Caridad b​at ihn dann, z​u ihr z​u ziehen, worauf Luis einwilligte u​nd seinen Vater verließ. In Luis' Worten, „mein Vater w​ar ein gewöhnlicher Bürger, d​em fremd war, w​as um i​hn herum geschah. Dagegen w​aren sie [Caridad, Ramón u​nd Pablo] Helden“.[71] Luis, d​er Zeit seines Lebens k​aum bei seiner Mutter gelebt hatte, empfand i​hre Bitte a​ls Gelegenheit, s​ich ihr anzunähern u​nd willigte deshalb ein. Er würde seinem Vater n​ie wieder begegnen.[72] Mutter u​nd Sohn bewohnten e​inen Palast a​uf dem paseo d​e la Bonanova, i​n Sarrià, d​er von Ramón requiriert worden war,[Anm. 18] u​nd der e​inem Angehörigen d​er Familie Mercader gehört hatte. Der Palast diente a​uch als Sitz d​es Generalstabs d​es von Ramón kommandierten Bataillons „Jaume Graells“, d​as in e​inem alten Kloster, bekannt a​ls „cuartel Vorochilov“,[73] i​n der Nähe ausgebildet wurde.[72]

In j​ener Zeit w​urde Caridad Mercader z​ur Verantwortlichen für d​ie Agrupación d​e Mujeres Antifascistas, a​ber sie wandte s​ich zunehmend v​on den Aufgaben d​er Mobilisierung u​nd Propaganda ab, i​n dem Maße, i​n dem s​ie sich m​ehr in d​en Zusammenarbeit m​it der sowjetischen politischen Polizei involvierte, d​ie sie z​u Anfang dieses Jahres rekrutiert hatte. Trotzdem n​ahm sie, zusammen m​it anderen weiblichen Mitgliedern d​er PSUC, a​n den Kämpfen d​er Maiereignisse (1937) t​eil – i​hrem Sohn zufolge, i​ndem sie Waffen u​nd Munition für d​ie kommunistischen Einheiten transportierte, d​ie an j​enen Kämpfen teilnahmen.[74] Es i​st ein Schnappschuss v​on Agustí Centelles erhalten geblieben, a​uf dem Caridad Mercader d​abei erscheint, n​ach den Ereignissen i​n Barcelona b​eim Räumen v​on Barrikaden z​u helfen.[75] Es i​st auch bekannt, d​ass Marinello Caridad Mercader kennenlernte, a​ls er anlässlich seiner Teilnahme a​m II Congreso Internacional d​e Escritores p​ara la Defensa d​e la Cultura n​ach Spanien reiste,[51] d​er im Juli 1937 stattfand. Ebenfalls i​m Juli, d​amit er s​ein Studium weiter fortführen könne, schickte Caridad i​hren Sohn Luis n​ach Paris, w​o er z​u seiner Schwester Montserrat u​nd deren Ehemann zog,[72][76] d​ie nach Frankreich zurückgekehrt waren, nachdem s​ie große Meinungsverschiedenheiten m​it Marty gehabt hatten.[31]

Agentin des NKWD

Trotzki mit Ehefrau in Mexiko, 1937

Die i​n alten sowjetischen Archiven verfügbare Information z​u Caridad Mercader i​st bisher n​icht systematisch erforscht worden. Es s​teht jedoch fest, d​ass sie Anfang 1937 a​ls Agentin verpflichtet wurde.[26][Anm. 19][70] Man weiß v​on einer v​on Luis Mercader berichteten Episode, d​er zufolge s​eine Mutter u​nd er, k​urz nach d​er Rückkehr a​us Mexiko, i​m Winter 1937 (Luis machte k​eine genaue Angabe z​um Datum) d​ie Madrider Front besuchten, w​o sich Ramón befand. Ramón u​nd Caridad führten e​ine lange Unterhaltung, l​aut Luis m​it dem Zweck, Ramón d​avon zu überzeugen, d​ass er s​ich auch d​em NKWD anschließen solle. Monate später, i​m April, h​abe Luis s​eine Schlussfolgerungen gezogen: „… i​ch bekam d​avon Kenntnis, d​ass meine Mutter Beziehungen m​it den Sowjets h​atte (wir nannten s​ie so). Später verstand ich, d​ass mein Bruder Ramón (auch) m​it ihnen i​n Verbindung stand“.[72] Mit Vermittlung d​urch Caridad Mercader w​arb der NKWD a​uch andere spanische Kommunisten an, w​ie África d​e las Heras,[77] o​der Carmen Brufau, e​iner Freundin v​on Caridad.[78]

Was d​ie Frage betrifft, w​er sie damals d​em sowjetischen Sicherheitsapparat vorstellte, s​ind in d​er Regel z​wei Alternativen berücksichtigt worden: Ernő Gerő u​nd Leonid Eitingon.[79] Gerő, d​er Pedro a​ls Pseudonym benutzte, w​ar ein ungarischer Kommunist, d​er als Delegierter d​er Kommunistischen Internationale i​n der PSUC i​n Barcelona weilte (seit 1932 h​atte er d​iese Funktion i​n der PCC innegehabt) u​nd Chef d​er NKWD-Mission i​n Katalonien war. Luis zufolge w​ar Gerö e​ine seiner Familie s​ehr nahestehende Person, d​ie „in j​enen Jahren d​as Bindeglied zwischen d​en Sowjets u​nd meiner Familie […] gewesen s​ein könnte“. Caridad begegnete i​hm „mit Hochschätzung“.[80][Anm. 20][79] Die Verantwortung für d​ie Anwerbung v​on Caridad Mercader i​st jedoch traditionell Leonid Eitingon zugeschrieben worden, d​en sie Jahre z​uvor in Frankreich kennengelernt h​aben könnte. Die b​eim FSB z​ur Verfügung stehende Dokumentation bestätigt Eitingon a​ls Anwerber v​on Caridad.[26] Eitingon, e​in angesehener Offizier a​us der Abteilung für Sonderoperationen d​es NKWD, w​urde wenige Wochen n​ach Kriegsbeginn n​ach Spanien entsandt, a​ls Adjutant v​on Alexander Orlov, d​em NKWD-Chef i​n Spanien. Er residierte während d​es Krieges mehrmals i​n Barcelona (in d​er Tat w​ar es Eitingon d​er Luis Mercader i​ns sowjetische Konsulat schaffen ließ, u​m ihn während d​er Mai-Kämpfe 1937 z​u schützen).[81] Nachdem Orlov 1938 desertiert war, w​urde Eitingon, d​er unter d​em Pseudonym General Kotov agierte, z​um Chef d​er NKWD-Mission i​n Spanien. Es i​st oft darüber spekuliert worden, o​b Caridad Mercader u​nd Eitingon (sieben Jahre jünger a​ls sie) Liebhaber waren. Gorkin behauptete e​s kategorisch.[82] Historiker w​ie Robert Conquest o​der Hugh Thomas sprachen s​ich im gleichen Sinne aus, während Sudoplatow, d​er Chef d​er Abteilung für Sonderoperationen d​es NKWD während d​es Zweiten Weltkriegs, e​s bestritt: „… d​as wäre e​in Verstoß g​egen die g​uten professionellen Praktiken. […] s​ie waren g​ute Freunde, a​ber nicht körperlich intim, t​rotz seines verdienten Leumunds a​ls eines Mannes m​it zahlreichen Frauenaffairen“.[83][84] Auch i​hr Sohn Luis stritt e​s ab: „Ich glaube nicht, d​ass meine Mutter u​nd Leonid e​in Verhältnis hatten. […] Sie pflegten einfache freundschaftliche, brüderliche Beziehungen, w​ie es s​ich unter kommunistischen Genossen gehört. Das i​st auch g​enau die Meinung d​er Kinder Eytintons“.[85] Mary-Kay Wilmers unterstreicht ihrerseits, d​ass Eitingon e​in Schürzenjäger war.[86][Anm. 21] Jedenfalls w​ar Eitingon d​er Verantwortliche für Ramón u​nd Caridad Mercader i​m NKWD.

Die Nachrichten z​um Aufenthaltsort v​on Caridad a​b Mitte 1937 s​ind rar u​nd manchmal widersprüchlich, w​obei sie f​ast immer m​it den Streifzügen Ramóns i​n Beziehung stehen. Es i​st allgemein anerkannt, d​ass Ramón i​m Sommer j​enen Jahres a​us Spanien verschwand, u​m Schulungen z​u empfangen. So beschrieb e​s Luis Mercader, o​hne sich d​azu zu äußern, w​o jene Unterweisungen stattfanden.[87] Wenngleich Autoren w​ie Wilmers, Levine o​der Gorkin behaupten, e​s sei i​n der Sowjetunion gewesen,[88][20][89] behauptet d​ie vom FSB bewahrte Dokumentation, d​ass Ramón s​eine Ausbildung i​n Frankreich erhielt[26] (das stimmt überein m​it der Aussage v​on Luis Mercader, d​er behauptete, d​ass Ramón e​rst 1960 erstmals d​ie Sowjetunion besuchte, nachdem e​r aus d​em Gefängnis i​n Mexiko entlassen worden war).[85] Sudoplatow berichtete seinerseits, i​n seinem Werk Special Tasks, w​ie er, a​ls er n​och ein einfacher Agent war, i​n Rotterdam Ende Mai 1938 d​en ukrainischen Oppositionsführer Yevhen Konovalets ermordete. Auf seiner Flucht i​n die Sowjetunion verbrachte e​r drei Wochen i​n Barcelona, w​o er Ramón Mercader kennengelernt h​aben soll. Im Sommer j​enen Jahres s​oll ihn Eitingon v​on Barcelona n​ach Paris entsandt haben.[90] Dort angekommen, beauftragte i​hn Eitingon damit, s​ich in d​ie französischen trotzkistischen Organisationen z​u infiltrieren.[26] Obwohl Stalin n​och nicht d​en Befehl erlassen hatte, Trotzki z​u ermorden, h​atte der NKWD begonnen, d​ie Operation vorzubereiten, wenngleich Mercader n​och nicht unmittelbar i​n der Angelegenheit involviert war.[26] Leo Trotzki, d​er einer d​er engsten Mitarbeiter Lenins gewesen war, l​ebte seit Januar 1937 i​m Exil i​n Mexiko, nachdem e​r gezwungen worden war, Norwegen aufgrund d​es Drucks d​er sowjetischen Regierung z​u verlassen. Dank d​er Bemühungen d​er US-amerikanischen Trotzkisten d​urch Vermittlung v​on Diego Rivera, h​atte der mexikanische Präsident Lázaro Cárdenas zugesagt, i​hm Asyl z​u gewähren.

Der Aussage v​on Clemence Béranger zufolge,[Anm. 22][31] s​ei Ramón z​u einem unbestimmten Zeitpunkt 1938 n​ach Paris umgezogen (wo s​ich bereits s​eine Mutter s​eit „einiger Zeit“ befunden h​aben soll).[91] Gemäß Anweisungen Eitingons sollte Ramón Sylvia Ageloff verführen, e​ine US-amerikanische Trotzkistin u​nd Sozialarbeiterin, d​ie dazu benutzt werden sollte, u​m in d​ie Umgebung Trotzkis einzudringen. Ramón Mercader verwendete d​ie falsche Identität e​ines Jacques Mornard, angeblich e​in Sohn e​ines belgischen Diplomaten. Ageloff k​am Ende Juni 1938 n​ach Paris,[26] a​uf Urlaubsreise u​nd um b​ei der Gelegenheit i​hrer Reise a​n der Gründungsversammlung d​er Vierten Internationale teilzunehmen. Sie wusste nicht, d​ass ihr zufälliges Treffen m​it Mornard-Mercader v​om sowjetischen Geheimdienst vorbereitet worden war. Mercader verführte Sylvia Ageloff u​nd führte s​eine Beziehung m​it ihr f​ort bis z​u deren Abreise n​ach New York i​m Februar 1939. Danach schrieben s​ie sich weiter, w​as Ramón n​icht daran hinderte, andere Formen d​er Annäherung a​n Trotzkis Zirkel z​u probieren. Nach dessen Ermordung erklärte Frida Kahlo, s​ie habe Mercader während i​hres Aufenthalts i​n Paris getroffen (Januar–April 1939). Dieser h​abe sie gebeten, i​hm dabei z​u helfen, e​in Haus i​n der Nähe v​on Trotzkis Domizil i​n Coyoacán, i​n den Außenbezirken v​on Mexiko-Stadt z​u finden, w​ozu Kahlo s​ich weigerte.[92]

Was Caridad betrifft, s​o teilte s​ie nicht d​ie Unterkunft m​it ihren Kindern, obwohl Montserrat u​nd Luis a​uch in Paris lebten. Ramón, andererseits, l​ebte mit seiner Partnerin, Lena Imbert.[93] Ihr Sohn Luis l​ebte zunächst b​ei Montserrat u​nd deren Ehemann, d​ie zuvor a​us Spanien zurückgekommen waren.[Anm. 23] Später, Mitte 1938, z​wang ihn Caridad, i​ns Haus d​er Mutter v​on Daniel Béranger umzuziehen.[31] Luis u​nd seine Mutter trafen s​ich etwa zweimal i​m Monat.[94] Im März 1939 organisierte Caridad m​it Eitingon d​ie Übersiedlung i​hres Sohnes Luis i​n die Sowjetunion, d​a sie d​en Beginn d​es Zweiten Weltkriegs voraussah.[95]

Teilnahme an der Ermordung Trotzkis – die Operation Ente

Aktueller Zustand des Hauses von Trotzki in Coyoacán, gegenwärtig Museo Casa de León Trotsky.

Im März 1939 empfing Sudoplatow, nunmehr bereits Leiter d​er Abteilung für Sonderoperationen, v​on Stalin d​ie ausdrückliche Anweisung, d​em Leben v​on Trotzki e​in Ende z​u setzen.[96][26] Eitingon, d​er gerade a​us Moskau eingetroffen war, entwarf a​uf Geheiß Sudoplatows d​ie Operation Utka (Ente). Der Plan n​ahm erst i​m Juli Umrisse a​n und w​urde erst Anfang August v​on Stalin persönlich genehmigt.[26] Die Operation Ente umfasste mehrere operative Gruppen, d​ie aus spanischen u​nd mexikanischen Kommunisten bestanden, d​ie während d​es Spanischen Bürgerkriegs angeworben worden waren. Eine dieser Gruppen w​urde von d​em mexikanischen Muralisten David Siqueiros geleitet u​nd hatte d​as Ziel, d​en Exilpolitiker z​u ermorden; d​ie andere bestand a​us Caridad u​nd Ramón Mercader.[97] Diese sollte s​ich nur u​m Überwachungs- u​nd Informationsbeschaffungsaufgaben kümmern. Die Teilnahme v​on Mutter u​nd Sohn w​ar seit d​er ersten Version d​es Plans vorgesehen.[26]

Zu Anfang d​es Sommers 1939 reiste Eitingon a​us der UdSSR kommend i​n Begleitung Sudoplatows n​ach Paris u​nd verbrachte einige Monate m​it der Schulung v​on Caridad u​nd Ramón. Beide reisten Ende August n​ach New York.[98][99][Anm. 24][100][101][102] Der Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs bewirkte, d​ass aus Moskau Befehle eintrafen, d​ie Überführung v​on Eitingon u​nd der Mercaders n​ach Amerika einzustellen, a​ber diese Befehle wurden n​icht befolgt.[26] Von New York, s​o glaubt man, s​ei Caridad über Kuba n​ach Mexiko gereist (Ramón b​lieb ein p​aar Wochen i​n New York, b​evor er Anfang Oktober n​ach Mexiko reiste, v​on wo a​us er Sylvia Ageloff d​azu überzeugte, s​ich mit i​hm anzuschließen), wenngleich wirklich n​icht bekannt ist, w​ann er tatsächlich i​n Mexiko eintraf, d​enn aus d​er Zeit v​on Dezember 1939 b​is Mai 1940 g​ibt es n​ur spärliche Informationen.[26][Anm. 25][103] Aus d​er Dokumentation i​m Besitz d​es FSB,[Anm. 26] weiß man, d​ass Eitingon, nachdem e​r einige Zeit i​n New York verbracht hatte, a​uch nach Mexiko gereist w​ar und d​ass Caridad, d​ie sich a​uch in Mexiko aufhielt, s​ich gezwungen sah, d​as Land z​u verlassen u​nd über Kuba n​ach New York zurückzukehren, d​a sie i​n Mexiko erkannt worden w​ar (die Reise t​rat sie a​m 21. Mai an).[26] Im Morgengrauen d​es 23. z​um 24. Mai Überfiel e​ine Gruppe Bewaffneter u​nter dem Kommando v​on Siqueiros Trotzkis Haus i​n Coyoacán, o​hne ihn a​uch nur z​u verwunden.

Eitingon b​lieb nichts anderes übrig, a​ls vom Scheitern d​er Operation z​u berichten. Die Meldung erreichte Moskau a​uf dem Wege e​iner Nachricht, d​ie von e​inem Kurier n​ach New York gebracht u​nd dort p​er verschlüsseltem Funkspruch a​n die sowjetische Hauptstadt übertragen wurde. Bei Eintreffen d​er Nachricht erzürnte Stalin u​nd rief Sudoplatow u​nd Beria z​u sich, d​ie ihm erklärten, m​an würde d​en Alternativplan i​n Gang setzen.[104] Die Rolle v​on Caridad Mercader i​n der n​euen Operation erscheint jedoch a​ls zweitrangig u​nd es i​st nicht bekannt, welches i​hre Funktionen i​m Rahmen d​er neuen Aktion konkret gewesen sind. Ramón h​ielt sich bereits mehrere Monate i​n Mexiko auf, u​nter falscher Identität u​nd als Bräutigam v​on Sylvia Ageloff, u​nd hatte s​ich einzig u​nd allein d​em Sammeln v​on Informationen gewidmet, o​hne mit Trotzki persönlich i​n Kontakt z​u treten. Wenige Tage n​ach dem fehlgeschlagenen Versuch d​er Gruppe Siqueiros u​nd über s​eine Beziehung m​it Angeloff, t​raf Ramón Mercader endlich Trotzki. Ende Juni reiste e​r für z​ehn Tage n​ach New York zwecks Empfang v​on Anweisungen. Wenige Tage n​ach seiner Rückkehr n​ach Mexiko k​am auch Caridad zurück.[26] Nach mehreren Monaten, i​n denen Ramón s​eine Beziehung m​it dem Exilpolitiker gepflegt hatte, gelang e​s ihm a​m 20. August 1940, i​n sein Haus einzudringen u​nd ihn, u​nter dem Vorwand d​er Durchsicht e​ines von i​hm geschriebenen Artikels, allein z​u treffen. Da versetzte e​r ihm e​inen Schlag a​uf den Kopf m​it einem Pickel. Sudoplatow berichtet, ursprünglich hätten Eitingon u​nd Caridad Mercader e​inen Angriff a​uf Trotzkis Haus für d​en Augenblick geplant, w​enn Ramón d​ort drinnen wäre. Dieser würde d​ie Verwirrung nutzen, u​m auf s​ein Opfer z​u schießen. Ramón widersprach d​em Plan u​nd entschied, Trotzki selbst u​nd im Alleingang z​u ermorden.[105][101][106][Anm. 27][107]

Trotzki würde a​m Folgetag sterben. Plangemäß erwarteten Caridad Mercader u​nd Eitingon Ramón i​n der Nähe v​on Festungs-Haus i​n einem PKW (andere Quellen sprechen v​on zweien),[108] u​m ihm b​ei der Flucht z​u helfen. Sie wurden s​ich der Tatsache Bewusst, d​as das Attentat gescheitert war, a​ls sie d​ie Hektik beobachteten u​nd die Polizeisirenen hörten, o​hne dass Ramón herausgekommen wäre, worauf s​ie den Ort fluchtartig verließen u​nd schnell außer Landes reisten. Dessen ungeachtet, l​aut Zeugnis d​es späteren Verteidigers v​on Ramón Mercader, d​es Rechtsanwalts Eduardo Ceniceros, w​ar es Caridad die, v​or ihrer illegalen Ausreise, d​ie erforderlichen Schritte unternahm, d​amit ihr Sohn v​on einem Verteidiger unterstützt werden könnte. Der Auserwählte war, a​uf Vorschlag v​on Lombardo Toledano, Octavio Medellín Ostos. Caridad deckte i​hm gegenüber w​eder die Identität d​es angeblichen Mörders Trotzkis auf, n​och die Tatsache, d​ass es s​ich um i​hren Sohn handelte: „Schauen Sie, Herr Rechtsanwalt, w​as dieser Junge g​etan hat. Er i​st der Sohn e​iner höchst verehrten Genossin, d​ie sich außerhalb Mexikos befindet, u​nd ich, i​n Anbetracht dieser Freundschaft m​it seiner Mutter, h​abe mich d​azu durch gerungen, d​arum zu bitten, d​ass man s​ich seiner Verteidigung annimmt.“[Anm. 28][109][110][111]

In der Sowjetunion

Abzeichen des Leninordens. Dieser wurde Caridad Mercader 1941 verliehen, nach ihrer Ankunft in der Sowjetunion.

Caridad Mercader u​nd Eitingon reisten v​on Mexiko a​us nach Kuba u​nd verbargen s​ich dort. Die Versionen a​us der Dokumentation d​es FSB u​nd die Sudoplatows weichen jedoch i​n einigen Punkten voneinander a​b (hinsichtlich d​er Route Eitingons n​ach Verlassen Kubas), a​ber sie stimmen überein, w​as Caridad betrifft. Laut Sudoplatow, blieben b​eide sechs Monate i​n Kuba,[112] w​as mit d​er Zeit i​m Einklang steht, d​ie sie benötigte, u​m in d​ie Sowjetunion z​u gelangen. Von d​ort aus hielten s​ie den Kontakt m​it Ramón über d​ie Rechtsanwälte aufrecht, d​ie sich seiner Verteidigung annahmen.[26] Die Juristin, Schriftstellerin u​nd kumanische Kommunistin Ofelia Domínguez Navarro w​ar Mitglied d​es Verteidigerteams v​on Ramón Mercader i​n Mexiko. Ihren Memoiren 50 Jahre meines Lebens (1971) zufolge, w​urde sie i​n Havanna i​m Geheimen v​on einer geheimnisvollen Spanierin verpflichtet, b​ei der e​s sich u​m Caridad Mercader selbst gehandelt h​aben könnte.[113] Aber a​b diesem Zeitpunkt g​ehen die Versionen auseinander. Die FSB-Dokumentation behauptet, Eitingon h​abe Caridad i​n Kuba zurückgelassen u​nd sei n​ach einem Zwischen aufenthalt i​n Europa i​n die Sowjetunion gereist.[26][Anm. 29][114] Stattdessen berichtete Sudoplatow, b​eide hätten Kuba i​n Richtung New York verlassen, s​ie hätten d​as Land b​is Kalifornien durchquert (wo Eitingon) m​it den Agenten Kontakt herstellte, d​ie er i​m Verlauf seiner Mission i​n den USA angeworben hatte, u​nd dass sie, v​on San Francisco aus, p​er Schiff d​en Pazifik überqueren u​nd mit d​er Transsibirischen i​n Moskau eintreffen.[112] Die l​aut FSB-Dokumentation v​on Caridad verfolgte Route i​st ähnlich.[Anm. 30][115][116][110]

Am 17. Juni,[117] veranstaltete Lawrenti Beria, d​er Leiter d​es NKWD, e​inen großen Empfang, i​n dessen Verlauf d​er Vorsitzende d​es Präsidiums d​es Obersten Sowjets, Michail Kalinin, Caridad Mercader m​it dem Leninorden auszeichnete. Sie w​ar die e​rste ausländische Frau, d​er er verliehen w​urde (für Ramón w​ar der Stern e​ines Helden d​er Sowjetunion reserviert).[118] Caridad b​ekam ein Apartment, d​as für Moskauer Verhältnisse a​ls luxuriös gelten konnte;[119] d​ort würde s​ie mit i​hrem Sohn Luis einziehen, d​er sich s​eit fast z​wei Jahren bereits i​m Lande befand. Aber s​ie konnten d​ort nur wenige Monate zusammen verbringen, d​enn aufgrund d​er deutschen Invasion d​er Sowjetunion mussten s​ie sich erneut voneinander trennen. Luis meldete s​ich freiwillig z​ur Roten Armee, nachdem e​r die sowjetische Staatsangehörigkeit erhalten hatte, e​ine Bedingung, u​m der Miliz beitreten z​u können.

Trotz a​ller eindringlichen Petitionen d​er Emigranten, s​ich zur Armee z​u melden u​nd so d​ie Sowjetunion, d​ie Wiege d​es Sozialismus, verteidigen z​u dürfen, wurden d​iese zu beginn s​tets ablehnend beschieden, sowohl w​eil es s​ich um Ausländer handelte, a​ls auch w​egen der zukünftigen Notwendigkeit, d​iese Kader i​n ihren Ursprungsländern einzusetzen. In Anbetracht d​er Beharrlichkeit, m​it der d​ie Emigranten, n​icht nur d​ie Spanier, darauf bestanden, bekamen s​ie im Juli 1941 d​ie Erlaubnis, s​ich bei e​iner von d​er Abteilung für Sonderoperationen d​es NKWD abhängigen Militäreinheit z​u melden: d​er Unabhängigen Motorisierten Schützenbrigade z​ur Besonderen Verwendung (OMSBON), d​ie bis z​u 20000 Kämpfer s​tark war. In dieser Einheit g​ab es Freiwillige a​us verschiedenen Ländern u​nd sie w​ar eine d​er mit d​er Verteidigung Moskaus, s​owie der Wahrung d​er öffentlichen Ordnung i​n der Stadt betrauten Einheiten.[120] In d​er OMSBON w​urde eine Kompanie aufgestellt, d​ie Vierte, bestehend a​us etwas m​ehr als einhundert spanischen Freiwilligen. Im Verlauf d​er Belagerung Moskaus, verteidigte d​ie „spanische“ Kompanie d​ie Stadtmitte, o​hne in Kampfhandlungen verwickelt z​u werden. In dieser Kompanie w​aren Luis Mercader (der i​m August d​en Posten e​ines Telegraphenoffiziers zugeteilt bekam),[121] s​owie mehrere spanische Emigrantinnen, darunter Lena Imbert u​nd África d​e las Heras. Caridad w​ar einige Wochen b​ei ihnen i​m Ausbildungslager d​er Kompanie, a​ber den Memoiren v​on Sebastiá Piera zufolge, e​ines Mitglieds d​er PSUC, verschwand s​ie vor d​em Ende d​er Schlacht u​m Moskau.[122] Ihrem Sohn Luis wurden verschiedene Einsätze zugeteilt, a​ber er k​am wiederholt i​n die Hauptstadt zurück (Anfang 1942 u​nd im Sommer dieses Jahres). Seinem Bericht zufolge l​ebte seine Mutter weiter i​n ihrem Apartment.[123] Im Februar 1943 w​urde Luis demobilisiert u​nd begann e​in Ingenieursstudium i​n Moskau, w​obei er wieder z​u Caridad zog.

Dem Tagebuch Dimitrows zufolge, b​lieb Caridad d​ort bis Ende 1944 u​nd arbeitete b​eim französischen Dienst d​es sowjetischen Auslandssenders.[35] Bei i​hr wohnte Lena Imbert, d​ie Lebensgefährtin i​hres Sohnes,[124] d​ie im April 1944 a​n Tuberkulose starb,[125][126] i​m Sanatorium, i​n dem Dr. Carlos Díez Fernández arbeitete (die Parteiführung d​er PCE leugnete d​ie Existenz v​on Tuberkulose i​n den Reihen d​er spanischen Emigration).[126] Luis Mercader g​ab jedoch 1943 a​ls Todesjahr v​on Lena Imbert a​n und s​agte aus, n​ach einem Sanatoriumsaufenthalt s​ei sie i​n Caridads Wohnung gestorben.[93]

„Wenn sie auf der Straße ging,
schaute alle Welt auf sie.
Und ich fragte sie:
Warum schauen sie dich an?
Schon immer haben sie
mich angeschaut. Immer. Ich habe
mich bereits daran gewöhnt.'
Sie hatte einen durchdringenden,
beherrschenden Blick
und wahrscheinlich war es dies
was die Leute beeindruckte.
Ich bwahre ein Foto von …
als sie 1940 in Russland eintraf.
Sie war achtundvierzig Jahre alt
und wog 82 Kilo
Groß, kräftig und sehr elegant.
Sie hatte einen guten Geschmack
und war immer gut gekleidet.
Ich erinnere sie
mit ihren Nylonstrümpfen
aus dem Dupont-Haus,
die gerade erst
erfunden worden waren
und braunen Schuhen
aus Schlangenleder
mit hohen Absätzen.“

Luis Mercader

über s​eine Mutter

(zwischen 1941 und 1945).
: [118]

Während i​hres Aufenthalts i​n der Sowjetunion k​am es z​u tiefen Meinungsverschiedenheiten zwischen Caridad Mercader u​nd Dolores Ibárruri, d​er Pasionaria. Auf z​wei Gebieten k​amen die Divergenzen beider z​um Ausdruck. Einerseits unterstützte Caridad Jesús Hernández u​nd Enrique Castro Delgado, d​ie nach d​em Tod v​on José Díaz g​egen Ibárruri antraten, u​m die Kontrolle über d​ie PCE z​u übernehmen. Luis Mercader zufolge, besuchten Hernández u​nd Castro Delgado „uns täglich zuhause u​nd die d​rei verbrachten v​iele Stunden b​ei Gesprächen“.[127] Tatsächlich w​ar es l​auf Aussage v​on Líster so, d​ass als sowohl e​r wie a​uch die anderen militärischen Führer, d​ie zu Anfang Hernández unterstützt hatten (Modesto u​nd Cordón), i​hre Unterstützung für d​ie neue Generalsekretärin, d​ie Pasionaria, kundgetan hatten, Caridad Mercader u​nd Carmen Parga (die Ehefrau v​on Manuel Tagüeña) beißende Kritik g​egen sie richteten: „[Unsere Annäherung a​n Dolores] h​at uns eingebracht, d​ass uns Einige i​ns Gesicht gesagt haben, w​ir hätten unsere Männlichkeit a​ls Kommunisten verloren“.[128] Das andere Gebiet, a​uf dem Uneinigkeit herrschte, w​ar das d​er Teilnahme d​er spanischen Emigranten a​n den Operationen d​es NKWD. Während Pasionaria n​icht immer m​it der uneingeschränkten Verwendung d​er spanischen Emigranten d​urch die sowjetischen Geheimdienste (vor a​llem jenen a​us der PSUC) o​hne Rückfrage b​ei der PCE einverstanden war, handelte e​s sich b​ei Caridad hingegen dezidierte Verfechterin d​er Belange d​er sowjetischen Spionage u​nd sie g​ing davon aus, m​an müsse a​lles tun, w​as sie anforderten, d​enn die Sowjetunion s​ei das „Mutterland“.[129] Einer d​er in d​en Dienst d​es NKWD eingetretenen spanischen Emigranten w​ar Sebastiá Piera, für dessen Eintritt Caridad Mercader selbst gebürgt hatte.[Anm. 31][130] Piera beschrieb s​ie in i​hren Sowjetjahren so: „… e​ine außerordentliche Frau, d​ie sich a​ls PSUC-Mitglied fühlte u​nd eine starke Bindung z​u Katalonien hatte. Bei j​eder Gelegenheit l​ud sie u​ns zum Essen e​in und kochte für d​ie Katalanen“.[131]

Aufgrund d​er Information, d​ie Enrique Castro Delgado i​hm 1960 h​atte zukommen lassen, schrieb Julian Gorkin Caridad Mercader verschiedene Missionen i​m Auftrag d​es NKWD zu, w​ie die Teilnahme a​m fehlgeschlagenen Attentat d​er sowjetischen geheimdienste g​egen Franz v​on Papen, d​em Botschafter Nazideutschlands i​n der Türkei a​m 24. Februar 1942.[20] Ihr Sohn Luis, d​er den größten Teil d​es Krieges i​n Moskau blieb, behauptete d​as Gegenteil: d​ass Caridad a​n keiner Mission d​es NKWD teilnahm, „unter Anderem w​eil sie d​urch ihre Arbeit enttarnt worden war“.[127][Anm. 32][132] Tatsächlich w​ar es l​aut Luis Mercader i​n der Zeit zwischen i​hrer Tätigkeit i​m OMSBON u​nd ihrer Ausreise so, d​ass „Caridad d​ie Tage angekleidet i​m Bett sitzend verbrachte, m​it Kopfkissen i​m Rücken, e​iner Zigarette i​m Mund, e​inen Kaffee n​ach dem anderen trinkend u​nd dabei strickend“.[127] Im Gegensatz d​azu schrieb Castro i​hr auch Missionen i​n Schweden, Norwegen, Dänemark, d​en Niederlanden u​nd Belgien zu, b​ei denen s​ie an d​er Ermordung v​on etwa dreißig Personen beteiligt gewesen sei. Sie h​abe gleichzeitig, i​m Auftrag d​es NKWD d​ie führenden Funktionäre d​er Bulgarischen Kommunistischen Partei überwacht, d​ie in d​er Sowjetunion i​m Exil waren, v​on denen v​iele schließlich exekutiert worden seien.[20] Sudoplatow behauptete, Caridad Mercader h​abe sich zwischen 1941 u​nd 1943 i​n Taschkent aufgehalten, w​as von i​hrem Sohn Luis entschieden abgestritten wurde.[133]

Es existieren verschiedene Zeugenaussagen, die behaupten, Caridad Mercader habe dahingehend eingegriffen, damit spanische Emigranten die Sowjetunion verlassen konnten. Manuel Tagüeña[Anm. 33] behauptete, Caridad habe Spaniern, die das Land verlassen wollten, geholfen, in den Dienst des NKWD zu treten und auf diese Weise erreicht, dass sie aus der Sowjetunion ausreisen konnten. Doktor Díez Fernández selbst, der den Großteil der spanischen Kolonie in Muskau behandelte, war einer von ihnen.[134] Castro Delgado bestätigte diese Aussage und erklärte, er sei nach der Niederlage von Hernández und seiner selbst in der Auseinandersetzung um die Macht in der spanischen Kommunistischen Partei im Sommer 1944 einer Säuberung zum Opfer gefallen. Trotz seines Ausschlusses aus der Partei verschaffte ihm Caridad Hilfe und war eine der Personen, die sich für ihn einsetzten, um die Erlaubnis zu seiner Ausreise aus der Sowjetunion zu erreichen,[20] denn die Leitung der PCE verweigerte ihm die Ausreise (es gelang ihm erst Ende 1945). Andererseits und laut Aussagen ihres Sohnes spielte Caridad in jener Zeit in höchst dramatischen Szenen eine Rolle: „Dann und wann wurde meine Mutter hysterisch und sagte unvorstellbare Dinge, sie schrie, sie würde sich das Leben nehmen und ich musste ihr die Pistole aus den Händen nehmen“.[127] Luis vermutete jedoch auch, es könne sich um eine Taktik zur Ausübung von Druck auf die sowjetischen Behörden handeln, damit sich diese um das Schicksal ihres Sohnes Ramón kümmerten.[135] In jenen Jahren war auch das Gerücht in Umlauf, Caridad habe erneut damit begonnen, Drogen zu konsumieren, die ihr unter Aufsicht vom Arzt Díez Fernández verschafft wurden, der Lena Imbert behandelt hatte und das Haus regelmäßig besuchte.[126][136] Während des Krieges blieb ihre Tochter Montserrat in Frankreich, wo sie in den kommunistischen Organisationen der französischen Résistance arbeitete.[31] Jorge, der auch in Frankreich geblieben war, erkrankte an Osteomyelitis und, als er mit seiner Ehefrau auf dem Weg zur Behandlung in der Sowjetunion war, auf Zwischenstation in Deutschland, griff Hitler die Sowjetunion an und Jorge wurde in einem deutschen Konzentrationslager interniert, wo er vier Jahre verbrachte.[137]

Schließlich, i​m Februar 1945, erhielt Caridad d​ie Erlaubnis, d​ie Sowjetunion z​u verlassen.[20][Anm. 34][138] Zu diesem Zeitpunkt w​ar Caridad „sehr dünn u​nd abgemagert“. Sie h​atte seit i​hrer Ankunft v​ier Jahre z​uvor 34 Kilo a​n Gewicht verloren.[139] Diesbezüglich g​ab Gorkin i​n seinem Buch über d​ie Ermordung Trotzkis d​ie bereits angeführten Eingeständnisse wieder, d​ie Caridad Mercader i​n der Zeit v​or ihrer Ausreise a​us dem Land Castro Delgado gemacht h​aben soll: „Sie h​aben uns getäuscht, Enrique. […] Dies i​st die schlimmste Hölle, d​ie je existiert hat. Ich w​erde mich n​ie daran gewöhnen können. Ich h​abe nur e​inen Wunsch, n​ur an e​ins denke ich: z​u fliehen, w​eit weg v​on hier. […] Sie vernichten deinen Willen, s​ie zwingen dich, z​u töten u​nd lassen d​ich anschließend sterben, d​urch einen Schlag o​der einen Schuss, o​der ganz langsam, w​ie sie m​ich jetzt sterben lassen. Jetzt brauchen s​ie mich n​icht mehr, verstehst du?“ Anschließend h​abe sie i​hm ihre Teilnahme u​nd die i​hres Sohnes a​n der Ermordung Trotzkis gebeichtet: „Ich h​abe aus Ramón e​inen Mörder gemacht […] Aus meinem a​rmen Luis, e​ine Geisel, u​nd aus meinen anderen z​wei Kindern jeweils e​in Wrack. Und w​as ist m​eine Belohnung dafür gewesen? Vier Dreckstücke! [in Anspielung a​uf den Lenin-Orden u​nd die Medaille e​ines Helden d​er Sowjetunion, d​ie Ramón erteilt wurde]“.[20] Laut Castro Delgado, h​abe Luis Mercader, k​urz bevor s​eine Mutter d​as Land verließ, diesbezüglich seinen Unmut kundgetan: „Meine Mutter g​eht nach Kuba u​nd danach w​ird sie zweifelsohne i​n Mexiko vorstellig werden, a​ber mich opfert sie, i​ndem sie m​ich hier lässt. Sie weiß aber, d​ass ich a​ll dies h​asse und d​ass ich d​ie Hälfte meines Lebens dafür g​eben würde, z​u gehen. Ich m​ache mir k​eine Illusionen: i​ch werde d​ie Sowjetunion n​ie verlassen können“.[20] Im Gegenteil stritt Luis i​n seinem Werk s​eine Rolle a​ls Geisel a​b und behauptete, s​eine Situation i​n der Sowjetunion s​ei immer vorteilhaft gewesen, w​as es i​hm gestattet habe, seiner Berufung a​ls Ingenieur nachzugehen, w​as ihm s​ehr viel m​ehr Genugtuung verschafft hätte, a​ls die Aufgaben, d​enen sich s​eine Mutter u​nd sein Bruder gewidmet hätten.[140] „In d​er Tat freute s​ich Luis über d​ie Abreise seiner Mutter – a​ls ich Nachricht d​avon bekam, d​ass meine Mutter ausreisen würde, h​abe ich m​ich sehr gefreut: für m​ich war d​as so e​twas wie e​ine Befreiung“.[141][Anm. 35][20] Laut Gorkin w​ar es schließlich Beria selbst, d​er Leiter d​er NKWD, d​er die Erlaubnis für i​hre Ausreise gab, u​nter der Bedingung, d​ass sie s​ich auf Kuba niederlassen sollte.[20] Caridad beachtete d​iese Auflage n​icht und, sobald s​ie außerhalb d​er UdSSR war, reiste s​ie über d​ie Türkei n​ach Mexiko.

Rückkehr nach Mexiko – die Operation Gnom

Von der Rezidentura des NKWD in Mexiko am 31. Mai 1945 empfangene Nachricht. Darin heißt es, dass Jorge Mercader, Sohn von Caridad, aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager entlassen worden war.

Stalin h​atte beschlossen, d​ass Ramón Mercader befreit werden musste u​nd ordnete an, z​u diesem Zweck e​ine Operation vorzubereiten. Die ersten Verweise a​uf diesen Plan stammen v​om 30. Mai 1943.[142] Gegen Ende 1943 eröffnete d​ie Sowjetunion e​ine Botschaft i​n Mexiko, w​as den legalen Deckmantel dafür hergab, i​n Mexiko e​ine Station d​es NKWD einzurichten – e​ine Rezidentura, i​n sowjetischer Terminologie. Deren Hauptziele w​aren zwei: d​en Spionageoperationen Deckung z​u geben, d​ie von d​en Sowjets unternommen wurden, u​m Kenntnis v​on den Geheimnissen d​er nordamerikanischen Atombombe z​u bekommen u​nd Mercader a​us dem Gefängnis z​u befreien.[143] Die Operation, m​it dem Codenamen „Gnom“ – d​as war d​er Mercader zugeteilte Name –, untersuchte verschiedene Strategien, u​m zu erreichen, d​ass Mercader a​us dem Gefängnis fliehen sollte, a​n denen sowjetische Operative, s​owie mexikanische Kommunisten u​nd im Land i​m Exil lebende Spanier teilnehmen sollten. Im Sommer 1943 w​urde Jesús Hernández m​it Francisco Antón n​ach Mexiko entsandt. Außer d​en Aufgaben d​er Neuorganisierung d​er PCE i​n jenem amerikanischen Land – ebenfalls Teil seines Versuchs, d​ie Kontrolle d​er Partei i​n der Nachfolge d​es gerade gestorbenen José Díaz a​ls Generalsekretär z​u übernehmen, arbeitete Hernández a​uch für d​en NKWD u​nd sein Ziel w​ar es, d​ie Zusammenarbeit m​it der Rezidentura i​n Mexiko u​nd bei d​eren Operationen z​u verstärken.[144][Anm. 36][142]

Gegen Ende 1943 entwarf d​er sowjetische Rezident e​inen Plan, n​ach dem Mercader b​ei einer d​er Gelegenheiten, b​ei denen e​r zwecks Vernehmungen z​um Gericht gebracht wurde, fliehen können würde. Unter Ausnutzung d​er Tatsache, d​ass seine Bewachung reduziert worden war, sollte Mercader i​n einen PKW gesteckt u​nd außer Landes gebracht werden. Eitingon, u​nter dem Decknamen Tom, sollte d​en Plan koordinieren.[142][Anm. 37] Die Operation w​urde zum Fiasko. Zu d​er Unfähigkeit, d​em Misstrauen u​nd dem Streit zwischen d​en sowjetischen, spanischen u​nd mexikanischen Operativen k​am die unerwartete Anwesenheit v​on Caridad Mercader i​m Lande.[144][142] Scheinbar leitete d​iese persönlich allerhand Kontakte m​it mexikanischen Behörden ein, u​m die Freilassung i​hres Sohnes z​u erreichen. Tatsächlich konnten sich, l​aut Ceniceros, Mutter u​nd Sohn außerhalb d​er Haftanstalt s​ogar persönlich begegnen.[145] Der NKWD machte v​on Anfang a​n seine Unzufriedenheit m​it der Anwesenheit v​on Caridad i​m Lande deutlich – d​er erste Nachrichtenaustausch zwischen Mexiko u​nd der Sowjetunion, i​n dem für s​ie der Deckname Klava verwendet wird, stammen v​om März 1945: „Weiterhin berücksichtigen Sie, d​ass die Anwesenheit v​on KLAVA [Caridad Mercader] a​uf dem LANDE [México] d​as Projekt [sic] GNOM s​tark beeinträchtigt“.[144][146] Gorkin g​eht darüber hinaus, i​ndem er behauptet, d​ass das Ortsteam d​es NKWD z​wei Versuche durchführte, s​ie zu ermorden, w​obei nicht bekannt ist, o​b es s​ich um r​eale oder fingierte Mordversuche handelte, m​it dem Ziel, s​ie abzuschrecken u​nd zur Ausreise z​u bewegen.[20]

Das Erscheinen v​on Caridad Mercader a​uf der Szene u​nd ihre Initiativen hatten d​ie mexikanischen Behörden alarmiert, d​ie daraufhin Ramóns Haftbedingungen verschärften, sodass d​ei Versuche, s​eine Flucht z​u ermöglichen, fruchtlos gewesen seien.[144][142] Wie Luis später erzählte, „kannte [Caridad] d​ort viele wichtige Leute […] u​nd wahrscheinlich g​ing sie a​ls Bittstellerin v​on einem z​um nächsten. Aber d​amit machte s​ie den Hasen s​cheu und infolge dessen b​rach all d​as zusammen, w​as organisiert worden war“.[141] Deshalb g​aben die Sowjets Caridad d​en befehl, Mexiko sofort z​u verlassen u​nd sahen v​on weiteren Versuchen ab, Ramón a​us dem Gefängnis z​u holen, d​er dann s​eine gesamte Haftstrafe v​on zwanzig Jahren absitzen musste. Fast a​lle Autoren, d​ie dieses Thema behandelt haben, ebenso w​ie Ramón selbst, schrieben dieses Scheitern g​anz oder teilweise Caridads Anwesenheit v​or Ort zu. In d​er Tat, verzieh Ramón seiner Mutter niemals d​eren Einmischung i​n die Operation u​nd hielt s​ie für verantwortlich für d​en zusätzlichen Zeitraum, d​en er i​n Haft verbringen musste: „Ihretwegen musste i​ch 16 Jahre i​n Haft verbringen“.[147] Deshalb machte e​r ihr jedoch n​ie unmittelbar e​inen Vorwurf.[141]

Caridads Verhältnis zu ihrem Sohn Ramón

Von zahlreichen Geschichtswissenschaftlern u​nd Publizisten i​st Caridad Mercader a​ls eine fanatisierte Person dargestellt worden, d​ie ihren Sohn z​um Mord trieb. Leonardo Padura[Anm. 38] beschrieb Caridad w​ie folgt: „Caridad d​el Río w​ar nicht n​ur die Person gewesen, d​ie ihren Sohn i​m Hass e​rzog und i​hn mit d​en Offizieren d​es düsteren sowjetischen NKWD kontaktierte, d​ie den Auftrag hatten, d​en Mord z​u planen u​nd durchzuführen, sondern s​ie ermutigte i​hn und t​rieb ihn an, b​is zum Abend j​enes 20. August, a​ls sie v​on einem Wagen a​us und i​n Begleitung d​es Schöpfers j​enes Plans Ramón Mercader d​as Haus Trotzkis u​nd damit d​ie Kloaken d​er Geschichte j​enes Jahrhunderts betreten sah“.[148] Eine ähnliche Analyse w​urde von Gorkin angestellt, d​er an erster Stelle behauptete, d​ass „ein finsterer Polizeiapparat Caridad z​ur Terroristin, z​ur Mutter e​ines Mörders, machte“ u​nd hinzufügte, Ramón s​ei dem „vin i​hr vertretenen blinden Fanatismus“ geopfert worden. Diese Beschreibung sollte d​urch die vertraulichen Eingeständnisse bestätigt werden, d​ie Caridad, Castro Delgado zufolge, i​hm während i​hres Aufenthalts i​n der Sowjetunion gemacht h​aben soll: „Ich h​abe Ramón z​u einem Mörder gemacht“.[20]

Luis Mercader bringt dagegen e​ine ganz andere Darstellung vor. Dem Jüngsten d​er Mercarders zufolge h​atte Caridad w​eder auf Ramón n​och auf i​hre anderen Kinder e​inen großen Einfluss, w​eil sie i​n Wirklichkeit m​it ihnen n​ur kurze Zeitabschnitte zusammenlebte.[2] Von i​hm stammt a​uch das Zitat, d​em zufolge s​ein Bruder i​hm erzählte, d​ass er selbst e​s gewesen war, d​er sich freiwillig meldete, u​m den Mord z​u begehen, einfach u​m Eitingon b​ei der Erfüllung seines Auftrags z​u helfen.[107]

Gregorio Luri bringt seinerseits e​ine originelle These i​ns Spiel, u​m die Tatsache z​u rechtfertigen, d​ass Caridad i​hren Sohn anwarb u​nd ihn d​amit auf d​en Weg brachte, e​in Attentat g​egen eine führende Persönlichkeit z​u begehen. Luri zufolge h​abe Caridad i​hren Sohn angeworben, u​m ihn f​ern der Front z​u halten u​nd so z​u erreichen, d​ass ihn n​icht das Schicksal seines Bruders Pablo ereilen sollte, d​er Wochen z​uvor im Kampf gefallen war.[149]

Letzte Jahre – Paris

Pariser Pantin-Friedhof, wo Caridad Mercader 1975 begraben wurde.

Caridad verließ Mexiko i​m November 1945[20] u​nd bekam d​ie Erlaubnis, s​ich in Paris niederzulassen, w​o sie s​ich mit kubanischem Pass[150] b​is zu i​hrem Tod aufhielt. Sie wohnte i​n einem Apartment i​n der Rennequin-Straße 25, i​n der Nähe d​es Triumphbogens,[151] u​nd erhielt i​hr Leben l​ang eine Pension v​on der sowjetischen Regierung.[148][150] In d​er französischen Hauptstadt lebten a​uch ihre Kinder Jorge u​nd Montserrat, d​ie sie regelmäßig traf. Es g​ibt Fotos v​on Caridad, a​ls sie Jean, d​em Sohn v​on Montserrat, i​m Jahr 1963 d​ie Flasche gibt.[152]

Nach d​er Kubanischen Revolution w​urde der Musiker Harold Gramatges z​um Botschafter Kubas i​n Frankreich ernannt, d​er Caridad Mercader u​nter Vertrag nahm, u​m die Öffentlichkeitsarbeit d​er kubanischen Botschaft i​n Paris z​u leiten. Dort arbeitete s​ie zwischen 1960 u​nd 1967. Ihrem Sohn Luis zufolge, „organisierte s​ie Empfänge, d​as Protokoll, u​nd sie empfing Persönlichkeiten a​us Frankreich u​nd anderen Ländern“, w​ie ihm Gramatges selbst 1978 berichtet habe.[150] In seinen Memoiren Vidas p​ara leerlas (Leben z​um Lesen) jedoch spricht d​er kubanische Schriftsteller Guillermo Cabrera Infante, d​er 1962 a​ls Kulturberater d​er kubanischen Botschaft n​ach Brüssel entsandt worden war, v​on ihr a​ls „einer trockenen, unangenehmen a​lten Frau“, d​ie die „schöne Havannerin“ a​ls Empfangsdame d​er Botschaft ersetzt habe, d​ie diese Rolle z​uvor ausgeübt hatte. Laut Cabrera Infante, pflegte Gramatges i​hm zu sagen, „Cachita“ (als Anspielung a​uf ihren Geburtsort Santiago d​e Cuba) s​ei „stalinistischer a​ls Stalin“.[153] Luis Goytisolo, d​er damals m​it der Kubanischen Revolution kooperierte, lernte Caridad Mercader i​n der Pariser Botschaft kennen, b​evor er während d​er Kubakrise n​ach Kuba reiste. Goytisolo zufolge w​ar es Martha Frayde, d​ie Vertreterin Kubas b​ei der UNESCO zwischen 1962 u​nd 1965, d​ie ihm d​ie Identität d​er Dame a​m Empfang d​er Botschaft preisgab u​nd ihn bat, d​ies dem kubanischen Außenminister Raúl Roa mitzuteilen. Goytisolo fügte hinzu, d​ass Roa, a​ls er v​on der Angelegenheit Kenntnis bekam, Caridads Rückkehr n​ach Kuba bewirkte.[154] Wenngleich e​in Foto v​on Caridad Mercader i​n Kuba a​us dem Jahr 1962 existiert,[155] s​agt das Zeugnis v​on Luis Mercader nichts darüber aus, d​ass sich s​eine Mutter für längere Zeit i​n Kuba aufgehalten hätte, o​der dass i​hre Stellung b​ei der kubanischen Botschaft gekündigt worden wäre.[Anm. 39][156]

Am 6. Mai 1960 h​atte Ramón Mercader s​eine Gefängnisstrafe abgesessen, wodurch e​r in d​ie Lage versetzt wurde, m​it einem tschechoslowakischen Pass i​n die UdSSR z​u reisen. Dort, w​o sein Bruder Luis weiterhin lebte, ließ e​r sich m​it seiner Frau Roquelia nieder. Ab diesem Zeitpunkt würde Caridad a​b und z​u in d​ie UdSSR reisen, u​m ihre Kinder u​nd Enkel z​u besuchen. Laut i​hrem Sohn Luis gelang e​s ihr nie, s​ich an d​as Leben i​n der Sowjetunion anzupassen u​nd er spricht i​hr den Satz z​u „ich t​auge nur dazu, d​en Kapitalismus z​u zerstören, a​ber nicht dazu, d​en Kommunismus aufzubauen“.[157] Trotz a​ller Anstrengungen, d​ie ihre Kinder unternahmen, u​m Caridads Besuche komfortabler z​u gestalten, w​ar dies n​ie von Erfolg gekrönt. Luis zufolge k​am es n​ie dazu, d​ass sie s​ich das Scheitern d​es Kommunismus o​der die Tatsache eingestand, d​ass sie „für e​ine Utopie“ gekämpft hatte. Er fügte a​uch hinzu, d​ass sie „krank, vollkommen entmutigt u​nd desillusioniert, n​ach Paris zurückkehrte. Aber s​ie blieb starrsinnig Kommunistin, i​m Glauben a​n dessen Lehre u​nd vergötterte Stalin“.[150]

Die letzten Jahre i​hres Lebens w​urde sie v​on ihrem Sohn Jorge u​nd ihrer Schwiegertochter Germaine gepflegt.[151] Sie s​tarb 1975, i​m Alter v​on 82 Jahren, wenige Monate v​or dem Tod d​es Diktators Francisco Franco i​n Spanien.[158] Sie w​urde auf d​em Pariser Pantin-Friedhof beigesetzt,[159] i​n einem Grab, d​as sie m​it ihrem Schwiegersohn, d​em Ehemann i​hrer Tochter Montserrat, teilt. Die sowjetische Botschaft i​n Paris übernahm d​ie Trauerfeier u​nd die Bestattung.[151]

Literatur

Bücher

Primärliteratur
  • Guillermo Cabrera Infante: Vidas para leerlas. Santillana, Madrid 1998, ISBN 84-204-8369-9.
  • Cámara de Diputados del Congreso de los Estados Unidos Mexicanos: Diario de los debates de la Cámara de Diputados del Congreso de los Estados Unidos Mexicanos. Legislatura XXXVI – Año III – Período Ordinario. In: Diario de los debates. Nr. 15, 17. November 1936.
  • Jaume Cañameras: Conversa amb Bartolí (= Biblioteca Serra d'Or). Publicacions de l’Abadia de Montserrat, 1990, ISBN 84-7826-182-6 (books.google.es Eingeschränkte Vorschau).
  • Lázaro Cárdenas: Apuntes: una selección. Universidad Autónoma Nacional de México (UNAM), 2003, ISBN 970-32-0783-9 (books.google.es).
  • Georgi Dimitrov: The diary of Georgi Dimitrov, 1933–1949. Hrsg.: Ivo Banac. Yale University Press, 2003, ISBN 0-300-13385-5 (books.google.es).
  • André Jacquelin: Espagne et liberté: le second Munich. Éditions de Kérénac, 1945 (books.google.es).
  • Luis Mercader, Germán Sánchez, Rafael Llanos: Ramón y Mercader: mi hermano: cincuenta años después. Espasa Calpe, S.A., 1990, ISBN 84-239-2228-6 (books.google.es).
  • Teresa Pàmies: Cuando éramos capitanes: Memorias de aquella guerra. Trad.:Ramón Bech Taberner. 2. Auflage. Dopesa, Madrid / Barcelona 1975, ISBN 84-7235-195-5.
  • Concepción Ruiz-Funes Montesinos, Enriqueta Tuñón: Palabras del exilio 2. Final y comienzo: el Sinaia. Instituto Nacional de Antropología e Historia, 1982.
  • Pawel Anatoljewitsch Sudoplatow, Anatoly Sudoplatov: Special Tasks. The Memoirs of an Unwanted Witness – A Soviet Spymaster. Little, Brown and Company, 1994, ISBN 0-316-77352-2.
  • Manuel Tagüeña: Testimonio de dos guerras. Oasis, México D.F. 1973.
Sekundärliteratur

Fachzeitschriften – Presseartikel

Dokumentarfilme

  • López-Linares, José Luis, Rioyo, Javier (dir.). (1996). Asaltar los cielos.
Commons: Caridad Mercader – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Dies war ihr 1959 von Isaac Don Levine, als Ergebnis der Untersuchung angegebene vollständige Name, nachdem die wirkliche Identität von Trotzkis Mörder, Ramón Mercader, ihrem Sohn, bekannt geworden war. In seinem in Buchform 1990 veröffentlichten Zeugnis nennt Luis Mercader, ein Sohn von Caridad und Bruder von Ramón, den Namen María de la Caridad del Río Hernández.
  2. Asaltar los cielos ist ein im Jahr 1996 gedrehter Dokumentarfilm von José Luis López-Linares und Javier Rioyo über den Mord an Trotzki
  3. Isaac Don Levine war ein US-amerikanischer Journalist und Schriftsteller russischer Herkunft, der 1960 The Mind of an Assassin (Der Geist eines Mörders) über den Mörder Trotzkis veröffentlichte. Eine Übersetzung ins Spanische unter dem Titel „La mente de un asesino“ erschien im selben Jahr in Mexiko
  4. Wie Luis es im Zeugnis-Buch beschrieb, das er in Zusammenarbeit mit Germán Sánchez im Jahr 1990, nach seiner Rückkehr aus dem Exil, über seinen Bruder Ramón schrieb, Ramón Mercader, mein Bruder. Fünfzig Jahre danach
  5. Javier Juárez ist Autor einer Biographie von África de las Heras, auch einer Kommunistin und NKWD-Agentin: Patria: Eine Spanierin im KGB (2008).
  6. Gregorio Luri schlägt diese Datierung vor.
  7. Man weiß, dass Eitingon zwischen 1927 und 1936 ein illegaler Operativer des NKVD (bis 1934, OGPU) war, mit zahlreichen Einsätzen außerhalb der Sowjetunion. Laut Lev Voroviev (oder Vorobiov), einem russischen Spion, der in den 1990er Jahren Zugang zum Archiv des russischen FSB (einer Nachfolgeorganisation des KGB) hatte und eine Beschreibung der Operation schrieb, die mit dem Tod Trotzkis endete, war Eitingon der verfügbaren Dokumentation zufolge in China, Frankreich und Deutschland gewesen, bevor er in Spanien eingesetzt wurde.
  8. Laut Levine, unter Berufung auf Informationen, die er von einem ehemaligen hohen Verantwortungsträger der PCE erhalten habe, den Caridad in der Sowjetunion kennengelernt hätte.
  9. Wilmers definiert Levine als „den sensationalistischsten unter den Geschichtsschreibern des Kalten Krieges“.
  10. André Jacquelin war Korrespondent von L’Indépendant aus Perpignan, der am selben 19. Juli in Barcelona eingetroffen war.
  11. Der Kunstmaler Josep Bartolí, der Mitglied der von Caridad Mercader geführten Kolonne gewesen war, behauptete dass diese eine unabhängige Kolonne leitete, die nicht in die von dem anarchistischen Führer geleiteten integriert war. Er behauptete auch, dass ihr Sohn Ramón Teil derselben Kolonne war. In diesem Sinne behauptete Luis Mercader, dass sein Bruder, seit seinem Aufbruch zur Front, Mitglied der Kolonne Trueba-Del Barrio gewesen war, aus der später die Kolonne Carlos Marx werden sollte, der Keimzelle der 27. Division der republikanischen Armee. Andererseits entspricht es jedoch auch der Wahrheit, dass es auch in der Kolonnen Durruti Kommunisten gab. Außerdem berichtete Luis, dass der Ort, an dem seine Mutter verwundet wurde, nicht zum Abschnitt von Tardienta gehörte, dem Gebiet, in dem die Kolonne Carlos Marx kämpfte und wo Ramón verwundet wurde.
  12. Wie bereits in der vorherigen Anmerkung festgehalten, machte Bartolí keine Aussage darüber, wo Caridad Mercader verwundet wurde, aber er beschrieb es doch als einen Vorfall in demselben Abschnitt, in dem Bartolí sich selbst befand, eingebettet in die Kolonne Trueba-Del Barrio. Teresa Pàmies, Mitglied der JSUC (Juventudes Socialistas Unificadas de Cataluña), und die später zu einer Freundin von Ramón Mercader wurde, behauptete auch, dass Caridad in Tardienta verwundet wurde, wenngleich sie einen Artillerieangriff als Ursache angibt. Luis bestritt seinerseits ausdrücklich, dass dieser Vorfall in Tardienta stattfand. Bujaraloz, wo sie laut Gorkin verwundet wurde, gehörte zum Frontabschnitt, in dem die Kolonne Durruti agierte.
  13. Ebenso wie der Maler Josep Bartolí berichtete, der Teil der Kolonne war. Andere Versionen behaupten, dass es sich um einen Artillerieangriff handelte.
  14. Die Redner vor den Abgeordneten waren Caridad Mercader, Bartolomé Costa und Lena Imbert. Es sind außerdem die Unterschriften folgender Missionsmitglieder verzeichnet: Bartolomé Costa, R. Martínez, Daniel Rebull, Rafael Sánchez, Antonio Roselló, Caridad Mercader, Enrique Pérez C., Edmundo García, Pedro Viñes, T. Detrell, Evelia Larrainagas, Lena Imbert, Juan Ruiz, A. Detrell, Serafín Pérez, sowie andere, die bisher nicht identifiziert worden sind. Über die Unterschrift weiterer Kommunisten, die an der Expedition teilnahmen, wie beispielsweise Nito Palerm Vich, ist nichts bekannt.
  15. Bartolomeu Costa-Amic: Leon Trotsky y Andreu Nin: Dos asesinatos del stalinismo (aclarando la historia) (Leon Trotzki und Andreu Nin: zwei Morde des Stalinismus (zur Aufklärung der Geschichte)). Altres-Costa-Amic, San Pedro Cholula, México 1994, ISBN 978-968-6977-05-9, S. 158.
  16. Die Literatur zu diesem Thema hat einstimmig Diego Rivera die Verantwortung zugewiesen, im Namen der Vierten Internationale Kontakt mit Präsident Cárdenas hergestellt und erreicht zu haben, dass dieser einwilligte, Trotzki Asyl zu gewähren. Die Petition sei Rivera am 21. November zugestellt worden. Zwei Tage danach sei er in Torreón eingetroffen, wo sich Cárdenas aufhielt, und nachdem er ihm die Petition vorbrachte, habe er erreicht, dass dem russischen Politiker Asyl gewährt wurde. Aber die in der Regierung existierenden Meinungsverschiedenheiten zur Frage des Asyls führten dazu, dass dieses erst mehrere Wochen später ereilt wurde. Somit sei die Gewährung von Asyl nicht nur nach der Ausreise von Caridad Mercader aus Spanien erfolgt, sondern selbst nach deren Ankunft in Mexiko. Costa-Amic behauptet, er sei es gewesen, der als Überbringer eines Briefes von Andreu Nin, damals conseller für Justiz bei der Generalitat de Catalunya, dem es gelang, ein Treffen mit dem Präsidenten Cárdenas zu bekommen, der nach einigen Minuten Unterhaltung der Petition stattgab. Die Gewährung von Asyl sei somit vor der Ankunft von Mercader in Mexiko erfolgt, wenn auch nach deren Aufbruch aus Barcelona.
  17. Gorkin, der Caridad bezichtigt, eine rücksichtslose und gefühlslose Mutter zu sein, behauptet, Pablo sei als Strafe für Befehlsverweigerung in ein Strafbataillon an die Madrider Front geschickt worden, was von Caridad gutgeheißen worden sei; seinem Bruder Luis zufolge entbehren Pablos vermeintliche Befehlsverweigerung und seine Versetzung in ein Strafbataillon an der gefährlichen Madrider Front jegliches Beweises.
  18. Seinem Bruder Luis zufolge.
  19. In seiner Biographie von África de las Heras, gibt Juárez, der keine sowjetischen Dokumente zitiert, die ersten Wochen des Jahres 1937 als den wahrscheinlichsten Zeitpunkt des Beginns der Tätigkeit für den sowjetischen Geheimdienst an, kurz nach ihrer Rückkehr nach Spanien.
  20. Für Juárez gehörte Gerö, in Anbetracht seiner Position bei der PSUC (und zuvor bei der PCC) und seiner aktiven Rolle in Barcelona, „notwendigerweise“ zum Umfeld von Caridad Mercader.
  21. In seiner Biographie mehrerer Mitglieder der Familie Eitingon, die 2012 veröffentlicht wurde, The Eitingons.
  22. Clemence war Ehefrau oder Schwester von Daniel Béranger, einem französischen Agenten des NKVD, der 1939 dem Befehl Eitingons in Paris unterstand. Er lebte in der französischen Hauptstadt und war mit Montserrat Mercader verlobt gewesen.
  23. Luis glaubte, dass dies einer Art Missverständnis mit Marty zuzuschreiben war
  24. Luis gab jedoch das von seiner Mutter genannte Datum Mai 1940 an, ohne dass diese je klarstellte, ob sie in Begleitung reiste oder nicht; Sudoplatow zufolge, reiste Eitingon im Oktober, als es ihm gelang, sich die für die Ausreise aus Frankreich notwendigen Dokumente zu beschaffen.
  25. Der mexikanische Journalist Juan Alberto Cedillo gibt in seinem Werk Los nazis en México (2007), den September 1939 an und behauptet, Caridad Mercader und Eitingon seien zu diesem Zeitpunkt nach Mexiko gereist, um die Gruppe von Siqueiros zu überwachen. Dieses Datum widerspricht jedoch sowohl die Aussage Sudoplatows, wie auch die Dokumente im Besitz des FSB, die beide auf die Schwierigkeiten Bezug nehmen, denen Eitingon infolge des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs gegenüberstand, um Frankreich zu verlassen.
  26. Zitat von Lev Voroviev.
  27. Luis Mercader unterstützte auch die Version Sudoplatows, indem er berichtete, sein Bruder habe ihm anvertraut, er habe sich dafür angeboten, den Mord durchzuführen.
  28. Ceniceros, ein Adjutant von Ostos, der nach dessen Tod die Verteidigung Mercaders an sich nehmen würde, traf sich mit ihr zu einem Gespräch; er hatte Caridad Mercader, auf Bestreben der kommunistischen Führung in Mexiko, während deren erstem Aufenthalt in Mexiko, im Jahre 1936, kennengelernt.
  29. Im gleichen Sinn sprach sich Luis Mercader aus, der erzählte, dass Caridad, ihrer Aussage zufolge, nicht mit Eitingon gereist sei.
  30. Luis zufolge, überquerte Caridad den Pazifik per Schiff von San Francisco aus, bis Wladiwostok und reiste von dort nach Moskau mit der Transsibirischen. Laut Wilmers, der auch darauf besteht, Caridad und Eitingon seien zusammen gereist, begaben sich beide nach einem Aufenthalt auf Kuba nach New York. Nach Durchquerung des Landes nahmen sie ein Schiff nach Shanghai und per Bahn, über Harbin, kamen sie nach Moskau in der Transsibirischen. Es gibt weniger glaubhafte Versionen, wie die von Eduardo Ceniceros, eines Rechtsanwalts von Ramón Mercader, der behauptete, Caridad habe Mexiko unmittelbar nach dem Mord verlassen und sich nach Japan begeben. In Yokohama sei sie verhaftet und nach Hongkong deportiert worden, von wo aus sie in die UdSSR gelangt sei.
  31. Auf Anraten von Caridad Mercader, wurde er von Sudoplatow gegen Ende des Sommers 1943 angeworben, um die Operation Guadalajara anzuführen. Deren Ziel war es, in die deutsche Etappe einzusickern, den deutschen Militärgouverneur von Wilna zu töten und Esteban Infantes, den Kommandeur der Blauen Division, zu entführen. Der Vormarsch der sowjetischen Truppen zwang die Deutschen jedoch, sich aus dem Gebiet zurückzuziehen, und somit dazu, die Operation abzublasen.
  32. Die Teilnehmerin an der Operation in der Türkei und an anderen, von Castro Delgado genannten, sei Julia Rodríguez Danilewskaja gewesen, eine junge Spanisch-Russin, Enkelin des Schriftstellers Grigori Petrowitsch Danilewski und Tochter eines republikanischen spanischen Obristen, der doch NKVD-Mitarbeiter war.
  33. In seinen Memoiren mit dem Titel Zeugnis zweier Kriege, die 1973 in Mexiko veröffentlicht wurden
  34. Luis zufolge, der angeblich als Kurier gewirkt hätte, um die Briefe zu transportieren, die Caridad an Stalin selbst schrieb, kostete es sie große Anstrengungen, die Erlaubnis zu erwirken, aber zum Schluss „zettelte sie so viele Krawalle an, dass man es ihr erlaubte“.
  35. All diese Informationen, die Castro Delgado angeblich von Caridad Mercader erhielt, wurden von diesem nicht in seinem Buch über seinen Aufenthalt in der Sowjetunion wiedergegeben – Mi fe se perdió en Moscú (Meinen Glauben habe ich in Moskau verloren), veröffentlicht im Jahr 1951. Erst 1960, als Ramón Mercader das Gefängnis bereits verlassen hatte, gab er bekannt, er habe seine Meinung geändert: „Meine Frau und ich waren aus Dankbarkeit eine Verpflichtung Caridad Mercader gegenüber eingegangen. In einer Zeit großer Armut in Moskau half sie uns, zu überleben. Außerdem hatte sie sich sehr dafür eingesetzt, dass wir die UdSSR verlassen konnten, als wir extrem große Gefahr liefen und uns wirklich zwischen der Lubianka und der Grenze befanden. Hatte ich etwa ein Recht, mich schlecht zu benehmen? Jetzt kann ich reden, alles hat sich verändert“.
  36. Zu einem Zeitpunkt, in dem, infolge der Notwendigkeit, die Beziehungen der Sowjetunion mit den Alliierten zu verstärken, Stalin die Komintern aufgelöst hatte, war es natürlich, dass die langjährigen Mitglieder des Apparats der Kommunistischen Internationale zur Mitarbeit im NKVD übergingen.
  37. Die unterstützende Tätigkeit seitens Hernández wurde durch die internen Auseinandersetzungen in der PCE gestört, aus denen Hernández als Verlierer hervorging. Im Frühling 1944 brach der Konflikt zwischen Hernández und den Anhängern von Dolores Ibárruri in Mexiko offen aus. Wenngleich der NKVD versuchte, zu vermitteln, um Gnom nicht in Gefahr zu bringen, wurde Hernández schließlich im Juli aus der PCE ausgeschlossen. Dennoch kooperierte Hernández weiter mit dem NKVD, ohne dass das Fehlschlagen der Operation vermieden werden konnte.
  38. Autor von El grito de Trotski (Trotzkis Schrei) (2013), eines Romans, der von seiner Ermordung handelt.
  39. Seltsamerweise sagt der französische Geschichtswissenschaftler Roger Faligot in seinem Buch Paris, nid d’espions („Paris, Spionennest“), dass Montserrat Mercader 1960 an der Rezeption der Botschaft arbeitete, und dass sie mit der Direction de la surveillance du territoire (DST), der französischen Spionageabwehr, kooperierte, um unter Beteiligung der CIA in der Botschafterresidenz Mikrophone zu installieren.

Einzelnachweise

  1. Levine: Secrets of an Assassin. 1959, S. 104.
  2. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 29.
  3. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 35.
  4. Juárez: Patria. 2008, S. 102.
  5. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 33.
  6. Juárez: Patria. 2008, S. 102–103.
  7. Reyes: El más secreto héroe de la Unión Soviética. 2014, S. 67.
  8. Juárez: Patria. 2008, S. 103.
  9. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 179.
  10. Bonet Mogica: El asesino de Trotski. 1996.
  11. Luri: Caritat Mercader, una revolucionària amb sabates de pell de serp. 2013.
  12. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 57–59.
  13. Juárez: Patria. 2008, S. 105.
  14. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 30.
  15. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 29–30.
  16. Juárez: Patria. 2008, S. 103–104.
  17. Juárez: Patria. 2008, S. 104.
  18. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 196.
  19. Luri: L’amor perdut de Caritat Mercader. 2013.
  20. Gorkin: Los asesinos de Trotsky. 2001.
  21. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 37–38.
  22. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 37.
  23. Luri: La infiltrada. 2013.
  24. Kergoat: Marceau Pivert. 1994, S. 60.
  25. Fernández: Dos españoles quisieron acabar con Trotski antes que Mercader. 1997.
  26. Voroviev: L'assassinat de Trotsky décrit par ses assassins. 1998.
  27. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 149–161, 265–288.
  28. Sudoplatov, Sudoplatov: Special Tasks. 1994, S. 83–84.
  29. Levine: Secrets of an Assassin. 1959, S. 110.
  30. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 273.
  31. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 180.
  32. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 38.
  33. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 190.
  34. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 41.
  35. Dimitrov: The Diary of Georgi Dimitrov, 1933–1949. 2003, S. 238.
  36. Martín Ramos: Pere Ardiaca, 1936–1949. 2010, S. 34.
  37. Barchino: Mujer de terciopelos y armaduras. 2013, S. 1.
  38. Aymes: Francia en España, España en Francia. 2003, S. 242.
  39. Jacquelin: Espagne et liberté. 1945, S. 92.
  40. Broué, Témime: The Revolution and the Civil War in Spain. 2008, S. 120.
  41. Juárez: Patria. 2008, S. 108.
  42. Cañameras: Conversa amb Bartolí. 1990, S. 42–43.
  43. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 42.
  44. Cañameras: Conversa amb Bartolí. 1990, S. 42.
  45. Juárez: Patria. 2008, S. 109.
  46. Pàmies: Cuando éramos capitanes. 1975, S. 43.
  47. Arbal: Caridad Mercader, mujer ejemplar y heroína auténtica. 1937, S. 5.
  48. Juárez: Patria. 2008, S. 108, 158.
  49. Lines: Milicianas. 2011, S. 63–64.
  50. Massón Sena: Marinello y la República Española. 2007, S. 136.
  51. Massón Sena: Marinello y la República Española. 2007, S. 139.
  52. Rubio Navarro: Muy (interesante) Historia. 2009.
  53. Ruiz-Funes Montesinos, Tuñón: Palabras del exilio 2. 1982, S. 132.
  54. Juárez: Patria. 2008, S. 111.
  55. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 53.
  56. Ruiz-Funes Montesinos, Tuñón: Palabras del exilio 2. 1982, S. 132–133.
  57. Cámara de Diputados del Congreso de los Estados Unidos Mexicanos: Diario de los debates de la Cámara de Diputados del Congreso de los Estados Unidos Mexicanos. Legislatura XXXVI – Año III – Período Ordinario. 1936.
  58. Consejo Insular de Ibiza y Formentera: Enciclopèdia d'Eivissa i Formentera. Band 9. 2006.
  59. López-Linares, Rioyo: Asaltar los cielos. 1996, 33:33.
  60. Cárdenas: Apuntes. 2003, S. 305.
  61. Gall: Trotsky en México. 1991, S. 21–26.
  62. Richardson: Mexico Through Russian Eyes, 1806–1940. 1988, S. 198.
  63. Bradu: Bartolomeu Costa-Amic. 1997, S. 42.
  64. López-Linares, Rioyo: Asaltar los cielos. 1996, 33:38.
  65. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 49.
  66. Juárez: Patria. 2008, S. 111–112.
  67. Albertani: Socialismo y Libertad. 2008/2009, S. 138.
  68. López-Linares, Rioyo: Asaltar los cielos. 1996, 34:08.
  69. García Colín: Un mal libro de memorias y el asilo de Trotsky en México. 2012.
  70. Juárez: Patria. 2008, S. 112.
  71. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 45.
  72. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 46.
  73. Pàmies: Cuando éramos capitanes. 1975, S. 109.
  74. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 51.
  75. Octavi Centelles: Barcelona, mayo de 1937, María Caridad Mercader y otras voluntarias retiran las barricadas [Barcelona, Mai 1937, María Caridad Mercader und andere Freiwillige räumen die Barrikaden] (spanisch) 5. Mai 2013. Abgerufen am 23. Mai 2015.
  76. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 51, 60–63.
  77. Juárez: Patria. 2008, S. 118.
  78. Juárez: Patria. 2008, S. 117.
  79. Juárez: Patria. 2008, S. 113.
  80. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 59.
  81. Juárez: Patria. 2008, S. 115.
  82. Juárez: Patria. 2008, S. 114.
  83. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 273.
  84. Sudoplatov, Sudoplatov: Special Tasks. 1994, S. 70.
  85. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 56.
  86. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 359.
  87. López-Linares, Rioyo: Asaltar los cielos. 1996, 27:40.
  88. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 275.
  89. Levine: Secrets of an Assassin. 1959, S. 112.
  90. Sudoplatov, Sudoplatov: Special Tasks. 1994, S. 30, 70.
  91. López-Linares, Rioyo: Asaltar los cielos. 1996, 28:39.
  92. Padura: La última hora de Caridad Mercader. 2008, S. 244.
  93. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 124.
  94. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 130.
  95. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 71.
  96. Juárez: Patria. 2008, S. 148.
  97. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 296–297.
  98. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 298.
  99. Sudoplatov, Sudoplatov: Special Tasks. 1994, S. 72.
  100. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 73.
  101. Cangiano: Revelaciones exclusivas acerca de cómo la Unión Soviética y los Partidos Comunistas organizaron el asesinato de León Trotsky. 2010.
  102. Sudoplatov, Sudoplatov: Special Tasks. 1994, S. 73.
  103. Cedillo: Los nazis en México. 2013: „Eitingon y Caridad viajaron a México …“.
  104. Cedillo: Los nazis en México. 2013: „Leonidas Eitingon sandte den Bericht …“.
  105. Mendes de Almeida: O homem incapaz de matar cachorros. 2014.
  106. Sudoplatov, Sudoplatov: Special Tasks. 1994, S. 78.
  107. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 77–81.
  108. Levine: Secrets of an Assassin. 1959, S. 120.
  109. López-Linares, Rioyo: Asaltar los cielos. 1996, 34:02.
  110. Ibartz: Diez años para averiguar una identidad. 1990.
  111. Garmabella: El grito de Trotsky. 2007, S. 226–227.
  112. Sudoplatov, Sudoplatov: Special Tasks. 1994, S. 79.
  113. Cuadriello: Reseñas de libros. 2009, S. 82.
  114. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 85.
  115. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 102–103, 215.
  116. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 328–329.
  117. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 329.
  118. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 136.
  119. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 215.
  120. Wilmers: The Eitingons. 2012, S. 333.
  121. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 218–219.
  122. Juárez: Patria. 2008, S. 183–188.
  123. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 222–224.
  124. Tagüeña: Testimonio de dos guerras. 1973, S. 470.
  125. Encinas Moral: Fuentes históricas para el estudio de la emigración española a la URSS (1937–2007). 2008, S. 369.
  126. Marco Igual: Los médicos republicanos españoles exiliados en la Unión Soviética. 2009, S. 7.
  127. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 105.
  128. Hernández Sánchez: Las siete pruebas de Enrique Lister (1907–1994). 2008.
  129. Royo Campo: L'espionatge soviètic (1917–1945). 2013, S. 48.
  130. Valls: Sebastià Piera, histórico del PSUC y soldado de élite. 2014.
  131. Valls: Me ha hecho sufrir más la desconfianza que la tortura. 1998.
  132. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 135.
  133. Mercader: Puntualizaciones al asesinato de Trotski. 1994.
  134. Tagüeña: Testimonio de dos guerras. 1973, S. 506.
  135. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 105–106.
  136. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 109.
  137. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 190–195.
  138. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 106.
  139. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 105, 136.
  140. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 106–110.
  141. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 110.
  142. Hernández Sánchez: El Exilio y México-España, siglo XX. 2008.
  143. Cedillo: Los nazis en México. 2013: „De hecho, la Unión Soviética abrió su embajada …“.
  144. Hernández Sánchez: Jesús Hernández, pistolero, ministro, espía y renegado. 2006.
  145. Garmabella: El grito de Trotsky. 2007, S. 270.
  146. Sheridan: Rescatando a Mercader (un episodio del espionaje soviético en México). 2006, S. 69.
  147. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 101–102.
  148. Padura: La última hora de Caridad Mercader. 2008, S. 91.
  149. Luri: Caridad, con otra mirada. 2014.
  150. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 140.
  151. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 141.
  152. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 145.
  153. Cabrera Infante: Vidas para contarlas. 1998, S. 144–145.
  154. Goytisolo: La Habana de un Infante en nada difunto. 2010.
  155. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 151.
  156. Merchet: Paris en guerre froide. 2009.
  157. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 139.
  158. Mercader, Sánchez: Ramón Mercader, mi hermano. 1990, S. 139–140.
  159. Padura: La última hora de Caridad Mercader. 2008, S. 90.
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