Generalitat de Catalunya
Die Generalitat de Catalunya ([ʒənəɾəɫiˈtad də kətəˈɫuɲə], spanisch Generalidad de Cataluña) ist die Gesamtheit der politischen Institutionen, die im Rahmen des Autonomiestatuts die Selbstverwaltung der spanischen Autonomen Gemeinschaft Katalonien ausübt.
Zusammensetzung
Die Generalitat umfasst nach dem Autonomiestatut von 2006 drei Institutionen:
- das katalanische Parlament, das Gesetze ausarbeitet und beschließt und den Präsidenten sowie die Regierung kontrolliert,
- der Präsident der Generalitat, der vom Parlament unter den Abgeordneten gewählt und vom König ernannt wird, ist der oberste Vertreter der Generalitat,
- die katalanische Regierung (Govern), zusammengesetzt aus dem Präsidenten und den Räten (consellers), die die vom Parlament beschlossenen Gesetze ausführt, die Verwaltung leitet und ein Gesetzgebungsinitiativrecht hat.
Geschichte
Ursprünge
La Pau i Treva de Déu (Friede und Frieden Gottes) war eine soziale Bewegung, die im 11. Jahrhundert als Reaktion der Kirche und der Bauern auf die von den Feudalherren verübten Gewalttätigkeiten gefördert wurde. Die Herkunft der katalanischen Gerichte kann darauf bezogen werden.
Die Heimatstädte begrenzten also einen geschützten Raum feudaler Gewalt. Um jedoch ein Klima der Koexistenz zu gewährleisten, war es notwendig, weiter zu gehen und eine Behörde zu schaffen, die jegliche Art von Gewalttaten überall auf dem Territorium verbietet. Dies war das Ziel der Versammlungen des Friedens und der Waffenruhe Gottes, von denen die erste in den katalanischen Grafschaften im Jahr 1027 unter der Präsidentschaft des Abtes Oliba in Toluges (Roussillon) im Namen von Bischof Berenguer d'Elna, abwesend aus der Diözese, weil er auf einer Pilgerreise war.
Die Generalitat von Katalonien geht, ebenso wie die Generalitat Valenciana in der Nachbargemeinschaft Valencia, auf die ständigen Ratsversammlungen zurück, die seit dem Mittelalter die Verwaltung in den verschiedenen Territorien der Grafschaft Barcelona (Barcelona, Mallorca, Roussillon und Cerdanya) in den Zeiträumen zwischen dem Zusammentreten der Corts (den Generalständen) gewährleisten sollten.[1]
König Jakob I. „der Eroberer“ von Aragonien (1208–1276) rief zum ersten Mal die Corts Reials Catalanes als Vertreter der gesellschaftlichen Stände ein. Unter Peter II. (1276–1285) wurden die Corts Reials Catalanes zu einer festen Institution. Der König war verpflichtet, die Corts Catalanes (den „Katalanischen Hof“), einmal pro Jahr einzuberufen (was er nicht immer tat). Die Corts Catalanes hatten beratende und gesetzgebende Funktion und setzten sich aus drei Ständen („Armen“) zusammen: dem Klerus, dem Militär (Adel) und dem des Volkes (der königlichen Kammer, in der die direkt dem König unterstellten Städte vertreten waren). Die gesamte Institution nannte sich lo General de Cathalunya, da sie sämtliche gesellschaftliche Stände umfasste.
Der erste Schritt zur Einrichtung der Generalitat fand statt, als im Jahre 1289 in Monzón die Corts zusammentraten und für die Generalstände eine Abordnung (Diputació) auf Zeit konstituierten, um die dem König zugestandenen Dienstleistungen und Abgaben einzutreiben. Von da an steht das Wort generalitat auch für „Steuern“, das auch in Frankreich für das Steuerwesen übernommen wurde.
In den Corts, die von Peter IV. (1336–1387) in den Jahren 1358–1359 abgehalten wurden, um Mittel zur Abwehr der Angriffe Kastiliens in Aragonien und Valencia einzutreiben, wurden für die Zeit zwischen dem Zusammentreten der Corts 12 ständige Deputierte mit ausführenden Befugnissen in Sachen Steuererhebung sowie mehrere Rechnungsprüfer zur Kontrolle der Verwaltung eingesetzt. Die Deputation setzte sich aus Vertretern der drei Stände zusammen und wurde von einem Geistlichen geleitet.
1359 bis 1714
Der erste Präsident der Generalitat wurde 1359 Berenguer de Cruïlles, der Bischof von Girona. Bis 1714 waren alle Präsidenten hohe Geistliche (Bischöfe katalanischer Bistümer oder Äbte katalanischer Klöster).
Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg (1700–1713) wurden die katalanischen Institutionen aufgelöst, wodurch die katalanische Selbstverwaltung endete.
20. Jahrhundert
In der Zweiten Republik wurde Katalonien zunächst 1931 eine provisorische Autonomie mit Wiedererrichtung der Generalitat gewährt; diese wurde im Autonomiestatut von 1932 festgeschrieben. 1934 regte Lluís Companys i Jover, der Präsident der Generalitat, das umstrittene Gesetz für Verträge für Landarbeiter an, das zum Konflikt mit den Großgrundbesitzern und der rechtskonservativen Zentralregierung führte. Companys rief am 6. Oktober 1934 den Staat Katalonien innerhalb einer Spanischen Bundesrepublik aus. Hierauf wurde das Autonomiestatut Kataloniens von 1932 aufgehoben, die gesamte katalanische Regierung von der Armee verhaftet und später zu 30 Jahren verschärfter Haft verurteilt. Nach dem Wahlsieg der Volksfront Anfang 1936 wurde die katalanische Regierung aus der Gefängnishaft entlassen und stellte sich gegen den Militärputsch Francisco Francos vom 17. Juli 1936.
Der Spanische Bürgerkrieg (1936–1939) endete mit dem Sieg des Franquismus und der Zerschlagung der katalanischen Autonomie. Die Generalitat existierte anschließend nur im Exil, erst 1977 wurde ihrem Präsidenten Josep Tarradellas im Rahmen der Transition in Spanien zur Demokratie die Rückkehr gestattet. Tarradellas war von 1954 bis 1980 Präsident.
Im Rahmen der demokratischen Reformen in Spanien kam es am 20. März 1980 zu den ersten Parlamentswahlen in Katalonien im Rahmen des Autonomiestatuts von 1978. Dieses erste Autonomiestatut wurde 2006 durch eine Neufassung mit erweiterten Kompetenzen abgelöst.
Aktuelle Präsidentschaft
Von Januar 2016 bis Oktober 2017 amtierte Carles Puigdemont (JxS) als Präsident der Generalitat, der auf Vorschlag seines Vorgängers Artur Mas (CiU) gewählt worden war. Mas war seit der Parlamentswahl in Katalonien 2010 im Amt und folgte José Montilla (PSC) im Amt, das dieser seit 2006 innehatte.
Am 27. Oktober 2017 setzte der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy nach Artikel 155 der Verfassung des Königreichs Spanien Carles Puigdemont und seine Regierung ab und ernannte Soraya Sáenz de Santamaría, die Ministerin für Territorialverwaltung der spanischen Regierung, bis zu den für Dezember angekündigten Neuwahlen zur kommissarischen Regierungschefin von Katalonien. Am 15. Mai 2018 wurde Quim Torra zum neuen Präsidenten der Generalitat gewählt, woraufhin am 2. Juni sein Kabinett vereidigt wurde. Nachdem gegen Quim Torra wegen Ungehorsams ein Ämterverbot ausgesprochen wurde, übernahm dessen Stellvertreter Pere Aragonès am 28. September 2020 das Amt und wurde am 21. Mai 2021 vom neu gewählten Parlament als Regierungschef bestätigt.
Liste der Präsidenten der Generalitat von Katalonien
- Berenguer de Cruïlles 1359–1362
- Romeu Sescomes 1363–1364
- Ramon Gener 1364–1365
- Bernat Vallès 1365
Bernat Vallès 1365–1367
Romeu Sescomes 1375–1376 - Joan I d’Empúries 1376
- Guillem de Guimerà 1376–1377
- Galceran de Besora 1377–1378
Ramon Gener 1379–1380 - Felip d’Anglesola 1380
- Pere de Santamans 1381–1383
- Arnau Descolomer 1384–1389
- Miquel de Santjoan 1389–1396
- Alfons de Tous 1396–1413
- Marc de Vilalba 1413–1416
- Andreu Bertran 1416–1419
- Joan Desgarrigues 1419–1422
- Dalmau de Cartellà 1422–1425
- Felip de Malla 1425–1428
- Domènec Ram 1428–1431
Marc de Vilalba 1431–1434 - Pere de Palou 1434–1437
- Pere de Darnius 1437–1440
- Antoni d’Avinyó i de Moles 1440–1443
- Jaume de Cardona i de Gandia 1443–1446 (Haus Folch de Cardona)
- Pero Ximénez de Urrea 1446–1449
- Bertran Samasó 1449–1452
- Bernat Guillem Samasó 1452–1455
- Nicolau Pujades 1455–1458
- Antoni Pere Ferrer 1458–1461
- Manuel de Montsuar 1461–1464
- Francesc Colom 1464–1467
- Ponç Andreu de Vilar 1467–1470
- Miquel Samsó 1470–1473
- Joan Maurici de Ribes 1473–1476
- Miquel Delgado 1476–1478
- Pere Joan Llobera 1478–1479
- Berenguer de Sos 1479–1482
- Pere de Cardona 1482–1485 (Haus Folch de Cardona)
Ponç Andreu de Vilar 1485–1488 - Juan Payo Coello 1488–1491
- Joan de Peralta 1491–1494
- Francí Vicenç 1494–1497
- Pedro de Mendoza 1497–1500, Abt von Santes Creus (nicht identisch mit dem Konquistador gleichen Namens)
- Alfons d’Aragó 1500–1503
- Ferrer Nicolau de Gualbes i Desvalls 1503–1504
- Gonzalo Fernández de Heredia 1504–1506
- Lluís Desplà i d’Oms 1506–1509
- Jordi Sanç 1509–1512
- Joan d’Aragó 1512–1514
- Jaume Fiella 1514–1515
- Esteve de Garret 1515–1518
- Bernat de Corbera 1518–1521
- Joan Margarit i de Requesens 1521–1524
- Lluís de Cardona i Enríquez 1524–1527 (Haus Folch de Cardona)
- Francesc de Solsona 1527–1530
- Francesc Oliver de Boteller 1530–1533
- Dionís de Carcassona 1533–1536
- Joan Pasqual 1536–1539
- Jeroni de Requesens i Roís de Liori 1539–1542
- Miquel Puig 1542–1545
- Jaume Caçador 1545–1548
- Miquel d’Oms i de Sentmenat 1548–1551
- Onofre de Copons i de Vilafranca 1551–1552
- Miquel de Ferrer i de Marimon 1552
- Joan de Tormo 1552–1553
- Miquel de Tormo 1553–1554
- Francesc Jeroni Benet Franc 1554–1557
- Pere Àngel Ferrer i Despuig 1557–1559
- Ferran de Lloances i Peres 1559–1560
Miquel d’Oms i de Sentmenat 1560–1563 - Onofre Gomis 1563–1566
- Francesc Giginta 1566–1569
- Benet de Tocco 1569–1572
- Jaume Cerveró 1572–1575
- Pere Oliver de Boteller i de Riquer 1575–1578
Benet de Tocco 1578–1581 - Rafael d’Oms 1581–1584
- Jaume Beuló 1584
Pere Oliver de Boteller i de Riquer 1584–1587 - Martí Joan de Calders 1587
- Francesc Oliver de Boteller 1587–1588
- Jaume Caçador i Claret 1590–1593
- Miquel d’Agullana 1593–1596
Francesc Oliver de Boteller 1596–1598 - Francesc Oliveres 1598–1599
- Jaume Cordelles i Oms 1599–1602
- Bernat de Cardona i de Queralt 1602–1605
- Pere Pau Caçador i d’Aguilar–Dusai 1605–1608
- Onofre d’Alentorn i de Botella 1608–1611
- Francesc de Sentjust i de Castre 1611–1614
- Ramon d’Olmera i d’Alemany 1614–1616
- Miquel d’Aimeric 1616–1617
- Lluís de Tena 1617–1620
- Benet Fontanella 1620–1623
- Pere de Magarola i Fontanet 1623–1626
- Francesc Morillo 1626–1629
- Pere Antoni Serra 1629–1632
- Esteve Salacruz 1632
- García Gil de Manrique y Maldonado 1632–1635
- Miquel d’Alentorn i de Salbà 1635–1638
- Pau Claris i Casademunt 1638–1641
- Josep Soler 1641
- Bernat de Cardona i de Raset 1641–1644
- Gispert d’Amat i Desbosc de Sant Vicenç 1644–1647
- Andreu Pont 1647–1650
- Pau del Rosso 1650–1654
- Francesc Pijoan 1654–1656
- Joan Jeroni Besora 1656–1659
- Pau d’Àger 1659–1662
- Jaume de Copons i de Tamarit 1662–1665
- Josep de Magarola i de Grau 1665–1668
- Joan Pagès i Vallgornera 1668–1671
- Josep de Camporrells i de Sabater 1671–1674
- Esteve Mercadal i Dou 1674–1677
- Alfonso de Sotomayor 1677–1680
- Josep Sastre i Prats 1680–1683
- Baltasar de Muntaner i de Sacosta 1683–1686
- Antoni de Saiol i de Quarteroni 1686–1689
- Benet Ignasi de Salazar 1689–1692
- Antoni de Planella i de Cruïlles 1692–1695
- Rafael de Pinyana i Galvany 1695–1698
- Climent de Solanell i de Foix 1698–1701
- Josep Antoni Valls i Pandutxo 1701
Antoni de Planella i de Cruïlles 1701–1704 - Francesc de Valls i Freixa 1704–1705
- Josep Grau 1706–1707
- Manuel de Copons i d’Esquerrer 1707–1710
- Francesc Antoni de Solanell i de Montellà 1710–1713
- Josep de Vilamala 1713–1714
- Francesc Macià i Llussà (ERC) 1932–1933
- Lluís Companys i Jover (ERC) 1933–1940 (1934–1936 abgesetzt, 1939 geflohen, 1940 in Barcelona erschossen)
- Josep Irla i Bosch (ERC) 1940–1954 (im Exil)
- Josep Tarradellas i Joan (ERC) 1954–1980 (bis 1977 im Exil)
- Jordi Pujol i Soley (CiU) 1980–2003
- Pasqual Maragall i Mira (PSC) 2003–2006
- José Montilla Aguilera (PSC) 2006–2010
- Artur Mas (CiU) 2010–2016
- Carles Puigdemont (JxS) 2016–2017
- Soraya Sáenz de Santamaría (PP) 2017–2018 (kommissarisch)
- Quim Torra (Jxcat) 2018–2020
- Pere Aragonès (ERC) seit 2020
Anmerkung: nach spanischer Zählweise fängt die Zählung mit Francesc Macià i Llussà in der zweiten spanischen Republik 1932 an; die historische ins 14. Jhd. zurückgehende Generalitat habe außer ihrem Namen in Kompetenzen nichts mit der modernen Generalitat gemeinsam.[2]
Sprachgebrauch
Nach dem Autonomiestatut gehören zur Generalitat das Regionalparlament, der Ministerpräsident, die Regierung, der Consell de Garanties Estatuàries, der Síndic de Greuges (Bürgerbeauftragter), die Sindicatura de Comptes (Rechnungshof) und der Consell de l’Audiovisual de Catalunya.
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist in Spanien und Katalonien häufig nur die Exekutive (Ministerpräsident, Regionalregierung und deren Verwaltungsbehörden) gemeint, wenn von Generalitat die Rede ist.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Història de la Generalitat (katalan.), abgerufen am 18. Juni 2016.
- El Pais: La “mentira” de los 131 presidentes de la Generalitat, 20. Mai 2018, abgerufen am 26. Februar 2019 (spanisch)