Black Friday
Black Friday (schwarzer Freitag) wird in den Vereinigten Staaten der Freitag nach Thanksgiving genannt. Da Thanksgiving immer auf den vierten Donnerstag im November fällt, gilt der darauffolgende Freitag als Start in ein traditionelles Familienwochenende und als Beginn der Weihnachtseinkaufsaison.
Der Black Friday ist eine Verkaufsveranstaltung des Einzelhandels, die Rabatte in den Fokus stellt und zum Kauf von Produkten anregen soll.[1] Mittlerweile ist die Rabattaktion in vielen Industrienationen bei zeitlicher Übereinstimmung übernommen worden, vor allem auch im Internet.
Wirtschaftliche Bedeutung
Da die meisten US-Amerikaner diesen Tag als Brückentag nutzen und erste Weihnachtseinkäufe tätigen, werden große Umsätze in den Geschäften gemacht. Viele Läden und Handelsketten öffnen schon in den frühen Morgenstunden – üblicherweise um fünf Uhr – und bieten Sonderangebote, Rabatte und Werbegeschenke. Deshalb warten viele Menschen nachts in langen Schlangen vor den Geschäften, um Schnäppchen (englisch doorbusters) zu ergattern. 2013 öffneten einige große Ladenketten ihre Geschäfte schon Donnerstag am frühen Abend. Entgegen früheren Annahmen werden erst seit 2005 in den USA am Black Friday die höchsten Umsätze des Jahres erzielt.[2] Der Black Friday dient in den USA als wichtiger Indikator für das Weihnachtsgeschäft.[3]
Im Jahr 2014 wurden 50,9 Milliarden US-Dollar während des 4-tägigen Black-Friday-Wochenendes ausgegeben, dies entspricht einer Abnahme um 11 % im Vergleich zum Vorjahr. Nach Schätzungen sollen 2014 rund 134 Millionen Menschen eingekauft haben, dies entspricht einem Rückgang um 5,2 % im Vergleich zu 2013, wo noch 141 Millionen Käufer zu verzeichnen waren.[4] 2017 gaben Amerikaner rund um Black Friday laut Marktforschung Adobe Analytics fast acht Milliarden Dollar aus – eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent.[5]
Seit der Verbreitung des Internethandels werben am auf den Black Friday folgenden Cyber Monday viele Online-Händler mit entsprechenden Spar- und Gratis-Aktionen.
Unterscheidung zum „Black Thursday“
Nicht zu verwechseln ist der Tag mit dem Tag des Börsencrashs in New York im Oktober 1929 (Schwarzer Freitag, im Englischen aber zumeist Black Thursday ‚Schwarzer Donnerstag‘). Der Name Schwarzer Freitag ist dadurch entstanden, dass aufgrund der Zeitverschiebung in Europa bereits der Freitag begonnen hatte, während auf dem amerikanischen Kontinent der Donnerstag noch nicht zu Ende war. Somit fiel der Börsencrash in Europa auf einen Freitag.
Herkunft der Bezeichnung „Black Friday“
Die folgenden etymologischen Erklärungen gelten als die populärsten:
- Der Name kann daher rühren, dass die Menschenmassen auf den Straßen und in den Einkaufszentren aus der Entfernung wie eine einzige schwarze Masse erscheinen. Dies könnte auch eine Anspielung auf das Chaos nach dem Börsencrash von 1929 sein, als viele Menschen noch ihre Ersparnisse in letzter Minute von den Banken zu retten versuchten und daher ebenso chaotisch und massenweise umherliefen.
- Eine weitere Theorie ist die, dass an diesem umsatzstarken Tag die Händler die Chance haben, aus dem Minus herauszukommen – also statt roter Zahlen schwarze zu schreiben.
- Dazu passt der Hinweis, die Händler hätten an diesem Tag vom Geldzählen schwarze Hände.
Die erste bekannte Verwendung des Ausdrucks „Black Friday“ (in diesem Sinne) wurde durch Bonnie Taylor-Blake von der American Dialect Society recherchiert und eine Herkunft aus Philadelphia belegt:
“JANUARY 1966 — ‘Black Friday’ is the name which the Philadelphia Police Department has given to the Friday following Thanksgiving Day. It is not a term of endearment to them. ‘Black Friday’ officially opens the Christmas shopping season in center city, and it usually brings massive traffic jams and over-crowded sidewalks as the downtown stores are mobbed from opening to closing.”
„JANUAR 1966 – ‚Black Friday‘ ist der Name, den die Polizei von Philadelphia dem Freitag nach dem Thanksgiving Day gegeben hat, wobei dies kein Ausdruck von Begeisterung war. ‚Black Friday‘ eröffnet offiziell die Weihnachtseinkaufszeit in der Innenstadt, und er bringt normalerweise massive Staus und überfüllte Bürgersteige, während die Geschäfte in der Innenstadt von Öffnung bis Schließung belagert werden.“[6]
Black Friday im deutschsprachigen Raum
Deutschland
Während der Black Friday in den USA hauptsächlich im stationären Einzelhandel stattfindet, werden in Deutschland die meisten Rabatte online angeboten. In größerem Rahmen findet der Black Friday in Deutschland seit 2013 statt.[7][8] Apple war 2006 das erste Unternehmen, das zum Black Friday mit Rabatten warb. Den Namen Black Friday verwendete Apple dabei in Deutschland nie, sondern sprach etwa 2012 von einem „eintägigen Shopping Event“.[9][10] Das Event gewann in den Folgejahren schnell an Bekanntheit. 2013 bewarben 500 Händler ihre Angebote zum Black Friday über eines von mehreren Werbeportalen.[8] 2017 kannten bereits 89 Prozent aller Deutschen den Begriff Black Friday. Rund 60 Prozent wollten an ihm einkaufen.[11][12] Im Jahr 2018 gaben bei einer Umfrage zur Bekanntheit von Black Friday und Cyber Monday in Deutschland bereits 94 Prozent der Befragten an, den Aktionstag Black Friday zu kennen.[13]
Im Gegensatz zu den USA[14] entwickeln sich die Umsätze, die deutsche Händler am Black Friday erzielen, positiv. 2014 erwarteten Online-Händler am Black Friday einen Umsatz von 296 Millionen Euro, was einem Plus von 15,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2013 entsprach.[15] Nach Angaben des Payment-Unternehmens Klarna sind die Online-Einkäufe am Black Friday im Vergleich zu einem normalen Freitag um 64 Prozent gestiegen. Laut einer Erhebung von RetailMeNot in Zusammenarbeit mit dem Centre for Retail Research zu den prognostizierten E-Commerce-Umsätzen am Black-Friday-Wochenende in Deutschland wurden 2016 am Black Friday 360 Millionen Euro umgesetzt, am Black-Friday-Wochenende mehr als 1 Milliarde Euro.[16] Für das Black-Friday-Wochenende 2017 rechneten Experten mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.[17][18][19] Der Handelsverband Deutschland (HDE) prognostizierte 2018 eine Umsatzsteigerung am Black-Friday-Wochenende auf 2,4 Milliarden Euro,[20] für 2019 auf 3,1 Milliarden Euro.[21] Die Wortmarke Black Friday ist in Deutschland teilweise geschützt. Vom Markenschutz ausgenommen sind Werbedienstleistungen für Dritte sowie der Handel mit Elektronik- und Elektrowaren.[22][23][24]
Österreich
In Österreich setzten Händler am Black Friday 2018, der Wirtschaftskammer Österreich zufolge, 100 Millionen Euro um.[25] Für den Black Friday 2019 rechnete der Handelsverband mit Mehreinnahmen in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro.[26]
Schweiz
In der Schweiz gab es ab 2007 die ersten Black-Friday-Angebote von kleinen Onlineshops. Erst seit 2015 macht Manor als erster großer Detailhändler beim Shoppingevent mit. Das Unternehmen erzielte an diesem Tag einen dreimal höheren Umsatz als an einem normalen Freitag.[27] 2016 folgten zahlreiche andere große Shops dem Vorbild Manors und starteten ebenfalls mit Rabattaktionen. Die Nachfrage der Kunden war so groß, dass diverse Onlineshops teilweise für mehrere Stunden nicht erreichbar waren. Im Jahr 2018 erwarteten Experten im Schweizer Handel einen Umsatz von 440 Millionen Franken am Black Friday.[28] Auch wenn die Unternehmen Umsatzrekorde ausweisen konnten, warnten Branchenexperten vor den langfristigen wirtschaftlichen Folgen für den Schweizer Handel. So sei die Vorweihnachtszeit ohnehin die umsatzstärkste Zeit, so dass die Rabattaktionen die Profitabilität mindern und bei den Kunden die Erwartung erhöhen, besondere Angebote vor Weihnachten zu erhalten.[29]
Abweichende Auslegung des Events
Der als eintägiges „Shopping Event“ gedachte Black Friday wird oft auf mehrere Tage verlängert (und dann auch als Black Week bezeichnet). Es sind schon andere Bezeichnungen wie „Yellow Friday“ bei Autoverkäufern für Opel vorgekommen, hier als Anlehnung an die gelbe Hintergrundfarbe des Firmenlogos.
Kritik
Verbraucherschützer kritisierten, dass die Rabatte bei Verkaufsaktionen wie dem Black Friday, Cyber Monday oder Amazons „Cyber-Monday-Woche“ 2015 oft „künstlich“ aufgeblasen seien. Oft würde der Rabatt nicht ausgehend vom tatsächlichen Marktpreis, sondern von der weit über den handelsüblichen Preisen angesetzten unverbindlichen Preisempfehlung oder Mondpreisen berechnet. Bei Vergleichen mit anderen Anbietern relativierten sich die Rabatte. So seien oft nur noch echte Preisnachlässe von 10 bis 25 % realistisch – anstelle der ausgelobten 50 oder 60 %.[30] Zu einem ähnlichen Urteil gelangte auch das Portal Mydealz, das für die Black Fridays 2013 bis 2015 nach eigenen Angaben 1400 Angebote analysierte. Der Auswertung zufolge konnten Konsumenten bei den Black-Friday-Aktionen in den Jahren 2012, 2013 und 2014 bei Smartphones eine durchschnittliche Ersparnis von 26 Prozent, bei Spielekonsolen von 20 Prozent, bei Fernsehern von 11 Prozent und bei Mode von 50 Prozent erzielen.[31]
Seit 1992 wird dem Aktionstag die Konsumverweigerung durch Ausrufung eines Kauf-nix-Tags (englisch Buy Nothing Day) entgegengesetzt.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Nadine Dlouhy: Schwarze Zahlen für den Handel. In: handelsjournal.de. 28. November 2019, abgerufen am 2. Dezember 2019.
- International Council of Shopping Centers. Holiday Watch: Media Guide 2006 Holiday Facts and Figure; ShopperTrak, Press Release, ShopperTrak Reports Positive Response to Early Holiday Promotions Boosts Projections for 2010 Holiday Season (November 16, 2010).
- ROUNDUP: Tausende Schnäppchenjäger am 'Black Friday' in USA unterwegs. In: boerse-online.de. 29. November 2013, abgerufen am 26. November 2015.
- Black Friday Statistics & Trends. In: Fundivo.com. Abgerufen am 26. November 2014.
- Thomas Jahn, Jana Heck: Amerikaner brechen Einkaufsrekorde. In: Handelsblatt. 26. November 2017, abgerufen am 28. November 2017.
- Martin L. Apfelbaum: Philadelphia’s "Black Friday". In: American Philatelist. Vol. 69, Nr. 4, Januar 1966, S. 239. Online (Memento vom 13. Oktober 2008 im Internet Archive)
- Kaufrausch in Schwarz. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Sächsische Zeitung. 17. November 2017, archiviert vom Original; abgerufen am 29. November 2019.
- Mirjam Hecking: Rabattschlacht bis an den Rand des Ruins. In: Manager Magazin. 27. November 2013, abgerufen am 17. November 2017.
- Apple lässt Black Friday in Deutschland ausfallen. In: ZDNet. 28. November 2014, abgerufen am 18. November 2017.
- Black Friday: Fünf Dinge, die Sie über den Black Friday wissen sollten. In: Focus Online. 19. November 2016, abgerufen am 18. November 2017.
- „Black Friday“ auch in Deutschland angekommen. In: digitalfernsehen.de. 8. November 2017, abgerufen am 18. November 2017.
- Der Black Friday verdrängt das Christkind. In: Handelsblatt. 8. November 2017, abgerufen am 18. November 2017.
- Anteil der Personen, die Black Friday oder Cyber Monday kennen, in Deutschland im Jahr 2018. In: Statista. 22. November 2018, abgerufen am 16. November 2019.
- Black Friday verliert in USA an Bedeutung. In: Handelsblatt. 28. November 2014, abgerufen am 22. Oktober 2015.
- Erwartete Shoppingrekorde zum Weihnachtsgeschäft 2014. In: absatzwirtschaft.de. 27. November 2014, abgerufen am 22. Oktober 2015.
- Prognose der E-Commerce-Umsätze am Black Friday Wochenende in Deutschland im Jahr 2016 (in Millionen Euro). In: Statista. Abgerufen am 16. Oktober 2017.
- Sarah Gandorfer: Deutsche sind spendabel am Black Friday. In: it-business.de. 9. November 2017, abgerufen am 18. November 2017.
- David Barthelmann: Black Friday: Nur jeder zweite Deal lohnt sich. In: onlinehaendler-news.de. 16. November 2017, abgerufen am 18. November 2017.
- Shoppingwahn vor Weihnachten: Mit diesen Tipps können Sie Ihre Verkäufe am Black Friday steigern. In: absatzwirtschaft.de. 8. November 2017, abgerufen am 18. November 2017.
- HDE-Prognose: Handel setzt an Black Friday und Cyber Monday 2,4 Milliarden Euro um. In: einzelhandel.de. Handelsverband Deutschland, 19. November 2018, abgerufen am 19. November 2019.
- Das sind die sieben größten Fehler beim Black-Friday-Shopping. In: Handelsblatt. 21. November 2019, abgerufen am 21. November 2019.
- Marke „Teillöschung im Markenrecht: Firmen dürfen mit “Black Friday” werben. In: meedia.de. 27. Februar 2020, abgerufen am 20. Oktober 2021.
- BGH-Urteil: Die Marke Black Friday weitgehend gelöscht. In: it-business.de. 11. Oktober 2021, abgerufen am 20. Oktober 2021.
- BGH zur umstrittenen Wortmarke Marke Black Friday muss teilweise gelöscht werden. In: lto.de. 22. Juli 2021, abgerufen am 20. Oktober 2021.
- Jürgen Rupprecht: Black Friday und Cyber Monday: Zwiespältige Rabatttage für den österreichischen Handel. WKO Bundessparte Handel, 19. November 2018, abgerufen am 22. November 2019.
- Black Friday: Logo des Handelsverbandes für alle Händler kostenfrei verfügbar. Handelsverband Österreich, 22. Oktober 2019, abgerufen am 22. November 2019.
- Isabel Strassheim: Der Black Friday erobert die Schweizer Shops. In: 20 Minuten. 25. November 2016.
- Ulrich Rotzinger: So viel geben Schnäppchen-Jäger an nur einem Tag aus. In: Blick (Zeitung). 2. November 2018.
- Christoph G. Schmutz: Der «Black Friday» ist ein Akt der Verzweiflung. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. November 2017.
- Thomas Wüpper: Internethandel: Mit Scheinrabatten auf Kundenfang. In: Stuttgarter Zeitung. 27. November 2015, abgerufen am 19. November 2020.
- Jörg Marksteiner: Black Friday – Rabatte nicht überschätzen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: WDR. 27. November 2015, archiviert vom Original am 7. März 2016; abgerufen am 30. August 2017.