Assoziation revolutionärer bildender Künstler
Die Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands, kurz Asso, abgekürzt ARBKD, war ein Zusammenschluss kommunistischer Künstler. Sie wurde im März 1928 gegründet. Auf ihrem Berliner Kongress im November 1931 wurde der Name in Bund revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (BRBKD) geändert. Die Gruppe wurde 1933 in der Anfangszeit des Nationalsozialismus verboten.
Geschichte
Da die während der Oktoberrevolution gegründete Novembergruppe bald als sozialdemokratisch dominiert angesehen wurde,[1] bestand für die Kommunistische Partei das Bedürfnis, eine eigene Künstlergruppe zu bilden. Der erste Versuch mit Heinrich Vogelers Arbeitsgemeinschaft kommunistischer Künstler eine kommunistische Künstlergruppe zu bilden, scheiterte 1927/1928. Das Vorbild für den zweiten Anlauf war die Assoziation der Künstler des Revolutionären Russland (ACHRR). Initiatoren waren junge Künstler aus dem Zentralen Atelier für Bildpropaganda der KPD im Karl-Liebknecht-Haus in Berlin, wie z. B. der damalige Leiter und Fotomonteur Max Keilson. Sie schlossen sich mit Vogelers Kollegen und der Roten Gruppe um Grosz, John Heartfield und Rudolf Schlichter zusammen. Kommunistische Mitglieder des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler bildeten eine weitere Grundlage der Assoziation. Max Keilson wurde Vorsitzender der ASSO.
Gregor Gogs Künstlergruppe Bruderschaft der Vagabunden trat 1931 der ASSO bei, Oskar Nerlingers Gruppe Die Zeitgemäßen (zuvor Die Abstrakten) 1932 und die ASSO öffnete sich auch für Franz Wilhelm Seiwerts Gruppe progressiver Künstler, und das Kollektiv für sozialistisches Bauen.
1929 veranstaltete die ASSO in Berlin ihre erste Ausstellung unter dem Titel „Kapital und Arbeit“. 1930 fand die Ausstellung „Sozialistische Internationale Kunst“[2] statt. 1932 war die ASSO erstmals mit einem kollektiven Beitrag auf der Großen Berliner Kunstausstellung vertreten. Auf nationalsozialistische Empfehlung hin entfernte die Polizei 39 Arbeiten. Daraufhin veranstaltete die ASSO am 14. Oktober eine Protestversammlung zum Thema „Kunst in Fesseln“, die von über 180 Personen besucht wurde, darunter Laszlo Moholy-Nagy[3] und richtet dann eine eigene Ausstellung im Europahaus aus.
Die Gruppe publizierte die Zeitschrift Der Stoßtrupp.
1930 wurde eine von Erich Wegener mitbegründete "Gruppe zeichnender Arbeiter" der ASSO als eigenständige Sektion angegliedert.[4]
1933 soll die ASSO 800 Mitglieder gehabt haben. Neben Berlin wurden in Dresden, Düsseldorf, Essen, Halle, Hamburg, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Magdeburg, München, Stuttgart und Wuppertal weitere Ortsgruppen gebildet.[5][6]
Mitglieder der ASSO Berlin
1928 – 1933
- Boris Angeluschew (1902–1966, Mitbegründer)
- Johannes R. Becher
- Alfred Beier-Red (Mitbegründer)
- Gerhart Bettermann, Bruderschaft der Vagabunden
- Erich Arnold Bischof (Mitglied seit 1928)
- Gertrud Classen (Mitglied seit 1928)
- Otto Dix
- Fritz Duda, (Mitglied seit 1928)
- Alfred Durus (1895–1945, Theoretiker und Kritiker)
- Werner Eggert (1909, Fotomonteur)
- Peter Paul Eickmeyer (1890–1962, Pressezeichner)
- Sándor Ék (1902–1975, Mitbegründer)
- Alois Erbach (1888–1972)
- Helen Ernst (Mitglied seit 1931)
- Johnny Friedländer (Mitglied seit 1930)
- Kurt Friedrichs (1913, Mitglied der ASSO-Studentengruppe)
- Paul Fuhrmann (Mitglied seit 1929) Die Abstrakten
- Max Gebhard (1906)
- Franz Edwin Gehrig-Targis (Mitglied seit 1928) Karl-Liebknecht-Haus
- Barthel Gilles (Mitglied seit 1928)
- Gregor Gog, Bruderschaft der Vagabunden
- Gerhard Goßmann (1912, Mitglied seit 1930)
- Karl Gossow (1904–1962)
- George Grosz (Mitglied seit 1928)
- Carl Paul Haacker (1890–1945, Filmarchitekt und Bildhauer)
- Sella Hasse
- John Heartfield (an der Gründung beteiligt, ohne reguläres Mitglied zu werden)
- Walter Heisig (1902, Mitglied seit 1928)
- Ernst Jazdzewski (Mitglied seit 1928)
- Eric Johanson (1896)
- Max Keilson (Mitbegründer und Vorsitzender)
- Dawid Kirszenbaum (1900–1954)
- Heinz Kiwitz
- Erich Knauf
- Käthe Kollwitz
- Alice Lex-Nerlinger (Mitglied seit 1928)
- Ilma Lukács-Bernath (1891)
- Carl Meffert (Mitglied seit 1928)
- László Moholy-Nagy (Mitglied seit 1930)
- Otto Nagel (Mitbegründer)
- Oskar Nerlinger (Mitglied seit 1928)
- Ernest Neuschul (1895–1968, Mitglied seit 1928)
- Teo Otto
- Gyula Pap (1899–1983, beteiligt 1931)
- László Peri (1889–1967, Bildhauer, Mitglied seit 1928)
- Carl Rabus
- Paul Reissert (1906–1975)
- Ludwig Renn
- Peter Rosenbaum (Mitbegründer)
- Harry Rotziegel (Mitbegründer)
- Hermann Rüsch (Mitglied seit 1928)
- Herbert Sandberg (Mitglied seit 1929)
- Josef Sauer (1893)
- Werner Saul
- Fritz Schiff (Mitbegründer)
- Rudolf Schlichter (Mitglied seit 1928)
- Werner Scholz
- F. Schulz
- Peter Walter Schulz (1904, Mitglied seit 1928)
- Arthur Segal
- Victor Slama
- Otto Sportarczyk
- Alfred Stiller (1879–1954)
- Jolán Szilágyi (1895–1971, Mitbegründerin)
- Heinz Tichauer (1901–1939, Mitbegründer)
- Mia Tichauer
- Hans Tombrock (Mitglied seit 1931, Gründer der „Vagabundenmaler“)
- Paul Urban (Mitbegründer)
- Kurt Verch (1893, Mitglied seit 1930)
- Heinrich Vogeler (Mitbegründer)
- Günther Wagner (1899, Mitbegründer, zeitweilig Vorsitzender der Berliner Ortsgruppe)
- Erich Wegener
- Fritz Wolff 1928, Mitbegründer (Berlin)
Bald nach der Gründung der ASSO Deutschlands im März 1928 meldeten sich zahlreiche interessierte Künstler aus ganz Deutschland in Berlin, um der Vereinigung beizutreten. Diese wurden aufgefordert lokale Ortsgruppen zu bilden, um eine möglichst flächendeckende Verbreitung der Vereinigung zu erreichen.
ASSO Dresden (Ortsgruppe)
1930 – 1933
Die ASSO Dresden war bereits 1929 als lose Gruppierung tätig. 1930 erfolgte die offizielle Gründung.[7]
- Ernst Oscar Albrecht
- Karl von Appen (Mitglied seit 1932)
- Theo Balden (Mitglied seit 1929)
- Rudolf Bergander (Mitglied seit 1930)
- Ernst Bursche
- Gerd Caden (1891)
- Hans Christoph (Mitglied seit 1932)
- Hanns Diettrich (Mitglied seit 1930)
- Wilhelm Dodel (1907–1944, in Grustinja/Russland gefallen)
- Siegfried Donndorf
- Gottfried Fabian (1905–1984)
- Ernst Hermann Grämer
- Otto Griebel (Mitbegründer)
- Hans Grohmann (am 26. Mai 1933 im Calcumer Wald bei Duisburg von der SS ermordet)
- Curt Großpietsch (1893–1980, Mitglied seit 1930)
- Hans Grundig (Mitbegründer)
- Lea Grundig (Mitbegründerin)
- Herbert Gute (Leiter der Ortsgruppe)
- Martin Hänisch (Mitglied seit 1929)
- Roland Hettner
- Erhard Hippold
- Gussy Hippold-Ahnert
- Eugen Hoffmann (Mitbegründer)
- Werner Hofmann (Mitglied seit 1929)
- Willy Illmer (1899–1968, Mitbegründer)
- Willy Jahn (1898–1973)
- Hans Jüchser (Mitglied seit 1930)
- Waldo Köhler (1909, Mitglied seit 1929)
- Wilhelm Lachnit (Mitbegründer)
- Erna Lincke (Dresden)
- Gerhard Meyer
- Max Möbius (1901–1978, Mitglied seit 1929)
- Horst Naumann (1908–1990, Mitglied seit 1929)
- Alexander Neroslow (1891–1971, Gründungsmitglied 1929)[8]
- Curt Querner (Mitglied seit 1930)
- Reinhold Rossig (1903, Mitglied seit ca. 1930)
- Grete Schlumske
- Kurt Schütze (Mitbegründer)
- Fritz Schulze (Mitbegründer, 1942 in Plötzensee hingerichtet)
- Eva Schulze-Knabe (Mitbegründerin)
- Martin Schuster (1875–1953)
- Fritz Skade (Mitglied seit 1930)
- Gerhard Sperling (1908)
- Walter Sperling (1890–1941, 1941 bei Stalingrad vermisst)
- Martin Steinert (1902–1960, Mitglied seit 1929)
- Otto Winkler
- Willy Wolff (Mitglied seit 1930)
ASSO Düsseldorf (Ortsgruppe)
1929 – 1933
Mathias Barz, Gottfried Brockmann, Hanns Kralik, Wolfgang Langhoff, Carl Lauterbach, Julo Levin (im KZ in Auschwitz umgekommen), Peter Ludwigs (1888–1943, am 2. Juli 1943 im Gefängnis Düsseldorf umgekommen), Karl Schwesig, Harald Quedenfeldt
ASSO Essen (Ortsgruppe)
1929 – 1933
Richard Malin
ASSO Hamburg (Ortsgruppe)
1929 – 1933
Rudolf Führmann (1909–1976, auch als Heinz Führmann geführt), Otto Gröllmann (Gründer), Emil Kritzky (1903, Mitbegründer), Fritz Schreck (1909), Walter Stiller (1906), Gustav Tolle, Ernst Witt (1901)
ASSO Köln (Ortsgruppe)
1929 – 1933
Peter Pfaffenholz (1900–1959, Initiator) sowie die gesamte Gruppe der Kölner Progressiven.
ASSO Königsberg (Ortsgruppe)
1929 – 1933
Hans Preuß (1904–1984)
ASSO Krefeld (Ortsgruppe)
1929 – 1933
Fritz Schröder
ASSO Leipzig (Ortsgruppe)
1929 – 1933
- Gerhart Bettermann (1910–1992, Mitglied seit 1931)
- Hanns Bönninghausen (1906, Mitglied seit 1931)
- Alfred Frank (Initiator und Vorsitzender, 1933 das erste Mal willkürlich verhaftet, 1934 zu Gefängnis verurteilt. Als Mitglied von Widerstandsgruppen erneut am 19. Juli 1944 verhaftet, 1945 in Dresden hingerichtet)
- Fred Gravenhorst
- Libertus Hack (1907, Bildhauer)
- Gregor Kallenbach (1901–1940, Mitbegründer und Geschäftsführer, 1930 ausgeschieden)
- Emil Koch (1902–1975)
- Kritz Kochan
- Karl Krause (1900–1958)
- Kurt Massloff (Mitglied seit 1930)
- Trude Massloff-Zierfuss (1885–1943, Mitglied seit 1930)
- Walter Münze (1895–1978, Mitbegründer)
- Fritz Nolde (1904, Bildhauer, Mitglied seit 1929)
- Karl Nolde (1902, Mitglied seit 1930)
- Walter Raischitsch (1899, im KZ Sachsenhausen ermordet)
- Hanns Rossmanit (1907, Mitglied seit 1929/1930)
- Johanna Unbehaun (1906–1953, beteiligt 1932)
- Heinz Völkel (1912–1976, Mitglied seit 1931)
- Alfred Waack (1895–1964, Mitglied seit 1931)
- Willi Wenzel (ca. 1905 in Schleswig-Holstein)
- Erwin Weiß (1899–1979)
- Wolfgang Willian (1906)
- Emil Zbinden
Literatur
- Mathias Wagner: Kunst als Waffe. Die „ASSO“ in Dresden (1930 bis 1933). In: Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Neue Sachlichkeit in Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-57-4, S. 130–135.
- Christoph Wilhelmi: ASSO. In: Künstlergruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1900 : ein Handbuch. Hauswedell, Stuttgart 1996, ISBN 3-7762-1106-7, S. 70–78.
- Meyers Großes Taschenlexikon, in 24 Bd. Bd. 2. BI-Taschenbuch, Mannheim/Wien/Zürich 1987. ISBN 3-411-02900-5
- Meyers Kleines Lexikon, in 3 Bd. Bd. 1. Leipzig 1967, 1971.
Einzelnachweise
- Christoph Wilhelmi: ASSO. In: Künstlergruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1900 : ein Handbuch. Hauswedell, Stuttgart 1996, ISBN 978-3-7762-1106-1, S. 70.
- Petra Jacoby: Kollektivierung der Phantasie? : Künstlergruppen in der DDR zwischen Vereinnahmung und Erfindungsgabe. Transcript, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-627-4, S. 81 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Die ebenfalls erwähnte „Internationale Ausstellung revolutionärer Künstler“ schien hingegen 1922, vor der Gründung der ASSO, stattgefunden zu haben).
- Bogomil J. Helm: Produktive Begegnungen. Gespräch mit Max Gebhardt. In: Berliner Begegnungen. Ausländische Künstler in Berlin 1918–1933. Dietz Verlag Berlin, 1987, S. 309/310
- Bogumil J. Helm: Produktive Begegnungen. Gespräch mit Max Gebhardt. In: Berliner Begegnungen. Ausländische Künstler in Berlin 1918–1933. Dietz Verlag Berlin, 1987, S. 309
- Petra Jacoby: Kollektivierung der Phantasie? : Künstlergruppen in der DDR zwischen Vereinnahmung und Erfindungsgabe. Transcript, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-627-4, S. 75 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Mathias Wagner: Kunst als Waffe. Die „ASSO“ in Dresden (1930 bis 1933). In: Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Neue Sachlichkeit in Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-57-4, S. 130–135.
- Zum Gründungsdatum der Dresdner ASSO siehe Forschungsergebnisse in: Mathias Wagner: Kunst als Waffe. Die „ASSO“ in Dresden (1930 bis 1933). In: Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Neue Sachlichkeit in Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-57-4, S. 130.
- Arntraut Kalhorn: Alexander Neroslow, ein Maler im Deutschland des 20. Jahrhunderts: eine biografische Collage. Helms, Schwerin 2013, S. 179.