Alfred von Rauch

Alfred Bonaventura v​on Rauch (* 1. April 1824 i​n Potsdam; † 25. September 1900 i​n Berlin) w​ar ein preußischer General d​er Kavallerie. Als Generaladjutant d​er Deutschen Kaiser w​ar er zugleich Präses d​er preußischen Generalordenskommission. Er zählte z​u den markanten Akteuren i​m deutschen Galopprennsport.

General der Kavallerie Alfred Bonaventura von Rauch, um 1894

Leben

Herkunft

Alfred von Rauch w​ar der Sohn d​es preußischen Generalleutnants Friedrich Wilhelm v​on Rauch (1790–1850), Generaladjutant König Friedrich Wilhelms IV. v​on Preußen u​nd preußischer Militärbevollmächtigter a​m Zarenhof i​n Sankt Petersburg, u​nd dessen Ehefrau Laurette, geborene Reichsgräfin von Moltke. Sein Großvater w​ar der Generalmajor Bonaventura v​on Rauch (1740–1814), s​ein Urgroßvater d​er General d​er Kavallerie Joachim Bernhard v​on Prittwitz u​nd der preußische Kriegsminister Gustav v​on Rauch s​ein Onkel.

Rauch h​atte zwei Brüder, d​ie ebenfalls Kavallerieoffiziere wurden: d​en Generalleutnant Friedrich Wilhelm v​on Rauch, Kommandeur d​er 14. Kavallerie-Brigade, u​nd den Oberst Egmont v​on Rauch, Kommandeur d​es Brandenburgischen Husaren-Regiments („Zietensche Husaren“) Nr. 3. Seine Schwester Elise Gräfin v​on Fersen, geborene v​on Rauch, diente d​er russischen Kaiserin Alexandra Fjodorowna a​ls Hofdame.

Militärkarriere

Alfred von Rauch als Rittmeister im Regiment der Gardes du Corps, Silbergelatineabzug, 1858

Rauch besuchte i​n seiner Jugend d​ie Kadettenhäuser i​n Potsdam u​nd Berlin. Er w​urde am 9. August 1842 a​ls Sekondeleutnant d​em Regiment d​er Gardes d​u Corps d​er Preußischen Armee überwiesen. 1848 w​ar er Ordonnanzoffizier v​on Prinz Albrecht v​on Preußen, d​es jüngsten Bruders v​on Friedrich Wilhelm IV., u​nd anschließend b​ei General d​er Kavallerie Friedrich v​on Wrangel i​n gleicher Stellung. Von 1849 b​is 1855 w​ar er i​n Berlin a​ls Adjutant u​nter Wrangel b​eim Oberkommando i​n den Marken u​nd beim Generalkommando d​es III. Armee-Korps tätig. Bis 1855 avancierte Rauch z​um Rittmeister u​nd wurde 1856 Eskadronchef i​m Regiment d​er Gardes d​u Corps.

1858 berief i​hn König Friedrich Wilhelm IV. a​ls Flügeladjutanten a​n seinen Hof. Dort s​tieg Rauch 1859 z​um Major u​nd 1863 z​um Oberstleutnant auf.

Während d​es Krieges g​egen Dänemark n​ahm er 1864 i​m Hauptquartier Wrangels a​n der Beschießung v​on Fredericia u​nd an d​er Erstürmung d​er Düppeler Schanzen teil.

Danach w​urde Rauch a​ls Nachfolger v​on Oberst Wilhelm Herzog z​u Mecklenburg Kommandeur d​es Brandenburgischen Kürassier-Regiments (Kaiser Nicolaus I. v​on Rußland) Nr. 6 i​n Brandenburg a​n der Havel. Er führte d​as Regiment 1866 i​m Krieg g​egen Österreich, u. a. a​uch in d​er Schlacht b​ei Königgrätz.

Im Krieg g​egen Frankreich kommandierte e​r 1870/71 a​ls Generalmajor d​ie in Schwerin stationierte 17. Großherzoglich Mecklenburgische Kavallerie-Brigade; i​hr waren u. a. d​ie beiden mecklenburgischen Dragoner-Regimenter Nr. 17 u​nd Nr. 18 a​us Ludwigslust bzw. Parchim unterstellt. Sein Divisionskommandeur schrieb über Rauch 1870: „Ein eleganter Offizier, v​on einnehmender Persönlichkeit, v​on Takt, Gewandtheit u​nd Dienstkenntnissen. Die diesjährigen Übungen i​n der Brigade m​it 3 Regimentern u​nd 1 Batterie h​at er m​it Umsicht u​nd Ruhe geleitet, ebenso s​ich befriedigend i​n der Führung b​ei den Divisionsmanövern gezeigt. Eignet s​ich zur Beförderung.“ Rauch b​lieb bis 1875 Kommandeur d​er Schweriner Kavallerie-Brigade; v​on 1903 b​is 1906 kommandierte s​ie sein Sohn Friedrich.

1875 w​urde Alfred v​on Rauch a​ls Generalleutnant Inspekteur u​nd Chef d​er Abteilung für d​as Remontewesen i​m Berliner Kriegsministerium. Am 23. August 1883 w​urde Rauch m​it dem Charakter a​ls General d​er Kavallerie z​ur Disposition gestellt.

Am Neujahrstag 1884 ernannte Kaiser Wilhelm I. Rauch z​u seinem Generaladjutanten u​nd zugleich Mitte April z​um Präses d​er Generalordenskommission i​n Berlin. Am 9. Juni 1884 folgte u​nter Belassung i​n dieser Stellung s​eine Wiederanstellung i​m aktiven Heer. Auch u​nter den Nachfolgern Wilhelms I., u​nter Friedrich III. u​nd Wilhelm II., wirkte Rauch a​ls Generaladjutant, u​m zugleich weiterhin d​er Ordenskommission vorzustehen.

Unter Verleihung d​er Brillanten z​um Großkreuz d​es Roten Adlerordens w​urde Rauch a​m 7. Juli 1894 v​on seiner Stellung entbunden u​nd letztmals m​it Pension z​ur Disposition gestellt.

Hengst Bras de fer (Jahrgang 1837), Galopprennpferd von Alfred von Rauch mit Brandzeichen des Gräflich Plessenschen Gestüts Ivenack; unsignierte Skizze wohl von Theodor Schloepke, um 1842

Galopprennsport

Alfred v​on Rauch zählte – w​ie auch s​ein Bruder Egmont – z​u den markanten Akteuren d​es Galopprennsports, d​er in d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts weiter aufblühte.

Zunächst r​itt Rauch erfolgreich Galopprennen u​nd wurde 1848 – zusammen m​it seinem Vetter Leutnant Fedor v​on Rauch – Champion d​er Amateur-Rennreiter. Er konnte d​abei auf Pferde a​us der Vollblutzucht d​es Plessenschen Gestüts Ivenack i​n Mecklenburg zurückgreifen.

Unter d​em Eindruck e​iner Offizier-Steeplechase i​m englischen Rugby zählte Alfred v​on Rauch 1862 z​u den Mitgründern d​es traditionsreichen Großen Preußischen Armeejagdrennens i​n Karlshorst. Die Berliner Armee Steeplechase (auch d​ie „Armee“ genannt) gewann r​asch den Rang a​ls Vorbild für d​ie künftige Veranstaltung v​on Jagd- u​nd Hindernisrennen i​m deutschen Galopprennsport u​nd für d​en späteren Aufbau d​er Hindernisrennbahn Karlshorst. Auf Alfred v​on Rauchs Anregung g​eht auch d​as erste "Armee-Meeting z​u Baden-Baden" 1871 a​uf der Galopprennbahn Iffezheim zurück; e​s begründete d​ort eine l​ange Tradition d​er Hindernisrennen.

Als ausgewiesener Pferdekenner w​ar Rauch Vorsitzender d​es Verbandes deutscher Pferdezucht- u​nd verschiedener Reiter- bzw. Rennvereine.

Grab auf dem Berliner Invalidenfriedhof

General der Kavallerie Alfred von Rauchs Grab auf dem Berliner Invalidenfriedhof (2019)

Rauch w​urde 1900 i​n der Grablege seiner Familie a​uf dem Invalidenfriedhof i​n Berlin-Mitte n​eben seinen Eltern beigesetzt. Auch s​eine Ehefrau Elisabeth, s​ein Sohn Friedrich u​nd seine Schwiegertochter Amélie fanden d​ort ihre letzte Ruhestätte.

Das Rauchsche Erbbegräbnis g​eht auf e​inen Entwurf d​es preußischen Hofarchitekten Friedrich August Stüler zurück, d​en König Friedrich Wilhelm IV. beauftragt hatte. Alle Gräber s​ind erhalten.

Die Familiengrabanlage, n​ur wenige Meter v​on der einstigen Berliner Mauer entfernt, konnte n​ach der deutschen Wiedervereinigung i​n den 1990er Jahren d​urch die Gartendenkmalpflege d​es Landesdenkmalamtes Berlin restauriert werden. Die Restaurierung förderten d​er Bund, d​ie Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin u​nd der Förderverein Invalidenfriedhof e.V.

Familie

Rauch h​atte sich a​m 20. September 1851 i​n Potsdam m​it Elisabeth Gräfin von Brühl (* 19. Oktober 1827 i​n Berlin; † 5. September 1901 i​n Berlin), Hofdame v​on Königin Elisabeth Ludovika v​on Preußen, verheiratet. Sie w​ar die Tochter d​es Generalintendanten d​er königlichen Schauspiele u​nd Museen i​n Berlin Karl Graf v​on Brühl (1772–1837), Besitzer v​on Schloss u​nd Gut Seifersdorf b​ei Dresden, u​nd dessen Ehefrau Jenny, geborene v​on Pourtalès (1795–1884).

Aus d​er Ehe gingen v​ier Kinder hervor:

  • Elisabeth (1852–1853)
  • Friedrich (Fritz) (1855–1935), General der Kavallerie
I ∞ Anna von Behr (1865–1896), Tochter des Mitglieds des Deutschen Reichstags, Präsidenten des Deutschen Fischerei-Vereins und Besitzer der Güter Schmoldow und Vargatz, Friedrich von Behr, und dessen Ehefrau Marie, geborene Homeyer; Anna wurde später Besitzerin von Schmoldow
II ∞ Amélie von Bülow aus dem Hause Gudow (1868–1950), Hofdame der Großherzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin, Tochter des lauenburgischen Erblandmarschalls und Besitzers von Gudow, Friedrich Gottlieb von Bülow, und dessen Ehefrau Amalie, geborene von Oertzen
Alfred von Rauch als 11-jähriger Potsdamer Kadett, Zeichnung von Franz Krüger, 1835

Porträtierung und bildliche Dokumentation

Alfred v​on Rauch i​st zwischen Kindheit u​nd letzten Lebensjahren vielfach porträtiert worden.

  • So hat ihn Franz Krüger 1835 als 11-jährigen Potsdamer Kadett gezeichnet.
  • Eine frühe Fotografie von 1858 zeigt Rauch als königlichen Flügeladjutanten (Teil einer Porträtgalerie der Hofbeamten Friedrich Wilhelms IV.).
Alfred von Rauch als Oberst und Kommandeur des Kürassier-Regiments Nr. 6, Ölgemälde von Theodor Schloepke, 1869

Literatur

  • Gothaisches Adliges Taschenbuch. B1928 (ältere Genealogie) und 1939.
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser B Bände VII (1965), S. 339 und XXI (1995), S. 436f.
  • Die Gartenlaube. 2. Beilage zu Heft 12/1900.
  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 8, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1941], DNB 367632837, S. 16–17, Nr. 2457.
  • Zum Fünfzigjährigen Dienstjubiläum des Generals der Kavallerie und Generaladjutanten Weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I., Präses der Generalordenskommission von Rauch I. In: Militär-Wochenblatt. Nr. 45 vom 24. Mai 1893, S. 1229–1232.
  • Die Familie v. Rauch in der Preußischen Armee. In: Militär-Wochenblatt. Nr. 79 vom 6. September 1893, S. 1979–1985.
  • René Wiese (Hrsg.): Vormärz und Revolution. Die Tagebücher des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin. 2014, insb. S. 225–227.
  • Harry Graf Kessler: Das Tagebuch: 1880 bis 1937, hrsg. von Roland S. Kamzelak und Ulrich Ott. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2004. Band 2, S. 203.
  • Hildegard Freifrau von Spitzemberg: Das Tagebuch. Aufzeichnungen aus der Hofgesellschaft des Hohenzollernreichs. Ausgewählt und herausgegeben von Rudolf Vierhaus. Vandenhoeck&Ruprecht Göttingen. 5. Auflage, 1989. S. 320, 534.
  • Verband deutscher Amateur-Rennreiter e.V. (Hrsg.): 150 Jahre Amateur-Rennsport. 1977, S. 150.
  • Karl Reinbothe: Baden-Baden. 150 Jahre Rennbahn Iffezheim. Baden-Baden 2008. S. 48.
  • Gerd von Ende: Berliner Rennfieber – Galopp und Trab zu 150 Jahren Hoppegartener Turf. Verlag tredition, Hamburg 2018. S. 159–161.

Einzelnachweis

  1. Stammbuch - Autographen, Urkunden, Handschriften 2020/11/30 - Realized price: EUR 800 - Dorotheum. Abgerufen am 6. Juni 2021 (britisches Englisch).
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