Škoda 742
Der Škoda Typ 742 bezeichnet eine Modellreihe von AZNP unter der Marke Škoda, welche in verschiedenen Varianten (105/120/125/130) von 1976 bis 1990 gebaut wurde. Die Typbezeichnung 742 war nur intern gebräuchlich. Eine verbesserte Weiterentwicklung vom Typ 742 war der Typ 746 in den Jahren 1987 bis 1990 mit den Modellbezeichnungen 135 und 136 mit Motoren, die später auch noch im Škoda Favorit und Škoda Felicia verwendet wurden. Die jeweiligen Fahrzeugmodelle der Reihe erhielten Bezeichnungen, die sich vom Hubraum ableiteten.
Škoda | |
---|---|
Škoda 105 | |
Typ 742: 105/120/125/130 (1976–1990) Typ 746: 135/136 (1984–1990) | |
Produktionszeitraum: | 1976–1990 |
Klasse: | Untere Mittelklasse, Mittelklasse |
Karosserieversionen: | Limousine |
Motoren: | Ottomotoren: 1,05–1,36 Liter (33,1–46 kW) |
Länge: | 4160 mm |
Breite: | 1595 mm |
Höhe: | 1400 mm |
Radstand: | 2400 mm |
Leergewicht: | 850–915 kg |
Vorgängermodell | Škoda 100 |
Nachfolgemodell | Škoda Favorit |
Modellgeschichte
Das Modell wurde auf der Brünner Messe im Jahr 1976 vorgestellt. Während das äußere Erscheinungsbild stark verändert und zeitgemäß erschien, war Škoda antriebsseitig beim Heckmotor-Konzept geblieben. Es war zwar gelungen, sich mit motorsportlichen Erfolgen einen Namen zu machen, jedoch galt der Heckmotor für Pkw des alltäglichen Gebrauchs schon damals als unzeitgemäß. Es handelte sich um einen wassergekühlten Heckmotor mit Heckantrieb. Der Tank wurde wegen neuer Sicherheitsbestimmungen von vorne unter die Rückbank verlegt. Eine Kombiausführung war nach wie vor nicht im Programm, sodass der zu kleine Kofferraum weiterhin ein erheblicher Nachteil der Škoda blieb. Ein weiterer Kritikpunkt war die nach wie vor verwendete Pendelachse.
Im September 1983 wurde die Modellreihe überarbeitet: Die modernisierte Gestaltung von Front und Heck mit Breitscheinwerfern und voluminösen Stoßfängern aus Kunststoff senkte den Cw-Wert. Mit den sparsameren Motoren erhöhte sich so die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge. Außerdem wurde das Fahrverhalten durch verbreiterte Spur und Zahnstangenlenkung verbessert.[1]
Im September 1984 begann die Produktion der Modelle mit 130er-, 135er- und 136er-Motoren. Ebenfalls 1984 erschien der Rennwagen Škoda 130 LR, der den Škoda 130 RS ablöste. Er erreichte wie der Vorgänger 220 km/h, war jedoch für die Bevölkerung nicht erhältlich.
1990 wurde die Serienfertigung des ähnlichen Škoda Rapid mit dem damals stärksten Heckmotor eingestellt. Bis 1994 wurde der Typ 742 in Mladá Boleslav noch aus vorhandenen Ersatzteilen von Hand gefertigt. Der Typ 742 beendete die Heckmotor-Ära bei Škoda.
Mehrere Detailänderungen im Front- und Heckbereich der Fahrzeuge lassen frühe und späte Modelle recht unterschiedlich erscheinen.
Ausstattungsvarianten
Škoda 105 S, 105 L, 105 GL, 105 SP (Typ 742)
- Škoda 105 S – Standard, einfachste Ausstattungsvariante – Fahrzeuge haben keine Zierleisten; Gummimatten; Fenster in den Hintertüren können nicht heruntergekurbelt werden; die vorderen Sitzlehnen lassen sich nicht verstellen. Bis 8/83 Rundscheinwerfer (ab 10/81 170-mm-Lichtaustrittsöffnung). Anfangs mit Bandtachometer; ab 11/79 mit Warnblinkanlage. Die Leistung des 1046-cm³-Motors sank 10/83 von 34 kW auf 33,1 kW. Der Motor galt als wirtschaftlich, hatte jedoch nur geringe Zugkraftreserven. Hergestellt von August 1976 bis zum 30. August 1986.
- Škoda 105 L – de Luxe – Teppichmatten, Handstützen, alle Fenster lassen sich herunterkurbeln, Rundinstrumente, Karosserie hat Chromzierleisten. Einige Details waren jedoch nur gegen Aufpreis erhältlich. Ab 10/81 mit Ovalscheinwerfern. Der Motor war mit dem des 105 S identisch. Hergestellt von 1976 bis 1988. Häufigstes Modell der 105er-Reihe.
- Škoda 105 GL – Grand de Luxe, Luxusausführung – viereckige Scheinwerfer, Chromzierleisten auf dem Kühlergrill, Heck und Fensterrahmen. Fahrzeuge hatten einen Bremskraftverstärker, im Innenraum gab es Kopfstützen. Vom GL wurden nur wenige Exemplare gefertigt, produziert wurde er von März 1981 bis Juni 1983 in Vrchlabí.
Die Škoda-Reihe 105 war die erste des Typs 742.
Nach Frankreich exportierte 105-Modelle mussten in 1050 umbenannt werden, da Peugeot die Zahl 105 geschützt hatte.
- Baujahr: 1976–1989
- Motor: Viertakt-Ottomotor, wassergekühlt, Reihenvierzylinder OHV, Heckmotor längsliegend
- Hubraum: 1046 cm³
- Leistung: 33,1 kW (44,6 PS) bei 4800 min−1 (bis 10/84: 34 kW (46 PS))
- Gewicht: 855 bis 915 kg
- Geschwindigkeit: 130 km/h
- Verbrauch: 6,3 bis 9,5 Liter auf 100 km
- Produzierte Fahrzeuge: 840.561 Stück
- Škoda 105 S/L, 1. Serie
- Škoda 105 S/L,Heck, 1. Serie
- Škoda 105 L, 2. Serie
- Škoda 105 S/L, Heck, 2. Serie
- Škoda 105 S/L, 3. Serie ab 1984
- Škoda 105 S/L, Heck, 3. Serie ab 1984
Škoda 120 L, 120 LX, 120 LE, 120 GL, 120 LS, 120 GLS, 125 L (Typ 742)
Diese grundsätzlich besser ausgestatteten Modelle verfügten über etwas mehr Hubraum und Leistung, was die Fahrzeuge temperamentvoller und auch geeignet als Zugfahrzeug für Anhängerbetrieb macht. Wie auch bei den kleineren Motoren erfolgte 9/84 eine geringfügige Leistungsminderung. Innerhalb des Produktionsablaufes gab es mehrere Modernisierungen.
- Škoda 120 L Äußerlich mit dem 105 L identisch. Technisch hat er den größeren Motor und einen Bremskraftverstärker (ab 10/81).
- Škoda 120 LS Unterschiede zum 120 L: Bis 8/83 mit Doppelscheinwerfern. Integrierte Kopfstützen vorn, Rollgurte vorn, heizbare Heckscheibe, Intervallschaltung für Scheibenwischer und elektronischer Drehzahlmesser, leistungsgesteigerter Motor mit Ölkühler.
- Škoda 120 LX Unterschiede zum 120 LS: Fünfganggetriebe, hergestellt ab 9/84.
- Škoda 120 GLS Unterschiede zum 120 LS: Anfangs verchromte Scheinwerfereinfassung und -Grill, abschließbares Handschuhfach, Mittelkonsole, reichlich Dämmmaterialien
- Baujahr: 1976–1990
- Motor: Viertakt-Ottomotor, wassergekühlt, Reihenvierzylinder OHV, Heckmotor längsliegend
- Hubraum: 1174 cm³
- Leistung: 36,7 kW (49,5 PS) bei 4200 min−1 (bis 8/83 38,3 kW (52 PS)) (120, 120 L, 120 LE, 120 GL); 40,5 kW (54,6 PS) bei 5200 min−1 (bis 10/83 43 kW (58 PS)) (120 LS, 120 GLS, 120 LX, 125 L)
- Gewicht: Leergewicht nach Ausstattung 855 bis 915 kg
- Geschwindigkeit: 140 km/h (120, 120 L, 120 LE, 120 GL), 150 km/h (120 LS, GLS)
- Verbrauch: 6,4 bis 9,7 Liter auf 100 km
- Produzierte Fahrzeuge: 1.070.693 (Škoda 120), 50.041 (Škoda 125 L)
- Škoda 120 L, 1. Serie
- Škoda 120 LS, 1. Serie
- Škoda 120 GLS, 1. Serie, Front verchromt
- Škoda 120 GLS, 1. Serie Heck mit Chrom und ohne Spoiler
- Škoda 120 L, Anfang 1980er-Jahre
- Škoda 120 LS, Anfang 1980er-Jahre
- Škoda 120 L/LS/GLS, 3. Serie ab 1984
- Škoda 120 L/LS/GLS, Heck, 3. Serie ab 1984
Škoda 130 L, 130 GL, 135 L, 136 L (Typ 742)
In Großbritannien wurde diese Reihe als Škoda Estelle bezeichnet.
- Škoda 130 L Motor mit mehr Hubraum und geringfügig mehr Leistung, Fünfganggetriebe, hergestellt ab 9/1984
- Baujahr: 1984–1990
- Motor: Viertakt-Ottomotor, wassergekühlt, Reihenvierzylinder OHV, Heckmotor längsliegend
- Hubraum: 1289 cm³
- Leistung: 43 kW bei 5000 min−1 (130, 135) 46 kW bei 5000 min−1 (136)
- Gewicht: 855 bis 890 kg
- Geschwindigkeit: 150 km/h
- Verbrauch: 5,8 bis 8,9 Liter auf 100 km (130) 5,7 bis 8,9 Liter auf 100 km (135, 136)
- Produzierte Fahrzeuge: 50.819 (Škoda 130, 135), (1.631 Škoda 136)
- Besonderes: In den Jahren 1991 bis 1994 wurden in Mladá Boleslav Ersatzteile in Handarbeit zu Autos zusammengesetzt; diese Autos haben Favorit-Motoren und Karosserieteile der vergangenen 20 Jahre, auch vom 1100-MB. Diese Modelle sind nur schwer zu unterscheiden.
- Eine Verwechselungsgefahr besteht bezüglich der Bezeichnung auch mit dem Škoda 130 RS, der jedoch eine Variante des Škoda 110 R darstellt.
- Škoda 130 L
- Škoda 130 L (Škoda Estelle)
- Škoda 136 L (aus Ersatzteilen)
- Polizeiwagen VB aus der ČSSR
Škoda Rapid (Typ 742)
Škoda 136 LR (Typ 745)
Der 136 LR ist eine Rallyversion.
- Baujahr: 12/1984–1988
- Motor: Viertakt-Ottomotor, wassergekühlt, Reihenvierzylinder OHV, Heckmotor längsliegend, Weber-Vergaser
- Hubraum: 1289 cm³
- Leistung: 64 PS bei 6000 min−1, bis 129 PS bei 8000 min−1
- Abmessung: 4200 mm × 1610 mm × 1400 mm
- Geschwindigkeit: bis 220 km/h
- Karosserie: selbsttragend, Überrollkäfig
- Produzierte Fahrzeuge: staatlich genehmigte Serie von 200 Stück
Prototypen
Im Laufe der Produktionszeit entstanden mehrere Prototypen, so zum Beispiel der BAZ Furgonet um 1983 aus dem Werk in Bratislava, ein Kastenwagen mit Heckmotor. Er hatte eine Heckklappe, bedingt durch die Motorlage jedoch mit einer sehr hohen Ladekante. Deshalb erhielt das Fahrzeug zusätzlich eine Seitentür.
Ebenfalls auf Basis des 120 entstand ein Prototyp mit Frontmotor. Intern nannte man das Projekt Škoda Ortodox.[2]
Gemeinsame Merkmale
Gemeinsam mit der Baureihe Škoda 742 hat der Furgonet eine selbsttragende Karosserie und den wassergekühlten Reihenvierzylinder-Ottomotor im Heck. Er arbeitet nach dem Viertaktprinzip und treibt die Hinterräder an. Der Motorblock ist aus Aluminium gefertigt, hat eine Steuerkette und ist längs im Heck eingebaut.[3]
Export in die DDR
Von der DDR wurden die Grundtypen Š 105 S/L sowie auch die gehobenen Varianten 120 L, LS und GLS importiert, allerdings in abnehmendem Umfang. Mitte der 1980er Jahre kamen nur noch wenige Škodas ins Land. Die Grundausstattung als Š 105 S kostete 1978 15.915 Mark der DDR und das damalige Spitzenmodell 120 GLS 21.935 Mark (1980).[4] Die rückläufigen Importzahlen lagen nicht etwa in der Unbeliebtheit dieser Škoda-Modelle, sondern in sich abkühlenden wirtschaftlichen Beziehungen zur ČSSR begründet. Der Anteil der Škodas am Pkw-Bestand der DDR reduzierte sich von 10,0 % 1980 auf 7,4 % im Jahr 1990.[5]
Literatur
- Familienzuwachs – Neues Škoda-Coupe Rapid und Weiterentwicklungen der Baureihe 105/120. In: Motor-Jahr 1983, S. 57–65.
- Ratgeber Skoda transpress, 1. Auflage 1986
Einzelnachweise
- Ratgeber Skoda transpress, 1. Auflage 1986, S. 9.
- sauto.cz: Info o modelu (Memento vom 21. November 2010 im Internet Archive)
- alle Daten
- Werner Oswald: Kraftfahrzeuge der DDR. 2. Auflage, 2000.
- Peter Kirchberg: Plaste, Blech und Planwirtschaft. Nicolai-Verlag, 2000.