Städtefusion
Eine Städtefusion ist ein freiwilliger oder erzwungener Zusammenschluss von Kommunen, an dem mindestens zwei Städte beteiligt sind. Sie ist von der Eingemeindung deutlich zu unterscheiden. Keine Städtefusionen sind ebenso Verbünde und Zusammenschlüsse wie Eurode oder Doppelzentren. Viele Städtefusionen sind das Resultat einer Gebietsreform. Eine besondere Form der Städtefusion ist die der ehemaligen Zwillingsstadt Berlin nach der Wiedervereinigung.
Es wird von Eingemeindung gesprochen, falls das neue Gebilde den Namen nur einer der beteiligten Gemeinden trägt, selbst wenn diese Gemeinde von ihrer Einwohnerzahl her nicht dominant ist wie beispielsweise Herne (aus Herne und Wanne-Eickel), Herzogenrath (aus Herzogenrath, Kohlscheid und Merkstein) und Willich (aus Anrath, Neersen, Schiefbahn und Willich).
Eine Gemeindefusion liegt im Gegensatz zu einer Städtefusion vor, wenn nicht alle der beteiligten Kommunen Stadtrechte haben.
Zu unterscheiden sind zwei Arten der Namensgebung:
- Die neue Stadt erhält einen Doppelnamen (Doppelstadt).
- Die neue Stadt erhält einen neuen Namen.
Beispiele in Deutschland
Doppelname
Neuer Name
- Albstadt aus den Städten Ebingen und Tailfingen sowie zwei weiteren Gemeinden – 1975
- Eisenhüttenstadt aus den Städten Fürstenberg und Stalinstadt – 1961
- Kraichtal aus den Städten Gochsheim und Unteröwisheim sowie weiteren Gemeinden – 1971
- Schwalmstadt aus den Städten Treysa und Ziegenhain sowie weiteren Gemeinden – 1970
- Steinfurt aus den Städten Borghorst und Burgsteinfurt – 1975
- Wuppertal (bis 1930 Barmen-Elberfeld) aus den Städten Barmen, Cronenberg, Elberfeld, Ronsdorf und Vohwinkel sowie der Gemeinde Beyenburg – 1929
Nicht durchgeführte Fusionen
- Böhmetal aus den Städten Bad Fallingbostel und Walsrode sowie der Gemeinde Bomlitz (für 2011 geplant): Eine Bürgerbefragung im November 2008 ergab in Bad Fallingbostel eine deutliche Ablehnung der Fusion durch die Bürger. Der Stadtrat hat daher am 10. November 2008 beschlossen, nicht mit den Kommunen Walsrode und Bomlitz zu fusionieren.
- Erbach-Michelstadt aus den Städten Erbach und Michelstadt (für 2009 geplant): durch Bürgerentscheid verhindert.
- Hubertusburg aus den Städten Dahlen und Mutzschen sowie der Gemeinde Wermsdorf: Die Fusion wurde in einer Bürgerbefragung am 18. November 2007 von 82 % der teilgenommenen Dahlener abgelehnt.
- Ruhrmündungsstadt aus Duisburg, Oberhausen, Sterkrade, Mülheim an der Ruhr, Rheinhausen, Hamborn und Dinslaken war in den 1920er Jahren geplant.
- Westerstedt aus Tornesch und Uetersen (2006 bekundet): scheiterte Ende 2007 an diversen Unstimmigkeiten zwischen den Städten.
- Nürnberg/Fürth: Im Dezember 1921 stimmte der Fürther Stadtrat der Vereinigung bereits zu. Am 22. Januar 1922 entschied sich die Fürther Bevölkerung in einer Volksabstimmung dagegen[1].
Durchgeführte und dann gescheiterte Fusionen
Für die Zukunft geplante Fusionen
- Silberberg – Aue-Bad Schlema und Lößnitz (2006 per Unterschrift der Bürgermeister bekundet, ursprünglich mit Schneeberg)[2]
Gedankenexperimente
- Böblingen-Sindelfingen[3][4]
- Mannheim/Ludwigshafen bzw. Ludwigshafen/Mannheim aus Mannheim und Ludwigshafen am Rhein (bereits mit Heidelberg Teil der Metropolregion Rhein-Neckar)
- Aggertal aus Rösrath, Overath sowie den nördlich des Naafbachs gelegenen Lohmarer Stadtteilen Wahlscheid, Honrath und Neuhonrath.
- Eschweiler/Stolberg bzw. Stolberg/Eschweiler (auch Eschberg, Stolweiler oder Indetal) aus Eschweiler und Stolberg im Kreis Aachen (heute Städteregion Aachen) wurde nie realisiert, tauchte aber als Gedankenexperiment oder in Unternehmensnamen wie Licht- und Kraftwerke Eschweiler-Stolberg GmbH oder Volksbank Stolberg-Eschweiler eG auf.
- Niederberg aus Heiligenhaus, Velbert und Wülfrath sowie Langenberg und Neviges in den 1970er Jahren.
- Wuppertal/Solingen/Remscheid (Bergisches Städtedreieck) ist ein Gedankenexperiment einer „bergischen Superstadt“.[5]
Beispiele außerhalb Deutschlands
Belgien
- Knokke-Heist (frz. Knokke-Le Zoute)
China
- Wuhan aus Wuchang, Hankou und Hanyang
Estland
Frankreich
Ghana
Großbritannien
Indonesien
- Bandar Lampung aus Tanjungkarang und Telukbetung
Italien
- Apuania (1938) aus Carrara, Massa und Montignoso, 1946 aufgelöst
- Corigliano-Rossano (2018) aus Corigliano Calabro und Rossano
- Giarre-Riposto (1939), ab 1942 Jonia, 1945 aufgelöst
- Imperia (1923) aus den Städten Oneglia und Porto Maurizio und neun weiteren Gemeinden
- Lamezia Terme (1968) aus Nicastro, Sambiase und Sant'Eufemia Lamezia
- Verbania (1939) aus Intra und Pallanza
- Vittorio Veneto (1866) aus Ceneda und Serravalle
Niederlande
Hinweis: Offiziell gibt es in den Niederlanden keine Unterscheidung zwischen Gemeinden und denen, die den Zusatz Stadt tragen.
Polen
- Bielsko-Biała, 1951 aus dem schlesischen Bielitz und dem kleinpolnischen Biała
- Boguszów-Gorce, 1973 aus Boguszów, Gorce, Kuźnice Świdnickie und Stary Lesieniec
- Czechowice-Dziedzice, 1940/1945 aus Czechowice und Dziedzice
- Golub-Dobrzyń, 1941/1951
- Konstancin-Jeziorna, 1969 aus Konstancin-Skolimów und Jeziorna
- Jelcz-Laskowice, 1987 aus Jelcz und Laskowice Oławskie
- Kędzierzyn-Koźle, 1975 aus Kędzierzyn, Koźle, Sławięcice und Kłodnica
Schweiz
- Die Städte Rapperswil SG und Jona SG fusionierten 2007 zur Stadt Rapperswil-Jona.
Tschechien
- Brandýs nad Labem-Stará Boleslav (Brandeis an der Elbe-Altbunzlau), 1960 aus Brandýs nad Labem und Stará Boleslav
- Frýdek-Místek (Friedeck-Mistek), 1943 aus dem schlesischen Frýdek und dem mährischen Místek
- Veselí nad Lužnicí, 1943 aus Veselí und Mezímostí
Siehe auch
Einzelnachweise
- Fürthwiki https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php?title=Eingemeindung_F%C3%BCrths_nach_N%C3%BCrnberg
- Der Weg zur Einheitsstadt auf: staedtebund-silberberg.de, abgerufen am 4. Januar 2020.
- Böblingen-Sindelfingen: Viele würden Doppelstadt begrüßen. In: stuttgarter-nachrichten.de. 27. September 2011, abgerufen am 5. Juli 2020.
- Böblingen/Sindelfingen: Wer will noch Städtehochzeit? Fusionsstudie liegt in der Schublade. In: stuttgarter-zeitung.de. 16. Januar 2015, abgerufen am 5. Juli 2020.
- Bergische Großstadt: „Eine Luftballon-Diskussion“ Solinger Tageblatt 18. Dezember 2014, abgerufen am 23. Oktober 2020