Jelcz-Laskowice
Jelcz-Laskowice (deutsch Jeltsch-Laskowitz) ist eine Stadt in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit 23.296 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020). Die Industriestadt befindet sich 25 km südöstlich von Breslau am rechten Ufer der Oder am Mühlbach (Młynówka Jelecka), einem alten Flussarm der Oder. Jelcz-Laskowice entstand am 1. Januar 1987 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Jelcz und Laskowice Oławskie.
Jelcz-Laskowice | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Niederschlesien | ||
Powiat: | Oławski | ||
Gmina: | Jelcz-Laskowice | ||
Fläche: | 17,06 km² | ||
Geographische Lage: | 51° 2′ N, 17° 21′ O | ||
Einwohner: | 15.648 (31. Dezember 2020) | ||
Postleitzahl: | 55-230 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 71 | ||
Kfz-Kennzeichen: | DOA | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | Breslau–Oława | ||
Eisenbahn: | Opole–Breslau | ||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | ||
Stadtgliederung
Die Stadt gliedert sich in die acht Stadtteile: Jelcz, Laskowice, Fabryczne, Komunalne, Domków Jednorodzinnych, Metalowców, XXXV-lecia und Ludwika Hirszfelda.
Geschichte
Jelcz
Die erste Erwähnung von Jalche erfolgte 1245 in einer Bulle des Papstes Innozenz IV., der dem Breslauer Bischof Thomas den Besitz des Bistums Breslau bestätigte. Wenig später befand sich Jeltsch im Besitz der Breslauer Piastenherzöge. Im Streit um Teile des Herzogtums Breslau ließ 1277 Boleslaw II. von Liegnitz seinen Neffen Heinrich IV. von Breslau in Jeltsch überfallen und nahm ihn auf der Burg Lehnhaus gefangen. Seit 1311 gehörte der Ort zum Herzogtum Liegnitz. Dessen Herzog, Boleslaw III., entführte 1323 den bischöflichen Administrator Nikolaus von Banz in sein Jagdschloss Jeltsch. In der Zeit nach 1331 wurde auf einer Insel der Oder eine Burg errichtet. 1343 ist Jeltsch, das nie Stadtrecht besaß, unter den Städten mit Burgen der Herzogtümer Liegnitz und Brieg aufgeführt. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts wechselte der Besitz zwischen den Familien von Prittwitz auf Laskowitz und den von Borschnitz-Jeltsch. Bischof Konrad von Oels erwarb Jeltsch 1433 zurück, nach seinem Tode im Jahre 1447 wurden die von Kottulinsky (Adelsgeschlecht)|Kottulinsky-Jeltsch neue Besitzer. 1508 wurde der Breslauer Patrizier Konrad Sauermann neuer Herr auf Jeltsch. Er ließ 1518 die Burg auf der Oderinsel zum Schloss umbauen. 1530 wurde er in den Adelsstand erhoben und seine Nachkommen 1647 in den Reichsfreiherrnstand und 1798 in den preußischen Grafenstand. Seit 1569 war die Herrschaft Jeltsch zusammen mit drei weiteren ehemals bischöflichen Gütern zum Fideikommiss vereint worden.
Im Jahre 1623 zerstörte ein Brand das Schloss. Dem Wiederaufbau folgten die Wirren des Dreißigjährigen Krieges, in dem zwischen 1634 und 1648 nacheinander die Sachsen, die Kaiserlichen und die Schweden den Ort besetzten und das Schloss erneut verwüsteten. Die Adelsfamilie, die sich seit 1647 von Saurma-Jeltsch nannte, ließ das Schloss wüst und nahm in Laskowitz ihren Sitz. 1650 beschrieb Matthäus Merian Jeltsch anhand alter Chroniken als ein Städtchen.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Jeltsch 1742 zusammen mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Durch die Flussregulierung der Oder in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lagen die Überreste des Schlosses nun an einem Nebenarm der Oder. Die einstöckige Ruine erhielt 1816 einen hölzernen Turm und fand als Brauhaus eine neue Nutzung. 1817 zog Gustav Graf von Saurma-Jeltsch auf seinen alten Stammsitz in das Jagdschloss zurück und ließ 1829 nordöstlich des Ortes ein neues Schloss erbauen, das in den Jahren 1886 und 1894 erweitert wurde.
Von 1818 bis 1945 gehörte Jeltsch zum Landkreis Ohlau. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel es mit fast ganz Schlesien an Polen. Die Grafen von Saurma-Jeltsch wurden enteignet.
Laskowice Oławskie
Erste Nachrichten über Lazcoucki, später Leonardow genannt, stammen aus der Zeit Herzogs Heinrichs I. von 1203 und 1208. Im Jahre 1293 entstand Laskowitz als Dorfgründung nach deutschem Recht. Herzog Heinrich IV. hatte seinen Leibkoch beauftragt, im dreizehn Kilometer nördlich von Ohlau gelegenen Laskowitzer Wald ein Dorf zu gründen, von dem 40 Hufen für die Ansiedlung von Bäckern, Brauern und Köchen für das herzögliche Jagdschloss im benachbarten Jeltsch vorbehalten waren. Im 14. Jahrhundert kam Laskowitz in den Besitz der Familie von Prittwitz, der zeitweilig auch Jeltsch gehörte. 1558 ließ Johann von Prittwitz das Laskowitzer Schloss errichten. Späterer heiraten die Freiherren von Saurma-Jeltsch Laskowitz zu ihren Besitztümern hinzu. Nach der Zerstörung des Schlosses Jeltsch war Laskowitz zwischen 1650 und 1817 Stammsitz dieser Adelsfamilie. Johann Franz Freiherr von Saurma-Jeltzsch ließ 1779 das Schloss erheblich erweitern und im klassizistischen Stil umbauen.
Wie auch Jeltsch gehörte Laskowitz seit 1818 zum preußischen Landkreis Ohlau. Mit dem Bau der Eisenbahn von Breslau nach Oppeln erhielt Laskowitz einen Bahnhof an dieser Verbindung. Dies führte zur Ansiedlung von Industriebetrieben in dem Ort. Im Jahre 1937 wurde der Name Laskowitz durch die Nationalsozialisten im Zuge der Germanisierungswelle der schlesischen Ortsbezeichnungen im Dritten Reich in Markstädt geändert.
Im benachbarten Fünfteichen (Miłoszyce) wurde während des Zweiten Weltkrieges ein Außenlager des KZ Groß Rosen errichtet, dessen Häftlinge in den Bertha-Werken, einem Auslagerungsbetrieb der Kruppwerke, vom 1. Dezember 1943 bis 21. Januar 1945 die Produktion von 125 mm Kaliber Geschützen aufnahmen.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fiel Laskowitz an Polen und wurde in Laskowice Oławskie umbenannt.
Im Jahre 1952 entstand in Laskowice aus den Produktionsanlagen der Bertha-Werke das Automobilwerk Zakłady Samochodowe Jelcz, das bis zur Teilinsolvenz 2008 auch Busse produzierte. Seit 2012 konzentriert sich die Produktion auf Lastkraftwagen und militärische Nutzfahrzeuge, die weiterhin unter der Marke Jelcz vertrieben werden. Daneben werden heute in der Stadt Dieselmotoren für Toyota hergestellt.
Verkehr
Der Bahnhof Jelcz-Laskowice liegt an der Bahnstrecke Opole–Wrocław, in Miłoszyce zweigt die Güterbahnstrecke Jelcz Miłoszyce–Wrocław Sołtysowice ab.
Sport
Seit dem Jahre 2002 wird in Jelcz-Laskowice jährlich zum 1. Mai ein Marathonlauf ausgetragen.
Gemeinde
Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Jelcz-Laskowice mit einer Fläche von 168,1 km² gehören die Stadt selbst und 15 Dörfer mit Schulzenämtern.
Partnerschaften
- Gudensberg, Deutschland (seit 13. Oktober 2010)
- Rtyně v Podkrkonoší, Tschechien
Persönlichkeiten
- Wilhelm Ebel (1908–1980), Rechtshistoriker.
Literatur
- Andreas Wackwitz: Geschichte des Dorfes und der Kirchgemeinde Laskowitz. [o. O.] 1919. ([Um Ill. erw. Neuaufl.] Kalusche, Stuhr-Gr[oß] Ma[ckenstedt] 2009.)