Czechowice-Dziedzice
Czechowice-Dziedzice [ [t͡ʂɛxɔˈvit͡sɛ d͡ʑɛˈd͡ʑit͡sɛ]] (deutsch Czechowitz-Dzieditz, auch Czechowitz-Dziedzitz, 1943–1945: Tschechowitz) ist eine polnische Industriestadt mit 35.000 Einwohnern im Powiat Bielski in der Woiwodschaft Schlesien.
Czechowice-Dziedzice | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Schlesien | ||
Powiat: | Bielsko-Biała | ||
Gmina: | Czechowice-Dziedzice | ||
Fläche: | 32,98 km² | ||
Geographische Lage: | 49° 55′ N, 19° 0′ O | ||
Einwohner: | 35.926 (30. Juni 2019) | ||
Postleitzahl: | 43-500 bis 43-503 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 32 | ||
Kfz-Kennzeichen: | SBI | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | Danzig–Bielsko-Biała | ||
Warschau–Wien | |||
Nächster int. Flughafen: | Katowice | ||
Verwaltung | |||
Webpräsenz: | www.czechowice-dziedzice.pl |
Geografie
Sie liegt auf halbem Wege, jeweils acht Kilometer zwischen Pszczyna (Pleß) und Bielsko-Biała am rechten Ufer der Weichsel zwischen den Mündungen der Biała (dt. Bialka) und Wapienica (dt. Lobnitz).
Geschichte
Die Stadt liegt im Teschener Schlesien (polnisch Śląsk Cieszyński).
Der Ort wurde circa 1305 im Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis (Zehntregister des Bistums Breslau) erstmals urkundlich als zwei Siedlungen erwähnt:[1][2][3]
„Item in Chothowitz theutonico fertones
Item in Chothowitz polonico decima more polonico, valet I) marcam“
Chotowitz theutonico (Deutsch Chotowice) wurde vermutlich nach Deutschem Recht (iure theuthonico) auf dem Gebiet von Chotowitz polonico (Polnisch Chotowice) gegründet, das wurde früher (es möchte schon hoche Zehnte zahlen) nach älterem traditionellen polnischen Recht (iure polonico) entstanden war.[4] Im Jahre 1404 wurde das Dorf erstmals als Czechowicz[e] (staat Chatowice) erwähnt.[5] Beide Namen sind patronymisch mit typischem patronymischen Wortende -ice. Der erste Name (Chotowice) ist abgeleitet vom Vornamen Chot (≤ Chociemir, Chociesław) und der zweite vom Vornamen Czech (≤ Czesław).[5] Der Grund für die Namensänderung ist nicht klar.
Die Pfarrei Czechowicz im Teschener Dekanat wurde im Peterspfennigregister des Jahres 1447 erwähnt.[6]
Dziedzice wurde erstmals im Jahr 1465 als Dziedzicz[e] erwähnt.[7] Der Name Dziedzice ist patronymisch abgeleitet vom Vornamen Dziad.[7]
Politisch gehörten sie ursprünglich zum Herzogtum Teschen, dieses bestand ab 1290 in der Zeit des polnischen Partikularismus. Seit 1327 bestand die Lehensherrschaft des Königreichs Böhmen, seit 1526 gehörte es zur Habsburgermonarchie, 1742 bis 1782 und 1849 bis 1918 zum Bezirk Bielitz im Kronland Österreichisch-Schlesien. Bis zur Ersten Teilung Polens (1772) bildete der Fluss Biała als östliche Grenze von Czechowitz zugleich die Grenze zu Polen (siehe die Geschichte des Herzogtums Auschwitz).
Die Entwicklung beider Orte zu Industriestandorten erfolgte um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Dzieditz erhielt durch die Errichtung der Österreichischen Nordbahn von Wien nach Krakau in den Jahren 1847 bis 1855 eine Eisenbahnstation und wurde zum Ausgangspunkt für die Anschlussstrecken nach Bielitz (1855) und nach Kattowitz (1870).
Um den bedeutenden Eisenbahnknoten zwischen dem preußischen Oberschlesien sowie Österreichisch-Schlesien und Galizien entstanden zwei Ölraffinerien, darunter eine des US-amerikanischer Unternehmers John D. Rockefeller, die Öl aus dem in dieser Zeit drittgrößten Ölförderland der Welt – Galizien – verarbeitete, und ein Walzwerk für die oberschlesische Zinkproduktion, die an der Weichsel gute Ansiedlungsbedingungen vorfanden. Der namhafte sächsische Bleiwarenhersteller Jung & Lindig aus Freiberg errichtete hier eine Niederlassung. Da sich der Bahnhof auf der Flurgrenze zwischen beiden Dörfern befand, wuchsen diese bald zu einer Einheit zusammen. Zu dieser Zeit gründeten die meistens deutschsprachigen Protestanten eine Filialgemeinde von Bielitz. Czechowitz und Dziedzitz entwickelten sich damals auch zu einem stärken Zentrum der polnischen Nationalbewegung, das in Konflikt mit der deutschen Bielitz-Bialaer Sprachinsel über die Zukunft des Teschener Schlesiens war.
1910 wurde im Mündungsbereich der Bialka in die Weichsel, an der Stelle des im Jahr 1388 als Bettelsdorf erstmals erwähnten Dorfs Żebracz, das Bergwerk Silesia aufgeteuft. Diese südlichste Steinkohlengrube des oberschlesischen Reviers lieferte Kohle vorwiegend nach Wien.
1920 wurde der Ort ein Teil Polens und der autonomen Woiwodschaft Schlesien. Zwischen 1939 und 1945 gehörten beide Orte völkerrechtswidrig dem deutschen Landkreis Bielitz im Provinz Oberschlesien an. Im Jahre 1940 wurden beide Orte vereinigt, wobei der Name des Ortes zunächst Czechowitz-Dzieditz, ab 1943 nur noch Tschechowitz lautete. Die Umbenennung in Weichselhammer war bereits vorbereitet, wurde aber nicht mehr durchgeführt.
Im Ort entstand ein Außenlager des KZ Auschwitz und im Jahre 1942 ein Aussiedlungslager für Polen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Zusammenschluss beibehalten. 1950 erhielt Czechowice das Stadtrecht. Im Jahre 1958 wurde der Name der Stadt in Czechowice-Dziedzice geändert.
Einwohnerentwicklung
(Angaben vor 1940 beinhalten stets beide Orte)
Gemeinde
Die Stadt-und-Land-Gemeinde Czechowice-Dziedzice umfasst ein Gebiet von 66 km², auf denen rund 43.000 Einwohner leben. Ihr gehören folgende Orte an:
Andere Orte:
- Renardowice (Rennersdorf)
- Die Gemeinde im Powiat Bielski
- Orte der Gemeinde
Städtepartnerschaften
Die Stadt ist seit 1991 verschwistert mit Hiddenhausen in Nordrhein-Westfalen (Deutschland)
Söhne und Töchter der Stadt
- Walter Schwarzl (1911–2001), Akademischer Maler
- Witold Szalonek (1927–2001), Komponist
- Józef Świder (1930–2014), Komponist
- Zbigniew Rudziński (1935–2019), Komponist
- Piotr Beczała (* 1966), Tenor
- Łukasz Piszczek (* 1985), Fußballspieler
Weblinks
Einzelnachweise
- Idzi Panic: Śląsk Cieszyński w średniowieczu (do 1528). Starostwo Powiatowe w Cieszynie, Cieszyn 2010, ISBN 978-83-926929-3-5, S. 297–299 (polnisch).
- Wilhelm Schulte: Codex Diplomaticus Silesiae T.14 Liber Fundationis Episcopatus Vratislaviensis. Breslau 1889, ISBN 978-83-926929-3-5, S. 110–112 (online).
- Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis (la) Abgerufen am 24. August 2014.
- I. Panic, 2010, S. 401
- Robert Mrózek: Nazwy miejscowe dawnego Śląska Cieszyńskiego. Uniwersytet Śląski w Katowicach, 1984, ISSN 0208-6336, S. 51, 54–55 (polnisch).
- Registrum denarii sancti Petri in archidiaconatu Opoliensi sub anno domini MCCCCXLVII per dominum Nicolaum Wolff decretorum doctorem, archidiaconum Opoliensem, ex commissione reverendi in Christo patris ac domini Conradi episcopi Wratislaviensis, sedis apostolice collectoris, collecti. In: H. Markgraf (Hrsg.): Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens. 27, Breslau, S. 361–372. Abgerufen am 21. Juli 2014.
- Robert Mrózek: Nazwy miejscowe dawnego Śląska Cieszyńskiego. Uniwersytet Śląski w Katowicach, 1984, ISSN 0208-6336, S. 63 (polnisch).