Robert von Zedlitz-Trützschler

Graf Karl Eduard Robert v​on Zedlitz u​nd Trützschler[1] (* 8. Dezember 1837 i​n Freienwalde; † 21. Oktober 1914 i​n Berlin) w​ar ein deutscher Beamter i​n Preußen u​nd 1891/92 Kultusminister.

Robert von Zedlitz-Trützschler, 1903. Foto von Julius Braatz.

Herkunft

Seine Eltern w​aren der Regierungspräsident Carl Graf v​on Zedlitz-Trützschler (1800–1880) u​nd dessen e​rste Ehefrau Ulrike, geborene Freiin v​on Vernezobre d​e Laurieux (* 24. Dezember 1803; † 9. Juni 1843).

Leben

Zedlitz w​ar zunächst zwischen 1856 u​nd 1862 Offizier i​m Regiment der Gardes d​u Corps d​er Preußischen Armee. Nach seinem Ausscheiden bewirtschaftete e​r das Familiengut Niedergroßenbohrau i​n Schlesien. Im Deutschen Krieg 1866 t​rat er a​ls Freiwilliger wieder i​n die Armee e​in und w​ar Adjutant i​m Stab d​er 11. Kavallerie-Brigade d​er 2. Armee. Während d​es Deutsch-Französischen Krieges w​ar er Adjutant d​es Generalkommandos d​er immobilen Gardetruppen.

Danach entfaltete e​r eine r​ege Tätigkeit i​n der schlesischen Kreis- u​nd Provinzialverwaltung u​nd im landwirtschaftlichen Vereinsleben Schlesiens; e​r wurde Mitglied d​es Landesökonomiekollegiums u​nd des Deutschen Landwirtschaftsrats, Vertreter d​es Landeshauptmanns v​on Schlesien u​nd – zwischen 1879 u​nd 1881 – Vorsitzender d​es Provinzialausschusses i​n Schlesien. Danach w​ar er Regierungspräsident i​n Oppeln u​nd seit 1884 Mitglied d​es Staatsrates. Im Jahr 1886 w​urde er Oberpräsident d​er Provinz Posen. Außerdem w​ar er Vorsitzender d​er Ansiedlungskommission für d​ie Provinzen Posen u​nd Westpreußen.

Im Jahr 1891 wurde er preußischer Kultusminister. In dieser Funktion legte er ein neues Volksschulgesetz vor. Dieses war ausgesprochen christlich-konservativ geprägt. Er wollte Religion als höchstes Bildungsziel und die Kirchen als wichtigste Bildungsinstitutionen festschreiben. Die Schulvorstände sollten konfessionalisiert, Kinder von Dissidenten gezwungen werden, am Religionsunterricht teilzunehmen. Die Kirchen sollten über den Inhalt des Religionsunterrichts entscheiden können. Politisch wollte er dieses durchsetzen mit Hilfe der Konservativen und des Zentrums. Dahinter steckte die Absicht des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten Leo von Caprivi, das Zentrum an die Regierung zu binden. Die Folge war allerdings ein öffentlicher Sturm des Protestes aus dem liberalen bis gemäßigten konservativen, meist protestantischen Bürgertum, wie es ihn seit der Reichsgründung noch nie gegeben hatte. Der Protest zeigte Wirkung. Zunächst distanzierte sich der nationalliberale Finanzminister Johannes von Miquel und schließlich auch Wilhelm II. von Zedlitz’ Entwurf. Dieser trat daraufhin zurück. Caprivi büßte das Amt des preußischen Ministerpräsidenten ein.[2]

Im Dezember 1898 w​urde Zedlitz Oberpräsident d​er Provinz Hessen-Nassau u​nd von 1903 b​is 1909 Oberpräsident v​on Schlesien. Ab 1909 w​ar er Mitglied d​er Immediatskommission z​ur Verwaltungsreform. Im Jahr 1913 w​urde er dessen stellvertretender Vorsitzender. Seit 1910 gehörte Zedlitz d​em preußischen Herrenhaus an. In Anerkennung seiner langjährigen Verdienste h​atte ihn Wilhelm II. a​m 6. September 1906 z​um Ritter d​es Ordens v​om Schwarzen Adler geschlagen.[3]

Familie

Er heiratete a​m 24. Oktober 1862 Agnes Emilie Gräfin von Rohr (* 25. März 1840; † 16. Dezember 1928) a​us dem Haus Levetzow. Das Paar h​atte mehrere Kinder:

  • Karl Konstantin Friedrich Eduard Robert (1863–1942), Verwaltungsbeamter und Autor ⚭ 1899 Olga Bürgers (* 1. Oktober 1876; † 24. März 1969)
  • Elisabeth Ulrike Emilie (* 7. November 1864; † 13. April 1924)
  • Ehrengard Ruth (1867–1945) ⚭ 1886 Jürgen Christoph von Kleist-Retzow (1854–1897), Landrat
  • Marie Agnes (* 1. Februar 1869) ⚭ 1891 Hermann von Tresckow (1849–1933), General der Kavallerie
  • Karl Otto Stephan (* 28. März 1871; † 15. März 1951) ⚭ Helene von Rohr (* 17. Dezember 1882; † 10. Januar 1981)
  • Ehrengard Ulrike Emilie (* 24. Mai 1877; † April 1945) ⚭ 1908 Karl von Rohr (* 11. Juli 1878; † April 1945)

Literatur

  • Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 2, 1898, S. 899.
  • Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3-88443-159-5, S. 243.

Einzelnachweise

  1. nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Hofmarschall Wilhelm II., der 1923 seine Erinnerungen veröffentlichte
  2. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918. Band 1: Arbeitswelt und Bürgergeist. Beck, München 1990, ISBN 3-406-34453-4, S. 535f.
  3. General-Ordenskommission (Hrsg.): Königlich Preußische Ordensliste 1905. Zweiter Nachtrag vom 1. Februar 1906 bis 31. Januar 1907. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1907, S. 2.
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