Ernst von Hülsen

Ernst v​on Hülsen (* 28. November 1875 i​n Bischofswerder; † 1. November 1950 i​n Marburg[1]) w​ar ein deutscher Politiker u​nd Rechtswissenschaftler.

Leben

Sein Vater war der Rittergutsbesitzer Hermann von Hülsen. Ernst besuchte das Gymnasium in Kulm und begann anschließend im Sommersemester 1894 ein Philosophie- und Theologiestudium in Halle. Im Wintersemester 1894/95 wechselte er nach Berlin, wo er im Sommersemester 1895 begann Rechtswissenschaft zu studieren. Später wechselte er nach Königsberg. Während seines Studiums wurde er Mitglied beim Verein Deutscher Studenten Königsberg.[2] Im Jahr 1898 promovierte Ernst von Hülsen in Jena zum Dr. jur. Seinen einjährigen Wehrdienst leistete er 1898/99 ab. Danach war er Gerichtsreferendar in Eylau und Gerichtsassessor in Danzig. Im Mai 1904 trat von Hülsen als Hilfsarbeiter in das Preußische Kultusministerium ein. 1905 war er Prokurator der Landesschule Pforta und 1906 Verwaltungsschulrat im Provinzialschulkollegium Berlin. Danach trat er noch 1906 erneut als Personalreferent in das Preußische Kultusministerium über. Dort stieg er 1912 zum Regierungsrat und 1916 Geheimen Oberregierungsrat auf und war während dieser Zeit Referent für verschiedene preußische Universitäten. Während des Ersten Weltkrieges war von Hülsen Mitglied im stellvertretenden Generalstab des Feldheeres und Leiter der Sektion „Politik Berlin“. Aufgrund seiner besonderen Rolle bei der Unterstützung Finnlands im Ersten Weltkrieg, wurde ihm das Finnische Freiheitskreuzes 1. Klasse verliehen. Seine Kontakte nach Finnland ermöglichten in der Zwischenkriegszeit einen häufigen Wissenschaftsaustausch zwischen deutschen und finnischen Forschern. Am 24. November 1918 wurde Hauptmann Ernst von Hülsen aus dem Militärdienst entlassen. 1921 erhielt er noch den Charakter als Major verliehen.

Am 1. Dezember 1920 wurde Ernst von Hülsen zum Kurator der Philipps-Universität Marburg ernannt. Unter seiner Leitung wurde die Universität Marburg umfassend erweitert. Im Innenstadtbereich wurden zahlreiche Grundstücke erworben und mit Universitätsgebäuden bebaut. An der Universität Marburg war das Ernst-von-Hülsen-Haus nach ihm benannt, das anlässlich des 400-jährigen Jubiläums der Gründung der Universität errichtet wurde. Schwerpunkte seiner Ausbaupläne waren die verschiedenen Universitätskliniken und die Sportanlagen. Von November 1932 bis Mai 1933 leitete er als Oberpräsident die preußische Provinz Hessen-Nassau und wurde danach wieder Kurator der Universität Marburg. Am 27. September 1945 wurde er auf Anweisung der US-Besatzungsmacht aus seinem Amt entfernt.

Auszeichnungen

Im Jahr 1920 w​urde Ernst v​on Hülsen d​ie Ehrendoktorwürde für Medizin d​er Universität Halle verliehen. Anlässlich d​es Universitätsjubiläums i​m Jahr 1927 verlieh i​hm die Universität Marburg d​ie Ehrendoktorwürden für Philosophie u​nd Rechtswissenschaft. Die Ehrendoktorwürde d​er Theologie w​urde ihm v​on der Universität Marburg i​m Jahr 1932 verliehen. Im gleichen Jahr w​urde er z​um Ehrensenator ernannt u​nd die goldene Medaille d​er Universität Marburg verliehen. Er w​ar Ehrenbürger d​er Stadt Marburg.

Das 1927 eingeweihte Kunstgebäude d​er Philipps-Universität Marburg (u. a. Herberge d​es Kunstmuseum) w​urde 1950 i​n Ernst v​on Hülsen-Haus umbenannt. Nach Recherchen über v​on Hülsens Rolle i​n der NS-Zeit h​ielt die Universität diesen Gebäudenamen n​icht mehr für tragbar u​nd benannte e​s in Kunstgebäude um.[3]

Politische Ämter und Mitgliedschaften

1930 w​urde Ernst v​on Hülsen Mitglied i​m Kasseler Kommunallandtag u​nd im Provinziallandtag v​on Hessen-Nassau. Im Juli 1937 t​rat er d​er NSDAP bei.[4]

Literatur

  • Klaus Ewald, Ernst von Hülsen, in: Ingeborg Schnack (Hrsg.), Marburger Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Marburg 1977.
  • Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3884431595, S. 146–147.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 194.
  • Dieter Pelda: Die Abgeordneten des Preußischen Kommunallandtags in Kassel 1867–1933 (= Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. Bd. 22 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 8). Elwert, Marburg 1999, ISBN 3-7708-1129-1, S. 93.
  • Klaus Schwabe (Hrsg.): Die preußischen Oberpräsidenten 1815–1945 (= Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit. Bd. 15 = Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte. 1981). Boldt, Boppard am Rhein 1985, ISBN 3-7646-1857-4, S. 328–329.

Einzelnachweise

  1. Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAMR), Best. 915 Nr. 5781, S. 276 (Digitalisat).
  2. Louis Lange (Hrsg.): Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten. Anschriftenbuch 1931. Berlin 1931, S. 97.
  3. Ernst von Hülsen als Namensgeber nicht mehr tragbar, Mitteilung der Philipps-Universität Marburg
  4. Anne Christine Nagel (Hrsg.): Die Philipps-Universität im Nationalsozialismus. Dokumente zu ihrer Geschichte, Stuttgart 2000, S. 12.
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