Rastenberg
Rastenberg ist eine Stadt im thüringischen Landkreis Sömmerda. Sie gehört der Verwaltungsgemeinschaft Kölleda an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Sömmerda | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Kölleda | |
Höhe: | 205 m ü. NHN | |
Fläche: | 35,52 km2 | |
Einwohner: | 2493 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 70 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 99636 | |
Vorwahlen: | 036377, 036378 | |
Kfz-Kennzeichen: | SÖM | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 68 042 | |
Stadtgliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 99636 Rastenberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Beatrix Winter (Wählergemeinschaft "Gemeinsam für Rastenberg") | |
Lage der Stadt Rastenberg im Landkreis Sömmerda | ||
Geographie
Die Stadt liegt an der südwestlichen Abdachung der Finne mit Übergang in das Ackerbaugebiet des Thüringer Beckens. Die Landesstraße 1057 verbindet Rastenberg mit dem Umland. Das Flüsschen Lossa durchfließt von Norden kommend im Bogen die östliche Altstadt, südlich mündet der Rollbach.
Stadtgliederung
Die Stadt besteht neben der Kernstadt aus den Ortsteilen Bachra, Roldisleben, Rothenberga und Schafau. Zur Kernstadt zählt außerdem die Siedlung Finneck.[2] Die Siedlung liegt im Norden von Rastenberg am Stadtrand und ist über die Landstraße 2157 auf dem Weg nach Rothenberga erreichbar. Die Siedlung Finneck besteht aus mehreren Häusern und wird von einer Stiftung für behinderte Menschen genutzt.[3]
Geschichte
Die Ersterwähnung der Stadt findet sich bereits im Jahre 1070. In diese Zeit fällt vermutlich der Bau der Raspenburg (1070 bis 1078) durch die Ludowinger. Um die Erbauer der Burg gibt es widersprüchliche Angaben. Es ist anzunehmen, dass es die Söhne Ludwigs des Bärtigen, Ludwig der Springer oder dessen Sohn Heinrich Raspe waren. Die Burg lag nahe der Via Regia, der Handelsstraße Erfurt-Naumburg (Saale), und stand um 1313 im Ruf einer Raubritterburg. Sie wurde deshalb 1321 durch Friedrich den Gebissenen mit Hilfe der Mühlhäuser und Erfurter Kaufleute zerstört. In der Blütezeit der Burg existierte auch ein Nonnenkloster, das jedoch in der Reformationszeit aufgelöst wurde. Das erloschene, sich nach dem Ort benennende ritterliche Burgmannengeschlecht von Rastenberg wird urkundlich ab 1252 fassbar.
Die Burgruine wurde mit dem zugehörigen Landbesitz durch die Grafen von Orlamünde als wettinisches Lehen empfangen und teilweise erneuert. 1378 wurde das Dorf Rastenberg von den Wettinern zur Stadt erhoben. Am 28. Oktober 1464 bekam Rastenberg von den Söhnen des sächsischen Kurfürsten Friedrich der Sanftmütige, Ernst und Albrecht, das Stadtrecht nochmals ausdrücklich bestätigt. Bei den Landesteilungen von 1485 (Leipziger Teilung) und 1572 (Ernestinische Teilung) wurde Rastenberg der Ernestinischen bzw. Weimarer Linie zu eigen. Im 17. Jahrhundert gehörte Rastenberg zu dem Teil der Vogtei Brembach,[6] der bei der Teilung 1662 beim Herzogtum Sachsen-Weimar verblieb und 1735 dem Amt Hardisleben angegliedert wurde. 1741 kam der Ort mit diesem zum Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Die Orte des Amts Hardisleben gehörten seit 1817 zum Amt Buttstädt, welches 1850 im Verwaltungsbezirk Apolda des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach aufging.
Zum Ende des Dreißigjährigen Krieges zählte Rastenberg 150 Haushaltungen und 545 Einwohner – dies war das Ergebnis einer Visitation am 12. Juli 1650. Die beiden bereits 1646 entdeckten eisenhaltige Heilquellen erweckten beim damaligen Bürgermeister Hickethier die Hoffnung, in der Stadt einen Kurbetrieb eröffnen zu können, doch schon 1648 versiegten diese ersten Mineralquellen wieder – wahrscheinlich als Folge von Bauarbeiten. Mit neu erbohrten Quellen fand die Stadt bis 1822 ein gewisses Einkommen durch Badebetrieb. Zwischen 1907 und 1924 wurden Kalisalze in den nahegelegenen Kalischächten bei Billroda, Lossa und Bernsdorf abgebaut.[7] Am 29. März 1886 wurde die Weimar-Rastenberger Eisenbahn-Gesellschaft (WREG) gegründet. Die Schmalspurbahn Weimar-Rastenberg wurde vom 26. Juni 1887 bis zum 11. April 1946 betrieben. Ein Bahnhof mit Lokschuppen wurden in Rastenberg errichtet.
Weil sie Flugblätter verteilten wurde der Vorsitzende der Kommunistische Partei Deutschlands Willibald Pasche (1905–1943) sowie Frieda Kathe, Otto Kohlmann, Wilhelm Spangeberg und Frieda Respondek 1933 für kurze Zeit in "Schutzhaft" genommen. 1934 wurde Pasche bei einer Geldübergabe, dass er für illegale Zwecke sammelte, verhaftet und wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu einem Jahr und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Der bis dahin "Wehrunwürdige" wurde 1943 zum Strafbataillon 999 eingezogen und fiel 1943 in Italien.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten 280 Kriegsgefangene aus Frankreich, untergebracht in einem vergitterten Raum im Niedertor des Rittergutes, sowie Frauen und Männer aus Polen, der Sowjetunion, Serbien und Belgien Zwangsarbeit verrichten: im Rittergut Rothenberga, in der Mälzerei und bei anderen städtischen Betrieben und Handwerkern von Rastenberg, auf dem Stadtgut und im Staatsforst Revier Hardisleben.[8]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1994 31. Dezember):
|
|
|
|
|
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kulturdenkmale
In Rastenberg steht die die Ruine der Raspenburg.
Die Altstadt von Rastenberg hat ebenfalls einige Attraktionen zu bieten. Unter vielen alten Gebäuden, wie dem Raspehaus in der östlichen Altstadt, sticht dabei besonders das im mittelalterlichen Stil errichtete Rathaus, welches 1565 erbaut wurde, heraus. Es zählt zu den schönsten Rathäusern Thüringens und ist im Inneren mit kunstvollen Wandgemälden zur Stadtgeschichte ausgestattet. Umgeben wird die Altstadt von der 1711 erneuerten Stadtmauer, welche sich mit ihren zwei Wehrtürmen in einem erstaunlich gutem Zustand befindet.
Das Waldschwimmbad Rastenberg wurde 1925 eingeweiht. Es hat eine Wasserfläche von 5000 m² und liegt in idyllischer Lage mitten im Hochwald und steht unter Denkmalschutz. In den zum Museum umgebauten Umkleidekabinen des Schwimmbades wird anschaulich die Geschichte des Bades dargestellt.
Die eingetragenen Kulturdenkmale nach dem Thüringer Denkmalschutzgesetz sind in der Liste der Kulturdenkmale in Rastenberg aufgeführt.
Sonstiges
Das Heimatmuseum im Stadtzentrum klärt über die Lebensverhältnisse um 1900 auf.
Der die Stadt umgebende Wald ist von zahlreichen Wanderwegen durchzogen. Der Burgberg, Fuchsturm und Kapellenberg bieten gute Aussichten auf die Landschaft des Thüringer Beckens.
Einmal im Jahr lädt das traditionelle Kirschfest zum feiern und trödeln ein.
Städtepartnerschaften
- Leun in Hessen
- Rastenfeld in Österreich
Wirtschaft und Infrastruktur
Schulen und Bildungseinrichtungen
- Staatliche Grundschule Rastenberg
- Staatliche Regelschule Rastenberg (Wurde 2004 geschlossen. Der Regelschulbetrieb läuft nun über die RS Prof. Gräfe Buttstädt.)
- Stadtbibliothek Rastenberg
- Finneck-Gemeinschaftsschule "Maria Martha"
Tourismus
Touristische Anziehungspunkte sind das Waldschwimmbad im historischen Stil und der oberhalb des Bades gelegene große Campingplatz mit einem originellen Campingkino[9] sowie die zahlreichen abwechslungsreichen Wanderwege durch die Wälder in der Umgebung von Rastenberg. Der Kurbetrieb, der Rastenberg im 19. Jahrhundert bekannt gemacht hatte, wurde mit dem Abriss des Kurhauses im Jahre 2005 bis auf Weiteres eingestellt.
Persönlichkeiten
- Gerhard Hoffmann (1690–um 1756), Komponist und Bläser
- Johann Samuel Schröter (1735–1808), Theologe, Fossiliensammler und Paläontologe
- Rudolf Gross (1888–1955), Politiker, Abgeordneter im Reichstag (NSDAP)
- Hellmuth Vetter (1910–1949), Mediziner, der in verschiedenen nationalsozialistischen Konzentrationslagern Menschenversuche durchführte
- Heinz Volpert (1932–1986), Oberst des Ministeriums für Staatssicherheit
Literatur
- Andreas Vogel: Rastenberg. Historisches in Bildern. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1994, ISBN 3-89264-919-7.
- Hans Moes: Eckartsberga, Rastenberg, Bad Sulza. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1961.
- Markus Vette (Red.): Rastenberg anno 2014. 50 Jahre Kirschfest der neuen Zeit. „Vom Kiliansfest zum Kirschfest“ (= Schriftenreihe des Heimatvereins Rastenberg. 9). Eugenia-Verlag Vette, Rastenberg 2014, ISBN 978-3-938853-28-3.
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- Stadtteile von Rastenberg auf der Webseite der Stadt (Memento des Originals vom 12. März 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 6. März 2012.
- Stiftung Finneck Abgerufen am 23. Februar 2018.
- wahlen.thueringen.de
- wahlen.thueringen.de
- Die Orte der Vogtei Brembach in der Geschichte der Stadt Buttelstedt
- Frank Boblenz: Rastenberger Gesundbrunnen im 17. Jahrhundert (Teil 1). In: Sömmerdaer Heimatheft. 8, 1996, ZDB-ID 1158652-7, S. 74–77.
- Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 273.
- Bärbel Aschenbrenner: Campingkino Rastenberg. Abgerufen am 23. April 2017.
Weblinks
- Eisenbahnstrecken bei Rastenberg und Kalischachtanlagen (Memento vom 18. Dezember 2014 im Internet Archive)