Palling
Palling ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Traunstein.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Traunstein | |
Höhe: | 531 m ü. NHN | |
Fläche: | 53,84 km2 | |
Einwohner: | 3528 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 66 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 83349 | |
Vorwahl: | 08629 | |
Kfz-Kennzeichen: | TS, LF | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 89 134 | |
Gemeindegliederung: | 57 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bräuanger 1 83349 Palling | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Franz Ostermaier (Arbeitnehmerliste) | |
Lage der Gemeinde Palling im Landkreis Traunstein | ||
Gemeindegliederung
Es gibt 57 Gemeindeteile:[2][3]
- Thalham
- Allerding
- Barmbichl
- Baumham
- Beharting
- Brünning
- Einsiedl
- Freutsmoos
- Gansfelden
- Geiselfing
- Genetsham
- Gengham
- Grafetstetten
- Haistrach
- Halböd
- Harpfetsham
- Haslach
- Hehenberg
- Heigermoos
- Heilham
- Hofstätt
- Höhenstetten
- Holzbrunn
- Hörmetsham
- Jegling
- Kagern
- Kagreit
- Kamping
- Katzwalchen
- Kirchberg
- Kleinreuth
- Lampertsham
- Mahd
- Malberting
- Mitterroidham
- Oberhafing
- Oberroidham
- Oberschilding
- Obersommering
- Oberweißenkirchen
- Palling
- Polsing
- Ranham
- Reitmeier
- Schreckenbach
- Schwank
- Sieberöd
- Stalling
- Stetten am Holz
- Tyrlbrunn
- Unering
- Unterhafing
- Unterroidham
- Unterschilding
- Untersommering
- Unterweißenkirchen
- Volkrading
Geschichte
Vor- und Frühgeschichte
Die Vor- und Frühgeschichte Pallings wurde erst in den letzten Jahrzehnten erforscht. Im Jahre 1968 wurden im nördlichen Bereich der Gemeinde eine vollständig erhaltene Steinstreitaxt der Jungsteinzeit gefunden. Solche Streitäxte oder Streithämmer sprechen für die Kultur, die etwa um 1800/1700 v. Chr. im nördlichen Alpenland verbreitet war. Im Mai 1976 stießen Schüler auf eine zerbrochene jungsteinzeitliche Lochaxt. Dazu kamen 1977 drei weitere Funde. Es handelt sich um Teile von zwei Streitäxten der Jungsteinzeit und um ein in mehrere Teile zerfallenes mittelalterliches Tongefäß. In den westlich ansteigenden Wäldern des Pallinger Berges sind noch Hochäcker zu sehen, die auf die Kelten zurückgehen dürften. Die gewellten Mulden und Wälle sind vier bis fünf Meter lang. Aus der Römerzeit ist die Teilstrecke einer Römerstraße von Katzwalchen bis Pasee nachgewiesen. Ein gut erhaltener Römerstein findet sich am Eingang der Freutsmooser Kirche. Es erfolgte die Landnahme durch die Bajuwaren. Ihre Toten setzten sie in langen Reihen neben- und hintereinander bei. Solche Reihengräber mit Beigaben wurden entdeckt in Brünning und Unterhafing. Der Ortskern von Palling steht auf einem bajuwarischen Friedhof. Funde aus diesen Reihengräbern sind sieben Ringe aus Bronze, wovon nur einer erhalten ist und vier kleinere bronzene Ringe und ein ringförmiger Henkel aus Bronze. 1969 fand man eine 8 cm lange Bronzegürtelschnalle und ein 73 cm langes Eisenschwert, 1979 ein Sachs aus dem 7. Jh. und 1973 eine Spatha, ein Langschwert.
Ab 788: Neben den zahlreichen archäologischen Funden im Pfarrgebiet von Palling, welche wichtige Aufschlüsse über Siedlung und Lebensform der damals ansässigen Bevölkerung geben, setzen im 8. Jahrhundert die schriftlichen Quellen ein. In der Notitia Arnonis (788/790), in welcher der Salzburger (Erz-)Bischof Arn die Schenkungen der Agilolfingerherzöge und des niederen Adels von Karl dem Großen bestätigt haben wollte, erfolgte die erste Nennung von Orten der Pfarrei Palling. Es sind dies die Orte Brünning, Palling, Schilding und Tyrlbrunn. Im Jahr 798 werden die Orte Freutsmoos und Heigermoos zum ersten Mal erwähnt. Die Gaue (pagi) waren in der Agilolfingerzeit die wichtigste Organisationsform für Besitz und Verwaltung. Tyrlbrunn lag laut Notitia Arnonis im Salzburggau. Bei den anderen genannten Orten der Pfarrei ist zwar eine eindeutige Zuordnung zum Salzburg- oder Chiemgau nicht möglich, man darf jedoch mit einiger Sicherheit annehmen, dass das gesamte Gebiet der heutigen Pfarrei Palling im Salzburggau lag, wie auch die politische Zugehörigkeit zu Salzburg (ab 1275) zeigt.
788 wird der Ort Palling erstmals erwähnt als Baldilingas mit eigener Kirche und den Nebenkirchen Brünning und Schilding. Die Kirche in Schilding wurde vermutlich in der Zeit der Ungarn- und Awareneinfälle zerstört. In dieser Zeit dürfte nordwestlich am Pallinger Berg eine Fluchtburg bestanden haben. Hier finden sich noch Reste der Abschnittsbefestigung Palling (Abschnittswall).
Mittelalter bis Jahrhundertwende
Die Pestzeit 1633/34 brachte viel Elend über die Gegend. Das Pesthölzchen bei Ranham und das Pestmarterl bei Schilding erinnern daran. Heute noch hält die Verehrung des Heiligen Sebastian an (Sebastianiamt, Sebastiankerze, Sebastianirosenkranz). Neben dem Südportal in der Pfarrkirche thront eine lebensgroße barocke Statue des Heiligen Sebastian.
Während der Franzosenkriege (1792/93–1797 und 1798–1801/02) hatte Palling schwer zu leiden unter militärischen Durchzügen, Einquartierungen, Fronarbeit, hohen Abgaben und Plünderungen. Emerentia Kasperlschusterin, Bäuerin von Einsiedl, wurde, als sie vor französischen Plünderern aus dem Haus fliehen wollte und die erste Kugel sie nicht zum Stehen brachte, durch einen zweiten Schuss getötet.
Im Jahre 1810 kam der Rupertiwinkel zum Königreich Bayern. Salzburg verlor seine landesherrlichen Rechte. Daran erinnert ein alter Grenzstein am Wegrand im Boden zwischen Brünning und Weißenkirchen. Im südlichen Vorraum der Kirche, in einem Blechbilderbuch eingelassen, berichtet Jakob Wimmer aus Katzwalchen von seiner Teilnahme am Russlandfeldzug 1812 sowie von den Kämpfen in Bar und Brienne im Jahre 1814.
Von 1803 bis 1810 wechselte das Pfarrgebiet von Palling viermal den Landesherrn. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803, durch den dem Fürsterzbischof die landesherrlichen Rechte entzogen wurden, gehörte das Gebiet zwei Jahre zum neugebildeten Kurfürstentum Salzburg, das dem Großherzog Ferdinand von Toskana übertragen wurde. Durch den Frieden von Pressburg (26. Dezember 1805) kam Salzburg unter die Krone Kaisers Franz I. von Österreich, der Friede von Schönbrunn von 1809 unterstellte das Gebiet der französischen Herrschaft und der Frankfurter Vertrag von 1810 brachte es schließlich unter bayerische Herrschaft. Durch den Staatsvertrag vom 14. April 1816 wurde das ehemals salzburgische Landesgebiet in einen österreichischen und einen bayerischen Teil, den Rupertiwinkel, zu dem Palling gehört, getrennt.
Zum Pfarrsprengel der Pfarrei Palling gehörten die 1818 gebildeten Gemeinden Palling und Freutsmoos. Außerdem wurde dem Pfarrsprengel im Jahre 1809 die Schulexpositur Lindach zugeschlagen, die bis 1937 Teil der Pfarrei Palling war. Die Gemeinden Palling und Freutsmoos waren dem Landgericht Tittmoning unterstellt und ab 1862 – nach der Trennung von Justiz und Verwaltung – dem Amtsgericht Tittmoning und dem Bezirksamt Laufen, das seit 1937 den Namen „Landratsamt Laufen“ trug.
Im Jahre 1893 wurde in Palling ein Krankenhaus eröffnet. Barmherzige Schwestern übernahmen die Pflege. Getragen wurde es von den Gemeinden Palling, Freutsmoos, Lindach und Heiligkreuz. Heute wird es als Alten- und Pflegeheim geführt.
Im Jahre 1897 berief Pfarrer Heringer die Schulschwestern vom Anger in München zur Führung der Mädchenschule und der Kleinkinderbewahranstalt.
Neuzeit
Als 1894 mit dem Bau der Bahnstrecke Mühldorf–Freilassing begonnen wurde, ging man ursprünglich davon aus, dass die Bahnlinie in der Nähe von Palling vorbeiführen würde. So wurde beispielsweise eine Gaststätte in Zum Bahnhof umbenannt. Später kam es jedoch zu Protesten einiger Pallinger Bürger gegen den Verlauf der Bahnstrecke. Außerdem intervenierten der Kirchweidacher Pfarrer und ein Wirt aus Tyrlaching, so dass die Bahnstrecke 1908 viel weiter östlich gebaut wurde. Die Gaststätte wurde bis 2007 unter dem Namen Zum Bahnhof betrieben, auch wenn es in Palling keinen Bahnhof gibt oder gab. Das Gebäude wurde im Jahr 2012 abgerissen.[4]
Im Ersten Weltkrieg 1914/18 sind aus dem Gemeindegebiet Palling 99 und im Zweiten Weltkrieg 1939/45 110 Soldaten gefallen und 16 werden vermisst. Im Jahre 1942 wurden die Glocken vom Turm geholt und als Kriegsmaterial eingeschmolzen. Nur die kleinste, die Laurenziglocke, durfte im Turm verbleiben.
In den Jahren 1944 und 1945 mussten Massenquartiere für Flüchtlinge und Ausgebombte bereitgestellt werden. Es kamen Siebenbürgener, Ungarndeutsche, Wiener, Schlesier und Hamburger. 1255 Heimatvertriebene kamen in die Gemeinde. Zwischen 1939 und 1945 stieg die Bevölkerungszahl von 1549 auf 2700. Zunächst waren die Flüchtlinge in der Landwirtschaft untergebracht.
4. Mai 1945: Einzug der Amerikaner. Gefangennahme des Bürgermeisters Schedl. Er wurde zwischen Freutsmoos und Heilham erschossen. Die Ortsansässigen mussten für zehn Tage aus dem Dorf. Die Häuser wurden geplündert. Die Bauern durften abends zum Melken der Kühe heim.
1946: Durch die Sprengung eines Munitionslagers in Hörpolding entstanden Schäden an Gebäuden und an der Kirche.
Von 1948 bis 1951 strömten rund 800 Heimatvertriebene in die Industrie. Fabriken in Traunreut (Siemens, Heidenhain), Trostberg (SKW) und Altenmarkt (Alzmetall) schufen Arbeitsplätze. Die Abwanderung aus der Landwirtschaft begann. Am Ort selbst gab es keine Siedlungsmöglichkeit. Die Technisierung, Rationalisierung und Aufstockung der landwirtschaftlichen Betriebe folgte.
Am 1. Oktober 1950 wurde durch die Regierung von Oberbayern die Gemeinde mit dem Namen Traunreut aus Gebietsteilen der Gemeinden Palling, Pierling, Stein an der Traun und Traunwalchen neu gebildet.[5]
Am 1. Januar 1978 wurde die Gemeinde Pierling aufgelöst. Ihr Hauptteil wurde in die Stadt Traunreut eingegliedert. Ein Gebiet mit etwas mehr als 100 Einwohnern kam zu Palling. Die bis dahin selbständige Gemeinde Freutsmoos wurde am selben Tag eingegliedert.[6]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 2912 auf 3486 um 574 Einwohner bzw. um 19,7 %.
- 1961: 2632 Einwohner
- 1970: 2549 Einwohner
- 1987: 2905 Einwohner
- 1991: 3025 Einwohner
- 1995: 3149 Einwohner
- 2000: 3321 Einwohner
- 2005: 3385 Einwohner
- 2010: 3376 Einwohner
- 2015: 3460 Einwohner
Politik
Franz Ostermaier (Arbeitnehmerliste) ist seit 1. Mai 2020 Erster Bürgermeister; dieser wurde am 15. März 2020 mit 77,25 % der Stimmen gewählt. Sein Vorgänger war Josef Jahner (Unabhängige Wählergemeinschaft), im Amt von Mai 1996 bis April 2020.
Der Gemeinderat setzt sich in der Amtszeit 2020 bis 2026 wie folgt zusammen:
- Arbeitnehmerliste: 4 Sitze (21,90 %)
- Unabhängige Wählergemeinschaft: 3 Sitze (20,70 %)
- CSU: 3 Sitze (20,50 %)
- Bürgerliste: 3 Sitze (18,60 %)
- Freie Wählergemeinschaft: 3 Sitze (18,30 %)
Die Wahlbeteiligung betrug 66,92 %.
Wappen
Blasonierung: „In Gold ein halber, rot bewehrter schwarzer Löwe über zwei gekreuzten grünen Ähren.“[7] | |
Sehenswürdigkeiten
- Zu den Sehenswürdigkeiten in der Gemeinde Palling gehört die stattliche neugotische, 1876 eingeweihte Pfarrkirche Mariä Geburt mit ihrem 75 Meter hohen Kirchturm, von der Joseph Kardinal Wendel bei einem Besuch einmal sagte, es wäre beinahe eine Kathedrale geworden.
- Der Kalvarienberg, renoviert und weithin sichtbar, ist von überregionaler Bedeutung.
- Pfarrhofkapelle des ehemaligen Pfarrhofs
- Zu den neueren Sehenswürdigkeiten zählt auch die Kneipp-Anlage auf der Gemeindewiese, auf welcher auch jährlich im Sommermonat Juli das Volksfest abgehalten wird.
- Seit Sommer 2005 stehen auch zwei Windkraftanlagen des Typs REpower M77 mit einer Nennleistung von jeweils 1,5 Megawatt. Mit einem Rotordurchmesser von 77 Metern und einer Turmhöhe von 100 Metern ergibt sich eine Gesamthöhe von 138,5 Metern.
Bodendenkmäler
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 180 und im Bereich Handel und Verkehr keine sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 124 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1023. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe acht Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 158 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 3104 ha, davon waren 1682 ha Ackerfläche und 1421 ha Dauergrünfläche.
Bildung
Es gibt folgende Einrichtungen (Stand 2015):
- zwei Kindertageseinrichtungen mit 137 Plätzen und 99 Kindern (darunter zehn unter drei Jahren und 20 ab sechs Jahren)
- eine Grundschule mit vier Klassen und 121 Schülern
Persönlichkeiten
- Regina Birner (* 1966), Sozialökonomin an der Universität Hohenheim
- Die Huberbuam: Thomas Huber (* 1966 in Palling) und Alexander Huber (* 1968 in Trostberg), zwei Bergsteiger und Extremkletterer, wuchsen in Palling auf.
- Benedikt Huber (* 1989 in Traunstein), deutscher Leichtathlet, 2016 – 2018 deutscher Meister im 800-m-Lauf
- Christian Krettek (* 1953 in Palling), deutscher Chirurg, Unfallchirurg und Hochschullehrer an der Medizinischen Hochschule Hannover ist in Palling aufgewachsen und hat hier die Volksschule besucht.
- Bischof Georg von Oettl (* 1794 in Gengham/Palling; † 1866)
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Palling in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 27. Mai 2021.
- Gemeinde Palling, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 8. Januar 2022.
- Abriss der Bahnhof-Gaststätte In: heimatzeitung.de, vom 19. Januar 2012
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 582 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 593.
- Eintrag zum Wappen von Palling in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte