Inzell
Inzell ist eine Gemeinde innerhalb des oberbayerischen Landkreises Traunstein und seit 2013 Sitz des bayerischen Landesleistungszentrums für Eisschnelllauf.[2] Die Gemeinde ist außerdem staatlich anerkannter Luftkurort.[3]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Traunstein | |
Höhe: | 693 m ü. NHN | |
Fläche: | 45,35 km2 | |
Einwohner: | 4836 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 107 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 83334 | |
Vorwahl: | 08665 | |
Kfz-Kennzeichen: | TS, LF | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 89 124 | |
Gemeindegliederung: | 51 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 5 83334 Inzell | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Hans Egger | |
Lage der Gemeinde Inzell im Landkreis Traunstein | ||
Geographie
Geographische Lage
Der Ort Inzell liegt in einem weiten Talgrund in den Chiemgauer Alpen, der vom Rauschberg, dem Zinnkopf, dem Teisenberg und dem Gebirgsstock des Staufen umrahmt wird. Im Ortsgebiet von Inzell nimmt am Zusammenfluss von Großwaldbach und Falkenseebach (Maderbach) die Rote Traun ihren Anfang. Inzell wird auch als das „Tor zum Landkreis Berchtesgadener Land“ bezeichnet. Der Grund dafür ist die Zwing, eine Bergenge zwischen Inzell und Weißbach, die den Chiemgau vom Landkreis Berchtesgadener Land trennt.
Nachbargemeinden
An die Gemeinde grenzen im Westen die Gemeinden Ruhpolding und Siegsdorf (beide Landkreis Traunstein), im Norden und Nordosten der Markt Teisendorf und die Gemeinde Anger, im Osten die Gemeinde Piding, im Südosten am Hochstaufen die Stadt Bad Reichenhall und im Süden die Gemeinde Schneizlreuth (alle Landkreis Berchtesgadener Land).
Gemeindegliederung
Es gibt 51 Gemeindeteile:[4]
- Adlgaß
- Bichl
- Boden
- Breitmoos
- Duft
- Eben
- Eck
- Ed
- Einsiedl
- Fantenberg
- Gschwall
- Gschwendt
- Hausmann
- Hinterbichl
- Holzen
- Hutterer
- Inzell
- Kapell
- Keitl
- Kienau
- Kienberg
- Klaffeln
- Kohlgrub
- Kranawitt
- Kreuzfeld
- Maiermühle
- Niederachen
- Oed
- Oedmühl
- Panholz
- Paulöd
- Pommern
- Ramsen
- Reith
- Schmelz
- Schneewinkl
- Schwarzberg
- See
- Sterr
- Sulzbach
- Teisenberg
- Thurn
- Unterau
- Unterrain
- Vorderbichl
- Vordergschwall
- Wald
- Wien
- Windgrat
- Würau
- Zwing
Geschichte
Nach Gründung des Klosters Sankt Zeno bei Reichenhall übergab Erzbischof Conrad von Salzburg am 20. September 1177 „dem hl. Zeno und seinen Klosterbrüdern das Gut und den Wald Inzella“. Schon 1195, nach Erbauung der Kirche St. Michael, wird Inzell durch Abtrennung von Vachendorf selbständige Pfarrei und Hofmark. Der Sitz der Hofmark, das Schloss Inzell, fiel der Säkularisation zum Opfer und wurde 1811 abgebrochen. Inzell wurde im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 eine selbständige politische Gemeinde. Wie schon im Wappen zu sehen ist, war der Bergbau und die Verhüttung der Erze eine wichtige Einnahmequelle der Ortschaft Inzell. Zuerst wurde am Hochstaufen und von 1665 an fast 150 Jahre lang am Inzeller Kienberg, dem Nordabhang des Rauschbergs, Blei und Zink abgebaut. Im jetzigen Ortsteil Schmelz wurde das Erz aufgeschmolzen.
Der Gemeindeteil Ramsen wurde mit Wirkung vom 1. Dezember 1996 von der westlichen Nachbargemeinde Ruhpolding nach Inzell umgegliedert.[5]
Bevölkerungsentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 3722 auf 4835 um 1113 Einwohner bzw. um 29,9 %.
Bevölkerungsentwicklung Gemeinde Inzell[6] | |||||||||||||||
Jahr | 1840 | 1871 | 1900 | 1925 | 1939 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 1991 | 1995 | 2005 | 2010 | 2015 | |
Einwohner | 980 | 936 | 1060 | 1464 | 1671 | 2413 | 2315 | 3007 | 3736 | 4065 | 4097 | 4327 | 4490 | 4622 |
Religion
Die Mehrheit der Bürger gehört der römisch-katholischen Kirche an (etwa 73 %). Dieser Wert liegt über dem des Landkreises Traunstein sowie Oberbayerns. Das Gebiet der Gemeinde wird von der Pfarrei Inzell-Weißbach versorgt. Neben der Pfarrkirche St. Michael im Ortszentrum befinden sich zwei weitere katholische Kirchen (Liebfrauenkirche im Ortsteil Niederachen und die Filialkirche St. Nikolaus in Einsiedl) sowie mehrere Kapellen.
10 % der Bevölkerung sind Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche. Im Ortsteil Oed befindet sich die moderne Christuskirche. Der ev.-luth. Pfarrsprengel Inzell gehört zur Kirchengemeinde Ruhpolding.
Ohne bzw. anderer Konfession sind ca. 16 % der Bevölkerung.
- Kath. Pfarrkirche St. Michael
- Evang. Christuskirche
- Filialkirche St. Nikolaus in Einsiedl
Politik
Gemeinderat
Im Gemeinderat sind die Sitze seit der Kommunalwahl vom 2. März 2008 mit einer Wahlbeteiligung von 66,0 Prozent wie folgt verteilt:
Partei | CSU | SPD / Unabhängige | Bürger für Inzell | Forum aktiv | OBIC* | Gesamt | |
2008 | Sitze | 7 | 3 | 3 | 2 | 1 | 16 |
Stimmenanteil | 40,9 % | 18,1 % | 20,4 % | 14,7 % | 5,9 % | 100 % |
Die Kommunalwahl vom 16. März 2014 führte bei einer Wahlbeteiligung von 66,2 Prozent zu folgendem Ergebnis:
Partei | CSU | SPD | Bürger für Inzell | Junge Liste | OBIC* | Gesamt | |
2014 | Sitze | 6 | 4 | 4 | 1 | 1 | 16 |
Stimmenanteil | 36,0 % | 24,1 % | 26,3 % | 8,8 % | 4,7 % | 100 % |
Bürgermeister
Berufsmäßiger erster Bürgermeister ist Hans Egger (Bürger für Inzell).[7] Er ist seit 1. Mai 2014 im Amt. Am 15. März 2020 wurde er im ersten Wahlgang mit einem Stimmanteil von 88,5 % für weitere sechs Jahre gewählt. Bei den Kommunalwahlen im Jahr 2014 wurde er mit einem Stimmenanteil von 62,0 % zum Nachfolger von Martin Hobmaier (CSU) bestimmt.
Wappen
Blasonierung: „In Rot gekreuzt ein silberner Schlägel und ein silberner Bergmannshammer, darüber ein liegender silberner Fisch.“[8]
Wappengeschichte: Der silberne Fisch ist aus dem Stiftswappen der Augustinerpropstei St. Zeno in Bad Reichenhall übernommen, das seit 1416 zwei schräg gestellte silberne Fische im roten Feld zeigte. St. Zeno ist eng mit der Entstehung und der Geschichte von Inzell verbunden. Gut und Wald Incella kamen 1177 durch Schenkung des Salzburger Erzbischofs an die Propstei, die das Gut zu einer stattlichen Hofmark ausbaute. Die gekreuzten Bergmannswerkzeuge Hammer und Schlägel, das so genannte Gezäh, erinnern an den früher am Rauschenberg betriebenen Blei- und Zinkerz-Bergbau. Eine Zink- und Bleischmelzhütte wurde um 1670 errichtet. Bald waren etwa 100 Bergarbeiter beschäftigt. Die Knappen wurden der Hofmarksgerichtsbarkeit von St. Zeno entzogen und einem eigenen Bergrichter unterstellt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts musste der Bergbau weitgehend eingestellt werden, da die Bodenschätze zur Neige gingen.[9] Dieses Wappen wird seit 1953 geführt.[10] | |
Wappenbegründung: Der silberne Fisch ist vom Wappen der Augustinerprobstei St. Zeno übernommen, die gekreuzten Bergmannswerkzeuge erinnern an den früher betriebenen Bergbau. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Baudenkmäler
Bodendenkmäler
Sport
Von 1959 bis 1960 wurde am Frillensee ein Eislauf- und Eisschnelllaufplatz errichtet, ehe von 1963 bis 1965 durch den Bau des Natureisstadions mit Eisbahn und Eishockeyfeld der sportliche und touristische Winterbetrieb mit Weltruf eingeleitet wurde. 1965 wurde an Stelle des Natureisstadions als zweite Kunsteisbahn in Deutschland das Eisstadion Inzell errichtet. Dort fanden auch seit den 1960er Jahren Qualifikationsläufe zur Eisspeedway-Weltmeisterschaft statt.
Im Juni 2008 gab die Internationale Eislaufunion bekannt, dass Inzell den Zuschlag zur Ausrichtung der Einzelstrecken-Weltmeisterschaften 2011 erhält. Voraussetzung dafür ist aber die Errichtung einer Eisschnelllauf-Halle, die schon seit mehreren Jahren geplant war. Im Herbst 2009 wurde mit dem Bau der neuen Halle begonnen.
Rechtzeitig zur Einzelstrecken Weltmeisterschaft 2011 konnte die neue Eishalle eröffnet werden. Die Eishalle trägt den Namen Max Aicher-Arena. Im März 2014 fand dort der Eisspeedway-WM Grand Prix von Deutschland statt.
Nach dem Inkrafttreten des „Stützpunktkonzepts ab 2013“[11] wurde das bis dahin in Inzell bestehende Bundesleistungszentrum für Roll- und Eisschnelllauf ab 2013 umgewandelt in ein bayerisches Landesleistungszentrum für Eisschnelllauf.[2]
Wirtschaft und Infrastruktur
Es gab 2009 nach der amtlichen Statistik 872 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Personen, davon im produzierenden Gewerbe 268, im Bereich Handel und Verkehr 308, in sonstigen Wirtschaftsbereichen (mit Landwirtschaft und Dienstleistung) insgesamt 296 Personen. Im verarbeitenden Gewerbe gab es drei, im Bauhauptgewerbe 13 Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 2007 71 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von jeweils mindestens 2 ha.[6]
Verkehr
Durch Inzell führt die Bundesstraße 306 und als Teil der Deutschen Alpenstraße die Bundesstraße 305. Der nächstgelegene Anschluss an die Bundesautobahn 8 ist AS Siegsdorf (10 km nördlich).
Bildung
In Inzell bestehen folgende Bildungseinrichtungen:
- Katholischer Kindergarten St. Michael
- Volksschule (Grund- und Hauptschule) mit 186 Schülern in 11 Klassen (Schuljahr 2010/11). Die Schüler der 7. und 9. Hauptschulklasse besuchen die Schule in Ruhpolding.[12]
- Seit 1969 gibt es zudem die kommunale „Cajetan-Adlgasser Sing- und Musikschule Inzell“.
- Kritische Akademie, eine Bildungseinrichtung der IG Metall
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Anton Cajetan Adlgasser (1729–1777), Komponist und Hoforganist am Salzburger Dom
- Johannes M. Höck (1902–1995), Benediktiner Abt von Ettal und Scheyern, Konzilsvater
- Michael Höck (1903–1996), Geistlicher
- Ludwig Schwabl (1921–2007), bayerischer SPD-Landtagsabgeordneter
- Robert Hültner (* 1950), Kriminalschriftsteller
- Regine Mösenlechner (* 1961), Skirennläuferin
- Rudolf Jeklic (* 1965), Eisschnellläufer
- Thomas Dufter (* 1966), Nordischer Kombinierer
- Matthias Öttl (* 1992), Fußballspieler
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Rudolf Lenz (1920–1987), österreichischer Filmschauspieler (Förster vom Silberwald). Grabstätte am Inzeller Friedhof
- Günter Traub (* 1939), Eisschnellläufer, Weltrekordhalter
- Erhard Keller (* 1944), Eisschnellläufer, Olympiateilnehmer, zwei Olympiasiege
- Monika Pflug (* 1954), Eisschnellläuferin, Olympiateilnehmerin, Olympiasiegerin
- Peter Wirnsberger (* 1958), Skirennläufer
- Armin Bittner (* 1964), Skirennläufer (verheiratet mit Regine Mösenlechner)
- Günther Bauer (* 1972 in Schleching), Eisspeedwayfahrer, Vizeweltmeister 2003
- Anni Friesinger (* 1977), Eisschnellläuferin
- Siegfried Walch (* 1984), Kommunalpolitiker
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- BLSV: Landesleistungszentren in Bayern. (PDF). Stand 2013. online unter blsv.de.
- Amtliches Verzeichnis der anerkannten Kurorte, Luftkurorte und Erholungsorte in Bayern
- Gemeinde Inzell, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 28. April 2021.
- Landratsamt Traunstein (Hrsg.): Sonderamtsblatt für den Landkreis Traunstein. Nr. 40, 27. November 1995, S. 154–155.
- Amtliche Gemeinde-Statistik
- Bürgermeister/Oberbürgermeister in kreisangehörigen Gemeinden (Stand: 01.05.2020). (xlsx) Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen am 20. Juni 2020.
- Eintrag zum Wappen von Inzell in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Zitat Eintrag zum Wappen von Inzell in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Eintrag zum Wappen von Inzell in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte m.w.N.
- DOSB-Stützpunktkonzept – Weiterentwicklung des Stützpunktsystems ab 2013; Seite 19 (Memento vom 7. August 2016 im Internet Archive), online unter dosb.de
- Volksschule Inzell