Olympische Sommerspiele 1936/Leichtathletik – 4 × 100 m (Männer)

Die 4-mal-100-Meter-Staffel der Männer bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin wurde am 8. und 9. August 1936 im Olympiastadion Berlin ausgetragen. In fünfzehn Staffeln nahmen sechzig Athleten teil.

SportartLeichtathletik
Disziplin4-mal-100-Meter-Staffel
GeschlechtMänner
Teilnehmer15 Staffeln mit 60 Athleten
WettkampfortOlympiastadion Berlin
Wettkampfphase8. August 1936 (Vorläufe)
9. August 1936 (Finale)
Medaillengewinner
Vereinigte Staaten 48 USA
Italien 1861 ITA
Deutsches Reich NS DEU

Die US-amerikanische Staffel (Jesse Owens, Ralph Metcalfe, Foy Draper, Frank Wykoff) gewann in neuer Weltrekordzeit die Goldmedaille.
Silber ging an die italienische Mannschaft mit Orazio Mariani, Gianni Caldana, Elio Ragni und Tullio Gonnelli.
Die deutsche Staffel gewann in der Besetzung Wilhelm Leichum, Erich Borchmeyer, Erwin Gillmeister und Gerd Hornberger die Bronzemedaille.

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord[1] 40,0 s Vereinigte Staaten 48 USA
(Bob Kiesel, Emmett Toppino,
Hector Dyer, Frank Wykoff)
Finale OS Los Angeles. USA 7. August 1932
Olympischer Rekord

Rekordegalisierung / -verbesserungen

Der bestehende Olympiarekord – gleichzeitig Weltrekord – wurde zunächst egalisiert und anschließend verbessert.

Damit unterbot erstmals in der Geschichte der Leichtathletik eine Sprintstaffel die Marke von vierzig Sekunden.

Durchführung des Wettbewerbs

Am 8. August wurden drei Vorläufe absolviert. Die jeweils besten zwei Mannschaften – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für das Finale am 9. August.

Vorläufe

8. August 1936, 15:00 Uhr
Wetterbedingungen: bedeckt, 19,4 °C, Windgeschwindigkeiten von ca. 1,9 m/s. Seitenwind auf den Geraden.[2]

Vorlauf 1

PlatzStaffelBesetzungZeitAnmerkung
1Vereinigte Staaten 48 USAJesse Owens
Ralph Metcalfe
Foy Draper
Frank Wykoff
40,0 sWRe
2Italien 1861 Königreich ItalienOrazio Mariani
Gianni Caldana
Elio Ragni
Tullio Gonnelli
41,1 s
3Sudafrika 1928 Südafrikanische UnionEric Grimbeek
Pat Dannaher
Tom Lavery
Marthinus Theunissen
41,7 s
4Finnland FinnlandToivo Ahjopalo
Toivo Sariola
Palle Virtanen
Aki Tammisto
42,0 s
DSQJapan 1870 JapanTakayoshi Yoshioka
Monta Suzuki
Mutsuo Taniguchi
Masao Yazawa

Vorlauf 2

PlatzStaffelBesetzungZeitAnmerkung
1Niederlande NiederlandeTjeerd Boersma
Wil van Beveren
Christiaan Berger
Martinus Osendarp
41,3 s
2Argentinien ArgentinienJuan Lavenás
Antonio Sande
Carlos Hofmeister
Tomás Beswick
41,9 s
3Ungarn 1918 UngarnMario Minai
Gyula Gyenes
József Kovács
József Sir
42,0 s
4Vereinigtes Konigreich GroßbritannienCharles Wiard
Don Finlay
Walter Rangeley
Alan Pennington
42,4 s
5Dritte Französische Republik FrankreichMaurice Carlton
Pierre Dondelinger
Paul Bronner
Robert Paul
42,6 s
6China Republik 1928 ChinaPoh Kimseng
Huang Yingjie
Chen Kingkwan
Liu Changchun
44,8 s

Vorlauf 3

PlatzStaffelBesetzungZeitAnmerkung
1Deutsches Reich NS Deutsches ReichWilhelm Leichum
Erich Borchmeyer
Erwin Gillmeister
Gerd Hornberger
41,4 s
2Kanada 1921 KanadaSam Richardson
Bruce Humber
Lee Orr
Howard McPhee
41,5 s
3Schweden SchwedenLennart Lindgren
Irvin Ternström
Östen Sandström
Åke Stenqvist
41,5 s
4Schweiz SchweizAlbert Jud
Bernard Marchand
Georges Meyer
Paul Hänni
42,2 s

Finale

Die siegreiche US-Staffel (v. l. n. r.): Jesse Owens, Ralph Metcalfe, Foy Draper, Frank Wykoff

9. August 1936, 15:15 Uhr
Wetterbedingungen: sonnig, 22,3 °C, Windgeschwindigkeit von 1,6 m/s. Seitenwind auf den Geraden.[2]

PlatzStaffelBesetzungZeitAnmerkung
1Vereinigte Staaten 48 USAJesse Owens
Ralph Metcalfe
Foy Draper
Frank Wykoff
39,8 sWR
2Italien 1861 Königreich ItalienOrazio Mariani
Gianni Caldana
Elio Ragni
Tullio Gonnelli
41,1 s
3Deutsches Reich NS Deutsches ReichWilhelm Leichum
Erich Borchmeyer
Erwin Gillmeister
Gerd Hornberger
41,2 s
4Argentinien ArgentinienJuan Lavenás
Antonio Sande
Carlos Hofmeister
Tomás Beswick
42,2 s
5Kanada 1921 KanadaSam Richardson
Bruce Humber
Lee Orr
Howard McPhee
42,7 s
DSQNiederlande NiederlandeTjeerd Boersma
Wil van Beveren
Christiaan Berger
Martinus Osendarp

Gegen die Überlegenheit der US-Staffel, die entgegen früherer schon einmal angewandter Praxis hier in Bestbesetzung antrat – siehe nächstes Kapitel –, konnte keine andere Staffel etwas ausrichten. Bereits im Vorlauf stellte die USA den bestehenden Weltrekord ein. Im Finale lief das Team dann noch einmal schneller und blieb als erste Staffel überhaupt mit 39,8 s unter der 40-Sekunden-Marke. Italien wurde deutlich abgeschlagen Zweiter. Auf dem dritten Platz lagen die Niederländer, aber Schlussläufer Martinus Osendarp verlor den Stab, sodass die deutsche Staffel noch zu einer Bronzemedaille kam. Der Weltrekord der Goldstaffel wurde erst zwanzig Jahre später bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne unterboten.[3]

Mit 39,8 Sekunden blieb erstmals eine Staffel unter der 40-Sekunden-Grenze.
Jesse Owens gewann seine insgesamt vierte Goldmedaille bei den Spielen von Berlin.
Im sechsten olympischen Finale gewann die US-Mannschaft ihre fünfte Goldmedaille.

Spekulationen über den Besetzungswechsel

Ursprünglich war erwartet worden, dass der Trainer der US-Mannschaft, Lawson Robertson, die US-Staffel in der eigentlich nicht stärksten Besetzung Frank Wykoff, Foy Draper, Marty Glickman und Sam Stoller aufbieten würde. In der Vergangenheit war es bei US-Staffeln immer wieder üblich, dass die Ersatzläufer in der Staffel ihre Einsatzmöglichkeiten bekamen, was aufgrund der Überlegenheit der US-Sprinter in der Regel problemlos möglich war, ohne die Chancen auf den Staffelolympiasieg zu gefährden. Glickman und Stoller, beide Juden, wurden jedoch durch Jesse Owens und Ralph Metcalfe ersetzt. Es wurde spekuliert, dass die beiden jüdischen Sprinter ausgetauscht wurden, um bei den Deutschen unter dem Nazi-Regime nicht anzuecken. In anderen Darstellungen war zu hören, die Deutschen hätten ihre besten Läufer in den Individualrennen für diese Staffel geschont, sodass die US-Mannschaft auf den Staffeleinsatz von Owens und Metcalfe im Hinblick auf die Siegaussichten nicht würde verzichten können.

Darüber hinaus wurde kolportiert, dass Owens versucht habe, Robertson den Tausch der ursprünglich für den Einsatz geplanten Läufer auszureden und Glickman sowie Stoller aufzustellen.[4]

Video

Literatur

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 302f

Einzelnachweise

  1. Weltrekorde. 4 × 100 m Männer, rekorde-im-sport.de, abgerufen am 4. Juli 2021
  2. The XIth Olympic Games Berlin 1936, S. 659, digital.la84.org, englisch (PDF; 60.845 KB), abgerufen am 15. Juli 2021
  3. The XIth Olympic Games Berlin 1936, S. 606, digital.la84.org, englisch (PDF; 60.845 KB), abgerufen am 15. Juli 2021
  4. Athletics at the 1936 Berlin Summer Games: Men's 4 x 100 metres relay, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 19. September 2017
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