Musikjahr 1559

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Übersicht der Musikjahre
Weitere Ereignisse

Musikjahr 1559
CiprianoDeRore
Der franko-flämische Komponist, Sänger und Kapellmeister Cipriano de Rore, der seit 1546 am Hof von Herzog Ercole II. d’Este (1508–1559) in Ferrara als Kapellmeister gewirkt hat, wird um 1559 in München von Hofmaler Hans Mielich porträtiert. Das Porträt und zahlreiche weitere Miniaturen von Mielich fließen ein in eine Prachthandschrift der vier- bis achtstimmigen Motetten von Cipriano de Rore, die am Hof von Herzog Albrecht V. gefertigt wird. Zusammen mit zwei Kompositionszyklen von Orlando di Lasso wird der Inhalt dieses Prachtbands zu der am Münchner Hof gepflegten Musica reservata gerechnet.

Ereignisse

Hofkapelle von Kaiser Ferdinand I.

  • Christian Hollander, der sich Ende 1557 der Hofkapelle von Kaiser Ferdinand I. in Innsbruck angeschlossen zu haben scheint, ist dort ab 1559 sicher als Mitglied der Hofkapelle dokumentiert und ist hier bis zum Tod von Kaiser Ferdinand 1564 geblieben.
Herzogtum Bayern
  • Ludwig Daser ist seit 1552 Kapellmeister der Münchner Hofkantorei.
  • Franciscus Florius hat seit Herbst 1556 in München an der Hofkapelle von Herzog Albrecht V. eine Anstellung als Hofbassist. Neben seiner Tätigkeit als Sänger ist Florius, zusammen mit dem Hofkopisten Johannes Pollet, auch als Notenkopist eingesetzt.
  • Johannes de Fossa, der wahrscheinlich in den 1540er bis 1550er Jahren in Lüttich seine Ausbildung hatte, wird im letzten Vierteljahr 1559 zum Vizekapellmeister der Münchner Hofkapelle ernannt. In den vorhandenen Dokumenten wird Fossa allerdings weiterhin nur als Tenorist bezeichnet.
  • Orlando di Lasso hat seit September 1556 eine Anstellung als Tenorsänger am Hof Herzogs Albrecht V. in München. Dort bezieht er ein außerordentlich hohes Salär, was darauf hindeutet, dass er von Anfang an zeitweise neben Ludwig Daser auch als Kapellmeister tätig ist. 1559 erscheinen seine ersten französischen Chansons bei Adrian Le Roy in Paris.
  • Ivo de Vento, der im Zuge der Anwerbung junger Sänger aus den Spanischen Niederlanden, vielleicht durch Orlando di Lasso, im September 1556 oder etwas später an den herzoglich-bayerischen Hof von Albrecht V. nach München gekommen ist, wirkt hier zunächst bis September 1559 als Sängerknabe unter dem Hofkapellmeister Ludwig Daser. Nach Eintritt des Stimmbruchs wird er wegen seiner Begabung nicht entlassen, sondern bekommt ein Stipendium für ein Studium in Italien.
Markgrafschaft Antwerpen
Grafschaft Flandern
Grafschaft Holland
Tournai
  • Nicolas Gombert ist Kanoniker in Tournai, wo er seit 1534 eine kirchliche Sinekure innehat. Sein Name erscheint nicht in der Liste der Geistlichen, die in Tournai Messen gelesen haben, und er übt wohl keine priesterlichen Funktionen mehr aus.
Reichsstadt Nürnberg
  • Georg Forster lebt seit 1548 in Nürnberg, wo er zum Leibarzt von Abt Friedrich zu Hailsbronn ernannt wurde. In Nürnberg bleibt er 20 Jahre bis zu seinem Tod.
Kurpfalz
Hochstift Lüttich
  • Ludovicus Episcopius wirkt seit 19. Oktober 1545 als zangmeester an der Kollegiatkirche St. Servatius in Maastricht. Er bekommt mehrere Benefizien und wird Mitglied der Bruderschaft der Kapläne als einer der scriptores chori. Diese Stellung behält er bis ins Jahr 1566.
  • Jean De Latre ist seit November 1544 in der Nachfolge von Adam Lauri succentor an der Kirche St. Martin in Lüttich. Er leitet die Kapelle der Kirche fast 20 Jahre lang mit Geschick und Erfolg.
Vereinigte Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg
Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
Hamburg
Hochstift Straßburg
Kurfürstentum Sachsen
  • Gallus Dreßler, der 1557 die Universität Jena besucht hatte, wo Victorin und Johann Strigel ihn für die konfessionelle Überzeugung der Philippisten gewinnen konnten, ist seit 1558 als Nachfolger von Martin Agricola Kantor an der Lateinschule in Magdeburg.
  • Wolfgang Figulus, der von 1549 bis 1551 als Thomaskantor der Thomasschule in Leipzig gewirkt hat, ist von 1551 bis zu seiner Pensionierung 1588 Kantor und Lehrer an der Fürstenschule in Meißen. Er unterrichtet die Fächer Musik, Latein und Religion und sorgt für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste in der Afrakirche. 1559 veröffentlicht er in Nürnberg seine Musiksammlung Tricinia sacra ad voces pueriles.
  • David Köler, der 1556/57 Kantor in St. Joachimsthal (heute Jáchymov) war, ist von 1557 bis 1563 Kantor in Altenburg.
  • Mattheus Le Maistre, der wahrscheinlich vor 1554 am bayerischen Hof in München gewirkt hat, ist seit 1554 sächsischer Hofkapellmeister als Nachfolger von Johann Walter; ab dieser Zeit sind seine Kompositionen fast ausschließlich gedruckt überliefert. Die Hofkapelle umfasst seinerzeit 40 Musiker. Hier übernimmt er auch die Traditionen von Johann Walter und Georg Rhau, vertont Teile von Luthers Kleinem Katechismus und komponiert Choralmotetten zu Luther-Liedern. 1559 veröffentlicht er in Nürnberg das Werk Catechesis numeris musicis inclusa zu drei Stimmen.
  • Antonio Scandello, der 1549 mit fünf weiteren „welschen Musikern“ von Kurfürst Moritz von Sachsen bei einer Italienreise eingestellt wurde, ist Mitglied der Dresdner Hofkapelle.
  • Nikolaus Selnecker, der von Melanchthon 1557 als dritter Hofprediger nach Dresden empfohlen und daraufhin von Kurfürst August dorthin berufen wurde, übernimmt am 4. April 1559 zusätzlich die Leitung der Hofkapelle in Dresden.
  • Johann Walter, der seit 1548 Kapellmeister der Hofkantorei von Kurfürst Moritz war, lebt nach seiner Pensionierung 1554 in Torgau. Walters letzte Lebensjahre sind geprägt von Kompositionen und Dichtungen, die er seinen ehemaligen Landesherren widmet.
Erzherzogtum Österreich
  • Jakob Buus ist seit Spätherbst 1550 Mitglied der kaiserlichen Hofkapelle und Organist in Wien. Als Kapellmeister wirkt hier um diese Zeit Pieter Maessins, als weiterer Organist Christoph Kräll.
  • Johannes de Cleve ist, worauf Belege hindeuten, ab dem Jahr 1553 Sänger (Tenorist) in der Hofkapelle des österreichischen Regenten Erzherzog Ferdinand (1503–1564) in Wien. Mit Ferdinands Auftrag rekrutiert de Cleve 1559/60 in den Niederlanden acht neue Sänger für die Wiener Hofkapelle; dem Kaiser widmet er auch die beiden Bücher mit vier- bis sechsstimmigen Cantiones sacrae, die 1559 in Augsburg veröffentlicht werden.
  • Jakob Regnart ist seit dem Jahr 1557 Mitglied der Sängerkapelle am Habsburgischen Hof des Erzherzogs und späteren Kaisers Maximilians II. In diesem Dienst der Habsburger steht er für sein ganzes Leben.
  • Jacobus Vaet ist seit dem 1. Januar 1554 Kapellmeister in der Hofkapelle von Erzherzog Maximilian in Wien.
Freiburg im Breisgau
Alte Eidgenossenschaft
  • Homer Herpol ist seit 1550 in Freiburg (Schweiz) als Kantor an der Kirche St. Nikolaus angestellt. Neben seiner Kantorentätigkeit wirkt Herpol auch am Dekanatsgericht, später auch am neu geschaffenen Chorgericht.
Königreich Böhmen
Herzogtum Mailand
  • Hoste da Reggio ist als Nachfolger von Simon Boyleau maestro di cappella an der Kathedrale von Mailand.
  • Matthias Hermann Werrecore wirkt von August bis Dezember 1559 beim Domchor in Mailand als Tenorsänger mit, fühlt sich dieser Aufgabe dann aber nicht mehr gewachsen.
Herzogtum Toskana

Königreich Dänemark und Norwegen

Chapel Royal von Elisabeth I.

  • Thomas Tallis, der 1543 zum „Gentleman of the Chapel Royal“ in London ernannt wurde, bekleidet dieses Amt in den folgenden vierzig Jahren.

Diözese Ely

Chapelle Royale von Heinrich II. / Franz II.

Lyon

Metz

  • Claude Goudimel, der wahrscheinlich seit 1549 und bis 1557 an der Universität Paris studiert hatte und seit 1553 Teilhaber des Verlagshauses von Nicolas Du Chemin (1520–1576) ist, lebt ab 1557 bis etwa 1567 in Metz. In seiner fruchtbarsten Periode zwischen 1551 und 1558 schreibt er die meisten seiner Psalmen, Chansons, Motetten und Messen. 1558 veröffentlicht er in Paris bei Le Roy & Ballard vier Messen zu vier Stimmen.

Paris

Herzogtum Ferrara, Modena und Reggio

  • Cipriano de Rore, der seit 1546 am Hof von Herzog Ercole II. d’Este (1508–1559) in Ferrara als Kapellmeister gewirkt hat und von März bis Dezember 1558 wegen des Todes seines Bruders Celestinus nach Flandern gereist war, muss im Juli 1559 nochmals nach Flandern reisen, weil infolge des Unabhängigkeitskriegs die Stadt Ronse am 19. Juli 1559 niedergebrannt wird und seine Eltern ihr Hab und Gut verlieren. Zwischenzeitlich ist am 3. Oktober 1559 sein Dienstherr Herzog Ercole verstorben, und Cipriano de Rore bemüht sich nach seiner Rückkehr um die Verlängerung seiner Kapellmeisterstelle beim Nachfolger Alfonso II. d’Este. Die Stelle bekommt jedoch Francesco dalla Viola, der dem Herzog bei der Veröffentlichung von Willaerts Musica Nova behilflich gewesen ist.
  • Giaches de Wert, der ab Mitte der 1550er Jahre offenbar vorübergehend in Ferrara gewirkt hat, lebt seit 1557 – überredet von Cipriano de Rore – wieder in Novellara bei Graf Alfonso I. Gonzaga.

Kirchenstaat

  • Giovanni Animuccia ist seit 1555 als Nachfolger von Giovanni Pierluigi da Palestrina Kapellmeister der Cappella Giulia an St. Peter im Vatikan.
  • Filippo Azzaiolo ist in seiner Geburtsstadt Bologna ab etwa 1557 als Sänger aktiv und verbringt dort sein gesamtes Leben. Zu seiner Zeit war in Norditalien die Villotta, ein durchkomponiertes vierzeiliges volkstümliches Lied von tänzerischem Charakter, dessen Ursprung wohl in Venedig lag, sehr beliebt. Azzaiolo komponiert neben einigem anderen drei Bände dieser Werke, die darin als Villote alla Padona bezeichnet sind. 1559 veröffentlicht er in Venedig sein Il secondo libro di Villotte del fiore alla padoana con alcune napolitane e madrigali a quatro voci, das u. a. Stücke von Jakob Arcadelt, A. Ganassi und G. T. Lambertini enthält.
  • Giulio Caccini ist wahrscheinlich Mitglied im Knabenchor der Cappella Giulia.
  • Ghiselin Danckerts ist seit 1538 Sänger der päpstlichen Kapelle in Rom. Er wird dieses Amt bis 1565 ausüben.
  • Ghinolfo Dattari erhält ab Februar 1555 in Bologna eine Anstellung als Sänger in der Kapelle von San Petronio, der er 62 Jahre lang, bis zu seinem Tode angehörte.
  • Domenico Ferrabosco, der seit 1551 Sänger der päpstlichen Kapelle in Rom war, ist seit 1555 Kapellmeister in seiner Heimatstadt Bologna.
  • Jacobus de Kerle wirkt seit 1555 wieder als Magister capellae an der Kathedrale von Orvieto. In dieser Position war er hier bereits von 1548 bis 1550 tätig gewesen.
  • Giovanni Pierluigi da Palestrina ist seit dem 1. Oktober 1555 als Nachfolger von Orlando di Lasso Kapellmeister der Cappella Pia an San Giovanni in Laterano, dem römischen Bischofssitz des Papstes. Die Position ist finanziell und personell deutlich schlechter ausgestattet als seine vorangegangenen Positionen. Dennoch festigt der Komponist sein Ansehen durch das Erscheinen von Madrigalen in dichter Folge in renommierten Sammeldrucken.

Markgrafschaft Mantua und Montferrat

Königreich Neapel

Notensatz aus Adrian Willaerts Musica nova

Republik Venedig

Hofkapelle von Sigismund II. August

  • Valentin Bakfark ist von 1549 bis 1566 Lautenist am Hof des polnischen Königs und Großfürsten von LitauenSigismund II. August in Vilnius.
  • Mikołaj Gomółka lebt am Hof von König Sigismund II. August von Polen. Seit 1548 war er Schüler eines königlichen Fistulators (hervorragende Instrumentalisten des Königs) namens Jan Klaus, bei dem er 10 Jahre verbrachte. Danach ist Gomółka ebenfalls als Fistulator Mitglied in der Kapelle.
  • Wacław z Szamotuł ist seit dem 6. Mai 1547 Mitglied der königlichen Kapelle von König Sigismund II. August von Polen in Vilnius.

Krakau

  • Krzysztof Borek, der zunächst Chorknabe und später Mitglied der Krakauer Hofkapelle war, ist von 1556 bis 1572 deren Kapellmeister.
Vilnius

Hofkapelle von Philipp II.

  • Antonio de Cabezón ist Hoforganist Philipps II.
  • Nicolas Payen, der seit 1540 in der Hofkapelle von Kaiser Karl V. als clerc d’oratoire und chapelain des hautes messes gewirkt hat, steht nach der Abdankung Karls V. im Oktober 1555 als Hofkapellmeister in den Diensten von dessen Sohn und Nachfolger Philipp II. 1558 wird er außerdem noch zum Kanoniker an der Kollegiatkirche in Tournai ernannt. Der Komponist stirbt Ende Februar 1559 in Brüssel und wird am 6. März auf dem Friedhof der dortigen Kirche St. Gudula beigesetzt.

La Seu d’Urgell

Sevilla

  • Francisco Guerrero ist seit 1551 Assistent von Kapellmeister Fernández de Castileja und Chorregent an der Kathedrale von Sevilla.
  • Alonso Mudarra ist seit dem 18. Oktober 1546 Kanoniker an der Kathedrale von Sevilla. In dieser Stadt hat er einen bedeutenden Einfluss auf das Musikleben und bleibt dort noch 34 Jahre bis an sein Lebensende. Zu seinen Aufgaben an der Kathedrale gehört die Leitung aller musikalischen Aktivitäten. Hierzu gehören die Beauftragung von Instrumentalisten, der Kauf und die Leitung des Aufbaus einer neuen Orgel und die enge Zusammenarbeit mit Komponisten für die vielfältigen festlichen Anlässe.

Vokalmusik

Geistlich

Geistlich und weltlich

Weltlich

Musiktheoretische Schriften

Geboren

Geburtsdatum gesichert

  • 3. Februar (getauft): Sebastian Hainlein der Ältere, deutscher Trompetenmacher († 1631)[1]

Genaues Geburtsdatum unbekannt

  • Paolo Cavalieri, italienischer Theologe, Sänger und Komponist († 1613)[1]
  • Adam Gumpelzhaimer, deutscher Komponist, Musiklehrer und -theoretiker († 1625)
  • Pietro Pace, italienischer Komponist († 1622)[1]

Geboren um 1559

  • Paul Homberger, deutscher Komponist, Kantor und Dichter († 1634)[1]
  • Johann Steffens, deutscher Organist und Komponist († 1616)[1]

Gestorben

Todesdatum gesichert

Genaues Todesdatum unbekannt

Gestorben um 1559

Gestorben nach 1559

Einzelnachweise

  1. MGG Online – Zeitstrahl 1559 – Geburtsdaten. Abgerufen am 3. Februar 2021.
  2. MGG Online – Zeitstrahl 1559 – Sterbedaten. Abgerufen am 10. Februar 2021.
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