Mecklenburger Militär
Das Mecklenburger Militär waren die Heeresformationen der mecklenburgischen Teilstaaten von den Anfängen der stehenden Heere bis zur Auflösung der alten mecklenburgischen Truppenteile nach Ende des Ersten Weltkrieges. Verglichen mit dem großen südlichen Nachbarn Preußen aber auch mit Bayern oder Sachsen handelte es sich um eine kleine bewaffnete Macht von einigen Regimentern Infanterie, Kavallerie und Artillerie, die in Brigaden (Infanterie- und Kavalleriebrigade) organisiert war. Organisation, Ausrüstung und Ausbildung erreichten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Stand der großen Armeen in Deutschland. Bereiche wie zum Beispiel das Sanitätswesen waren sogar vorbildlich organisiert.
Napoleonische Zeit
Nach der Besetzung Mecklenburgs durch die napoleonischen Truppen im Jahr 1806 und der Flucht der Herzöge nach Altona wurde das Land einem französischen Gouverneur unterstellt. 1807 kehrten die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin zurück und traten wie auch die von -Strelitz 1808 dem Rheinbund bei. Das mecklenburgische Truppenkontingent umfasste etwa 2.300 Mann. Davon kamen aus Mecklenburg-Schwerin 1.900 aus Mecklenburg-Strelitz 400 Mann, wo man die alte, 1701 gegründete Garde zu Pferde aufgelöste, die im selben Jahr aufgestellte Garde zu Fuß und das Distriktshusaren-Korps aber bestehen ließ.
Mecklenburg-Schwerinsche Truppen sollten 1809 den Zug des Schillschen Korps nach Stralsund am Mecklenburger Pass bei Ribnitz verhindern – sie taten nichts dazu. Das Mecklenburg-Strelitzer Bataillon versah zeitweilig Garnisonsdienst in Greifswald hatte bei Richtenberg Vorpostengeplänkel mit dem Schillschen Korps zu bestehen und floh unter Verlust aller Bagage nach Anklam.
Im Feldzug gegen Russland 1812 kämpften die Mecklenburger in der Großen Armee Napoleons. Die Strelitzer stellten ein Bataillon, das in das 127. französische Linien-Infanterieregiment eingegliedert wurde. Mit dem Einmarsch nach Russland wurde das Bataillon in eine Besatzungstruppe und eine Kampfgruppe aufgeteilt. Letztere nahm (eventuell) an der Schlacht bei Walutina Gora teil, wo das französische Regiment von Napoleon mit einem Adler ausgezeichnet wurde, kam bis Moskau und zog sich nach dem Brand unter Zurücklassung von Kranken, Verwundeten und der Bagage zurück. Die Besatzungstruppe befand sich mit Oberst von Bonin, dem Bataillonskommandeur, unter schwierigen Bedingungen in Widsy, wurde angegriffen und zog sich schließlich zurück. Insgesamt registrierte man im Laufe der Jahre (bis 1827) ca. ein Drittel Mecklenburg-Strelitzer Rückkehrer.
Die Mecklenburg-Schweriner gehörten zur 5. Infanteriedivision im 1. Armeekorps Napoleons. Nur 68 (nach anderen Quellen 56) mecklenburg-schwerinsche Soldaten kamen aus dem Feldzug zurück.
Befreiungskriege
Am 25. März 1813 sagte sich der Schwerinsche Herzog Friedrich Franz I. als erster Rheinbundfürst von Napoleon los und trat an die Seite Russlands und Preußens. Am 30. März folgte der Strelitzer Herzog. Neue Truppen wurden aufgestellt. Das Mecklenburg-Strelitzische Husaren-Regiment, die C-Husaren, eine aus Freiwilligen aufgestellte Einheit unter Ernst Friedrich Wilhelm von Warburg, nahm im Rahmen der preußischen Schlesischen Armee unter Blücher an vielen wichtigen Schlachten der Befreiungskriege, darunter an der Schlacht bei Goldberg/Schlesien, an der Schlacht an der Katzbach (ohne hier direkt ins Kampfgeschehen einzugreifen) und an der Völkerschlacht bei Leipzig am 16. Oktober bei Möckern teil. Bei Möckern gelang dem Mecklenburg-Strelitzer Husaren Joachim Christian Timm die Eroberung des Adlers des französischen 1. Marine-Artillerie-Regiments. Die ebenfalls auf freiwilliger Basis rekrutierten Schwerinschen Truppen handelten gemeinsam mit preußischen Einheiten auf dem nordwestlichen Kriegsschauplatz.
Insgesamt stellte Mecklenburg bei einer Gesamtbevölkerung von weniger als 500.000 Einwohnern in den Befreiungskriegen etwa 13.000 Soldaten. Nach Beendigung des Feldzuges 1815 kehrten die Truppen nach Mecklenburg zurück und wurden von der Bevölkerung begeistert empfangen.
Vom Wiener Kongress bis zum Norddeutschen Bund 1867
Der Wiener Kongress brachte für beide Mecklenburger Herzöge die Standeserhöhung zu Großherzögen, einen Anteil an der französischen Kriegsentschädigung und für Strelitz ein neues Territorium an der Saar, das an Preußen verkauft wurde. Beide Mecklenburg wurden Mitglieder des Deutschen Bundes und das Militär Teil des Bundesheeres. Die mecklenburgischen Truppen waren Teil des X. Armeekorps.
Mecklenburgisch-Schweriner Truppen nahmen 1848/49 im Verband der preußischen Armee am Feldzug gegen das revolutionäre Baden teil. Im selben Zeitabschnitt waren Mecklenburg-Strelitzer Truppen zur Küstensicherung in Rostock zu Wachdiensten in Bützow und zum Einsatz gegen Dänemark ausgerückt. 1860 kam man in Neustrelitz nach langem Zögern und Verhandeln der Verpflichtung zur Stellung wenigstens eines so genannten Spezialtruppenteils nach und stellte eine Artilleriebatterie auf. Diese Batterie zählte später zum Holsteinschen Feldartillerie-Regiment Nr. 24, war der in Güstrow stationierten Abteilung zugeordnet und galt dann offiziell, weil sie in Neustrelitz bleiben sollte, als nach Neustrelitz kommandiert.
Teil des mecklenburgischen Militärs waren auch die bis 1918 existierende Großherzogliche Landesgendarmerie und das bereits 1798 gegründete Mecklenburg-Strelitzer Distriktshusaren-Korps.
Im Norddeutschen Bund
Nach dem preußischen Sieg gegen Österreich 1866 wurde der Norddeutsche Bund unter Preußens Führung und Ausschluss Österreichs gegründet. In der Folgezeit bildeten die zwei Mecklenburg-Schweriner und das Mecklenburg-Strelitzer Bataillon das Mecklenburgische Grenadier-Regiment Nr. 89, dann das Großherzoglich Mecklenburgische Grenadier-Regiment Nr. 89. Das Bataillon aus Neustrelitz bildete darin das II. Bataillon, behielt seine goldenen Litzen und rot-goldenen Schulterklappen, während die Bataillone aus Schwerin silberne Litzen und weiß-rote Schulterklappen trugen.
Im Deutschen Reich
Im 1871 gegründeten Deutschen Reich bildeten die mecklenburgischen Truppen einen Teil der preußischen Armee und zählten zur 17. Division.
Es bestanden folgende Truppenteile:
Infanterie
Die mecklenburgischen Infanterietruppenteile bildeten die 34. Großherzoglich Mecklenburgische Brigade.
Großherzoglich Mecklenburgisches (Garde)Grenadier-Regiment Nr. 89 mit Garnisonen in Schwerin und Neustrelitz. Dieses Regiment war als Garderegiment auch für den besonderen Dienst bei den Landesherren bestimmt. Einheiten dieses Regiments stellten die Schlossgarden in Schwerin und Neustrelitz. Die Offiziere und Soldaten des Regiments trugen als einziger Truppenteil des Deutschen Heeres zur Parade Bärenfellmützen, allerdings nur die beiden Bataillone in Schwerin.
Großherzoglich Mecklenburgisches Füsilier-Regiment „Kaiser Wilhelm“ Nr. 90" mit Garnisonen in Rostock und Wismar.
Außer diesen beiden Regimentern bestand noch das Großherzoglich Mecklenburgische Jägerbataillon Nr. 14 mit Garnison in Colmar im Elsass.
Kavallerie
Die mecklenburgischen Kavallerietruppenteile bildeten die 17. Großherzoglich Mecklenburgische Kavalleriebrigade des Deutschen Heeres.
- 1. Großherzoglich Mecklenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 17 mit Garnison in Ludwigslust.
- 2. Großherzoglich Mecklenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 18 mit Garnison in Parchim.
Artillerie
Die Artillerietruppenteile bildeten die 17. Feldartillerie-Brigade des Deutschen Heeres.
- Großherzoglich Mecklenburgisches Feldartillerie-Regiment Nr. 60 mit Garnison in Schwerin.
- Holsteinisches Feldartillerie-Regiment Nr. 24 mit einer Abteilung in Güstrow und einer Batterie in Neustrelitz.
Festungen
In Mecklenburg bestand von 1559 bis 1894 die Festung Dömitz bei der gleichnamigen Stadt.
Quellen und Literatur
- Otto Vitense: Die Geschichte von Mecklenburg. Gotha 1920
- Erna Keubke; Klaus-Ulrich Keubke: Das Mecklenburger Militär und seine Uniformen im Biedermeier. Hinstorff, Rostock 1991
- Wolf Karge; Hartmut Schmied; Ernst Münch: Die Geschichte Mecklenburgs. Hinstorff, Rostock 1993
- Jürgen Borchert: Mecklenburgs Großherzöge. Demmler-Verlag, Schwerin 1992
- Klaus-Ulrich Keubke: Kleine Militärgeschichte Mecklenburgs. Stock & Stein, Schwerin 1995
- Jean Bellmann: Skizzen zur Mecklenburg-Strelitzer Militärgeschichte 1701 bis 2018. Neustrelitz 2019