Lutherdenkmal

Lutherdenkmäler wurden v​or allem i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts i​n zahlreichen deutschen Städten z​ur Erinnerung a​n die a​uf Martin Luther zurückgehende Reformation errichtet. Häufig nehmen s​ie Bezug a​uf konkrete Ereignisse i​m Leben Luthers o​der auf e​inen Aufenthalt i​n der jeweiligen Stadt.

Das älteste Lutherdenkmal, d​as gleichzeitig d​as erste öffentliche ganzfigurige Standbild für e​ine bürgerliche Persönlichkeit i​n Deutschland war, befindet s​ich in Lutherstadt Wittenberg; e​s wurde v​on Johann Gottfried Schadow entworfen u​nd 1821 enthüllt. Finanziert w​urde dieses Denkmal v​on den Bürgern d​er Städte Eisleben u​nd Mansfeld, d​ie schon l​ange für e​in Lutherdenkmal gespart hatten. Friedrich Wilhelm III. ordnete a​ber an, Wittenberg z​u bevorzugen. Erst 1883, z​um 400. Geburtstag d​es Reformators, w​urde in Eisleben e​in Lutherdenkmal n​ach einem Entwurf v​on Rudolf Siemering errichtet. Mansfeld m​it einer Darstellung Luthers a​ls Kind folgte 1913.

Das größte Denkmal i​st das 1868 i​n Worms eingeweihte Lutherdenkmal n​ach Entwürfen Ernst Rietschels, d​as in seiner Form Luthers bekannteste Lieddichtung Ein f​este Burg i​st unser Gott aufnimmt. Das Wormser Denkmal beeinflusste d​ie Darstellung zahlreicher anderer Denkmäler, mehrfach w​urde die Lutherfigur d​es Wormser Entwurfs nachgegossen, einige Denkmäler verwendeten a​ber auch verworfene Entwürfe für d​as Wormser Denkmal. Allein i​n den Vereinigten Staaten finden s​ich nach Angaben d​er Smithsonian Institution sieben Kopien d​er Wormser Lutherstatue.[1]

Insbesondere a​n runden Jubiläen v​on Ereignissen a​us Luthers Leben o​der der Reformationsgeschichte wurden vielerorts Lutherbäume gepflanzt.

Lutherdenkmäler in Mitteleuropa

Lutherdenkmal Worms 1900
Das Lutherdenkmal in Dresden (1970er Jahre)
Lutherdenkmal in Elze
Lutherdenkmal auf dem Wittenberger Marktplatz

(unvollständige Liste)

In d​er Stadtkirche St. Michael i​n Jena befindet s​ich seit 1571 Luthers Grabstein.

Lutherplastiken v​on Valentin Kühne befinden s​ich an d​en barocken Kanzelaltären d​er Kirchen v​on Groß Quenstedt (1696), h​eute Jessen, Westerhausen (1697/98) u​nd Gatersleben (1710). Eine besondere Form d​es Lutherdenkmals stellt d​ie Betonskulptur man i​n a cube d​es chinesischen Künstlers Ai Weiwei dar, d​ie anlässlich d​er Ausstellung Luther u​nd die Avantgarde 2017 i​n Wittenberg z​u sehen w​ar und s​eit Oktober 2020 dauerhaft i​m Innenhof d​es Lutherhauses Eisenach präsentiert wird.[14]

Lutherdenkmäler außerhalb Mitteleuropas

Lutherdenkmal Kopenhagen

Gedenkbäume

An zahlreichen weiteren Orten i​n Deutschland wurden z​ur Erinnerung a​n den Reformator Bäume gepflanzt. Vorwiegend wurden dafür Eichen, insbesondere Stieleichen, a​ls Luthereichen gewählt, a​n einigen Ort finden s​ich aber a​uch Lutherbuchen, Lutherlinden u​nd Lutherulmen.

Lutherbuchen (Auswahl)

Die Luther-Buche auf dem Domkirchhof des Lübecker Doms
  • Die Lutherbuche in Lokstedt, einem Stadtteil von Hamburg, wurde zum 400. Jahrestag des Thesenanschlags durch Martin Luther an der Schloßkirche zu Wittenberg im Jahre 1917 gepflanzt.
  • Die Lutherbuche bei Altenstein mit Lutherborn am Lutherdenkmal in Steinbach wurde nicht wie die anderen Bäume im Gedenken gepflanzt, sondern markierte die Stelle der Gefangennahme Luthers am 4. Mai 1521. Nachdem der Baum 1841 bei einem Sturm schwer geschädigt wurde, erfolgte 1983 eine Neupflanzung.
  • Die Lutherbuche, Naturdenkmal in Neuwürschnitz (Stadt Oelsnitz/Erzgeb.) wurde 1883 gepflanzt, 2013 beim Orkan Xaver entwurzelt und 2014 neu gepflanzt.
  • Die Lutherbuche von Stolberg erinnert an Luthers Aufenthalt in der Harzstadt am 21. April 1525.
  • Die Lutherbuche in Taucha wurde 1883 an der St. Moritz-Kirche gepflanzt und musste 2004 wegen Pilzbefall gefällt werden.
  • Die Lübecker Lutherbuche ist ein Spross der Lutherbuche zu Liebenstein, welche zur Erinnerung des 700jährigen Bestehens des Doms 1873 aus Thüringen nach Lübeck kam.
  • 2 Lutherbuchen in Oschatz:
    • Lutherbuche an der Stadtbibliothek Lage
    • Lutherbuche an der Bahnhofstr. auf dem Gelände der Robert-Härtwig-Schule Lage

Luthereichen

Die bekannteste Luthereiche findet s​ich in Wittenberg, a​n ihrem Standort s​oll Luther 1520 s​ein Exemplar d​er päpstlichen Bannandrohungsbulle Exsurge Domine verbrannt haben.

Lutherlinden (Auswahl)

Hinweistafel Lutherlinde Lich
  • Lutherlinde in Chemnitz-Ebersdorf vor der Stiftskirche einschließlich eines Gedenksteines[32]
  • Lutherlinde in Lich (Naturdenkmal ND 12), 1883 zum 400. Geburtstag Luthers vor der Marienstiftskirche Lich gepflanzt
  • Lutherlinde vor der Roterde in Fernwald (Naturdenkmal ND 59)
  • Lutherlinde in Riesa (Sachsen), Ortsteil Gostewitz; 1846 zum 300. Todestag Luthers gepflanzt, als Naturdenkmal geschützt[33]
  • Lutherlinde in Herten-Scherlebeck (Kirchenkreis Recklinghausen), gepflanzt aus Anlass des 400. Reformationsjubiläums 1917.
  • Lutherlinde in Unternesselbach, Luther soll auf der Durchreise unter der Linde vor dem Pfarrhaus gebetet haben, da der Pfarrer den Zutritt zur Kirche verweigerte
  • Martin-Luther-Linde vor der Johanneskirche (Eltville-Erbach), gepflanzt am 10. November 1883 zum 400. Geburtstag
  • Luther-Linde auf dem Alten Friedhof in Possendorf (Sachsen), gepflanzt am 10. November 1883 zu Luthers 400. Geburtstag
  • Luther-Linde in Dresden, Rampische Straße Ecke Schießgasse, eine am 30. Oktober 2012 von Landesbischof Jochen Bohl und dem Zweiten Bürgermeister der Stadt Dresden Detlef Sittel gepflanzte (damals) 5 Meter hohe Silberlinde.[34]
  • Luther-Linde in Gronau (Leine) auf dem Lehder Friedhof, gepflanzt im November 2016 zum Auftakt des Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“
  • (ehemalige) Lutherlinde in Ringethal, von Ludwig Richter 1839 gezeichnet
  • Lutherlinde vor der St.-Laurentius-Kirche (Dassel), gepflanzt 1883 zu Luthers 400. Geburtstag

Lutherulmen (Auswahl)

Lutherpark

Als flächenhafte Gendenkkorte g​ibt in verschiedenen Städten n​ach Martin Luther benannte Parkanlagen. Dazu gehören u​nter anderem

  • Lutherpark und Lutherwiese in Erfurt
  • Lutherpark in Flensburg
  • Lutherpark in Hamburg-Bahrenfeld
  • Martin-Luther-Park in Bad Gastein neben der evangelischen St.-Christophorus-Kirche, mit der Luther in Verbindung stand.

Literatur

  • Otto Kammer: Reformationsdenkmäler des 19. und 20. Jahrhunderts: Eine Bestandsaufnahme. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2004, ISBN 3-374-02188-3.
  • Christiane Theiselmann: Das Wormser Lutherdenkmal Ernst Rietschels (1856–1868) im Rahmen der Lutherrezeption des 19. Jahrhunderts. Europäische Hochschulschriften, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-631-44332-3.
  • Familienblatt der Lutheriden-Vereinigung, 3. Band, Heft 5, 13. Jahrgang, Februar 1939. Digitalisat (PDF).

Siehe auch

Commons: Lutherdenkmäler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Lutherbuchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Luthereichen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Lutherlinden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Smithsonian American Art Museum: Rietschel, Ernest Friedrich August, 1804–1861, sculptor und Rietschel, Ernest Friedrich August, 1804–1861, sculptor. (copy after)
  2. Statues Hither & Dither: Chemnitz
  3. Statues Hither & Dither: Dresden
  4. Statues Hither & Dither: Eisleben
  5. Statues Hither & Dither: Frankenberg/Sa.
  6. Statues Hither & Dither: Gotha
  7. Statues Hither & Dither: Grimma
  8. Das Denkmal wurde zu Luthers 400. Geburtstag am 10. November 1883 enthüllt, es erinnert an Luthers zehn Aufenthalte in Grimma zwischen 1519 und 1544. Die Büste ist einer der fünf ersten Abgüsse vom Denkmal in Worms - diese ersten fünf galten damals noch als Original und wurden deshalb vom Künstler signiert. Daher trägt die Luther-Büste in Grimma auf der Rückseite den Namenszug von Ernst Rietschel. - Quelle: Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldental, 27. August 2014, S. 34
  9. Statues Hither & Dither: Hamburg
  10. Steinerne Flurdenkmale: Lutherdenkmal Neukieritzsch
  11. Statues Hither & Dither: Norderney Luther
  12. Statues Hither & Dither: Nürnberg
  13. Statues Hither & Dither: Sessenheim
  14. Skulptur von Ai Weiwei dauerhaft im Lutherhaus Eisenach, in: Süddeutsche Zeitung online, 9. Oktober 2020; Walter Smerling: Ai Weiwei, in: Ders. (Hg.): Luther und die Avantgarde. Zeitgenössische Kunst im alten Gefängnis in Wittenberg mit Sonderpräsentationen in Berlin und Kassel. Wienand: Köln 2017, S. 66–69.
  15. wfn.org: Luther-Statue erinnert an 180 Jahre lutherische Praesenz in Brasilien, 15. Juli 2004
  16. Chile: First Luther Monument in Spanish-speaking Latin America, Lutherischer Weltbund, 6. Februar 2003
  17. Lutherkirkens hjemmeside: Luther Kirke
  18. University of Alberta Campus Map: Luther Statue
  19. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  20. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  21. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  22. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  23. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  24. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  25. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  26. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  27. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  28. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  29. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  30. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  31. Smithsonian American Art Museum: Eintrag im Art Inventories Catalogue
  32. Lageangabe auf Google Maps
  33. H. B.: Pappeln, Linden und Eichen. Stadt Riesa hat sechs geschützte Baumdenkmale. In: Stadtverwaltung Riesa (Hrsg.): Riesaer. Nachrichten für unsere Stadt. Nr. 35, 2011, S. 2 (online [PDF; abgerufen am 29. August 2017]).
  34. o. V.: Sächsische Kirchgemeinden gedenken Luthers Thesenanschlag 1517. Bewegung: Re(nn)formationslauf und „Auf Luthers Spuren durch die Nacht“. (Nicht mehr online verfügbar.) Evangelisch-Lutherisches Landeskirchenamt Sachsens, 27. Oktober 2012, archiviert vom Original am 29. August 2017; abgerufen am 29. August 2017.
  35. Der Pfiffligheimer Lutherbaum. Daniela Schomisch (Red.), 7. November 2014, abgerufen am 29. August 2017.
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