Gatersleben
Gatersleben ist ein Ortsteil der Stadt Seeland im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt. Seit der Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Seeland am 15. Juli 2009 wurde der eigenständige Ort von der Stadt Seeland mitverwaltet und zum 1. September 2010 zwangszugeordnet.[1]
Gatersleben Stadt Seeland | |
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Höhe: | 112 m ü. NN |
Fläche: | 16,15 km² |
Einwohner: | 2272 (31. Dez. 2009) |
Bevölkerungsdichte: | 141 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. September 2010 |
Postleitzahl: | 06466 |
Vorwahl: | 039482 |
Lage von Gatersleben in Seeland | |
Geografie
Gatersleben liegt im nördlichen Harzvorland. Durch den Ort fließt die Selke.
Geschichte
Bereits in der Steinzeit wurde der Raum um Gatersleben bewohnt. Der Ort ist namensgebend für die neolithische Gaterslebener Kultur, die in Mitteldeutschland verbreitet ist und zu den Epi-Rössener Gruppen gezählt wird. Die Keramik dieser Epoche wurde hier erstmals gefunden.
Erwähnt wird der Ort Gatersleben erstmals im Jahre 964 in einer Urkunde (siehe auch Burg Gatersleben), in der geschrieben steht, dass Markgraf Gero dem von ihm gegründeten Kloster Gernrode unter anderen Gütern drei Hufen in „antiquo Gatersleve“ schenkte.
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Domäne Gatersleben mit der Landgemeinde Gatersleben vereinigt.[2]
Politik
Wappen
Blasonierung: „Geteilt durch einen silbernen Streifen oben in Grün sieben goldene Ähren nebeneinander, unten in Blau über drei silbernen Wellenlinien ein linksgewendeter silberner Hecht mit schwarzen Flossen.“
Das Wappen wurde am 20. März 1995 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt. | |
Wappenbegründung: In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Selke umgeleitet und es entstand der „Große Gaterslebensche-Ascherslebensche See“, der von 1450 bis 1700 existierte. Im Wappen von Gatersleben findet man daher einen Hecht, der an diesen See erinnert. Die 7 Ähren sollen die für Gatersleben so bedeutende Landwirtschaft darstellen. Durch den Einfluss der preußischen Könige wurde der See im 18. Jahrhundert wieder trockengelegt, um für die Landwirtschaft noch mehr Acker- und Weideland zu gewinnen. |
- Historisches Wappen
Blasonierung: „Geteilt; oben in Gold 10 grüne Rohrhalme mit schwarzen Kolben nebeneinander; unten in Blau ein silberner Hecht mit goldenen Flossen.“
Das Wappen wurde von dem Staatsarchivrat Otto Korn aus Magdeburg gestaltet und am 10. Oktober 1938 durch den Oberpräsidenten der Provinz Sachsen verliehen. | |
Wappenbegründung: Das Wappen stützt sich auf das älteste bekannte Siegel aus dem 16. Jahrhundert, dass in späteren Siegeln nicht richtig wiedergegeben war. Das älteste Siegel zeigt im oberen Feld 10 Rohrkolben nebeneinander und im unteren Feld einen Hecht. Der Hecht und die Rohrkolben sind eine Anspielung an den ungeheuren Reichtum an Fischen und besonders Hechten im früheren Gaterslebener See. |
Partnerschaft
Seit 1990 unterhält Gatersleben eine Partnerschaft mit dem Flecken Delligsen im Landkreis Holzminden in Niedersachsen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Der „Oberhof“ der ehemaligen preußischen Staatsdomäne mit seiner Parkanlage, den Resten der Burg Gatersleben mit dem Burgfried (Pallas) und das heute als Rathaus genutzte Herrenhaus mit seinen restaurierten schönen Jugendstilsälen und die Heimatstube
- Die evangelische St.-Stephani-Kirche zu Gatersleben mit dem Kirchhof mit guterhaltenen Bruchsteinmauern als Begrenzung und dem unter Denkmalschutz stehenden 400-jährigen Pfarrgehöft nebst Taubenturm und dem zum Gemeindezentrum umgebauten ehemaligen Stallgebäude
- Die Fischteiche im Einzugsbereich der Selke und der sich im Ortskern befindliche Heckenteich am Mühlgraben
Gedenkstätte
Die Grabstätte auf dem Friedhof für einen namentlich bekannten Polen, der während des Zweiten Weltkrieges ein Opfer von Zwangsarbeit wurde.
Wirtschaft und Infrastruktur
Am 31. Dezember 2008 betrug die Anzahl der Firmen in der Gemeinde Gatersleben fast 130 mit über 1600 Beschäftigten. Dabei handelt es sich überwiegend um kleine und mittelständische Unternehmen sowie die zwei größten Firmen – Novelis Deutschland GmbH und Joseph Cyril Bamford (kurz: JCB) Vibromax GmbH. Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung hat etwa 500 Mitarbeiter. Es hat seinen Ursprung in dem noch in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges in Wien von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gegründeten Institut für Kulturpflanzenforschung. Nach dem Krieg wurde es am nordöstlichen Harzrand in Gatersleben aufgebaut und zu einem großen Forschungszentrum für Genetik und Kulturpflanzenforschung ausgebaut. Im Jahr 1969 wurde es in Zentralinstitut für Genetik und Kulturpflanzenforschung umbenannt. Die Joseph Cyril Bamford (kurz: JCB) Vibromax GmbH hat ihren Ursprung in der im Jahr 1907 gegründeten A. Heucke Dampfpflug-Lokomotiv-Fabrik Gatersleben und dessen Nachfolger VEB Baumaschinen Gatersleben, der zum Kombinat Baukema in Leipzig gehörte. Im Jahr 2014 schloss Vibromax das Werk in Gatersleben, dessen Gebäude teilweise von anderen Firmen weiter genutzt werden.[3]
Verkehrsanbindung
Gatersleben wird von den Regionalexpress-Zügen Halle–Halberstadt(–Goslar) der Abellio Rail Mitteldeutschland im Stundentakt angefahren. Zusätzlich hält alle zwei Stunden die Regionalbahn Aschersleben–Halberstadt.
Ebenfalls ist Gatersleben durch Buslinien der Harzer Verkehrsbetriebe von/nach Quedlinburg und Kreisverkehrsgesellschaft Salzland von/nach Aschersleben erreichbar.
Die Verkehrsanbindungen über das Straßennetz sind durch die vierspurig ausgebaute Bundesautobahn 36 ideal. Diese verläuft von der Bundesautobahn 39 in Niedersachsen bis zur Autobahn 14 in Sachsen-Anhalt.
Der Flughafen Magdeburg-Cochstedt befindet sich ebenfalls in unmittelbarer Nähe.
Durch den Ort verläuft der Europaradweg R1, der das französische Boulogne-sur-Mer mit Sankt Petersburg in Russland verbindet.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Adolf Friedrich von Oppen (1762–1834), preußischer Generalleutnant
- Philipp August Klein (1788–1875), preußischer Generalmajor
- Monika Hohmann (* 1959), Landtagsabgeordnete (Die LINKE).
Personen mit Bezug zum Ort
- Käthe Schulken (* 1891 in Vegesack, † 1974 in Gatersleben), Pädagogin und Heimatschriftstellerin.
Literatur
- Jan Lichardus: Rössen – Gatersleben – Baalberge. Ein Beitrag zur Gliederung des mitteldeutschen Neolithikums und zur Entstehung der Trichterbecher-Kulturen (Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde Band 17). Bonn 1976; Rezension von Ulrich Fischer in: Germania Band 56, 1978, S. 574–581.
- Erhard Teichfischer: Chronik 964–1989. 1025 Jahre Gaterslebener Geschichte in chronologischer Ordnung. Herausgeber: Rat der Gemeinde & Dorfklub, Gatersleben 1989.
- Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a. (Bearb.): GEORG DEHIO. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt I. München, Berlin 2002, S. 245–247.
- Peter Apel, Werner Tübke: 1040 Jahre Gatersleben, Gatersleben 2004.
- Klaus Müntz, Ulrich Wobus: Das Institut Gatersleben und seine Geschichte. Berlin/Heidelberg 2012.
Einzelnachweise
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 214.
- Marion Pocklitz und Marko Jeschor: JBC Vibromax in Gatersleben: Nach Schließung sind Mitarbeiter gefragt. In: Mitteldeutsche Zeitung. 31. März 2015, abgerufen am 28. Juni 2021.