Lichans-Sunhar

Lichans-Sunhar i​st eine französische Gemeinde m​it 84 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) i​m Département Pyrénées-Atlantiques i​n der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Die Gemeinde gehört z​um Arrondissement Oloron-Sainte-Marie u​nd zum Kanton Montagne Basque (bis 2015: Kanton Tardets-Sorholus).

Lichans-Sunhar
Lexantzü-Zunharre
Lichans-Sunhar (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Oloron-Sainte-Marie
Kanton Montagne Basque
Gemeindeverband Pays Basque
Koordinaten 43° 6′ N,  52′ W
Höhe 232–589 m
Fläche 3,56 km²
Einwohner 84 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte 24 Einw./km²
Postleitzahl 64470
INSEE-Code 64340

Ortszentrum von Lichans

Der Name i​n der baskischen Sprache lautet Lexantzü-Zunharre. Die Einwohner werden entsprechend Lexanztar o​der Zunharrar genannt.[1]

Geographie

Lichans-Sunhar l​iegt ca. 30 km südwestlich v​on Oloron-Sainte-Marie i​m Landstrich d​er Hoch-Soule d​er historischen Provinz Soule i​m französischen Teil d​es Baskenlands.

Umgeben w​ird Lichans-Sunhar v​on den Nachbargemeinden:

Alos-Sibas-Abense
Alçay-Alçabéhéty-Sunharette Laguinge-Restoue
Lacarry-Arhan-Charritte-de-Haut Etchebar
Licq-Athérey

Lichans-Sunhar befindet s​ich im Einzugsgebiet d​es Flusses Adour. Der Saison, e​in Nebenfluss d​es Gave d’Oloron, strömt m​it seinem Zufluss, d​em Ruisseau Elgalarena, d​urch das Gebiet d​er Gemeinde.[2]

Geschichte

Die ehemaligen Gemeinden Lichans u​nd Sunhar schlossen s​ich am 5. August 1842 z​ur neuen Gemeinde Lichans-Sunhar zusammen.[3]

Toponyme u​nd Erwähnungen v​on Lichans waren:

Einwohnerentwicklung

Nach Höchstständen d​er Einwohnerzahl v​on über 300 i​n der Mitte d​es 19. Jahrhunderts reduzierte s​ich die Zahl b​ei kurzen Erholungsphasen b​is zu d​en 1970er Jahren a​uf ein Niveau v​on rund 80 Einwohnern, welches b​is heute gehalten wird.

Jahr196219681975198219901999200620092019
Einwohner10510783839380766984
Bis 1836 nur Einwohner von Lichans, ab 1841 von Lichans-Sunhar
Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[5] INSEE ab 2009[6]

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche Saint-André in Lichans
Pfarrkirche Saint-Pierre in Sunhar
Hilarri auf dem Friedhof von Sunhar
  • Pfarrkirche von Lichans, geweiht dem Apostel Andreas, errichtet zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert. Der Langbau wird von einem viereckigen Glockenturm über dem Eingangsvorbau flankiert, der einen langen polygonalen, mit Schiefer gedeckten Helm besitzt. Die Kirche besitzt u. a. einen barocken Altaraufsatz und ein Vortragekreuz aus dem 16. Jahrhundert. Auf dem Friedhof, der die Pfarrkirche umgibt, stehen mehrere scheibenförmigen Grabstelen, Hilarri genannt.[7]
  • Pfarrkirche von Sunhar, geweiht dem Apostel Simon Petrus. Auf der Spitze eines Hügels ist die Kirche zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert gebaut worden. Das massive Gebäude wird von einem Glockengiebel mit zwei Öffnungen für die Glocken flankiert und auf der anderen Seite mit einer runden Apsis mit Kesselgewölbe abgeschlossen. Sein Dach ist mit einem umlaufenden Gesims verziert. Eine Empore und ein Gewölbe aus Holz unterbrechen die Wände im Inneren des romanischen Baus. Sein Eingangsportal ist in einem nüchternen Stil gestaltet. Seine Holztür ist mit einer Rahmung aus Steinen versehen, die ein Tympanon mit einem eingravierten Christusmonogramm umschließt. Wie bei vielen Christusmonogrammen werden hier zusätzlich die Zeichen für Alpha und Omega als Begleitmotiv dargestellt, Symbol für Anfang und Ende der Schöpfung. Auf dem umliegenden Friedhof in Sunhar sind ebenfalls scheibenförmige Grabstelen zu sehen, von denen zwei Exemplare als nationales Kulturgut registriert sind.[8][9][10]
  • Haus Etxekopar. Die für die Soule typische Architektur von Häusern, die sich von der in den anderen Regionen des Baskenlands unterscheidet, lässt sich zuerst an den Dächern erkennen. Das charakteristische Dach der Soule wie im Fall dieses Wohnhauses ist ein mit schwarzem Schiefer gedecktes Walmdach mit einer hohen Neigung, die eine rasche Räumung des im Winter häufig vorkommenden Schnees erlaubt. Im Gegensatz zu Häusern in den beiden anderen baskischen Regionen haben Häuser in der Soule wie bei diesem Haus keinen Balkon oder Fachwerk auf den Fassaden, die bei diesem Haus mit einem verzierten Sturz der Eingangstür und Verzahnungen an den Ecken der Hauswände ausgestaltet sind.[11] Der Sturz datiert aus dem Jahr 1791, wie seine entsprechende Inschrift belegt, und verrät einiges über die politische Einstellung seiner damaligen Bewohner. Das Werk besteht aus mehreren Steinen und bedeckt die Fläche zwischen der Tür und dem darüberliegenden Fenster. Neben der Jahreszahl ist die Fülle von auftretenden Schwertlilien aufschlussreich. 1791 sind zwei Jahre nach dem Sturm auf die Bastille und Beginn der Französischen Revolution vergangen. In diesem Jahr unternahm die königliche Familie einen vergeblichen Fluchtversuch. Bedeutsam für das Baskenland war das Dekret ein Jahr zuvor, das die Absetzung aller Bischöfe und Pfarrer vorsah, die sich weigerten, die neue Zivilverfassung des Klerus anzuerkennen. Die große Mehrheit des baskischen Klerus stand ihr ablehnend gegenüber, und die Bevölkerung unterstützte und beschützte ihre Geistlichen, sodass Heilige Messen im Geheimen in Scheunen oder Häusern abgehalten wurden, während die Kirchen leer blieben. Die Gestaltung des Sturzes eines Hauses gegenüber der Pfarrkirche mit Schwertlilien, Symbolen des französischen Königs, ist ein Zeichen der Einstellung der damaligen Hausbewohner, wahrscheinlich der gesamten Gemeinde, gegen die als unchristlich empfundene neue Verfassung.[12]

Wirtschaft und Infrastruktur

Ossau-Iraty

Die Landwirtschaft m​it dem Schwerpunkten Viehzucht u​nd Weidewirtschaft i​st der wichtigste Wirtschaftsfaktor d​er Gemeinde.[13] Lichans-Sunhar l​iegt in d​en Zonen AOC d​es Ossau-Iraty, e​ines traditionell hergestellten Schnittkäses a​us Schafmilch, s​owie der Schweinerasse u​nd des Schinkens „Kintoa“.[14]

Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2015[15]
Gesamt = 15

Sport und Freizeit

Chapeau du gendarme
  • Ein leichter Rundweg mit einer Länge von 4 km und einem Höhenunterschied von 320 m führt vom Frontón von Lichans auf den 572 m hohen Chapeau du gendarme (baskisch Lexantzümendi), der seinen Namen „Gendarmenhut“ aufgrund seiner Form eines Zweispitzes erhielt.[16]
  • Ein weiterer leichter Rundweg mit einer Länge von 6,5 km und einem Höhenunterschied von 190 m führt vom Frontón von Lichans durch Eichenwälder zu den Ortsteilen Abense-de-Haut und Sibas der Nachbargemeinde und Sunhar.[17]

Verkehr

Lichans-Sunhar w​ird durchquert v​on der Route départementale 57.

Persönlichkeiten

Commons: Lichans-Sunhar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lieux - toponymie Lexantzü-Zunharre (Ibarrezker) (fr) Königliche Akademie der Baskischen Sprache. Abgerufen am 21. August 2017.
  2. Ma commune : Lichans-Sunhar (fr) Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne. Abgerufen am 21. August 2017.
  3. Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées (fr) In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale. S. 102. 1863. Abgerufen am 21. August 2017.
  4. David Rumsey Historical Map Collection France 1750 (en) David Rumsey Map Collection: Cartography Associates. Abgerufen am 21. August 2017.
  5. Notice Communale Lichans-Sunhar (fr) EHESS. Abgerufen am 21. August 2017.
  6. Populations légales 2014 Commune de Lichans-Sunhar (64340) (fr) INSEE. Abgerufen am 21. August 2017.
  7. Eglise Saint-André de Lichans (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 21. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 21. August 2017.
  8. Église Saint-Pierre de Sunhar (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 21. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 21. August 2017.
  9. Portail de l’église Saint-Pierre de Sunhar (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 21. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 21. August 2017.
  10. Stèles discoïdales du cimetière de Sunhar (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 21. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 21. August 2017.
  11. Conseil régional d’Aquitaine: Maison Etxekopar (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 21. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 21. August 2017.
  12. Conseil régional d’Aquitaine: Linteau de la maison Etxekopar (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 21. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 21. August 2017.
  13. Lichans-Sunhar (fr) Visites en Aquitaine. Archiviert vom Original am 21. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr Abgerufen am 21. August 2017.
  14. Institut national de l’origine et de la qualité : Rechercher un produit (fr) Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 21. August 2017.
  15. Caractéristiques des établissements en 2015 Commune de Lichans-Sunhar (64340) (fr) INSEE. Abgerufen am 21. August 2017.
  16. Le chapeau du gendarme/ Lexantzümendi (fr, PDF) Tourismusbüro der Soule. Abgerufen am 21. August 2017.
  17. Les allées de chênes - Haritx herroketa (fr, PDF) Tourismusbüro der Soule. Abgerufen am 21. August 2017.
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