Altarretabel

Altarretabel oder Retabel (von lateinisch retabulum, sinngemäß „rückwärtige Tafel“, auch Pala) bezeichnet jede Form eines Altaraufsatzes – im deutschen Sprachgebrauch oft einfach mit Altar gleichgesetzt.

Taxco de Alarcón (Mexiko), Santa Prisca – spätbarockes Altarretabel (18. Jh.)
Mindelheim, St. Stephan – modernes Retabel (20. Jh.)

In der liturgischen Sprache wird zwischen dem Retabel als einem seit der Zeit der Gotik meist sehr aufwändig gestalteten Altaraufbau und der Mensa, dem eigentlichen, von einem Bischof konsekrierten Altartisch, unterschieden.[1]

Retabel eines Altars kann eine rückwärtige Schauwand sein, die auf die Mensa eines Altars – mit oder ohne Predella – aufgesetzt, auf einem separaten Unterbau hinter dem Altartisch aufgestellt oder an der Wand hinter dem Altar befestigt ist. Auch ein an die Chorwand gemaltes Altarretabel kommt vor. Das schrankartig sich öffnende Mittelstück eines mit Flügeln versehenen und verschließbaren Retabels wird als Altarschrein bezeichnet.[2] Ein Antependium ist das Gegenstück zum Retabel und an der vorderen Mensakante angebracht, sodass es vor dem Altartisch auf Beinhöhe des Zelebranten hängt. Diese Form der Altargestaltung kam im Mittelalter auf.

Geschichte

Das romanische Altarretabel, wie auch das Antemensale, aus Stein, Stuck oder Metall ist mit Reliefs geschmückt. Wenn es aus Holz besteht, ist es oft mit Blattgoldbeschlägen oder Malereien versehen. Sein Umriss ist rechteckig, halbrund oder rechteckig mit halbrunder Erhöhung in der Mitte.

In der Gotik wurde das Retabel durch bemalte Tafeln erweitert (Flügelaltar). Bisweilen wurden Einzelszenen mit zusätzlichen architektonischen Rahmungen, bestehend aus Pfeilern, Wimpergen und Fialen, umgeben. Eine Konstruktion aus architektonischen Elementen mit eingestellten Figuren oberhalb des Schreinkastens nennt man Gesprenge. Das größte gotische Altarretabel (ca. 27 m × 18 m) befindet sich in der Kathedrale von Sevilla. Zentren der Herstellung spätgotischer Retabel sind z. B. Lübeck und Antwerpen.

Seine Blütezeit erlebte das Altarretabel in Spanien und im spanischen Kolonialreich während der Renaissance und im Barock. In dieser Zeit wurde das hinter dem Altar stehende Retabel üblich, wobei auf Flügel zumeist verzichtet wurde und nur das Mittelbild übrigblieb, auch Altarblatt genannt. Dessen eigenständige Umrahmung bildet beim Ädikula-Altar die Ädikula als architektonisches Element, das den Chor und den übrigen Kirchenraum zu einer stilistischen und kompositorischen Einheit verschmolz.

Bekannte Exemplare

Siehe auch

Literatur

Commons: Altarretabel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Altarretabel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Werner Scheurer: Die Altäre der Offenburger Altarbauer Moroder. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 147–182, hier: S. 154.
  2. Die Benennung Schrein für den mittleren Teil eines Schnitzaltares bezieht sich nicht auf eine eventuelle Verwahrung von Reliquien, sondern bezeichnet allein den gezimmerten (geschreinerten) Holzkasten (vgl. Friedrich Kobler: Flügelretabel. I. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 9: Firstbekrönung – Flügelretabel. München 2003, Sp. 1450–1536, insbes. Sp. 1450.)
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