Kraftwerk Schkopau
Das Kraftwerk Schkopau ist ein deutsches Braunkohlekraftwerk in der Nähe des Ortsteils Korbetha der Gemeinde Schkopau im Saalekreis (Sachsen-Anhalt). Es verfügt über zwei Kraftwerksblöcke, die 1995 bzw. 1996 in Betrieb gegangen sind. Der elektrische Wirkungsgrad beträgt 40 %[1]. Der Kamin des Kraftwerks Schkopau ist 200 Meter hoch.
Kraftwerk Schkopau | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 51° 24′ 4″ N, 11° 57′ 3″ O | ||
Land | Deutschland | ||
Daten | |||
Typ | Dampfkraftwerk | ||
Primärenergie | Fossile Energie | ||
Brennstoff | Braunkohle | ||
Leistung | 900 Megawatt | ||
Eigentümer | Uniper Kraftwerke (58,1 %) EP Energy a.s. (41,9 %) | ||
Betreiber | Uniper Kraftwerke (55,6 %) EP Energy a.s. (44,4 %) | ||
Betriebsaufnahme | 1995 | ||
Stilllegung | 2034 (geplant) | ||
Kessel | 285 bar / 545 ̊C | ||
Feuerung | 2 × 1265 MW | ||
Schornsteinhöhe | 200 m | ||
Website | https://www.uniper.energy/de/kraftwerk-schkopau |
Das Kraftwerk selbst gehört zu 58,1 % über Tochtergesellschaften der Uniper SE. Die anderen 41,9 % gehörten über die Saale Energie GmbH (Schkopau) der NRGenerating German Holdings GmbH (Teufen, Schweiz). Die Betreibergesellschaft des Kraftwerks war ähnlich aufgeteilt: 55,6 % gehören zu Uniper, 44,4 % der Saale Energie GmbH. Im Jahr 2012 übernahm der tschechische Energieversorger EP Energy a.s. den 41,9-prozentigen Anteil von NRGeneration German Holdings GmbH.[2] Am 21. Februar 2020 wurde bekannt, das Uniper seine Mehrheitsbeteiligung von 58 % im Oktober 2021 an eine Tochter der tschechischen EPH-Gruppe verkaufen wird.[3]
Die Stilllegung der beiden Blöcke ist für den 31. Dezember 2034 geplant.[4]
Technik und Betrieb
Die beiden Turbosätze zur Erzeugung von elektrischer Energie für den öffentlichen Bedarf sind grundsätzlich für eine Leistung von jeweils 450 Megawatt ausgelegt, werden aber nominell nur mit einer Nennleistung von 418,7 MW (Block A) bzw. 387,3 MW (Block B) betrieben. Die darüber hinausgehende in den Kesseln erzeugte Dampfmenge wird in einem zusätzlichen Turbosatz mit einer Leistung von 110 MW zur Erzeugung von Bahnstrom (Einphasenwechselstrom mit einer Frequenz von 16,7 Hertz) für die Deutsche Bahn AG genutzt. Das Kraftwerk koppelt außerdem Dampf für die chemische Industrie aus (in Kraft-Wärme-Kopplung). Die für den Betrieb des Kraftwerks notwendige Braunkohle bezieht es von der MIBRAG, die diese in den Tagebauen der Zeitzer Umgebung fördert (besonders aus dem Tagebau Profen).
Das Kraftwerk ist über eine 380-kV 50 Hz Hochspannungsdoppelleitung mit dem Umspannwerk Lauchstädt verbunden und speist dort in das Übertragungsnetz von 50Hertz Transmission ein.[5][6] Als weitere Übertragungsleitung existiert eine 110-kV 16,7 Hz Wechselstomverbindung zum nebenliegenden Bahnstrom Schaltwerk Schkopau der DB Energie in Richtung Großkorbetha und Saubachtal.
Umwelt- und Gesundheitsschäden
Kritiker bemängeln am Kraftwerk Schkopau die hohen Emissionen an Stickstoffoxiden, Schwefeloxiden, Quecksilber und Feinstaub, an dem Krebs erzeugende Substanzen (Blei, Cadmium, Nickel, PAK, Dioxine und Furane) haften können.[7] Eine von Greenpeace bei der Universität Stuttgart in Auftrag gegebene Studie kommt 2013 zu dem Ergebnis, dass die 2010 vom Kraftwerk Schkopau ausgestoßenen Feinstäube und die aus Schwefeldioxid-, Stickoxid- und NMVOC-Emissionen gebildeten sekundären Feinstäube statistisch zu 817 verlorenen Lebensjahren führen.[8] Auf der Liste der „gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands“ rangiert das Kraftwerk Schkopau daher auf Platz 10.[9]
Außerdem stehen angesichts des Klimawandels die CO2-Emissionen des Kraftwerkes in der Kritik, die bei Braunkohlekraftwerken pro erzeugter Kilowattstunde Strom besonders hoch liegen.[10]
Das Kraftwerk Schkopau meldete folgende Emissionen im europäischen Schadstoffregister „PRTR“:
Luftschadstoff | 2007 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2018 | 2019 |
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Kohlenstoffdioxid (CO2) | 5.570.000.000 kg | 5.120.000.000 kg | 5.500.000.000 kg | 5.620.000.000 kg | 5.670.000.000 kg | 6.060.000.000 kg | 3.770.000.000 kg |
Schwefeldioxide (als SOx/SO2) | 3.390.000 kg | 4.770.000 kg | 4.410.000 kg | 7.180.000 kg | 7.760.000 kg | 3.610.000 kg | 1.540.000 kg |
Stickstoffoxide (NOx/NO2) | 3.390.000 kg | 3.320.000 kg | 3.720.000 kg | 3.610.000 kg | 3.670.000 kg | 3.550.000 kg | 2.110.000 kg |
Kohlenmonoxid (CO) | 667.000 kg | 600.000 kg | 603.000 kg | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben |
Feinstaub (PM10) | 152.000 kg | 74.600 kg | 105.000 kg | 77.500 kg | 69.400 kg | keine Angaben | keine Angaben |
Anorganische Chlorverbindungen (als HCl) | 17.300 kg | 16.200 kg | 17.300 kg | 17.400 kg | 17.500 kg | 18.400 kg | 11.400 kg |
Anorganische Fluorverbindungen (als HF) | 9.290 kg | 8.640 kg | 9.260 kg | 17.400 kg | 9.310 kg | 9.870 kg | 6.090 kg |
Quecksilber und Verbindungen (als Hg) | 189 kg | 227 kg | 345 kg | 441 kg | 430 kg | 343 kg | 145 kg |
Nickel und Verbindungen (als Ni) | 139 kg | 129 kg | 137 kg | 137 kg | 138 kg | 146 kg | 90,8 kg |
Weitere typische Schadstoffemissionen wurden nicht berichtet, da sie im PRTR erst ab einer jährlichen Mindestmenge meldepflichtig sind, z. B. Dioxine und Furane ab 0,0001 kg, Cadmium ab 10 kg, Arsen ab 20 kg, Kupfer sowie Chrom ab 100 kg, Blei sowie Zink ab 200 kg, Ammoniak, Lachgas (N2O) ab 10.000 kg, flüchtige organische Verbindungen außer Methan (NMVOC) ab 100.000 kg und Kohlenmonoxid ab 500.000 kg.[13]
Die Europäische Umweltagentur hat die Kosten der Umwelt- und Gesundheitsschäden der 28.000 größten Industrieanlagen in der Europa anhand der im PRTR gemeldeten Emissionsdaten mit den wissenschaftlichen Methoden der Europäischen Kommission abgeschätzt.[14] Danach liegt das Kraftwerk Schkopau auf Rang 39 der Schadenskosten aller europäischen Industrieanlagen.[15]
Verursacher | Schadenskosten | Einheit | Anteil |
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Kraftwerk Schkopau | 314–507 | Millionen Euro | 0,3–0,5 % |
Summe 28.000 Anlagen | 102–169 | Milliarden Euro | 100 % |
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Modernste Prozeßvisualisierung im Kraftwerk Schkopau. ABB Technik, Januar 1997, abgerufen am 9. Februar 2018.
- E.ON bekommt neuen Partner. Wirtschaftswoche, 17. Juli 2012, abgerufen am 24. September 2013.
- Zum Oktober 2021 Uniper verkauft Anteile am Kraftwerk Schkopau. Mitteldeutsche Zeitung, 21. Februar 2020, abgerufen am 24. Februar 2020.
- Wann die Braunkohle-Kraftwerke abgeschaltet werden sollen. In: Spiegel.de. 16. Januar 2020, abgerufen am 16. Januar 2020.
- Netzbelastung in der Regelzone. (Nicht mehr online verfügbar.) 50Hertz Transmission GmbH, archiviert vom Original am 19. Mai 2012; abgerufen am 29. Juni 2012. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Kraftwerksliste Bundesnetzagentur (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen) Stand 16. Oktober 2013 (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive), abgerufen am 18. November 2013.
- Feinstaub-Quellen und verursachte Schäden, Umweltbundesamt (Dessau)
- Assessment of Health Impacts of Coal Fired Power Stations in Germany – by Applying EcoSenseWeb. (englisch, PDF; 1,2 MB) Philipp Preis/Joachim Roos/Prof. Rainer Friedrich, Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung, Universität Stuttgart, 28. März 2013
- Greenpeace: Die zehn gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands. (PDF; 129 kB) (Memento des Originals vom 23. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Dirty Thirty Ranking of the most polluting power stations in Europe. WWF-Studie, Mai 2007 (PDF; 1,1 MB, engl.)
- PRTR – Europäisches Emissionsregister
- Thru.de - Uniper Kraftwerke GmbH
- PRTR-Verordnung 166/2006/EG über die Schaffung eines Europäischen Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregisters und zur Änderung der Richtlinien 91/689/EWG und 96/61/EG des Rates.
- Kosten-Nutzen-Analyse zur Luftreinhaltepolitik. Clean Air for Europe (CAFE) Programm, Europäische Kommission
- Revealing the costs of air pollution from industrial facilities in Europe. (Offenlegung der Kosten der Luftverschmutzung aus Industrieanlagen in Europa), Europäische Umweltagentur, Kopenhagen, 2011