Bad Lauchstädt
Bad Lauchstädt, amtlich Goethestadt Bad Lauchstädt () (bis 1925 Lauchstädt), ist eine Stadt im Saalekreis in Sachsen-Anhalt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Saalekreis | |
Höhe: | 114 m ü. NHN | |
Fläche: | 85,37 km2 | |
Einwohner: | 8781 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 103 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 06246 | |
Vorwahlen: | 034635, 034636, 0345 | |
Kfz-Kennzeichen: | SK, MER, MQ, QFT | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 88 025 | |
Stadtgliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 06246 Bad Lauchstädt | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Christian Runkel (CDU) | |
Lage der Stadt Bad Lauchstädt im Saalekreis | ||
Geografie
Lage
Bad Lauchstädt liegt am Rande der Querfurter Platte an der Laucha. Die Stadt befindet sich ca. 8 km nördlich des Geiseltalsees, 11 km westlich von Merseburg und 21 km südwestlich von Halle (Saale). Der Ortsteil Klobikau liegt am Nordufer des Geiseltalsees.
Stadtgliederung
Stadtteile sind Bad Lauchstädt, Delitz am Berge, Großgräfendorf, Klobikau, Milzau und Schafstädt. Die Ortschaft führt den Namen des Ortsteiles. Die Ortsteile Bad Lauchstädt und Großgräfendorf bilden die Ortschaft Bad Lauchstädt.[2]
Ortschaft | Einwohner | Ortsteile | (anklickbare Karte) |
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Bad Lauchstädt | 4715 | Bad Lauchstädt, Kleinlauchstädt, Sankt Ulrich, Schotterey und Großgräfendorf | |
Delitz am Berge | 840 | Delitz | |
Klobikau | 580 | Niederklobikau, Oberklobikau, Wünschendorf, Raschwitz, Reinsdorf | |
Schafstädt | 2179 | Schafstädt | |
Milzau | 915 | Bischdorf, Burgstaden, Kleingräfendorf, Krakau, Milzau, Netzschkau, Oberkriegstedt, Schadendorf und Unterkriegstedt |
Geschichte
Gründung und Entwicklung des Ortes
In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird das nach dem Saalezufluss Laucha benannte[3] Lauchstädt zweimal als zehntpflichtiger Ort Lochstat im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt.[4] Seit 1341 Lehen der Herzöge von Braunschweig, gelangte die Siedlung 1370 an die Bischöfe von Merseburg, die dem Ort 1430 das Stadtrecht verliehen und im 16. Jahrhundert eine schon vorhandene Burg zu einem Renaissance-Schloss ausbauten. 1657 wurde Merseburg Sitz einer Seitenlinie der kursächsischen Albertiner. Das Lauchstädter Schloss diente 1684 bis 1738 den Herzögen von Sachsen-Merseburg als Wohnsitz. Lauchstädt war bis 1815 Hauptort des hochstiftlich-merseburgischen Amts Lauchstädt, das seit 1561 unter kursächsischer Hoheit stand und zwischen 1656/57 und 1738 zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Merseburg gehörte.[5]
Am 14. Februar 1701 gegen 9 Uhr morgens entstand in Lauchstädt bei heftigem Sturmwind eine Feuersbrunst, welche in großer Schnelle 34 Häuser, darunter die Pfarre und Schule, einäscherte. Bereits im Vorjahr waren bei drei Bränden 27 Häuser in Lauchstädt vernichtet worden, also innerhalb von zwei Jahren insgesamt 61 Häuser.
Um 1700 trat für die unbedeutende Landstadt eine erfreuliche Wendung ein: Durch Zufall wurde eine Mineralquelle entdeckt, deren heilkräftige Wirkung von der Universität Halle bestätigt wurde. So entstand das bis heute erhältliche Lauchstädter Heilbrunnen-Wasser. Daraufhin kümmerte sich Herzogin Erdmuth Dorothea um die Einrichtung eines Bades. Sie ließ die Quelle einfassen und die ersten Kuranlagen ausbauen. Als die Nebenlinie Sachsen-Merseburg 1738 ausstarb, fiel das Erbe zurück an Kursachsen. Das war ein Glücksfall, denn in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Lauchstädt der bevorzugte Badeort des Dresdner Hofes und nahm als exklusives Modebad einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Ein Kursaal und ein Spielpavillon wurden errichtet sowie ein Sommertheater installiert. Mit der Anlage des Kurparks wurde begonnen.
Mit dem Besuch Goethes begann die literarische Bedeutung des Badeortes. 1802 wohnte er über vier Wochen in Lauchstädt und besorgte die Einweihung des Theaters mit dem Vorspiel Was wir bringen und der Aufführung von Mozarts Oper La clemenza di Tito. Mehrfach kam er in den folgenden Jahren wieder, und besonders seine Frau Christiane war eine gern gesehene Besucherin. Bedeutende Künstler und Gelehrte der Zeit gaben sich ein Stelldichein: Christian Fürchtegott Gellert, Johann Christoph Gottsched, Christoph Martin Wieland, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Schon 1789 hatte sich hier Schiller mit Charlotte von Lengefeld verlobt.
Nachdem die Weimarer Schauspieler 1814 ihr letztes Gastspiel gegeben hatten, verlor Lauchstädt an Anziehungskraft. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses 1815 fiel Lauchstädt an Preußen. Lauchstädt wurde 1816 dem Kreis Merseburg[6] im Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen zugeteilt.
1865 heißt es:
„Das einst so frequente Bad Lauchstädt ist hingegen fast verwaist.“
Erst 1908 wurde das Theater wieder genutzt, dann erneut 1968 mit der Aufführung von Goethes Iphigenie auf Tauris. Auch die Kuranlagen erlebten wieder eine gewisse Blüte.
Seit dem 9. Oktober 2008 trägt die Stadt den amtlichen Zusatz Goethestadt.[7]
Eingemeindungen
Schotterey gehört seit dem 1. Juli 1950 zu Bad Lauchstädt.[8] Großgräfendorf kam im Jahr 1998 hinzu.[9] Delitz am Berge, Klobikau und Schafstädt wurden Anfang 2008 eingemeindet.[7] Milzau folgte Anfang 2010.[10]
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Bischdorf | 01.04.1937 | Eingemeindung nach Milzau |
Burgstaden | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Milzau |
Delitz am Berge | 01.01.2008 | |
Frohndorf | ca. 1750 | Zuordnung zu Schotterey |
Großgräfendorf | 01.04.1998 | |
Kleingräfendorf | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Milzau |
Kleinlauchstädt | 1939 | |
Klobikau | 01.01.2008 | |
Krakau | 01.04.1939 | Eingemeindung nach Kleingräfendorf |
Milzau | 01.01.2010 | |
Netzschkau | 01.04.1937 | Eingemeindung nach Milzau |
Niederklobikau | 01.07.1950 | Zusammenschluss mit Oberklobikau zu Klobikau |
Oberklobikau | 01.07.1950 | Zusammenschluss mit Niederklobikau zu Klobikau |
Oberkriegstedt | 01.04.1937 | Eingemeindung nach Burgstaden |
Raschwitz | 30.09.1928 | Zusammenschluss mit Reinsdorf zu Wünschendorf |
Reinsdorf | 30.09.1928 | Zusammenschluss mit Raschwitz zu Wünschendorf |
Sankt Ulrich | 1537 | |
Schadendorf | 01.04.1937 | Eingemeindung nach Burgstaden |
Schafstädt | 01.01.2008 | |
Schotterey | 01.07.1950 | |
Strößen | ca. 1750 | Zuordnung nach Großgräfendorf |
Unterkriegstedt | 01.04.1937 | Eingemeindung nach Burgstaden |
Wünschendorf | 01.04.1937 | Eingemeindung nach Niederklobikau |
Politik
Bürgermeister
Seit Juni 2015 ist Christian Runkel der Bürgermeister; seine Vorgängerin war Ilse Niewiadoma (FDP).[11]
Stadtrat
Nach der Stadtratswahl vom 26. Mai 2019 setzt sich der Stadtrat der Goethestadt Bad Lauchstädt wie folgt zusammen:[12]
Partei | Anzahl Sitze |
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CDU | 5 |
Freie Wählervereinigung Bad Lauchstädt e. V. | 3 |
Die Linke | 2 |
Wählergemeinschaft Milzau | 2 |
AfD | 1 |
Bürgerliste Delitz am Berge | 1 |
SV Germania Schafstädt e. V. | 1 |
LSG Klobikau-Milzau 1899 | 1 |
SPD | 1 |
Grüne | 1 |
Einzelbewerber | 1 |
Zusätzlich gehört dem Stadtrat auch der am 29. März 2015 direkt gewählte Bürgermeister an.[13]
Wappen
Das Wappen wurde am 25. April 2008 durch den Landkreis genehmigt.
Blasonierung: „In Blau ein aufgerichteter linksgewendeter silberner Löwe mit ausgeschlagener Zunge, in den Vorderpranken eine goldene Burg mit drei Zinnentürmen tragend, die Türme mit beknauften Spitzdächern und je zwei Rundbogenöffnungen untereinander.“[14]
Das Wappen wurde vom Heraldiker Lutz Döring neu entworfen.
Flagge
Die Flagge ist blau-weiß (1:1) gestreift und mittig mit dem Wappen belegt.[14]
Städtepartnerschaft
Partnerstadt von Bad Lauchstädt ist Haan in Nordrhein-Westfalen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Goethe-Theater, errichtet 1802 durch Heinrich Gentz, zusammen mit der
- Kuranlage Teil des Projektes Gartenträume Sachsen-Anhalt
- Schloss
- Evangelische Kirche, erbaut 1685–1686, Turm und Sakristei von 1499, Taufstein von 1685, Chwatal-Orgel von 1829
- Katholische Kirche Maria Regina, 1994 geweiht, Architekt: Ralf Niebergall
- Bockwindmühle Bad Lauchstädt, erbaut 1850
- Kursächsische Postmeilensäule Bad Lauchstädt (Viertelmeilenstein, 18. Jahrhundert) am Goethe-Theater
- Kirchen und Gutshäuser in den Ortsteilen, z. B. in Unterkriegstedt
- Rathaus am Markt
Geschichtsdenkmale
- Mehrere Grabstätten auf dem Ortsfriedhof, in denen fünf sowjetische Kriegsgefangene und ein italienischer Zwangsarbeiter begraben wurden, die bei Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkrieges ihr Leben verloren haben
- Vier Grabstätten auf dem Friedhof des Ortsteiles Großgräfendorf, in denen vier unbekannte, vermutlich polnische oder italienische Zwangsarbeiter begraben wurden
Regelmäßige Veranstaltungen
- Ostermarkt
- Brunnenfest
- Herbstmarkt
- Christkindl-Markt
- Festspiel der Deutschen Sprache
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Neben kleineren Industrieunternehmen haben sich auch größere Arbeitgeber wie Blumenbecker oder Mineralbrunnen in Bad Lauchstädt angesiedelt.
In einem aus 19 Kavernen und einem ehemaligen Erdgasfeld bestehenden Untergrundspeicher der VNG befinden sich etwa 5 Prozent der deutschen Erdgasspeicherkapazität.
Verkehr
Straße
Bad Lauchstädt ist über die Anschlussstellen Schafstädt, Bad Lauchstädt und Merseburg-Nord an die Südharzautobahn A 38 (Göttingen–Halle/Leipzig) angebunden.
Eisenbahn
Bis zum 13. Dezember 2014[15] wurden die Haltepunkte Schafstädt, Großgräfendorf, Bad Lauchstädt West und Bad Lauchstädt an der Bahnstrecke Merseburg–Schafstädt im Stundentakt von der Burgenlandbahn bedient. Der Bahnverkehr wurde aufgrund von niedrigen Fahrgastzahlen eingestellt. Zwischen Bad Lauchstädt und dem Ortsteil Milzau verläuft der Neubau der Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke Erfurt–Leipzig/Halle.
Bus
Der öffentliche Personennahverkehr wird unter anderem durch den PlusBus des Landesnetzes Sachsen-Anhalt erbracht. Folgende Verbindungen führen ab/durch Bad Lauchstädt:
- Linie 320: Bad Lauchstädt ↔ Delitz ↔ Holleben ↔ Angersdorf ↔ Halle
- Linie 728: Querfurt ↔ Schafstädt ↔ Bad Lauchstädt ↔ Knapendorf ↔ Merseburg
Den Busverkehr im Saalekreis (Raum Merseburg/Querfurt) betreibt die Personennahverkehrsgesellschaft Merseburg-Querfurt.
Persönlichkeiten
Literatur
- David Friedel: Kurtze doch zulängliche Beschreibung, Von Dem zu Lauchstädt, im Hochfürstl. Sächs. Merseburgis. Gebiete, Vor etlichen Jahren bekant gewordenen Gesund- oder Sauer-Brunnen, worinnen gezeuget wird, Daß dieses Wasser mit dem Weltberühmten Carls-Bad genau verwandt sey. Querfurth/Merseburg 1719 (Digitalisat)
- Johann Ernst Andreas Koch: Erfahrungen über die Wirkungskräfte des Gesundbrunnens und des Bades zu Lauchstädt in den Sommern 1802 bis 1805. Voß, Leipzig 1806 (Digitalisat)
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Bad Lauchstädt bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2020 (PDF) (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
- Hauptsatzung der Goethestadt Bad Lauchstädt (PDF)
- Johann Jakob Egli: Nomina geographica. Sprach- und Sacherklärung von 42000 geographischen Namen aller Erdräume. Friedrich Brandstetter, 2. Aufl., Leipzig 1893, S. 527
- Reg. Thur. Nr. 287
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 84 f.
- Der Landkreis Merseburg im Gemeindeverzeichnis 1900
- StBA: Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.2008
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1998
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
- https://www.mz-web.de/merseburg/bad-lauchstaedt-kuenftiger-buergermeister-setzt-auf-kultur-und-tourismus-1024532
- „Mitglieder Stadtrat“ auf goethestadt-bad-lauchstaedt.de
- „Bekanntmachung des endgültigen Wahlergebnisses der Bürgermeisterstichwahl in der Goethestadt Bad Lauchstädt am 29. März 2015“
- Amtsblatt des Landkreises Nr. 12/2008 Seite 2 (PDF)
- Nahverkehr: Auf drei Strecken fährt künftig Bus statt Zug (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive)