Konstantinorden

Der Konstantinorden (italienisch Sacro Militare Ordine Costantiniano di San Giorgio; offiziell: Religiöser und Militärischer Konstantinischer St.-Georgs-Orden) ist ein weltlicher Ritterorden mit römisch-katholischen Mitgliedern.

Sacro Militare Ordine Costantiniano di San Giorgio
Informationen
Protektorat Haus der Bourbon-Sizilien
Stiftungsjahr 313
Motto In hoc signo vinces
Bandschnalle
Der österreichische Feldmarschallleutnant Freiherr Friedrich Karl von Fürstenwärther mit Komturkreuz (Halsorden) und Stern des Konstantinordens

Ziele der Ordensgemeinschaft

Ziele des Ordens sind die Wahrung des Glaubens, die Verteidigung der Heiligen Katholischen Kirche und die Unterstützung des Heiligen Stuhls. Die Damen und Ritter des Ordens sehen sich in Loyalität und Ergebenheit zum Heiligen Vater und für die Lehren und Dogmen der Römisch-Katholischen Kirche einstehend.

Geschichte

Der Orden soll bereits durch Kaiser Konstantin im Jahre 313 gestiftet und durch Kaiser Isaak Angelos 1190 erneuert worden sein. Tatsächlich kennt das orthodoxe Christentum kein Ordenswesen. Andrea Angeli, angeblicher Nachfahre Kaiser Isaaks, gründete den Orden 1575.[1][2] Sein Nachfahre Giovanni Andrea II Angeli verkaufte die Leitung des Ordens 1697 an Herzog Francesco Farnese von Parma, was 1699 bestätigt wurde. Mit dessen Nachfolger Karl wanderte der Orden ins Königreich Neapel. Hier bestand der Orden mit Unterbrechung während der Napoleonischen Herrschaft bis zu deren Untergang im Jahr 1860. Nach einer nicht unumstrittenen Neubelebung wechselte das Zentrum des Ordens nach Rom.

Ursprünglich war der Orden unter dem Protektorat des Königs des Königreich beider Sizilien.

Nachdem Carlos Maria von Bourbon-Sizilien als möglicher Anwärter auf den spanischen Königsthron auf seine etwaigen sizilianischen Thronansprüche verzichtet hatte, um König von Spanien werden zu können, wurde jedoch nicht er, sondern schließlich Juan Carlos I. König von Spanien; deshalb entstand im Haus Bourbon-Sizilien ein Nachfolgestreit. So beanspruchen derzeit in Rivalität zueinander sowohl Don Carlo von Bourbon-Sizilien, Herzog von Castro (* 1963) (Napoleonische Obedienz), als auch Don Pedro von Bourbon-Sizilien, Herzog von Kalabrien (* 1968) (Spanische Obedienz), jeweils, allein Chef des Hauses Bourbon-Sizilien und demnach Großmeister des Konstantinordens zu sein. Faktisch existieren daher zwei Obödienzen des Konstantinischen Ordens.[3]

Provinzen

Traditionell wird der Orden von 50 Großkreuzrittern geführt. Angeblich waren dies ursprünglich die Großpriore, Priore und Baillis der alten Kommenden (in der Realität nutzt nur die Lateinische Kirche diese Kategorien). Bis ins 19. Jahrhundert leitete jeder Großkreuzritter formal eine Provinz, deren jede auf die angeblichen ursprünglichen Kommenden in Griechenland und Kleinasien zurückgeführt wurden[4]:

  1. Großpriorat Mystras oder Sparta: Rom, Campagna, Sabina und Latium
  2. Priorat Barlada oder Barlauia in Valacchia: Königreich Valencia
  3. Priorat Basilica oder Sicione in Morea: Böhmen, Mähren und Schlesien
  4. Priorat Bana oder Zibit in Arabia Felix: Bretagne, Anjou, Maine
  5. Ballei Tergocirata in Mauritania: Franken und Hessen
  6. Großpriorat Bollina: Marken
  7. Ballei Oria: Hochstift Köln
  8. Ballei St. Georg am Schwarzen Meer am Fluss Nestor oder Cottino: Steiermark, Kärnten, Grafschaft Görz, Krain, Kroatien
  9. Ballei Heraklion in Makedonien: Altkastilien
  10. Priorat Amfipoli: Biscaya und Guipuscoa
  11. Großpriorat Kapadokien: Lombardei, Herzogtümer Ferrara und Markgrafschaft Montferrat
  12. Ballei Cassandra oder Caristo: Piemont, Savoien, Freigrafschaft Burgund
  13. Ballei Ascalona in Palaestina: Languedoc, Gascogne, Bigorre, Comminges, Foix
  14. Ballei Tarsi: Galicien und Asturien
  15. Ballei Iconium oder Lagni in Lykaonien: Elsass und Schwaben
  16. Großpriorat Antiochia in Syria: Herzogtum Mailand, Schweiz
  17. Priorat Damaskus: Ligurien und Korsika
  18. Ballei Harmeza oder Hormus in Caramania: Hochstift Trient und Herrschaft Madruzzo
  19. Ballei Salenuti oder Caftel Lombardo in Cilicia: Toskana
  20. Ballei Sida oder Candeloro in Pamphilia: Hochstift Trier
  21. Großpriorat Anatolien: Bayern und Salzburg
  22. Priorat Milet oder Melaxo: Picardie, Normandie, Herzogtum Burgund
  23. Priorat Pergamon oder Mysia Maior: Lothringen
  24. Priorat Sinope in Galatien: Sizilien und Sardinien
  25. Priorat Terma: Navarra
  26. Großpriorat Iulia Cesarea: Neukastilien
  27. Ballei Tingis in Mauretania: Murcia
  28. Ballei Smirna in Ionia: Abruzzo und Apulien
  29. Priorat Ephesus: Hochstift Mainz
  30. Ballei Ancira: Dauphiné, Provence und Lyonnais
  31. Großpriorat Konstantinopel: Königreich Neapel
  32. Ballei Elis: Beauce, Blésois, Touraine, Le Perche
  33. Ballei Chalcedon: Katalonien
  34. Priorat Argos: Velay, Forez, Bourbonais, Nivernais, Beaujolais
  35. Priorat Aenus: Umbrien
  36. Großpriorat Jerusalem: Romagna mit Bologna
  37. Ballei Theodosia in Chersoneso: Königreich Aragon
  38. Priorat Odessos in Bulgaria: Andalusien (ohne Königreich Granada)
  39. Priorat Nicopolis: westlicher Teil der Republik Venedig (Venedig, Vicenza, Verona)
  40. Ballei Ägäis: Portugal
  41. Großpriorat Chalkis oder Negroponte: Polen-Litauen
  42. Priorat Korinth in Morea: Spanische und Vereinigte Niederlande, Hochstift Lüttich
  43. Priorei Engada in Palaestina: Königreich Granada
  44. Priorat Mytilene: Périgord, Saintonge, Poitou, Angoumois
  45. Ballei Bursa: Erzherzogtum Österreich
  46. Großpriorat Napoli oder Tripolis in Barbaria: Île-de-France, Champagne, Brie
  47. Priorat Nicomedia: Königreich Ungarn
  48. Priorat Apollonia: östlicher Teil der Republik Venedig (Padua, Treviso, Friaul, Istrien, Dalmatien)
  49. Ballei Perga in Pamphylien: Limosin, Berry, Auvergne
  50. Priorat Hierapolis: Extremadura

Ordensränge und -klassen

Insignien des Konstantinordens

Ränge

Der Konstantinorden besitzt drei Ränge:

Für persönliche Verdienste um den Orden und das Königreich/Königliche Haus wird als Anerkennung ein Bruststern verliehen.

Klassen

Die Mitglieder des Ordens werden in folgende Klassen unterteilt:

  • Justicia (Zugangsbedingung: 250 Jahre Adel bei den vier Vorfahren, väterlich- und mütterlicherseits des Kandidaten oder 400 Jahre Adel im väterlichen Viertel)
  • Gracia oder Jure sanguinis (Zugangsbedingung: 250 Jahre Adel im väterlichen Viertel)
  • Merito (Verdienstklasse)
  • Ufficio (Donatsklasse)

Der Orden besitzt in Italien und Spanien sowie in einigen weiteren Ländern staatliche Anerkennung.

Ordenskleidung und Insignien

Galauniform

Insignien

Die Dekoration ist ein rot emailliertes konstantinisches Lilienkreuz mit goldener Einfassung. Aufgelegt ist mittig in Gold ein großes Christusmonogramm X und P und an seinen Enden die Buchstaben I. H. S. V. Diese stehen für die Ordensdevise in hoc signo vinces (lateinisch, ‚unter diesem Zeichen wirst du siegen‘). Das griechische Alpha und Omega auf dem waagrechten Kreuzbalken soll den Anfang und das Ende symbolisieren. Das Ordensband ist himmelblau.

Das Kreuz wird am Bande getragen. Ritter tragen den Orden im Knopfloch, die Großkreuzer als Halsorden. Die I. Klasse trägt einen Bruststern, der der Dekoration ähnelt. In den Kreuzwinkeln sind silberne spitzenvergoldete kurze Strahlen eingefügt.

Zeremoniekleidung

Ein himmelblauer weißgefütterter Mantel aus Atlasseide wird durch eine weiß-blaue Schnur gebunden. Zum weißen Rock gehören noch eine Weste und sogenannte Beinkleider, die in himmelblauer Seide gehalten sind. Weiße Strümpfe und schwarze Schuhe mit himmelblauen Bändern vervollständigen die Kleidung. Der rote Samthut mit weißem Seidenfutter ist mit farbigen Federn verziert. Die Form des Hutes entsteht durch vierfachen Aufschlag und ist vorn sichtbar mit dem goldenen Christus-Monogramm bestickt. Das wichtige Degengehänge ist in karminrotem Samt gehalten.[5]

Literatur

  • Gregor Gatscher-Riedl: In Hoc Signo Vinces – Die Geschichte des Heiligen Konstantinischen Ritterordens vom Heiligen Georg. Zwischen religiösem Mythos und politischem Anspruch von Byzanz nach Neapel. Neue Welt Verlag, Wien 2012. ISBN 978-3-9503061-2-5.
  • Konstantinorden. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 10. Band, S. 588.
Commons: Konstantinorden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Donald M. Nicol: The Immortal Emperor: The Life and Legend of Constantine Palaiologos, Last Emperor of the Romans. Cambridge University Press, 2002, ISBN 978-0-521-89409-8, S. 121 (google.at [abgerufen am 25. Februar 2022]).
  2. Guy Stair Sainty: The Constantinian Order of Saint George: and the Angeli, Farnese and Bourbon families which governed it. Boletín Oficial del Estado, 2018, ISBN 978-84-340-2506-6, S. 41 (google.at [abgerufen am 25. Februar 2022]).
  3. Der Konstantinische St. Georgs Orden – Zwei Obödienzen. In: ordenskreuz.com, abgerufen am 27. Juli 2016.
  4. Cavalieri Costantiniani di S. Giorgio: Statuti et constitutioni della Sacra Militia Aureata Angelica Constantiniana di San Giorgio. 1621, S. 71 (google.at [abgerufen am 23. Februar 2022]).
  5. Beschreibung sämmtlicher Orden, deren Abbildungen in dem Farbendruck-Werk: „Die Orden, Wappen und Flaggen aller Regenten und Staaten“, enthalten sind. Leipzig 1883–1887.
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