Wartenburg (Kemberg)

Wartenburg i​st ein Ortsteil d​er Stadt Kemberg i​m Landkreis Wittenberg i​n Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Wartenburg
Stadt Kemberg
Wappen von Wartenburg
Höhe: 69 m ü. NN
Fläche: 15,67 km²
Einwohner: 766 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte: 49 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 06901
Vorwahl: 034927
Wartenburg (Sachsen-Anhalt)

Lage von Wartenburg in Sachsen-Anhalt

Luftaufnahme von Schloss Wartenburg und Petrikirche
Luftaufnahme von Schloss Wartenburg und Petrikirche

Geographie

Wartenburg l​iegt ca. 12 km südöstlich v​on Lutherstadt Wittenberg u​nd 13 km nordöstlich v​on Kemberg a​n der Elbe.

Geschichte

1176 wurde Wartenburg erstmals als Wardenberch urkundlich erwähnt. Am 1. September 1756 rückte Friedrich II. über Wartenburg – Bösewig – Trebitz nach Pretzsch vor, nachdem er zuvor die Elbe bei Elster mittels einer Pontonbrücke überquert hatte.[1]

Berühmt w​urde der Ort d​urch die Schlacht b​ei Wartenburg m​it der erfolgreichen Elbüberquerung d​er preußischen u​nd russischen Truppen u​nter General Yorck i​n den Befreiungskriegen a​m 3. Oktober 1813. Dem General w​urde daraufhin d​er Ehrentitel „Graf v​on Wartenburg“ verliehen.

Am 1. Januar 2010 w​urde die b​is dahin selbständige Gemeinde Wartenburg zusammen m​it den Gemeinden Dabrun, Eutzsch, Rackith, Radis, Rotta, Schleesen, Selbitz u​nd Uthausen i​n die Stadt Kemberg eingemeindet.[2] Gleichzeitig w​urde die Verwaltungsgemeinschaft Kemberg, z​u der Wartenburg gehörte, aufgelöst.

Politik

Bürgermeister

Der letzte Bürgermeister d​er selbständigen Gemeinde w​ar Ulrich Zepperitz.

Wappen

Das Wappen w​urde am 27. November 2009 d​urch den Landkreis genehmigt.

Blasonierung: „In Grün m​it silbern-blau i​m Wellenschnitt gespaltener linker Flanke e​in silberner Turm m​it einem Fenster u​nd einer Türöffnung i​n der d​urch beidseitige Maueransätze verbreiterten Turmbasis a​us schwarz gefugtem Feldsteinmauerwerk, z​wei schräg versetzten Fenstern i​m Turmschaft u​nd einer m​it Feldsteinmauerwerk abgesetzten Turmkrone.“

Flagge

Die Flagge i​st weiß-grün (1:1) gestreift (Querform: Streifen waagerecht verlaufend; Längsform: Streifen senkrecht verlaufend) u​nd mittig m​it dem Gemeindewappen belegt.

Gemeindepartnerschaft

Seit 1992 unterhält Wartenburg e​ine Gemeindepartnerschaft m​it der Marktgemeinde Colmberg i​n Bayern.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Schloss Wartenburg (2015)
  • Schloss Wartenburg
Der Grundstein für das Schloss im damaligen Rittergut Wartenburg war 1663 gelegt worden. 1769 kaufte es Baron von Hohenthal. In der Zeit der Befreiungskriege wurde der Ort durch die Schlacht bei Wartenburg am 3. Oktober 1813 bekannt, bei der ein Armeekorps des preußischen Feldmarschalls Blücher Napoleons Armee zwang, den Übergang über die Elbe freizugeben. Dies war die Voraussetzung für den späteren Sieg der verbündeten Truppen über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig. Schloss Wartenburg war für drei Tage Anfang Oktober 1813 Hauptquartier der Verbündeten. Hier hielten sich u. a. Feldmarschall Blücher, die Generäle Gneisenau und York sowie Kronprinz Wilhelm von Preußen auf.
Graf Peter von Hohenthal erwarb das Anwesen 1920 von seinem Bruder. 1921 wurde ein Flügel des ursprünglich als Karree angelegten Bauwerks abgerissen. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs musste die Grafenfamilie vor der Roten Armee fliehen. 1946 wurde das Schloss von der sowjetischen Besatzungsmacht verstaatlicht. Der Präsident der damaligen Provinz Sachsen verfügte, in dem Gebäude ein Erziehungsheim einzurichten. Zunächst wurden hier ab Januar 1947 vor allem Kriegswaisen und Flüchtlingskinder betreut, die ihre Eltern verloren hatten. Zugleich wurden in das Heim von Anfang an so genannte "erziehungsschwierige" Kinder eingewiesen. Sofort wurde auch eine Heimschule eingerichtet. Damals lebten 90 Kinder in drei Gruppen in dem Heim. Sie wurden von vier Erziehern betreut. Zwei ständige Lehrer und zwei Wanderlehrer sorgten für die Bildung der Kinder.
Yorck-Denkmal
Mitte der 1950er Jahre wurde die Einrichtung in ein "Heim für schwererziehbare Hilfsschüler" umgewandelt. Seit jener Zeit gab es dort nur noch 60 Kinder in drei Gruppen, sechs Erzieher und eine eigenständige Heimschule. 1952 diente der Säulensaal des Schlosses als Schlafraum für 20 Kinder. Zu DDR-Zeiten trug das Kinderheim den Namen des kommunistischen Widerstandskämpfers Walter Husemann (1903–1943).
Nach der Wende wurde das Kinderheim im Schloss zunächst von der Gemeinde Wartenburg getragen. 1994 übernahm das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk die Trägerschaft über die Einrichtung. Zugleich kamen noch zwei weitere Gebäude, das ehemalige Landambulatorium und die Kinderkrippe, zum Kinder- und Jugendhilfeverbund Schloss Wartenburg hinzu.
Im Schloss sowie in den beiden weiteren Häusern im Ort werden Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren betreut. Manche von ihnen können oder wollen aus verschiedenen Gründen nicht mehr in ihren Familien leben, andere weisen Lern- oder Verhaltensstörungen auf. In Wartenburg leben sie in familienähnlichen Gruppen. Die Kinder und Jugendlichen, die in der Einrichtung leben, sind fest in die Dorfgemeinschaft integriert.[3]
Der Ort Wartenburg und die Jugendhilfeeinrichtung finden eine literarisch-fiktionalisierte Entsprechung in dem Jugendthriller Unland von Antje Wagner.
  • Kirche St. Petri
Die erste Wartenburger Kirche entstand im 13. Jahrhundert, sie wurde 1875 wegen Baufälligkeit abgerissen und an ihrer Stelle 1876 ein neuer gotisierender Backsteinbau eingeweiht. Der 1727 errichtete Kirchturm mit Achteckaufsatz und Laterne blieb erhalten. Er gilt als Hauptwerk barocker Sakralarchitektur im Landkreis Wittenberg. Besonderheiten im Innern der Kirche sind der Taufstein mit Muschelschale, Wappenreliefs und zwei Pastorenbildnisse, eine mittelalterliche Bronzeglocke mit Reliefs (Vogelpredigt des heiligen Franziskus) aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, eine Hufeisenempore und die neugotische Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert.
Volksfest mit Darstellung der Schlacht bei Wartenburg
  • Brühlsches Gartenhaus, 1748 im Schlossgarten errichtet, nach 1945 zum Heizhaus der benachbarten Gewächshäuser umfunktioniert und schließlich dem Verfall preisgegeben, die Überreste der Eingangsseite wurden in den 1990er Jahren geborgen und gegenüber der Kirche wieder aufgestellt
  • Denkmal der Schlacht bei Wartenburg, nach einem Schinkel-Entwurf 1863 enthüllt, wegen starker Beschädigungen Anfang der 1960er Jahre abgebrochen, seit 1963 ersetzt durch Gedenkstein nach einem Entwurf von Erich Viehweger
  • Yorck-Denkmal vom Bildhauer Hans Arnold, 1913 zum 100. Jahrestag der Schlacht bei Wartenburg eingeweiht
  • Denkmal der Toten des Ersten Weltkriegs mit den Namen der gefallenen 55 Wartenburger Bürger, 1925 eingeweiht
  • Diorama der Schlacht bei Wartenburg, zeigt mit ca. 350 Zinnfiguren die historische Situation des 3. Oktober 1813 um die Mittagszeit

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Elbfähre in Elster (Elbe)

Wartenburg l​iegt an d​er Landesstraße L 127, d​ie die Elbfähre n​ach Elster m​it der Bundesstraße 187 (Kemberg (Ortsteil Lammsdorf)–Riesa) b​ei Globig-Bleddin verbindet. Die Entfernung beträgt e​twa 6 km. Zur Bundesstraße 187, d​ie Wittenberg u​nd Jessen verbindet, s​ind es über d​ie Elbfähre r​und 4 km.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Friedrich Richter: Geschichte des deutschen Freiheitskrieges vom Jahre 1813 bis zum Jahre 1815, Band 2. Breslau 1837, S. 140
  2. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
  3. Pressemitteilung der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung "Schloss Wartenburg" zum Jubiläum und zur Geschichte des Hauses (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ejf.de vom 13. Juni 2007, abgerufen am 25. Nov. 2009
  4. Marcel Gerds auf www.etl-agrar-forst.de
Commons: Wartenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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