Josua
Josua [ˈjoːzu̯a] ist ein männlicher Vorname. Er ist die deutsche, niederländische, norwegische und schwedische Variante des hebräischen Namens Jehoschua (יְהוֹשֻׁעַ). Der bekannteste Namensträger ist der israelitische Führer Josua, der Sohn Nuns, in der Hebräischen Bibel, nach dem das Buch Josua benannt ist. Auch Jesus von Nazaret trug diesen Namen. Allerdings wurde nur seine griechische Namensvariante überliefert.
Herkunft und Bedeutung
Die älteste Form Jehoschua ist ein theophorer Name und bedeutet „JHWH ist Hilfe[1][2] Heil,[3] Großmut,[4][5] Rettung“.[6][1]
Bereits im masoretischen Text finden sich drei unterschiedliche Schreibweisen und zwei verschiedene Sprechweisen des Namens. Der Name Jehoschua wurde in Palästina nach dem babylonischen Exil meist in der Kurzform Jeschua verwendet. Dabei handelt sich um einen sehr verbreiteten Personennamen, der auch in zahlreichen Inschriften belegt ist. In der hebräischen Bibel ist es vor allem der Name des Israeliten Jehoschua ben Nun, Josua, der Sohn des Nun, der das Volk in das gelobte Land Kanaan führt und nach dem im Alten Testament das Buch Josua benannt ist.
Übersetzungen aus der Bibel
Folgende Schreibweisen des Namens sind in der Bibel und in deren Übersetzungen bezeugt:
Sprache | Schreibweise(n) |
---|---|
Masoretischer Text | יְהוֹשׁוּעַ; יְהוֹשֻׁעַ (Jehōschūʿa); יֵשׁוּעַ (Jēschūʿa) |
Syrische Versionen | Jeschua |
Septuaginta und Neues Testament griechisch | Ἰησοῦς (Iēsūs); Ωσηε (Ōsēe);[7] Ἰἀσων (Iasōn)[8] |
Vulgata | Iosue; Iesus |
Deutsche Übersetzungen | Josua; Josue; Jehoschua; Joshua |
Englische Übersetzungen | Joshua; Jehoshua |
Namensform Jesus
In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Tanach, wurde Josua stets als Ἰησοῦς (lateinisch Jesus) übersetzt. Dieser Übertragung folgte das griechische Neue Testament, indem es den gebürtigen Galiläer Jehoschua Ben Joseph, der wahrscheinlich in einer westaramäischen Variante von Josua (also Jeschua oder Jeschu) gerufen wurde, als Jesous Nazarenos – Jesus von Nazaret – bezeichnete. Josua im Alten Testament wurde von Jesus im Neuen Testament durch den Namenszusatz Jesus, Sohn des Nave, griech. Ιησους ο του Ναυη, unterschieden. Diese Namensform findet sich auch in lateinischen Bibeltexten vor dem 5. Jahrhundert, z. B. bei den Kirchenvätern Justin, Tertullian und Augustinus von Hippo. Die Namensgleichheit im Griechischen gab Tertullian Anlass zur typologischen Interpretation des alttestamentlichen Josua als realprophetische Vorausdeutung auf den Jesus der Evangelien.[9] Erst seit Hieronymus die Septuaginta ins Lateinische übertrug und nicht nur den Titel Christus, sondern den gesamten Namen Jesus Christus für die Person des Erlösers reservieren wollte, wurden Josua und Jesus in der Westkirche konsequent unterschieden. Der Name Jesus Nave für Josua wird heute noch in der orthodoxen Kirche und den aus dieser Tradition hervorgegangenen liturgischen Texten und Bibelübersetzungen verwendet; beide Personen tragen also dort denselben Vornamen.
Verbreitung und Häufigkeit
Der Vorname Josua ist seit langem sowohl unter Christen als auch unter Juden beliebt. Heute ist der Name Josua unter Juden ehemals deutscher Herkunft in Israel sowie in Ungarn, den skandinavischen Ländern Schweden und Norwegen und dem deutschsprachigen Raum verbreitet.[10] Gemäß Duden-Vornamenlexikon konnte sich der Vorname Josua in Deutschland nie weit verbreiten,[4] andere Quellen gehen von einer eher mäßigen Häufigkeit aus. Laut Knud Bielefeld[11] war Josua 2012 auf Platz 396 der häufigsten gewählten Vornamen in Deutschland.[12] In den englischsprachigen Ländern gehört Josua nicht zu den 1.000 häufigsten Vornamen. Im Gegensatz dazu ist die Namensvariation Joshua in den Vereinigten Staaten[3] und seit Anfang der 1980er Jahre in Europa weitaus stärker verbreitet.[13]
Namenstag
- Der Namenstag für Josua, den Sohn Nuns, wird in den römisch-katholischen, orthodoxen, koptischen und armenischen Kirchen sowie der LC-MS am 1. September gefeiert.[6] Parallel zum 1. September ist in der koptischen Kirche der 20. Juni zusätzlicher Gedenktag. In der armenischen Kirche sind der 17. Januar und der 26. Dezember zusätzliche Gedenktage, die liturgische Feier findet am zweiten Donnerstag nach dem Verklärungssonntag statt.[6]
- Die evangelisch-lutherischen Kirchen gedenken am 3. August des Theologen Josua Stegmann.[14]
Varianten, Kosenamen und Kurzformen
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Bekannte Namensträger
Biblische Namensträger
- Josua, der Sohn Nuns, Nachfolger des Mose und Heerführer. Nach ihm benannt ist das Buch Josua.
- Josua, Grundbesitzer eines Feldes in Bet Schemesch, wo sich die Bundeslade eine Zeitlang befand 1 Sam 6,14-18
- Josua, Stadtoberster in Jerusalem zur Zeit König Josias. 2 Kön 23,8 .
- Jeschua, der Sohn Jozadaks, des ersten nachexilischen Hohepriesters in Hag 1 Hag 2,2-4 Sach 3,1-9 . In den Büchern Esra und Nehemia wird er Jeschua genannt. In Übersetzungen wie der Menge-Bibel wird er als Josua bezeichnet.[17]
Antike
- Jehoschua ben Chananja (ca. 1.–2. Jahrhundert), auch: Josua ben Chananja, Tannaim
- Jehoschua ben Qorcha (ca. 1.–2. Jahrhundert), auch: Josua ben Qorcha, jüdischer Gelehrter des Altertums
- Jehoschua ben Levi (ca. 3. Jahrhundert), auch: Josua ben Levi, bedeutender Amoräer der 1. Generation
- Josua Stylites (ca. 5.–6. Jahrhundert), gilt traditionell als Verfasser einer etwa 507 entstandenen Chronik über die Ereignisse im spätantiken Syrien
Mittelalter
- Mose ben Josua von Narbonne (* 13. Jahrhundert oder 14. Jahrhundert; † nach 1362), jüdischer Gelehrter
- Josua ben Josef Lorki (gest. ca. 1419), jüdischer Arzt
Frühe Neuzeit
- Josua Maaler (1529–1599), Schweizer Pfarrer und Lexikograph
- Johann Josua Löner (auch: Löhner, Loner; * um 1535, † 1595), deutscher lutherischer Theologe
- Josua Opitz (* um 1542; † 1585), deutscher lutherischer (flacianischer) Theologe und Pädagoge
- Andreas Josua Ulsheimer (auch Ultzheimer; * 1578; † nach 1616), deutscher Arzt und Weltreisender
- Josua Stegmann (1588–1632), deutscher Theologe und Kirchenliederdichter
- Josua Wegelin (1604–1640), deutscher Geistlicher und Dichter
- Josua Arnd (auch: Arndius, Arndt; 1626–1687), deutscher evangelischer Theologe, Historiker und Kirchenlieddichter
- Josua Schwartz (1632–1709), deutscher Theologe und Generalsuperintendent
- Josua de Grave (1643–1712), niederländischer Maler
- Cuno Josua von Bülow (1658–1733), kurbraunschweigischer General-Feldmarschall
- Johann Josua Mosengel (1663–1731), deutscher Orgelbauer
- Josua Harrsch (1669–1719), deutscher Pfarrer und Pionier
- Georg Josua du Plat (1722–1795), kurhannoverscher Generalleutnant und Kartograf
- Johann Josua Lemme (1756–1824), Politiker der Freien Stadt Frankfurt
- Josua Albu (1767–1832), deutscher Rabbiner
- Josua Sylvander (1769–1833), schwedischer Anwalt und Politiker
- Johann Josua Stutzmann (1777–1816), deutscher Philosoph
- Carl Josua Preumayr (1780–1849), deutscher Musiker
- Josua Hasenclever (1783–1853), deutscher Kaufmann
- Josua Heilmann (1796–1848), Techniker und Erfinder der Handstickmaschine
19. Jahrhundert bis Gegenwart
- Josua Heschel Kuttner (1803–1878), Rabbiner
- Eleasar Ben David Josua Hoeschel (1803–1868), auch: Lazar Horowitz, Oberrabbiner von Wien
- Josue Jean Philippe Valeton der Ältere (1814–1904), niederländischer reformierter Theologe und Orientalist
- Josua Höschel Schorr (1818–1895), österreichischer Publizist und jüdischer Gelehrter
- Hermann Josua Anton Freiherr Dahlen von Orlaburg (1828–1887), auch: Hermann Dahlen von Orlaburg, österreichischer Offizier
- Josua von Gietl (1847–1922), deutscher Maler
- Josua Glaser (1831–1885), österreichischer Rechtswissenschaftler und liberaler Politiker
- Josua Hezekiel Kjellgren (1838–1901), schwedischer Politiker
- Josua Steinberg (1839–1908), russisch-jüdischer Gelehrter
- Josua Lindahl (1844–1912), schwedisch-amerikanischer Zoologe
- Josua Zweifel (1854–1895), Schweizer Händler und Afrikaforscher
- Jehoschua Hankin (1864–1945), auch: Josua Hankin, zionistischer Pionier
- Josua Mjöberg (1876–1971), schwedischer Literaturwissenschaftler
- Josua Eisenstadt (1885–1918), russischer Schriftsteller
- Josua Järvinen (1871–1948), finnischer Politiker
- Josua Bengtson (1882–1958), schwedischer Schauspieler
- Josua Henrik Witt (1882–1943), schwedischer Komponist
- Josua Leander Gampp (1889–1969), deutscher Graphiker, Maler und Hochschullehrer
- Josua F. Naudé (1889–1969), südafrikanischer Politiker
- Israel Joschua Singer (1893–1944), auch: Israel Josua Singer, polnischer-US-amerikanischer jiddischer Prosaiker und Übersetzer
- Josua Reichert (1937–2020), deutscher Grafiker und Grafikdesigner
- Josua Bruyn (1923–2011), niederländischer Kunsthistoriker
- Josua Koroibulu (* 1982), Profi-Rugby-Spieler aus Fidschi
- Josua Tuisova (* 1994), Profi-Rugby-Spieler aus Fidschi
- Joshua Kimmich (* 1995), Fußballspieler beim FC Bayern München und Nationalspieler in Deutschland
Fiktive Namensträger
- Josua Washington Stone, Besatzungssoldat im Heimatfilm Mein Bruder Josua
- Josua Pike, entflohener Häftling im Abenteuervierteiler Zwei Jahre Ferien
- Prinz Josua, entführter Bruder des Protagonisten in der Fantasytrilogie Das Geheimnis der Großen Schwerter
Kulturelle Rezeption
Musik
Objekte mit dem Namen Josua
Josua war der Name eines Lübecker Kriegsschiffs, das im Dreikronenkrieg 1565 vor Anker liegend vor der Küste von Gotland sank.
Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, sogenannte Mormonen, bezeichneten das im Südwesten der USA heimische Agavengewächs Yucca brevifolia als „Joshua Tree“ (Josua-Palmlilie), weil sie seine Äste mit den Armen des alttestamentlichen Volksführers aus dem Buch Josua verglichen. Der Josua-und-Kaleb-Brunnen des Künstlers Karl Donndorf in Stuttgart-Rotenberg hingegen, zeigt eine Szene aus dem 4. Buch Mose. Nahe Bergisch Gladbach gab es eine Grube Josua.
Die Josua-Anhöhe ist der höchste Hügel im Istanbuler Stadtteil Beykoz in Istanbul und ist nach Vorstellung der Einheimischen die Grabstätte des Propheten Josua (a.) [yuscha], an die eine Gedenkstätte erinnert.
Literatur
- Beate Varnhorn (Red.): Bertelsmann, Das große Lexikon der Vornamen. Wissen-Media-Verlag, Gütersloh u. a. 2008, ISBN 978-3-577-07694-4, S. 246.
- Heinz Schumacher (Hrsg.): Die Namen der Bibel und ihre Bedeutung im Deutschen. Paulus-Buchhandlung, Heilbronn 2005, ISBN 3-87618-027-9, S. 114.
- Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim: Duden, Das große Vornamenlexikon. Dudenverlag, Berlin u. a. 2014, ISBN 978-3-411-06084-9, S. 235.
Weblinks
Einzelnachweise
- Jozua im Nederlandse Voornamenbank des Meertens Instituut (niederländisch)
- Beate Varnhorn (Red.): Bertelsmann, Das große Lexikon der Vornamen. Wissen-Media-Verlag, Gütersloh u. a. 2008, ISBN 978-3-577-07694-4, S. 246.
- Joshua, www.behindthename.com, abgerufen am 15. Februar 2014 (englisch)
- Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim: Duden, Das große Vornamenlexikon. (Herkunft und Bedeutung von über 8000 Vornamen). 4., völlig neu bearbeitete Auflage. Dudenverlag, Berlin u. a. 2014, ISBN 978-3-411-06084-9, S. 235.
- Heinz Schumacher (Hrsg.): Die Namen der Bibel und ihre Bedeutung im Deutschen. 11. Auflage. Paulus-Buchhandlung KG, Heilbronn 2005, ISBN 3-87618-027-9, S. 114.
- Josua im Ökumenischen Heiligenlexikon, abgerufen am 15. Februar 2014
- 1 Sam 6,14
- Hellenisierende Form, vgl.: 2 Makk 4,7 u. a.
- et incipit vocari Jesus … Hanc prius dicimus figuram futurorum fuisse. Nam quia Jesus Christus secundum populum, quod sumus nos, nati in saeculi desertis, introducturus erat in terram promissionis, melle et lacte manantem, id est vitae aeternae possessionem, qua nihil dulcius; idque non per Moysen, id est, non per legis disciplinam, sed per Jesum, id est per evangelii gratiam provenire habebat, circumcisis nobis petrina acie, id est Christi praeceptis; Petra enim Christus; ideo is vir, qui in huius sacramenti imagines parabatur, etiam nominis dominici inauguratus est figura, Jesus cognominatus. Tertullian: Adversus Judaeos, Cap. XI. Zitiert in: Erich Auerbach: Figura. In: Archivum Romanicum. 22, 1938, S. 436–489.
- Josua (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf www.vorname.de (abgerufen am 17. November 2011)
- In Deutschland gibt es keine offizielle behördliche Statistik der Vornamen. Knud Bielefeld ermittelt seit 2004 aus den Geburtsmeldungen der Krankenhäuser und Standesämter eine Statistik. Siehe hier
- Vornamen 2012 – Top 500 auf www.beliebte-vornamen.de, abgerufen am 15. Februar 2014.
- Elke Gerr: Das große Vornamenbuch. Bedeutung und Herkunft. Nach Kulturkreisen geordnet. Prominente Namensträger. 11., vollständig überarbeitete Auflage. Humboldt, Hannover 2008, ISBN 978-3-89994-183-8, S. 33.
- Josua im Ökumenischen Heiligenlexikon, abgerufen am 15. Februar 2014
- Rada Języka Polskiego: Aneks do obowiązującego wykazu imion. In: rjp.pan.pl. 2007, abgerufen am 16. November 2012 (polnisch).
- Cornelia Nitsch: Alte Vornamen neu entdeckt. Gräfe und Unzer, München 2007, ISBN 978-3-8338-0645-2, S. 169.
- Sacharia 3,1 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in der Menge-Bibel