Großmut
Großmut (von altgriechisch μεγαλοψυχία megalopsychia; lateinisch magnanimitas) ist die Charaktereigenschaft einer Persönlichkeit, Handlungen gegen die eigene Person vergeben zu können, Zitat: „groszmuth ist edelmuth mit selbstbesiegung“.[1] Einer der klassischen Gegenbegriffe ist „Rachsucht“, ein moderner Gegenbegriff ist die Eigenschaft „nachtragend“. Großmut wird üblicherweise als eine Tugend bewertet. Als Untugend wird dagegen die gegenteilige Charaktereigenschaft, der „Kleinmut“ oder die „Kleinmütigkeit“, eingestuft, wie sie etwa den Karthagern nach ihrer Niederlage gegen die Römer nachgesagt wurde.[2]
Näheres
Seit der Antike gilt die Großmut als wichtige Tugend, insbesondere von Herrschern. Bereits Aristoteles erörterte sie in seiner Nikomachischen Ethik als wünschenswerte Herrschertugend.
In der römischen Antike wurde die magnanimitas Cäsars sprichwörtlich. Die „Großmut“ einiger Monarchen wurde historisch in ihrem Beinamen gewürdigt, so etwa bei Alfons dem Großmütigen von Aragon, Philipp dem Großmütigen von Hessen oder Johann Friedrich dem Großmütigen von Sachsen.
Berühmtheit erlangte auch die Amnestie Mohammeds gegenüber seinen jahrelangen Feinden und Verfolgern unter den Führern Mekkas nach der Einnahme der Stadt.
Das Gnadenrecht und die Möglichkeit der Amnestie können als Institutionalisierungen des Ideals der Großmut im Staatsrecht betrachtet werden.
Aktuelle Debatten
Jüngst wird, wie der Philosoph Andreas Urs Sommer im April 2020 auf Deutschlandfunk Kultur ausführte, in der Philosophie wieder um eine Wiederbelebung der Großmut gerungen, gerade als Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen.[3]
Künstlerische Bearbeitungen
In Wolfgang Amadeus Mozarts 1791 uraufgeführter Oper La clemenza di Tito ist die Großmut des römischen Kaisers Titus das zentrale Thema. In seiner Oper Die Entführung aus dem Serail (1782) ist die Großmut des Bassa Selim das zentrale Motiv.
Conrad Ferdinand Meyer behandelte die Tugend der Großmut in seiner Ballade Der gleitende Purpur.[4]
Siehe auch
- Der Großmütige, Herrscher mit diesem Beinamen
- Mut (Tugend)#Etymologie und alte Verwendung
- Ritterlichkeit
- Eine großmütige Handlung
- Die großmütige Tomyris
Weblinks
Einzelnachweise
- Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm, Bd. 9, in: groszmuth, [1935], München 1984, Sp. 565
- Pedro Barceló: Kleine römische Geschichte. Sonderausgabe, 2., bibliographisch aktualisierte Auflage. Primus Verlag, Darmstadt 2012, ISBN 978-3534250967, S. 37f
- / Revival einer vergessenen Tugend? Bringt das Virus die Großmut zurück? Andreas Urs Sommer im Gespräch mit Korbinian Frenzel, Deutschlandfunk Kultur, 16. April 2020
- in: [anonym] Zwanzig Balladen von einem Schweizer, 1864