Grossaffoltern
Grossaffoltern ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Seeland im Kanton Bern, Schweiz. Die Gemeinde wurde bis 1860 offiziell Affoltern genannt.
Grossaffoltern | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Seeland |
BFS-Nr.: | 0303 |
Postleitzahl: | 3257 Grossaffoltern 3257 Ammerzwil 3262 Suberg |
UN/LOCODE: | CH GRO (Grossaffoltern)
CH SBE (Suberg) |
Koordinaten: | 594007 / 212853 |
Höhe: | 511 m ü. M. |
Höhenbereich: | 457–583 m ü. M.[1] |
Fläche: | 15,08 km²[2] |
Einwohner: | 3033 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 201 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 6,0 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Niklaus Marti (BDP) |
Website: | www.grossaffoltern.ch |
Lage der Gemeinde | |
Neben der Einwohnergemeinde existiert unter diesem Namen auch eine Burgergemeinde.
Geographie
Grossaffoltern liegt in der Nähe von Lyss im bernischen Seeland. Zu Grossaffoltern gehören die Ortschaften und Weiler Suberg, Ammerzwil, Vorimholz, Chaltebrünne, Weingarten, Kosthofen und Ottiswil sowie mehrere Einzelhöfe und Hofgruppen.
Die Nachbargemeinden sind Diessbach bei Büren, Lyss, Rapperswil, Seedorf, Schüpfen und Wengi.
Bevölkerung
Grossaffoltern hat knapp 3040 Einwohner (Stand 2019).
Entwicklung | |
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Jahr | Einwohner |
1850 | 1'722 |
1910 | 1'847 |
1930 | 1'922 |
1950 | 2'007 |
1980 | 2'235 |
2005 | 2'837 |
2015 | 2'999 |
Geschichte
Funde von Stein- bzw. Bronzebeilen stammen aus dem Ende der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit. Mehrere Grabhügel ausserhalb der heutigen Ortschaften belegen eine Besiedlung durch die Kelten im 7. Jahrhundert v. Chr. Ebenso ist die Anwesenheit der Römer zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr. durch archäologische Funde belegt. Ein Reihengräberfeld in Kosthofen stammt aus der Zeit der Völkerwanderung (5. und 6. Jahrhundert n. Chr.).
Die urkundliche Erwähnung eines Petrus, Meier zu Affoltern, im Jahre 1216 ist das älteste erhaltene Dokument über Grossaffoltern. Damals gehörte der Ort den Grafen von Kyburg, in deren Urbar aus der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts (1261–1263) die Einkünfte von Affolterra oder Affoltron aufgelistet werden.[5] 1402 verkaufte Gräfin Anna von Nidau, die Witwe des Grafen Hartmann von Kyburg, Burg und Herrschaft Oltingen,[6] zu der auch Affolterra gehörte, an den Berner Bürger Hugo Burkart von Mömpelgart. Von dessen Witwe wurde die Grafschaft an den Grafen Conrad von Freiburg verkauft und ging hernach in den Besitz der Stadt Bern.[7]
1383 vergabte die Gräfin Anna von Nidau den Kirchensatz an das Frauenkloster Klingenthal in Kleinbasel, welches ihn 1416 an die Abtei Frienisberg abtrat. Mit der Reformation kam Frienisberg samt Kirchensatz und Zehnten von Affoltern an Bern, dessen Rat nun die Pfarrei besetzte, die zum Kapitel Büren gehörte. Im Jahre 1413 befreite die bernische Regierung Affoltern für 330 Gulden von der Leibeigenschaft.[8]
Seit 1413 gehört Grossaffoltern zur Landvogtei Aarberg.
Ortsnamen
Der Name (Gross-)Affoltern ist vom althochdeutschen apholtra/apfultra oder affalterun abgeleitet, was heisst bei den Apfelbäumen und sich aus afal oder aful (Apfel) und tra (Baum – gotisch triu, englisch tree) zusammensetzt.[9] 1216 wird der Ort als Affoltron erstmals urkundlich[10] erwähnt.
Politik
Die Stimmenanteile der Parteien anlässlich der Nationalratswahl 2019 betrugen: SVP 32,2 %, BDP 14,0 %, SP 14,40 %, FDP 7,9 %, GPS 12,0 %, glp 9,3 %, EVP 3,9 %, CVP 1,5 %.[11] Gemeinde Präsident ist Niklaus Marti.
Partnerstädte
Wirtschaft
Der grösste Arbeitgeber ist die Düngemittelfabrik Hauert.
Sehenswürdigkeiten
Die Gemeinde ist bekannt wegen ihrer Storchenkolonie. Das Naturschutzgebiet Längmoos weist eine grosse Artenvielfalt auf (Libellen, Insekten, Amphibien, Vögel, Pflanzen).
Persönlichkeiten
- Ernst Marti (Pfarrer) (1871–1955), Pfarrer und Schriftsteller
- Gustav Hans Graber (1893–1982), in Vorimholz geborener Psychologe und Psychoanalytiker
- Walter Schaer (1926–2009), Industrialdesigner, Absolvent HfG Ulm, Mitarbeit bei Max Bill ,Professor an der Universität Auburn USA (1960–1992)[12]
- Ruedi Baumann (* 1947), Nationalrat (Grüne) und
- Stephanie Baumann (* 1951), Nationalrätin (SP) waren das erste Nationalrats-Ehepaar der Schweiz
- Simon Baumann (* 1979), Filmemacher und Sohn von Ruedi und Stephanie Baumann. Machte sein Dorf einer breiten Öffentlichkeit bekannt durch den Dokumentarfilm Zum Beispiel Suberg.
- Kilian Baumann (* 1980), Nationalrat (Grüne) und Sohn von Ruedi und Stephanie Baumann.
Literatur
- Ernst Marti: Aus der Geschichte der Kirche Grossaffoltern 1513–1988. 1988.
- Jürg Eberle: Geschichtliches zur Gemeinde Grossaffoltern. 1996.
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Archiv für schweizerische Geschichte. Hrsg. Allgemeine Geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz. 12. Band, Zürich 1858, S. 162 und 166 (books.google.com).
- J. Ludwig Wurstemberger. Geschichte der alten Landschaft Bern. 2. Band, Bern 1862, S. 129 Anm. 2 und S. 181 ff. (books.google.com, books.google.com).
- Urkunden zur Geschichte der Grafen von Freiburg. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Band 21, Heft 1.1868, S. 195 (books.google.com).
- Albert Jahn: Chronik oder geschichtliche, ortskundliche und statistische Beschreibung des Kantons Bern, alten Theils, in alphabetischer Ordnung, von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart : nach den zuverlässigsten Quellen. Bern/Zürich 1857, S. 58–60 (books.google.com).
- Julius Studer: Schweizer Ortsnamen: ein historisch-etymologischer Versuch. Zürich 1896. S. 49.
- Heinrich Türler, Marcel Godet, Victor Attinger, Hans Tribolet: Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz. 1934.
- Resultate der Gemeinde Grossaffoltern. Staatskanzlei des Kantons Bern, 20. Oktober 2019, abgerufen am 13. August 2020.
- Professor Emeritus Walter Schaer. Auburn University, abgerufen am 6. Januar 2019 (englisch).