Hauert HBG Dünger
Die Hauert HBG Dünger AG ist ein Schweizer Hersteller von Düngern für den Gartenbau und den Bio-Landbau. Das Unternehmen hält 60 Prozent am Schweizer Markt für Spezialdüngemittel. Es ist seit 1663 in Familienbesitz und gehört damit zu den 57 ältesten Unternehmen des Landes.
Hauert HBG Dünger AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 18. Juni 1663 |
Sitz | Grossaffoltern BE Schweiz |
Leitung | Philipp Hauert |
Mitarbeiterzahl | 100 (2015)[1] |
Umsatz | 30–50 Mio. CHF (2014)[1] |
Branche | Düngemittel |
Website | www.hauert.com |
Geschichte
Am 18. Juni 1663 erhielt Adam Hauert von Schultheiss und Rat der Stadt Bern die Konzession zum Betreiben einer Gerberei.[2][3] Zu jedem Gerbereibetrieb gehörte eine Lohstampfe zum Zerkleinern der Eichenrinde. Sie wurde aber auch zum Zerstampfen von Tierknochen verwendet. Die zerkleinerten Knochen brachten Bauern als Dünger auf die Felder aus.[4] Alexander Hauert (1876–1955) und sein Bruder Fritz (1875–1929), die den Gerbereibetrieb in der neunten Generation führten, sahen sich gezwungen, die Gerberei 1911 aufzugeben. Die Knochenmühle behielten sie bei und stellten als «Gebrüder Hauert» Futterknochenmehl für Nutztiere und Düngemittel her.[1]
Laut der Hauert Chronik gründeten Alexander Hauert zusammen mit seinem Sohn Johann (1905–1988) am 1. August 1929 die Kollektivgesellschaft Hauert & Co. Die neue Firma verlegte die Knochenmühle ins frühere Obstlager nach Suberg und konzentrierte sich fortan auf die Düngerherstellung.[5]
1972 führte das Unternehmen als erstes in Europa einen harzumhüllten Langzeitdünger ein. Seit 1985 betreibt es ein eigenes Labor,[6][7] welches unter anderem der Grundlagenforschung für die Düngerentwicklung dient.[8] Für die Prüfung von Rohstoffen und Rezepturen werden sowohl Labor- als auch Feldversuche durchgeführt.[6] Kooperationen bestehen mit den Forschungsanstalten Agroscope und FiBL.[9] In Zusammenarbeit mit der Agroscope entwickelte das Unternehmen einen nichtorganischen Dünger mit retardierender Nährstoffabgabe.
Einbrüche erlebte das Unternehmen in den 1990er Jahren. Als im Zuge von BSE Knochenmehl verboten wurde, musste Hauert Dünger im Wert von mehreren Millionen Franken verbrennen. Und nachdem 1998 die Preise für die Rohstoffe Stickstoff, Kalium und Phosphor innerhalb weniger Monate wegen gestiegener Nachfrage am Weltmarkt um 160 Prozent angestiegen waren, musste Hauert vorübergehend einen hohen Preis für die Einhaltung der Verträge mit den grossen Abnehmern zahlen.[2]
Seit 2005 produziert es mit der grosstechnischen Umsetzung des von Hans-Jürgen und Phillip Hauert erfundenen und patentierten „Sphero-Verfahrens“ ein staubfreies Düngergranulat.[10][11]
Das Unternehmen wird seit 2006 in zwölfter Generation von Philipp Hauert geführt. Dieser ist seit 2010 alleiniger Inhaber.[2] 2007 übernahm die Firma den deutschen Düngerhersteller Günther Cornufera, mit dem Ziel, im europäischen Markt vertreten sein. Damit verbunden war die Gründung der Hauert Günther Düngerwerke GmbH in Nürnberg.[12] 2018 ging die deutsche Firma Manna in Ammerbuch in die Hauert Manna Düngerwerke GmbH über.[13] Laut Handelszeitung hat sich Hauert zur „Schweizer Nummer eins für Spezialdüngemittel entwickelt“.[3] Jährlich werden rund 30'000 Tonnen Dünger produziert.[6] Hauert macht 80 % seines Umsatzes in den ersten Monaten des Jahres. Ab Ende Mai nimmt die Nachfrage nach Dünger rapide ab.[2]
Produkte und Zielgruppe
Das Unternehmen produziert organische und organisch-mineralische Spezialdünger für Hausgärten, Gartenbau, Sportplätze und den Öko-Landbau,[12] insgesamt 1600 verschiedene Düngerprodukte, wobei die Mehrheit am Firmensitz in der Schweiz hergestellt wird. Einige der Produkte tragen das Schweizer Bio-Label.[6] Unter der Marke Hauert Biorga Dünger wird eine eigene Produktlinie für den biologischen Land- und Gartenbau geführt.[6][14] Das Unternehmen beliefert Bio-Gemüsebauern, Gärtnereien und Baumschulen, Landschaftsgärtner sowie über den Großhandel Hobbygärtner. Hauert ist Exklusivlieferant für den Stadionrasendünger von Borussia Dortmund.[2][1] Spezialdünger werden in diverse europäische Länder geliefert, insbesondere nach Österreich, Polen und Holland.
Standorte
Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Grossaffoltern; die Fabrik steht in der zu Grossaffoltern gehörenden Ortschaft Suberg.[4] In Nürnberg befinden sich die deutsche Tochtergesellschaft Hauert Günther Düngerwerke GmbH und die Hauert Manna Düngerwerke GmbH, in Saarbrücken ein kleiner Produktionsstandort.[6] 2015 nahm das Unternehmen in Groningen eine Anlage zur Produktion von Methylenharnstoffdünger in Betrieb.[15]
Publikation
- Bernadette Hauert, Philipp Hauert, Hans-Jürg Hauert, Hans Peter Wegmüller, Ruedi Hauert: 350 Jahre – aus Liebe zur Natur. Selbstverlag (Firmenchronik zum 350. Jubiläum), Grossaffoltern 2013, ISBN 978-3-03303922-3 (56 S., hauert.com [PDF]).
Weblinks
- Website von Hauert HBG Dünger AG Schweiz
- Website von Hauert Günther Düngerwerke GmbH Deutschland
- Porträt der Hauert HBG Dünger AG auf der Website von Economiesuisse, 18. November 2016
- Hauert HBG Dünger AG – Geschäftsführer (1894–) im Archiv für Agrargeschichte (histoirerurale.ch)
Einzelnachweise
- Benno Stieber: Hauert Dünger. In: Brand eins, Nummer 12/2015
- Hauert blüht seit 350 Jahren. In: Der Bund. 20. Februar 2013, abgerufen am 9. Januar 2019.
- Pascal Ihle: Die ältesten Firmen der Schweiz, in: Handelszeitung, Nr. 44, 1. November 2012, S. 38
- Christian Strübin: Seit 12 Generationen lässt Hauert die Gärten spriessen, SRF, 29. April 2013
- Hauert Chronik, Website hauert-duenger.de
- Corinne Remund: Ein sehr feines Gespür für den Markt. Schweizerische Gewerbezeitung, 21. Oktober 2016, abgerufen am 12. Januar 2019.
- Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF, Agroscope: Liste der anerkannten Laboratorien für die Kontrolle organischer Dünger. Definitive Fassung vom 2. Juli 2018 (pdf, S. 2)
- Elisabeth Jacob: Lust auf Garten. Planen, pflanzen, pflegen - Tipps für Einsteiger und erfahrene Gärtnerinnen, Beobachter-Edition, Zürich 2012, ISBN 978-3-85569-516-4, S. 57
- Othmar Gut: Versuchsbesichtigung Bio-Rasendüngung. (PDF) dergartenbau (Schweizer Fachmagazin), Ausgabe 22, 2016, abgerufen am 12. Januar 2019.
- Sofort wirksam, in: TASPO.de, 31. Januar 2009
- Patent EP2266936B1: Düngemittelformkörper sowie Verfahren zu dessen Herstellung. Angemeldet am 25. Juni 2009, veröffentlicht am 3. April 2013, Anmelder: Hauert HBG Dünger AG, CH, Erfinder: Hauert Hans-Jürg.; Hauert Phillip.
- Daphne Huber: Günther Cornufera geht an Schweizer Düngerhersteller, Agrarzeitung, 10. Oktober 2007
- Hauert Dünger übernimmt Manna Düngemittel, Bieler Tagblatt, 16. August 2018
- Elf neue Bio-Dünger für Profis, Taspo, 22. Januar 2017
- Hauert nimmt die Produktion in den Niederlanden auf und steigt in Methylenurea-Markt ein, dergartenbau, 24. Dezember 2015