Franco Baresi
Franco Baresi (* 8. Mai 1960 in Travagliato, Italien) ist ein ehemaliger italienischer Fußballspieler und -trainer.
Franco Baresi | ||
Franco Baresi, 2012 | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 8. Mai 1960 | |
Geburtsort | Travagliato, Italien | |
Größe | 176 cm | |
Position | Abwehr, Libero | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
1974–1978 | AC Mailand | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1978–1997 | AC Mailand | 532 (16) |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
1979–1982 | Italien U-21 | 10 | (1)
1979–1980 | Italien Olympia | 6 | (1)
1982–1994 | Italien | 82 | (1)
Stationen als Trainer | ||
Jahre | Station | |
2002–2006 | AC Mailand (Jugendtrainer) | |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Baresi gilt als einer der besten Liberos der Fußballgeschichte. Aufgrund der Namensähnlichkeit und der Fähigkeit, einen Spielverlauf aus der Verteidigung so enorm beeinflussen zu können, bekam Baresi in Italien in Anlehnung an Franz Beckenbauer den Spitznamen Franz verpasst.
Fast zwanzig Jahre war er für den AC Mailand aktiv. Der langjährige Kapitän wurde sechsmal italienischer Meister, gewann dreimal den Europapokal der Landesmeister bzw. die Champions League und brachte es auf 719 Pflichtspiele. Er gilt als einer der besten Spieler, die je das Trikot der Rossoneri trugen. Seine Rückennummer 6 wurde aufgrund der Verdienste und Treue zum Verein bis heute nicht mehr vergeben.
2004 setzte ihn Pelé auf die Liste der besten 125 noch lebenden Fußballspieler (FIFA 100).
Jugend
Baresi, der früh seine Eltern verloren hatte, wuchs bei seinen älteren Brüdern in Travagliato auf, einem kleinen Ort in der Provinz Brescia. Talent für Fußball zeigte nicht nur er, sondern auch sein älterer Bruder Giuseppe Baresi. Als die beiden Baresis 1974 ein Probetraining bei Inter Mailand absolvierten, erhielt nur Giuseppe einen Vertrag und absolvierte später 559 Partien für Internazionale und war zeitweise Mannschaftskapitän.[1] Franco wurde als „körperlich zu schwach“ eingestuft und versuchte daraufhin sein Glück beim Lokalrivalen AC Mailand, der ihn unter Vertrag nahm, womit er letztlich beim damals weitaus erfolgreicheren Mailänder Verein landete. Seine weitere Ausbildung zum Fußballer erhielt er nun in der Jugendabteilung des Vereins.
Karriere im Verein
Seinen Einstand im Profifußball gab Baresi am letzten Spieltag der Saison 1977/78 (23. April 1978, 2:1-Sieg über Hellas Verona), als Trainer Nils Liedholm den erst 17-Jährigen auf den Liberoposten stellte. Bereits im folgenden Jahr hatte sich Baresi einen Stammplatz auf der Liberoposition erkämpft und gewann 1979 – nach mehr als zehn Jahren – mit Milan wieder die Meisterschaft (Scudetto). In diesem Jahr spielte er noch mit Mailands Kapitän und Superstar Gianni Rivera zusammen, der nun seine lange Karriere beendete.
Das folgende Jahr brachte einen herben Rückschlag. Die Mailänder belegten am Ende der Saison zwar den dritten Platz, waren aber mit anderen Vereinen in den italienischen Bestechungsskandal verwickelt. Gemeinsam mit Lazio Rom musste der AC in die Serie B absteigen. Doch Baresi blieb dem Verein treu, selbst eine weitere Saison in der Serie B (Saison 1982/83) nahm er hin und wurde mit dem Kapitänsamt belohnt. Es dauerte bis 1984, ehe sich die Rossoneri wieder in der Serie A etablieren konnte. Nachdem Arrigo Sacchi neuer Trainer wurde, ging es mit Milan aber steil nach oben.
Das nachfolgende Jahrzehnt sollte die erfolgreichste Ära in der Klubgeschichte werden. Es wurden internationale Stars wie Marco van Basten, Ruud Gullit und Frank Rijkaard verpflichtet. Diese brachten die Mannschaft, die 1988 die Meisterschaft gewann, auf die Erfolgsspur zurück. Es war der Beginn unglaublicher Erfolge. 1989 und 1990 setzte man sich die Krone Europas auf und gewann zweimal den Europapokal der Landesmeister (1989: 4:0 gegen Steaua Bukarest, 1990: 1:0 gegen Benfica Lissabon).
Baresi war ein außergewöhnlicher Libero, der eine der besten Abwehrreihen in der Geschichte des Klub-Fußballs führte. Vor ihm verteidigten Alessandro Costacurta, Mauro Tassotti und Paolo Maldini, weshalb die Abwehr als unbezwingbar galt. Die Abseitsfalle von Milan war nahezu legendär und funktionierte perfekt. In der Serie A war der AC Mailand eine Macht. 1991/92 blieb der Klub ungeschlagen, 1993/94 kassierte er nur 15 Gegentore und gewann den dritten Scudetto in Folge.
Auch international war Mailand die beste Vereinsmannschaft und in den frühen neunziger Jahren das „non-plus-ultra“ des europäischen Fußballs. Innerhalb von sieben Jahren zog die Mannschaft fünfmal ins Finale des Europapokals der Landesmeister bzw. der Champions League ein. Als im Finale 1994 der FC Barcelona mit 4:0 deklassiert wurde, saß Baresi allerdings wegen einer Gelbsperre auf der Tribüne (1993 0:1 gegen Olympique Marseille, 1995 0:1 gegen Ajax Amsterdam). Der routinierte Baresi war Kopf dieser legendären Mannschaft unter Arrigo Sacchi und Fabio Capello. Der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz war nicht zuständig für atemberaubende Offensiv-Aktionen, sondern Ruhepol der unglaublich stabilen Defensive. 1996 gewann er mit Milan seinen sechsten Meistertitel, bevor er ein Jahr später seine große und lange Karriere beendete. Selten waren Verein und Spieler so eng miteinander verbunden wie Baresi und der AC. Zu seinem Nachfolger als Kapitän und Abwehrchef wurde Paolo Maldini erklärt.
Als Zeichen der Anerkennung erklärte der AC Mailand, sein Trikot mit der Rückennummer 6 nicht mehr zu vergeben. Franco Baresi trug in 716 Partien das Trikot des AC Mailand und hielt damit jahrelang den Vereinsrekord: 470 Spiele in der Serie A, 61 Spiele in der Serie B, 97 Einsätze in der Coppa Italia, fünf im Italienischen Superpokal, sowie 83 Einsätze bei Europäischen Vereinswettbewerben (UEFA Champions League, UEFA-Pokal etc.) stehen zu Buche.
Karriere in der Nationalmannschaft
In der Nationalmannschaft musste Baresi lange auf den Durchbruch warten. Zwar gehörte er bereits bei der EM 1980 in Italien, der Mundialito 1980/81 in Uruguay und der WM 1982 zum Aufgebot, kam aber bis auf ein Spiel bei der Mundialito nicht zum Einsatz. Besonders bitter war dies 1982, da Italien Weltmeister wurde und Baresi im Turnier keine einzige Minute spielen durfte. Seinen ersten Einsatz in der „Squadra Azzurra“ hatte er am 4. Dezember 1982 beim 0:0 im EM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien. Ein Stammplatz lag jedoch in weiter Ferne, da Trainer Enzo Bearzot auf Libero Gaetano Scirea baute und Baresi im defensiven Mittelfeld einsetzte, wo dieser nicht zurechtkam.
Da Baresi mit dem AC Mailand zweimal in die zweite Liga ging, wurde er auch für die Nationalmannschaft nicht mehr berücksichtigt und auch für den WM-Kader 1986 nicht nominiert. Im Gegensatz zu seinem Bruder Giuseppe, der beim Turnier in Mexiko drei Spiele absolvierte. Franco Baresi kehrte erst am 8. Oktober 1986 im ersten Spiel nach Enzo Bearzot wieder in die „Squadra“ zurück und spielte fortan als Libero. Bei der Europameisterschaft 1988 in der BRD, als Italien erst im Halbfinale gegen die UdSSR (0:2) ausschied, etablierte sich Baresi als Libero in der Nationalmannschaft. Seine Art, aus dem Fußgelenk seine Pässe zu schlagen, erinnerte an Franz Beckenbauer und brachte ihm den Spitznamen „Franz“ ein.
1990 war Italien Austragungsort der Weltmeisterschaft und das Land strebte den Titelgewinn im eigenen Land an. Italien wurde souverän Gruppensieger und überstand diese ohne Gegentor. Die Abwehr mit Libero Baresi und den Verteidigern Giuseppe Bergomi, Paolo Maldini und Riccardo Ferri war die stärkste des gesamten Turniers. Baresi war in der Form seines Lebens und mit dieser überragenden Verteidigung kam Italien ohne Gegentreffer ins Halbfinale. Dort traf man auf den Titelverteidiger Argentinien, und es stand nach 120 Minuten 1:1. Die Entscheidung wurde im Elfmeterschießen herbeigeführt, wobei die Südamerikaner mit 4:3 die Oberhand behielten (Baresi hatte zum 0:1 verwandelt). Italien wurde schließlich nach einem 2:1 über England Dritter und Baresi wurde ins All-Star-Team gewählt. Zwar hatte Baresi nach dem Turnier seinen Rücktritt aus der Nationalelf erklärt, revidierte seine Entscheidung jedoch bald, kehrte unter Arrigo Sacchi zurück und wurde neuer Kapitän.
1994 fuhr Baresi zu seiner dritten Weltmeisterschaft in die USA. Doch im zweiten Spiel der Vorrunde (1:0-Sieg über Norwegen), musste der Kapitän wegen einer Knieverletzung nach 48 Minuten ausgewechselt werden. Jeder rechnete mit dem WM-Aus für den „Oldie“, doch im Finale gegen Brasilien lief Baresi auf. Baresi hielt die Abwehr 120 Minuten bis zum Elfmeterschießen zusammen, ehe er hier den ersten Schuss über das Tor setzte. Nach Fehlschüssen von Daniele Massaro und Roberto Baggio war Brasilien Weltmeister. Wieder bedeutete ein Elfmeterschießen das Aus für Baresis Traum vom Titel.
Dieses WM-Finale 1994 war Baresis zweitletzter Auftritt für sein Heimatland, danach bestritt er am 7. September 1994 in der Partie gegen Slowenien seine letzte Partie im Nationaltrikot und trat nach 82 Länderspielen endgültig aus der Squadra Azzurra zurück.
Nach der aktiven Karriere
Nach seiner aktiven Karriere bekleidete Baresi bei Milan als Jugendtrainer, Scout und Manager verschiedene Positionen. Im Jahr 2002 übernahm er den Posten des Sportdirektors beim FC Fulham, kehrte aber schon nach zwei Monaten nach Mailand zurück, da ihm nicht genug Handlungsspielraum zugestanden wurde. Seit 2008 ist er für den AC Mailand im Marketingbereich tätig.
Erfolge
AC Mailand
Nationalmannschaft
- Weltmeister: 1982 (ohne Einsatz)
- Vize-Weltmeister: 1994
- WM-Dritter: 1990
Persönliche Auszeichnungen
- 2. Platz bei der Wahl des Ballon d’Or Dream Teams (Innenverteidiger)
- FIFA 100
- Europas Fußballer des Jahres: Zweiter 1989
- Italiens Fußballer des Jahres: 1990
- Torschützenkönig des italienischen Pokals: 1990
- Offizier des Verdienstordens der Italienischen Republik: 1991
Weblinks
- Franco Baresi in der Datenbank von weltfussball.de
- Spielerprofil in der Hall of Fame des AC Mailand
- Einsatzdaten beim italienischen Verband (italienisch)
Einzelnachweise
- Peter Ahrens: Titelverteidiger-Fluch in Champions League: Mailands Mauer. In: Spiegel Online. 2. Juni 2017 (spiegel.de [abgerufen am 30. September 2018]).