Deutsche Zwangsarbeiter nach 1945
Bei den deutschen Zwangsarbeitern nach 1945 handelt es sich um deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges und Zivilisten, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges von den Siegermächten zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden. Die Maßnahme diente vordergründig wirtschaftlichen Aspekten, besonders der Reparation deutscher Kriegsschäden und dem Wiederaufbau zerstörter Gebiete.
Bereits auf der Teheran-Konferenz 1943 forderte der sowjetische Staatschef Josef Stalin den Einsatz von 4 Millionen deutschen Arbeitern, um nach Kriegsende die Verwüstungen des Krieges gegen die Sowjetunion zu beseitigen.[1] Zwangsarbeit war außerdem Bestandteil des nie realisierten Morgenthau-Plans und fand sich im Abschlussprotokoll der Konferenz von Jalta wieder,[2] welches vom britischen Premierminister Winston Churchill und US-Präsident Franklin D. Roosevelt mit unterzeichnet wurde.
Im Jahr 1947 waren rund 4 Millionen Deutsche europaweit als Zwangsarbeiter eingesetzt.[3] Schätzungen gehen von 600.000 bis 1.000.000 toten deutschen Kriegsgefangenen während des Krieges und danach aus. Das für die Suche nach Vermissten zuständige Deutsche Rote Kreuz verzeichnet 1,3 Millionen deutsche Kriegsgefangene, deren Schicksal niemals geklärt werden konnte; sie gelten bis heute offiziell als vermisst.[4]
In der Deutschen Demokratischen Republik wurden Häftlinge zur Zwangsarbeit in der Produktion von Waren für westliche („kapitalistische“) Firmen eingesetzt; dies diente vor allem der Gewinnung von West-Devisen zur Aufbesserung des Staatshaushalts.
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
Die DDR erzielte in den 1980er Jahren zur Stützung ihres maroden Staatshaushalts etwa 200 Mio. DM West-Devisen mit der Zwangsarbeit von Häftlingen in der Produktion von Waren für West-Firmen wie ALDI, IKEA, Neckermann, Kaufhof, Quelle, VW etc. sowie z. B. mit von Häftlingen erzwungenen Blutspenden, die beispielsweise das bayrische Rote Kreuz über einen Schweizer Zwischenhändler ankaufte.[5][6][7][8] Der Historiker Tobias Wunschik z. B. untersuchte das in seiner 2014 veröffentlichten, im Auftrag des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen erstellten Studie Knastware für den Klassenfeind. Häftlingsarbeit in der DDR, der Ost-West-Handel und die Staatssicherheit (1970–1989).[9]
Im „Chemiedreieck“ zwischen Dessau, Halle und Bitterfeld, dem größten Industrieballungsgebiet der DDR, mangelte es aufgrund der schlechten Umwelt-, Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Region Mitte der 1960er-Jahre zunehmend an Arbeitskräften, sodass ab 1968 vermehrt Strafgefangene, Armeeangehörige, ab 1986 auch Bausoldaten zwangsverpflichtet wurden.[10]
Osteuropa
Die katastrophale Versorgungslage und die in Trümmern liegende Infrastruktur bedeuteten für die in Osteuropa Inhaftierten zusätzliche Entbehrungen: Unter Hitler und Stalin waren bereits Millionen Menschen bei der Zwangsarbeit umgekommen – die deutschen Häftlinge erwartete ein ähnlich hartes Schicksal: Viele starben in Arbeitslagern, nur ein Teil konnte Jahre später zurückkehren.
Sowjetunion
1944/1945 wurden mehr als eine halbe Million Deutsche (Jugendliche, Frauen, Männer) als „lebende Reparationen“ zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt.[11] Viele davon waren inhaftierte Soldaten des Ostheeres. Zusätzlich dazu überließen die US-Amerikaner den Sowjets einen Teil ihrer Gefangenen.[12] Diese wurden dann auf Arbeitslager wie das Kriegsgefangenenlager 126 Nikolajew aufgeteilt. Ein großer Teil der Männer kam infolge von Unterversorgung und Krankheit ums Leben.[13] Von den wenigen, die den Mangel und die Zwangsarbeit überlebten, kehrten die letzten 1955 nach Deutschland zurück.
Im Rahmen der Aktion Ossawakim wurden etwa 2000 Wissenschaftler aus der Ostzone zur geistigen Zwangsarbeit in Technik und Wissenschaft der Sowjetunion verbracht; Ingenieure mussten z. B. Unterstützung bei der Entwicklung der sowjetischen Raketentechnik leisten.[14]
Der sowjetische Geheimdienst NKWD verschleppte unzählige Zivilisten. Ein Drittel der Entführten starb während der Haft oder beim Transport an Hunger, Seuchen und Kälte, wie Freya Klier in ihrem Buch am Beispiel der Schicksale deutscher Frauen beschrieb.[15] Schon kurz nach den Eroberungen durch die Rote Armee kam es zur Deportation deutscher Minderheiten. Zahllose Zivilpersonen, vor allem aus Rumänien und Jugoslawien, waren betroffen. Hier wurden im Dezember 1944 zehntausende sogenannte Volksdeutsche im Alter von 18 bis 40 Jahren ergriffen, ein Großteil davon Frauen. 16 Prozent der Gefangenen überlebten die Arbeitslager des Donezbeckens nicht.[16]
Zeugnis von der Binnensicht des Erlebten legt beispielsweise die von Sigrid Moser herausgegebene Lebensgeschichte der Eva-Maria Stege ab, die als junges Mädchen in russische Gefangenschaft verschleppt wurde.[17] Im Frühjahr 1945 transportierten die Sowjets in größerem Umfang Mädchen und junge Frauen aus Ostpreußen zum mehrjährigen Arbeitseinsatz nach Sibirien.[18]
Siehe auch → Abschnitte Jugoslawien und Rumänien
Sowjetische Besatzungszone
Die Militärverwaltung der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) nötigte viele Arbeiter, bei der Demontage von Industrieanlagen zu helfen. In der Landwirtschaft gehörten Frondienste zum Alltag. Die Besatzer zwangen Deutsche außerdem zur riskanten Arbeit in den Uranminen des Erzgebirges, um Rohmaterial für das sowjetische Atombombenprojekt zu fördern.[19] 1947 beschäftigte dieses gewaltige Vorhaben 60.000 Zwangsarbeiter.
Jugoslawien
Nach dem Einmarsch der Roten Armee und der nachrückenden jugoslawischen Partisaneneinheiten war der in der Vojvodina verbliebene Teil der jugoslawiendeutschen Bevölkerung bereits in den ersten Wochen Massenerschießungen, Verhaftungen, Misshandlungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Zwangsarbeit ausgeliefert.[20][21] Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien wurde mit den Beschlüssen des Antifaschistischen Rats der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (AVNOJ) vom 21. November 1943 und am selben Datum im Jahr 1944 ohne Gerichtsverfahren und unter Anwendung der These der Kollektivschuld, wonach die Volksdeutschen als Kriegsverbrecher galten,[22] zu Feinden Jugoslawiens erklärt, entrechtet und enteignet.[23] Gegenüber der donauschwäbischen Bevölkerung entluden sich nach vier Jahren deutscher Besatzungsherrschaft die aufgestauten Vergeltungsbedürfnisse.[24]
Am 29. November 1944 gab die Kommandantur der Volksbefreiungsarmee des serbischen Banats, der Batschka und der Baranya den Befehl zur Internierung aller deutschen Männer zwischen 16 und 60 Jahren in Lagern. Bis zum Frühjahr 1945 waren ca. 90 % der jugoslawiendeutschen Bevölkerung interniert.[25][26]
Im Januar 1946 beantragte die jugoslawische Regierung bei den Westalliierten die Ausweisung von – nach jugoslawischen Angaben – 110.000 in Jugoslawien verbliebenen Jugoslawiendeutschen nach Deutschland. Dies wurde jedoch abgelehnt.[27] 1948 konnten kleinere Gruppen ausreisen oder flüchten. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland organisierte Jugoslawien die Ausreise eines Großteils der überlebenden Donauschwaben.[28]
Parallel zu dieser Entwicklung waren Ende Dezember 1944 zwischen 27.000 und 30.000 Donauschwaben aus dem serbischen Banat, der Batschka und der Baranya in sowjetische Arbeitslager zwischen Charkow und Rostow zur Zwangsarbeit deportiert worden. Die jugoslawischen Behörden hielten jedoch Handwerker und Facharbeiter zur Verwendung im eigenen Land zurück. Nach Schätzungen starben 16 Prozent der Deportierten wegen mangelhafter Ernährung und schlechter ärztlicher Betreuung in der Sowjetunion. Kranke Deportierte wurden 1945 nach Jugoslawien, ab 1946 aber auf das Gebiet der späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) abgeschoben. Nach der Auflösung der Arbeitslager ab dem Herbst 1949 wurden die Deportierten ebenfalls in die DDR verbracht.[28]
Polen
Polnische Staatsangehörige deutscher Abstammung wurden nach Kriegsende inhaftiert und zwangsverpflichtet, bis man sie später aus Polen vertrieb. Ein Gesetz zum Ausschluss feindlicher Elemente aus der Gesellschaft enteignete die Betroffenen und entzog ihnen die Staatsbürgerschaft.[29]
Vor 1939 in Polen lebende Personen, die sich in die deutsche Volksliste eintragen ließen, und Angehörige der polnischen Minderheit in Oberschlesien waren von den Repressionen betroffen. Grund dafür war ihre Kollaboration mit den Nationalsozialisten, jedoch sollten sie nach abgearbeiteter Schuld in Polen bleiben können. Anders erging es Menschen, die als rein deutsch eingestuft waren. Diese wurden, mit Ausnahme weniger Technikspezialisten, sofort nach dem Krieg vertrieben.
Neben dem Zentralen Arbeitslager Potulice (dt. Potulitz) existierte das Zentrale Arbeitslager Jaworzno sowie die Lager Zgoda (dt. Eintrachthütte) und Łambinowice (Lambsdorf in Schlesien).[30] Die Lage der Haftanstalten im westlichen Wartheland und in Oberschlesien deutet bereits auf die Zusammensetzung der darin Gefangenen hin. Etwa 200.000 Menschen starben in den polnischen und sowjetischen Einrichtungen.[31]
Freie deutschstämmige Polen hatten es nicht wesentlich besser, denn die Regierung verschärfte per Verordnung deren Erwerbssituation dramatisch. Die Wochenarbeitszeit betrug demnach 60 Stunden, bei 25 % bis 50 % des Gehalts polnischer Arbeiter. Diese Politik hatte entscheidenden Einfluss auf die Massenauswanderung Volksdeutscher.[32]
Infolge einer Vereinbarung zwischen der Provisorischen Regierung der Nationalen Einheit und der sowjetischen Regierung vom 16. August 1945 "Zur Frage des Ausgleichs der durch die deutsche Okkupation verursachten Schäden" wurden 50 000 deutsche Kriegsgefangene aus sowjetischem Gewahrsam zur Zwangsarbeit im schlesischen Kohlebergbau an Polen überstellt.[33]
Rumänien
Der deutschen Volksgruppe in Rumänien wurde von den von der Sowjetunion eingesetzten rumänischen Behörden eine Kollektivschuld an der „Teilnahme Rumäniens am antisowjetischen Krieg und der Besetzung Rumäniens durch Nazideutschland“ zugewiesen. Es folgten Entrechtung, Enteignung, Diskriminierung und Zwangsarbeit.
Zwischen 70.000 und 80.000 Personen – davon etwa 5.000 Sathmarer Schwaben, 30.000 Siebenbürger Sachsen und 33.000 Banater Schwaben – waren zwischen Januar 1945 bis zum Dezember 1949 von der Verschleppung von Rumäniendeutschen in die Sowjetunion betroffen, wo sie auf Grund ethnischer Kriterien als Reparation überwiegend in den Bergwerken und der Schwerindustrie der Ukraine, aber auch im Kaukasus Zwangsarbeit leisten mussten. Etwa zehn Prozent der Betroffenen überlebten die Deportation nicht.[34][35]
Der Ministerrat der Volksrepublik Rumänien ermächtigte 1951 das Ministerium für innere Angelegenheiten, „die Umsiedlung jedwelcher Personen aus überbevölkerten Gebieten zu verfügen, deren Anwesenheit in dieser Zeit nicht gerechtfertigt“ war, „sowie die Umsiedlung aus jedwelcher Ortschaft jener Personen anzuordnen, die durch ihre Einstellung dem werktätigen Volk gegenüber den Aufbau des Sozialismus in der rumänischen Volksrepublik“ schädigten. Den Umgesiedelten konnte „in jeder Ortschaft Zwangsaufenthalt verordnet werden“.[36] Im gleichen Jahr wurden über 40.000 Menschen unterschiedlicher Ethnien aus dem westlichen Banat – davon etwa ein Viertel Rumäniendeutsche – in die zwischen der Hauptstadt Bukarest und der Donau gelegene Bărăgansteppe deportiert. Die Deportierten wurden unter freiem Himmel ausgesetzt und zum Bau von 18 neuen Dörfern gezwungen.[37] Die Verschleppung endete 1956.[38]
Tschechoslowakei
Obwohl die Sudetendeutschen 1945 ihre Heimat verlassen mussten, leisteten zwei Jahre später noch viele Vertreter der deutschen Volksgruppe als „Fachkräfte“ Zwangsarbeit in der Tschechoslowakei.[39] Die Häftlinge trugen dabei weiße Armbinden mit dem Buchstaben N (tschechisch němec → deutsch) als Kennung. Selbst tschechische Juden deutscher Abstammung, die den Davidstern als ethnisches Kennzeichen auf ihrer Kleidung gerade erst abgelegt hatten, mussten sich auf diese Art nun als Deutsche zu erkennen geben.[40]
Westeuropa
Auf der Yalta-Konferenz im Januar 1945 stimmten die Alliierten der Zwangsarbeit der Deutschen zu. Artikel 75 der Genfer Abkommen (1929) bestimmt, dass die Rückführung von Kriegsgefangenen in ihr Heimatland schnellstmöglich nach Friedensschluss zu erfolgen hat.
Frankreich
Die befreite Republik bat 1945 die Verbündeten, ihr Millionen deutsche Gefangene als Wiederaufbauhelfer zu überlassen.[41] Die US-Amerikaner stellten daraufhin etwa 740.000 Zwangsarbeiter zur Verfügung. Viele kamen aus den überfüllten Rheinwiesenlagern und waren sehr schwach, teilweise wogen die Männer nur 50 kg.[42]
General George S. Patton notierte dazu in seinen Aufzeichnungen: „Ich bin auch dagegen, Kriegsgefangene als Sklavenarbeiter in fremde Länder zu schicken (insbesondere nach Frankreich), wo man viele verhungern lassen wird.“[43] Der New York Herald Tribune verglich am 12. Oktober 1945 die Lage der Deutschen mit den ehemaligen Insassen des Konzentrationslagers Dachau.[44]
Rund 50.000 Zwangsarbeiter entfernten unter Lebensgefahr Minen aus früheren Kampfgebieten,[45] während andere, auch arbeitsunfähige Menschen, in der Landwirtschaft und im Bergbau tätig waren. Die Zahl der dabei umgekommenen Häftlinge ist unbekannt.[46] Die französischen Behörden rechneten im September 1945 bei der Minenräumung mit 2000 bei Unfällen verstümmelten oder getöteten Gefangenen im Monat.[47]
Historiker Simon MacKenzie zufolge war die französische Politik durch den dringenden Bedarf an Arbeitern geprägt und gleichzeitig von der Sehnsucht nach spürbarer Vergeltung bestimmt. Am 13. März 1947 unterzeichnete die Regierung auf Druck der USA eine Vereinbarung, welche 450.000 Gefangene betraf, und festlegte, jeden Monat 20.000 Zwangsarbeiter zu entlassen.[48]
Norwegen
Verantwortliche des Landes zwangen nach Kriegsende deutsche Soldaten zum Minenräumen an früheren Kampfschauplätzen. Eine Liste Gefallener vom 29. August 1945 nannte in diesem Zusammenhang 275 Opfer der Arbeiten. Deutschland geißelte die Zwangsrekrutierungen durch Norwegen als Verstoß gegen geltendes Völkerrecht und Missachtung von Artikel 32 der Genfer Konventionen.
Norwegen widersprach vehement mit der Begründung, es handele sich bei den involvierten Personen nicht um Kriegsgefangene im eigentlichen Sinn, sondern um Angehörige einer zuvor aufgelösten Streitmacht. Die Räumungen wurden trotzdem unterbrochen, und 1946 unter besseren Vorzeichen fortgesetzt. Deutsche meldeten sich diesmal freiwillig, weil ein hoher Verdienst und medizinische Versorgung lockten.[49]
Großbritannien
Nach dem Krieg beschäftigte das Königreich 400.000 Kriegsgefangene der Verbündeten als Zwangsarbeiter.[50] Das Gros der Häftlinge half durch den Einsatz in der englischen Landwirtschaft die Versorgung der Insel substanziell zu verbessern. 1946 übernahmen Gefangene in diesem Bereich bereits 20 % aller Arbeiten.[51] Deutsche Funktionäre unter britischer Kontrolle sollten zusätzlich die Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft erlernen und akzeptieren.[52]
Im folgenden Jahr entbrannte ein öffentlicher Disput um die Zwangsarbeit. Medien und Politiker des House of Commons verwendeten dabei auch den Begriff „Sklaverei“. Das Landwirtschaftsministerium lehnte eine schnelle Heimkehr der Häftlinge ab, weil eigene Kräfte fehlten. Die Behörde bot den Gefangenen aber die Freilassung und das Bleiberecht an, wenn sie weiter im Agrarsektor arbeiteten. 24.000 Deutsche überzeugte der Vorschlag, und einige blieben.[53] Die übrigen kehrten bis November 1948 nach Hause zurück.[52]
Vereinigte Staaten und Amerikanische Besatzungszone
Die USA entließen ihre Kriegsgefangenen hauptsächlich zur Zwangsarbeit nach Großbritannien und Frankreich. Auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten kamen Gefangene während der Erntezeit nur mit Verzögerung frei.[50] In ihrer Besatzungszone zwangen die Amerikaner Zivilisten im Alter von 14 bis 65 Jahren zur Arbeit, indem sie Gefängnis oder den Entzug von Essensmarken androhten.[51]
Die USA schickte im Mai 1945 mehrere hunderttausende deutsche Kriegsgefangene, gemäß Edward Peterson als "Geste der Freundschaft", in die Sowjetunion.[55] Die USA-Streitkräfte weigerten sich auch, die Kapitulation der deutschen Truppen in Sachsen und Böhmen zu akzeptieren; sie schickten sie in die Sowjetunion.[56]
Wiedergutmachung
Das Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz (KgfEG) von 1954 gewährte den Berechtigten wegen Freiheitsentziehung und Arbeitsleistung im ausländischen Gewahrsam eine Entschädigung von 30 bzw. 60 DM pro Kalendermonat der Gefangenschaft. Das Gesetz betraf insbesondere die aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Westdeutschland heimgekehrten ehemaligen Wehrmachtsangehörigen. Mit dem Heimkehrerentschädigungsgesetz von 2008 wurden auch die ehemaligen Kriegsgefangenen, die in die DDR und nach Berlin (Ost) entlassen worden waren und die bis dahin keine Ansprüche nach dem KgfEG hatten geltend machen können, in den Kreis der Anspruchsberechtigten einbezogen
2002 lehnte der damalige Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen) Wiedergutmachungsleistungen für zivile deutsche Zwangsarbeiter ab: "Den Wind, den wir da säen würden, würden wir in Form eines Reparationsorkans ernten".[57]
19 (von 50.000) überlebende Minenräumer in Frankreich haben im Jahr 2008 die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angeschrieben. Eine Antwort kam vom Bundesverwaltungsamt: "Forderungen aus Arbeitsleistungen ehemaliger deutscher Kriegsgefangener können nicht mehr geltend gemacht werden", unter dem Aktenzeichen IIIB4-1.12.12.1. war die Causa bereits seit dem 29. September 1978 verjährt.[45]
2011 lehnte Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) Wiedergutmachungsleistungen für deutsche Zwangsarbeiter ab. Friedrich rechnete mit bis zu 100.000 noch lebenden Berechtigten, und das Bundesinnenministerium hat keine Mittel für Zahlungen ab 5000 Euro an jeden Betroffenen. Gemäß Innenminister Friedrich gelte die Zwangsarbeit als Massenschicksal, das nicht entschädigt werden könne. Der CDU-Innenpolitiker Bosbach meinte: „Die deutschen Zwangsarbeiter haben auf Grund des erlebten Leids zumindest moralisch das Anrecht, in ähnlicher Weise entschädigt zu werden. Die Union muss in der Regierungsverantwortung das umsetzen, was sie in der Opposition aus gutem Grund gefordert hat.“[58][59]
2003 forderte Petr Mares (Stellvertretender Minister für Forschung und Entwicklung und Menschenrechte der Tschechoslowakei) tschechische Wiedergutmachung für Sudetendeutsche Zwangsarbeiter.[60]
Am 13. November 2015 gab der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags bekannt, in den kommenden drei Jahren 50 Millionen Euro zugunsten der Entschädigung von deutschen Zwangsarbeitern zur Verfügung zu stellen.[61]
Seit dem 1. August 2016 regelt eine Richtlinie des Bundesinnenministeriums die Auszahlung einer einmaligen Sonderleistung in Höhe von 2500 Euro an deutsche Staatsangehörige und deutsche Volkszugehörige, die als Zivilpersonen während und nach dem Zweiten Weltkrieg für eine ausländische Macht Zwangsarbeit leisten mussten.[62]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Eugene Davidson: The death and life of Germany: an account of the American occupation. S. 22.
- Davidson S. 121.
- John Dietrich: The Morgenthau Plan: Soviet Influence on American Postwar Policy, 2002, S. 123.
- stern: Viele kamen nicht zurück, stern-Serie: Besiegt, befreit, besetzt – Deutschland 1945–1948, 14. März 2005
- spiegel.de, 7. Dezember 2012, Christoph Gunkel: „Dann habe ich heimlich losgeheult“ (11. Oktober 2016)
- focus.de, 14. Januar 2014: Blutkapitalismus im Sozialismus: DDR-Häftlinge: Schuften für Aldi, bluten für die Stasi;
Millionen Devisen für DDR-Zwangsarbeit und Blut von Häftlingen (11. Oktober 2016) - faz.net, 19. Januar 2014: DDR-Häftlinge schufteten für westdeutsche Möbelhändler (11. Oktober 2016)
- spiegel.de, 28. August 2015: Kaufhof schlägt Fonds für DDR-Zwangsarbeiter vor (11. Oktober 2016)
- Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU): bstu.bund.de: Knastware für den Klassenfeind (11. Oktober 2016)
- Justus Vesting: Zwangsarbeit im Chemiedreieck: Strafgefangene und Bausoldaten in der Industrie der DDR. 2012, Ch. Links Verlag, ISBN 978-3861536758; christoph-links-verlag.de (11. Oktober 2016)
- LernCafe, Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung/für bildungsinteressierte ältere Menschen., ViLE - Virtuelles und reales Lern- und Kompetenznetzwerk älterer Erwachsener e. V. (Hrsg.), Ausgabe 44/Sklaverei, Hildegard Neufeld, lerncafe.de: Zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion (11. Oktober 2016)
- Dietrich S. 124.
- Thomas Wittfeld: Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion. 2001.
- spiegel.de, 28. September 2007, Simone Schlindwein: Deutsche Raketensklaven im Luxus-Gulag (11. Oktober 2016)
- Freya Klier: Verschleppt ans Ende der Welt. Schicksale deutscher Frauen in sowjetischen Arbeitslagern. Ullstein 1996, ISBN 3-550-07094-2.
- Steffen Prauser, Arfon Rees: The Expulsion of 'German' Communities from Eastern Europe at the end of the Second World War, European University Institute, Florence. HEC No. 2004/1, S. 55.
- Sigrid Moser (Hrsg.): Bald nach Hause. Skoro domoi. Das Leben der Eva-Maria Stege. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 1991, ISBN 978-3-7466-0066-6.
- Landsmannschaft Ostpreußen (Hrsg.): Verschleppt. Frauen und Mädchen von Ostpreußen nach Sibirien verschleppt., Leer, 2000
- Life: The secret mines of Russia's Germany, 25. September 1950, ISSN 0024-3019, S. 73–83.
- Zoran Janjetović: Die Konflikte zwischen Serben und Donauschwaben. In Der Einfluss von Nationalsozialismus auf Minderheiten in Ostmittel- und Südeuropa, Herausgeber: Mariana Hausleitner und Harald Roth, IKS Verlag München 2006, S. 162. (Wissenschaftliche Reihe "Geschichte und Zeitgeschichte" der Ludwig-Maximilians-Universität München Band 107: Herausgegeben von Edgar Hösch, Thomas Krefeld und Anton Schwob)
- Branko Petranović, Momčilo Zečević: Jugoslovenski federalizam: ideje i stvarnost : tematska zbirka dokumenata, Belgrad, 1987, S. 145 ff.
- Marie-Janine Calic: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert, C.H.Beck, München, 2010, S. 179
- Dieter Blumenwitz: Vorwort zum Rechtsgutachten über die Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien 1944-48. Zitiert in: Oliver Bagaric: Die deutsche Minderheit in Jugoslawien und den Nachfolgestaaten von 1945-2005, Vortrag anlässlich des Forums des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland: Brennpunkt Südosteuropa – Deutsche Minderheiten 1920–1945–2005, Dresden, 15. Oktober 2005
- Thomas Casagrande, Die volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“, Campus Verlag 2003, S. 299
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- Anneli Ute Gabanyi: Der Anfang vom Ende: Krieg, Flucht, Verfolgung, Diskriminierung (Memento vom 23. Februar 2014 im Internet Archive), Arte, 29. Juli 2004
- Herbert Hoover: Report: „German Agricultural and Food Requirements“, 26. Februar 1947, S. 4.
- Bernard Wasserstein:, Vanishing Diaspora: The Jews in Europe Since 1945, S. 38
- Dietrich S. 126.
- Zweites Deutsches Fernsehen, Guido Knopp: Zwischen Tod und Liebe (Memento vom 18. August 2009 im Internet Archive), 12. Dezember 2009, Dokumentation
- George Smith Patton, Martin Blumenson: The Patton Papers: 1940–1945. S. 750
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- British Broadcasting Corporation, James Richards: Life in Britain for German Prisoners of War, 5. November 2009
- Inge Weber-Newth, Johannes-Dieter Steinert: German migrants in post-war Britain: an enemy embrace, Chapter 2: Immigration policy—immigrant policy, Routledge 2006, ISBN 978-0-7146-5657-1, S. 24–30
- Ein Gründungsdilemma der deutschen Erinnerungskultur:Das Massaker von Gardelegen am 13. April 1945 und seine Folgen (PDF; 2,3 MB)
- Edward N. Peterson, "The American Occupation of Germany", p. 116: "Some hundreds of thousands who had fled to the Americans to avoid being taken prisoner by the Russians were turned over in May to the Red Army in a gesture of friendship."
- Heinz Nawratil, "Die deutschen Nachkriegsverluste unter Vertriebenen, Gefangenen und Verschleppter: mit einer Übersicht über die europäischen Nachkriegsverluste", Munich and Berlin, 1988, p. 36f
- Rheinische Post: Fischer poltert: Heftige Kritik an Stoiber, 20. Mai 2002
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: Friedrich: Ein Massenschicksal, 28. August 2011
- Süddeutsche Zeitung: Innenminister lehnt Zahlungen ab, 28. August 2011
- CZECH DEPUTY PREMIER WANTS TO ASSESS POSSIBLE COMPENSATION TO EXPELLED GERMANS RFE/RL Newsline, 03-06-20
- Union setzt 50 Millionen Euro für die Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter durch. Abgerufen am 11. April 2016.
- Bundesministerium des Innern: Bekanntmachung der Richtlinie über eine Anerkennungsleistung an ehemalige deutsche Zwangsarbeiter (ADZ-Anerkennungsrichtlinie) vom 7. Juni 2016, BAnz AT 14.07.2016 B3. Webseite der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, abgerufen am 6. Oktober 2016