Komitat Baranya (historisch)

Das Komitat Baranya (deutsch selten Komitat Branau;[3] ungarisch Baranya vármegye, kroatisch Baranja, lateinisch Comitatus Baraniensis) w​ar eine historische Verwaltungseinheit (Gespanschaft bzw. Komitat) i​m Königreich Ungarn.

Komitat Baranya
Branau

(1000–1526, 1686–1950)
Verwaltungssitz: Pécs
Fläche: 5.177 km²
Bevölkerung: 352.478[1]
Volksgruppen: 57 % Magyaren
32 % Deutsche
4 % Serben
3 % Kroaten
4 % andere[2]

Das Gebiet l​iegt zum größten Teil i​m heutigen Ungarn (dort i​m Komitat Baranya), e​in kleinerer Teil i​m Süden gehört z​um heutigen Kroatien (als Teil d​er Gespanschaft Osijek-Baranja).

Lage

Karte des Komitats Baranya um 1890

Das Komitat grenzte a​n die Komitate Somogy, Tolna, Bács-Bodrog u​nd Virovititz (Verőce). Es l​ag zwischen d​er Drau i​m Süden u​nd der Donau i​m Osten.

Geschichte

Das Komitat entstand relativ früh im 11. Jahrhundert. Zu dieser Zeit reichte es bis zur Save ins heutige Slawonien hinein. Die slawonischen Gebiete gingen zum Teil schon im Mittelalter durch Neugründung anderer Komitate (Požega u. a.) bzw. Gebietsabtretungen (v. a. an das Komitat Vukovar) verloren. Die Grundherrschaftsstruktur der Baranya war im Mittelalter durch einen starken kleinen und mittleren Adel geprägt. Magnaten wie die Familie Garai und Kirchenfürsten (Bistum Fünfkirchen und Abtei Pécsvárad gab es nur wenige. Zwischen 1526 und 1566 kam die Baranya durch Eroberung in den Besitz des Osmanischen Reiches. Während der türkischen Herrschaft über das Gebiet gehörte es zum Sandschak Mohács. Die ungarische Komitatsorganisation erlosch in dieser Zeit. Erst nach der Rückeroberung durch das Habsburgerreich 1686/1687 wurde es wieder als Komitat erschaffen, diesmal ohne die slawonischen Teile. Unter habsburgischer Herrschaft wurde das Grundherrschaftsystem im Vergleich zur vortürkischen Zeit stark verändert. Die Baranya war nun ein Land des Großgrundbesitzes, in dem komitatsfremde habsburgische Gefolgsleute die Grundherrschaften dominierten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 besetzten serbische Truppen das Gebiet. Bis zum Vertrag von Trianon wurde es vom Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen verwaltet und danach zwischen Ungarn und dem Königreich aufgeteilt. Der bei Ungarn verbliebene Teil blieb in seinen Grenzen bis zur großen Komitatsreform 1950 bestehen, bei dieser Reform wurde das Gebiet um die Stadt Szigetvár vom Komitat Somogy übernommen. Siehe weiter unter Komitat Baranya.

Herkunft des Namens Baranya

Kroatisch Baranja s​teht für ungarisch Baranya vármegye (Komitat). Der Name g​eht auf d​ie Burg Baranyavár (früher: Castrum Borona) zurück. Der Ursprung v​on Borona deutet a​uf slawische Herkunft hin. (Vergleiche d​en montenegrinischen Ort Borenjina). Die Magyaren ersetzten d​as slawische „o“ i​n der Regel m​it dem ungarischen a, w​as ähnlich ausgesprochen wird.[4]

Bezirksunterteilung

Im frühen 20. Jahrhundert bestanden folgende Stuhlbezirke (meist n​ach dem Namen d​es Verwaltungssitzes benannt):

Stuhlbezirke (járások)
StuhlbezirkVerwaltungssitz
Baranyavár, heute BranjinDárda heute Darda
HegyhátSásd
MohácsMohács
PécsPécs
PécsváradPécsvárad
SiklósSiklós
SzentlőrincSzentlőrinc
Stadtkreis (törvényhatósági jogú város)
Pécs

Die Gemeinde Darda l​iegt im heutigen Kroatien, a​lle anderen Orte i​m heutigen Ungarn.

Siehe auch

Quellen

  1. A magyar szent korona országainak 1910. évi népszámlálása. Budapest 1912, S. 12 ff.
  2. A magyar szent korona országainak 1910. évi népszámlálása. Budapest 1912, S. 22 ff. (Volkszählung von 1910)
  3. Das Komitat Baranya ist nicht zu verwechseln mit der oberösterreichischen Stadt Braunau. Anton Tafferner (geb. 1910) versuchte in den 1920er Jahren erfolglos, die Bezeichnung Baranya als „Branau“ einzudeutschen. Es wurde allgemein nur der Name Baranya verwendet.
  4. Anton Scherer: Suevia-Pannonica. Graz 2009, S. 15.
  • József Andretzky: Baranyavármegye nemesei (Die Adligen des Komitats Baranya). Pécs 1909.
  • Claus Heinrich Gattermann: Die Baranya in den Jahren 1686 bis 1713. Kontinuität und Wandel in einem ungarischen Komitat nach dem Abzug der Türken. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-32-6.
  • Frigyes Pesty: Az eltünt régi vármegyek (Die verschwundenen alten Komitate). Budapest 1880 (Nachdruck Budapest 1988).
  • István Taba: Baranya megye népessége a XVII. század végen (Die Bevölkerung des Komitats Baranya am Ende des 17. Jahrhunderts). Pécs 1941.
  • Ferenc Várady: Baranya múltja és jelenje (Vergangenheit und Gegenwart in der Baranya). 2 Bände, Pécs 1897.
  • D. Csaba Veress: Várak Baranyában (Burgen in der Baranya). Budapest 1992.
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