Befreiung (Film)
Befreiung (russisch Освобождение, Oswoboschdenije) ist ein aus fünf Teilen bestehender Spielfilm von Juri Oserow und Julius Kun aus dem Jahre 1969 über die Befreiung der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Die Handlung beginnt im Sommer 1943 und endet mit der Einnahme Berlins 1945 durch die Rote Armee.
Der Film entstand als Koproduktion zwischen der Sowjetunion, der DDR, Polen und Italien. Jeder des in fünf Teile gegliederten Filmes hat Spielfilmlänge.
Handlung
Teil 1: Der Feuerbogen
„Unternehmen Zitadelle“, das am 12. Juli 1943 am Kursker Bogen zur größten Panzerschlacht des Zweiten Weltkriegs führt.
Teil 2: Der Durchbruch
Juli 1943: Mussolini wird als „Duce“ gestürzt, jedoch am 12. September durch Otto Skorzeny auf dem Gran Sasso befreit. Einmarsch deutscher Truppen in Italien und die Besetzung Roms. Sowjetische Offensive Richtung Dnepr. Befreiung Kiews. Konferenz von Teheran (28. November 1943).
Teil 3: Die Hauptstoßrichtung
Stalin befiehlt Schukow und Rokossowski die Angriffsoperation „Bagration“, D-Day. Witebsk, Bobruisk und Minsk werden befreit. Das Attentat vom 20. Juli 1944 misslingt. Einmarsch in Polen.
Teil 4: Die Schlacht um Berlin
Brückenkopf bei Küstrin. Seelower Höhen. Berlin wird eingeschlossen.
Teil 5: Der letzte Sturm
Schlacht um Berlin: Häuserkampf, Zoo, Brandenburger Tor, U-Bahn-Tunnels und Reichskanzlei als Frontabschnitt. Hitlers Selbstmord. Sowjetische Fahne auf dem Reichstag.
Veröffentlichung
Allein die ersten beiden Teile erreichten in der Sowjetunion 56 Millionen Zuschauer. Der dritte Teil hatte 35,8 Millionen Besucher.[2] Die Teile 4 und 5 erreichten nur 28 Millionen Zuschauer.[3] Befreiung wurde laut offiziellen statistischen Angaben in 115 Länder verkauft, und hatte 400 Millionen Besucher weltweit.[4]
In der DDR sahen bis zur Uraufführung des dritten Teils im Juni 1971 „über 4.000.000 Besucher“ die ersten beiden Teile.[5] Kurz vor dem Anlaufdatum der letzten Teile im Mai 1972 hatte Befreiung schon insgesamt 6.500.000 Zuschauer.[6]
Dieser Film wurde 2006 von Icestorm Entertainment neu vermarktet und auf DVD herausgebracht. Zur DVD-Premiere wurde der Film in der Berliner Urania als Gesamtwerk über Kinoleinwand, mit Moderation von Zeitzeugen ausgestrahlt.
Rezeption
Die ersten beiden Teile wurden 1969 während des 6. Moskauer Filmfestivals vorgestellt. 1971 kürten ihn die sowjetischen Zuschauer in einer Umfrage der Zeitschrift Sowjetski ekran zum besten Film, 1972 erhielt er den Leninpreis und den Hauptpreis des Allunionsfilmfestivals in Tiflis.
Kritiken
- Teil 1 und 2
„Mit aufwendigen Rekonstruktionen und ziellosen historischen Exkursen ausgestattet, bietet der Film keine kritische Analyse, sondern ein vordergründiges Kriegsspektakel.“
- Teil 3
„Ein vornehmlich an der Arbeit des sowjetischen Oberkommandos orientierter Film, der sich um historische Detailtreue bemüht.“
- Teil 4 und 5
„Obwohl naiver als die Vorgängerfilme, wird doch eine deutliche Unterscheidung zwischen dem deutschen Volk und seinem faschistischen Regime getroffen.“
DVD von 1999
DVD Nr. 6 der sechsteiligen DVD-Ausgabe von ICESTORM Entertainment GmbH (Lizenzgeber: PROGRESS Filmverleih GmbH sowie DEFA-Stiftung) enthält 191 Minuten Filmmaterial zum Thema:
- Der Historiker Wolfgang Leonhard geht in einem 75-Minuten-Interview[A 1] der Frage nach, weshalb Stalin von Hitler am 22. Juni 1941 überrascht wurde und vergleicht Stalins geschicktes mit Hitlers starrsinnigem Taktieren über den ganzen Krieg hinweg.
- Der Militärhistoriker Jürgen Angelow bringt in einem fünfzehnminütigen Statement die teilweise unvollständige Sicht der Filmemacher aus dem Jahr 1969 auf das Geschehen zur Sprache: Stalin werde als gutmütig-besonnener Herrscher vorgeführt, der auch einmal einlenke. Hitlerjungen, die im April/Mai 1945 in Berlin auf Sowjetsoldaten geschossen hätten, würden im Film nach einer Verwarnung heim zu Müttern geschickt. Derweil wären die halben Kinder in Wirklichkeit auf Nimmerwiedersehen in Sibirien verschwunden. Die Verbrüderung sowjetischer Soldaten mit Berliner Zivilisten werde dargestellt, die Vergewaltigung zahlreicher deutscher Frauen hingegen nicht.
- Der Slawist Norbert Franz weist in einem fünfzehnminütigen Beitrag auf die dokumentarischen Bemühungen der Filmemacher hin, findet Worte für den Mut Juri Oserows, damals in den späten 1960er Jahren ansprechbare historische Wahrheiten zu tangieren, und vergleicht Oserows Leistung kurz mit der anderer Kriegsfilmemacher.
Einzelnachweise
- Foto im Bundesarchiv fälschlich unter Kino International abgelegt; siehe auch Kino Kosmos.
- Sergej Kudrjawzew. Swoje Kino. Dubl-D, 1998. OCLC 42657018. S. 375.
- Fëdor Rasakow. Gibelʹ sovetskogo kino. Exmo, 2008. ISBN 978-5-699-26846-7. S. 183.
- N. M. Sumenov, O. Sulʹkin. Juri Oserow. Isskustwo, 1986. OCLC 15486357. S. 96.
- Ilse Heller, Hans-Thomas Krause. Kulturelle Zusammenarbeit, DDR-UdSSR in den 70er Jahren. Staatsverlag der DDR, 1979. OCLC 123205791. S. 58.
- Am 8. Mai: Festliche Premiere von „Befreiung“. Neues Deutschland, 5. Mai 1972.
- Befreiung 1. + 2. Teil: Der Feuerbogen/Der Durchbruch. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 29. Juli 2017.
- Befreiung 3. Teil: Die Hauptstoßrichtung. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 29. Juli 2017.
- Befreiung 4. + 5. Teil: Die Schlacht um Berlin/Der letzte Sturm. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 29. Juli 2017.
Anmerkung
- Die Textfassung des Interviews, das Paul Werner Wagner im Steigenberger Hotel Rostock mit Wolfgang Leonhard führte, ist als PDF-Text auf der genannten DVD neben dem TV-Film auch computerlesbar enthalten.
Literatur
- B. Polewoi, K. Simonow, M. Trachman, N.G. Pawlenko: Освобождение, Verlag Progress Moskau, 1974.
Weblinks
- Teile 1, 2, 3, 4 und 5 in der Internet Movie Database (englisch)
- Rezension (Memento vom 11. März 2012 im Internet Archive) auf zeitgeschichte-online.de (PDF; 143 kB)