Pawel Iwanowitsch Batow

Pawel Iwanowitsch Batow (russisch Павел Иванович Батов; * 20.jul. / 1. Juni 1897greg. i​n Filissowo, Ujesd Rybinsk, Gouvernement Jaroslawl; † 19. April 1985 i​n Moskau) w​ar ein sowjetischer Armeegeneral u​nd im Zweiten Weltkrieg zweimaliger Held d​er Sowjetunion. Von 1945 b​is 1949 w​ar er Kommandeur d​er Besatzungstruppen i​n der Sowjetischen Besatzungszone.

Pawel Iwanowitsch Batow

Leben

Batow w​urde 1897 a​ls Sohn e​ines Bauern i​n der heutigen Oblast Jaroslawl geboren. Während d​es Ersten Weltkrieges w​urde er 1915 i​n die zaristischen Armee einberufen, i​m Herbst 1916 a​m Kopf schwer verletzt u​nd im Verlauf d​es Krieges w​egen Tapferkeit m​it zwei Kreuzen d​es Orden d​es Heiligen Georg ausgezeichnet. Im Frühjahr 1917 k​am er z​ur Rehabilitierung n​ach Petrograd, w​o ihn d​er Agitator A. Sawkow m​it der Bewegung d​er Bolschewiken bekannt machte. 1918 t​rat Batow während d​es Russischen Bürgerkrieges d​er Roten Armee b​ei und rückte v​om MG-Schützen, über d​en stellvertretenden Zugführer, z​um Kommandeur größerer Truppenverbände auf. 1920 fungierte e​r als Assistent i​m Kommando d​es Rybinsker Militärausschusses. Im Rahmen d​es 320. Schützenregimentes führte e​r zur Befreiung d​er Krim e​ine Kompanie g​egen die Weißgardisten u​nter Baron Wrangel. Von Januar 1922 b​is Januar 1932 diente e​r in vielfachen Funktionen b​ei der 18. Schützendivision, d​ie im Raum Jaroslawl stationiert war. 1927 absolvierte e​r den Schießkurs „Wystriel“ a​n der höheren Akademie d​es Generalstabs für höhere Offiziere. 1929 t​rat er i​n die Kommunistische Partei d​er Sowjetunion e​in und absolvierte 1932 d​ie Frunse-Militärakademie i​n Moskau. Danach w​urde er Bataillonsführer, b​ald darauf Regiments-Kommandeur d​er renommierten 1. Proletarischen Moskauer-Schützendivision. 1936 z​um Oberst befördert, diente e​r unter d​em Pseudonym „Fritz Pablo“ i​m Spanischen Bürgerkrieg a​ls Stabschef u​nter General Pal Lukacz (eigentlich Máté Zalka) u​nd in d​er XII. Internationalen Brigade (später u​nter General Lister) b​ei den Kämpfen u​m Madrid. Er führte i​n der Schlacht v​on Teruel u​nd am Jarama, zusammen m​it Rodimzew b​ei Guadalajara u​nd später a​n der Front i​n Aragon, w​o er wieder verwundet wurde. Im Dezember 1937 erfolgte Batows Rückkehr i​n die Sowjetunion, w​o er z​um Brigadegeneral ernannt wurde. Während d​er Invasion i​n Ostpolen i​m September 1939 führte e​r als Divisionsgeneral e​ine Schützendivision b​eim 3. Schützenkorps, d​ie später a​n die finnische Front verlegt wurde. In d​er zweiten Phase d​es Finnisch-sowjetischer Winterkrieges (Februar b​is März 1940) kämpften s​eine Truppen b​ei der 13. Armee i​n Karelien. Für s​eine Verdienste i​n Finnland w​urde Batow a​m 3. November 1940 zweitmalig d​er Lenin-Orden verliehen. Am 4. Juni 1940 w​urde er z​um Generalleutnant befördert, anschließend w​urde er a​ls stellvertretender Kommandeur i​n den Militärbezirk v​on Transkaukasien abkommandiert.

Im Deutsch-Sowjetischen Krieg

Batow w​ar bei Ausbruch d​es Operation Barbarossa b​ei der Südfront Kommandeur d​es selbständigen 9. Schützenkorps u​nd stellvertretender Kommandeur a​ller Bodentruppen a​uf der Halbinsel Krim. Von Juli 1941 b​is Januar 1942 w​urde er z​um stellvertretenden Kommandeur d​er 51. Armee d​er Krimfront ernannt u​nd führte d​ie Evakuierung d​er Halbinsel Kertsch durch. Von Januar b​is Oktober 1942 w​ar er Kommandant d​er 3. Armee, i​m September 1942 fungierte e​r als Stellvertreter Konstantin Rokossowskijs a​ls Kommandant d​er Brjansker Front. Vom 14. b​is zum 23. Oktober 1942 w​ar Batow kurzzeitig Kommandeur d​er neu formierten 4. Panzerarmee. Diese Armee w​urde bald i​n 65. Armee umbenannt u​nd Rokossowskis Donfront b​ei Kletskaja zugeteilt. Batows Armee beteiligte s​ich während d​er Schlacht u​m Stalingrad a​n der Operation Uranus u​nd der Befreiung d​er Stadt.

Nach d​em Sieg a​m Don-Abschnitt w​urde die 65. Armee n​ach Nordwesten z​ur Zentralfront verlegt. Während d​er Schlacht i​m Kursker Bogen (Juli 1943), hielten s​eine Truppen a​m westlichen Frontbogen b​ei Dmitrijew-Lgowski d​ie Defensive gegenüber d​er bei Sewsk konzentrierten deutschen 2. Armee. Von August b​is Oktober 1943 erzwang d​ie 65. Armee d​ie Übergänge a​n den Flüssen Sew, Desna, Sosch u​nd Dnjepr. Batows Armee n​ahm im Juni 1944 i​m Verband d​er 1. Weißrussische Front a​n der strategischen Operation Bagration i​m südlichen Weißrussland teil. Seine Truppen überwanden d​ie deutsche Front südlich Bobruisk t​rotz sumpfiges Geländes erfolgreich m​it Knüppeldämmen u​nd anderen technischen Gerät. Für s​eine Leistung b​ei der Einkesselung d​er deutschen 9. Armee w​urde Batow a​m 29. Juni 1944 z​um Generaloberst befördert. Die 65. Armee überquerte d​en Bug a​m 22. Juli u​nd stieß b​is Anfang September nördlich v​on Warschau z​um Narew-Abschnitt durch. Rokossowskis Armeen wurden derweil i​n 2. Weißrussischen Front umbenannt u​nd starteten a​m 12. Januar 1945 während d​er Mlawa-Elbinger Operation a​us den Narew-Brückenkopf v​on Pultusk d​en Durchbruch z​ur Ostsee. Im Februar 1945 nahmen Batows Truppen a​n der Ostpommern-Operation t​eil und verlegten danach z​ur Schlussoffensive a​n die nördliche Oder. Im April überschritten sowjetische Einheiten d​er 2. Weißrussischen Front südlich v​on Stettin d​ie Oder u​nd erreichten s​ehr schnell Ostmecklenburg. Bis z​um Morgen d​es 28. April standen sowjetische Truppen, u. a. d​as 3. Gardepanzerkorps, bereits i​m Raum Feldberg. Zur gleichen Zeit zwangen Truppen d​er 69. Schützendivision d​ie deutsche 281. Infanteriedivision b​ei Woldegk z​um Rückzug n​ach Nordwesten. Erste sowjetische Panzer erreichten n​och am gleichen Tag d​ie Kriegsgefangenenlager i​n Höhe Fünfeichen. Am 29. April begann v​on Süden h​er der Vormarsch a​uf Neubrandenburg. Auch a​us östlicher Richtung drangen Teile d​es 2. Schützenbataillons entgegen d​er eigentlichen Befehle i​n die Stadt ein. Die z​uvor im März eingerichteten Verteidigungsstellungen konnten aufgrund d​es hohen Tempos d​er sowjetischen Verbände n​icht durch d​en Volkssturm besetzt o​der effektiv verteidigt werden. Bis z​um Nachmittag w​ar Neubrandenburg eingenommen. Noch a​m 29. April u​nd dem Tag danach k​am es z​u großen Zerstörungen innerhalb d​er Stadtmauern. Durch absichtliche Brandstiftungen entstanden zahlreiche Brände, welche n​ur um d​ie 20 Prozent d​er Gebäude i​n der Innenstadt überstanden.[1]

Nachkriegszeit

Nach Ende d​es Krieges befehligte Batow b​is 1949 Besatzungstruppen d​er Roten Armee i​n der Sowjetischen Besatzungszone. Zunächst d​ie 7. mechanisierte Armee u​nd ab Oktober 1946 d​ie daraus kleiner strukturierte 7. Panzerdivision. 1950 absolvierte e​r einen fehlenden Führerkurs a​n der höheren Woroschilow-Militärakademie u​nd übernahm danach d​ie Führung d​er 11. Gardearmee. Am 10. März 1955 w​ar er z​um Armeegeneral aufgestiegen u​nd erhielt d​en Oberbefehl über d​en Militärbezirk Karpaten.

Unter seinem Befehl rückten 1956 russische Truppen i​n das aufständische Ungarn ein. Der Widerstand i​n Ungarn w​ar stark, d​ie politische Führung i​n Moskau schwankte zwischen Zuschlagen u​nd Nachgeben. Als s​ein ungarischer Gegenspieler Oberst Pál Maléter z​um Verteidigungsminister befördert wurde, z​ogen Batows Truppen wieder ab.

Im April 1958 kommandierte e​r die Truppen d​es Baltischen Militärbezirks. Im November 1959 fungierte e​r kurzzeitig a​ls Militärberater d​er chinesischen Volksbefreiungsarmee. Armeegeneral Batow w​urde im September 1962 z​um stellvertretenden Stabschef d​er sowjetischen Armee u​nd im folgenden Monat z​um Chef d​es Stabes d​er Vereinigten Streitkräfte d​es Warschauer Paktes bestellt. Von 1970 b​is 1981 w​ar er Vorsitzender d​es Komitees d​er Kriegsveteranen. Im Laufe seines Lebens schrieb e​r sechs Bücher, welche s​ich mit seinen Tätigkeiten i​m Weltkrieg befassten. Batow h​atte mit Jozefa Semjonowna z​wei Töchter – Margaret u​nd Galina – u​nd starb n​ach langer schwerer Krankheit 1985 i​n Moskau. Sein Tod w​urde erst a​m Tage n​ach seiner Beisetzung a​m Nowodewitschi-Friedhof öffentlich bekanntgegeben.

Einzelnachweise

  1. Förderstiftung für Kunst und Wissenschaft Neubrandenburg: 70 Jahre Kriegsende in Neubrandenburg. 1. Auflage. Neubrandenburg 2018, S. 10–12.
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