Bahnstrecke Wittenberge–Buchholz
Die Bahnstrecke Wittenberge–Buchholz – auch Wittenberge-Buchholzer Zweigbahn genannt – wurde von der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft (BHE) konzessioniert, geplant, gebaut und 1874 eröffnet. Sie war als zusätzliche Verbindung der Metropolen Berlin und Hamburg sowie Bremen gedacht, erreichte jedoch nie die erhoffte Bedeutung. Die Strecke verband Wittenberge, Dömitz, Dannenberg, Lüneburg und Buchholz und sollte ursprünglich bis Bremerhaven weitergeführt werden.
Die eingleisige Hauptbahn verlief durch die heutigen Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Elbebrücke Dömitz zerstört. Das in der Sowjetischen Besatzungszone gelegene Teilstück Wittenberge–Dömitz wurde 1947 als Reparationsleistung demontiert. Damit war die durchgehende Verbindung unterbrochen; in der Folge wurden weitere Abschnitte der Strecke stillgelegt.
Heute sind noch zwei Teilstrecken in Betrieb. Die längere von beiden zwischen Lüneburg und Dannenberg im Wendland ist heute als „Wendlandbahn“ bekannt und als Nebenbahn eingestuft, die kürzere von Buchholz nach Jesteburg ging in der westlichen Verbindungsstrecke zum Rangierbahnhof Maschen auf.
Geschichte
Planung und Bau der Strecke
Geplant und gebaut wurde die Strecke von der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft (BHE), welche 1870 die Konzession für eine Verbindung von Wittenberge an der Bahnstrecke Berlin–Hamburg über Dömitz und Dannenberg nach Lüneburg an der Bahnstrecke Hannover–Hamburg und weiter nach Buchholz an der Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg erhielt.
Die ursprünglichen Überlegungen sahen einen Weiterbau nach Bremerhaven vor, wodurch Fernverkehr von Berlin zu einem weiteren Nordseehafen ermöglicht und die Strecke in direkte Konkurrenz zur südlicheren Amerikalinie von Stendal nach Bremen getreten wäre; zudem waren auch militärstrategische Gründe für diese Planung ausschlaggebend.
Aufgrund der vorgesehenen überregionalen Bedeutung als zweigleisige Hauptbahn geplant und trassiert, ging die Strecke nur eingleisig am 15. Dezember 1873 mit dem ersten Abschnitt von Wittenberge bis Dömitz in Betrieb. Nach Fertigstellung der Elbbrücke konnte am 26. November 1874 der Bahnverkehr bis Göhrde aufgenommen werden. In Lüneburg entstand ein eigener Bahnhof (heute Lüneburg West), allerdings endete der durchgehende Streckenbau in Buchholz. Da sich die Prioritäten geändert hatten, wurde der Streckenabschnitt nach Bremerhaven nicht mehr realisiert.
Als eigenständige Verbindung wurde eine Bahnstrecke Bremerhaven–Buchholz etwa 30 Jahre später über Harsefeld und Bremervörde doch noch errichtet. Damit war die Verbindung zwischen der Reichshauptstadt und dem Nordseehafen ab 1902 zwar vervollständigt, jedoch wurde ein durchgehender Personen- oder Güterverkehr zwischen den beiden Großstädten über diesen Weg nie ausgeführt.
Nach der Verstaatlichung der bis dahin privaten Eisenbahngesellschaften ging das Konkurrenzdenken verloren, neben der Stammstrecke der Berlin-Hamburger Eisenbahn und der Amerikalinie bestand kein Bedarf für eine weitere Fernstrecke zu den Nordseehäfen; als Hauptgrund für die Erhaltung zählte nunmehr lediglich die militärstrategische Bedeutung.
Erst jetzt entstand der Wille zu einer Erschließung der Region, die Strecke erhielt zusätzliche Halte in Jesteburg, Brackel, Tangendorf und Bahlburg und erlangte somit hauptsächlich regionale Bedeutung. 1939 verkehrten nur fünf durchgehende Zugpaare Wittenberge–Lüneburg, ergänzt von einem Eilzugpaar von Rostock nach Uelzen. Das zweite Gleis, das nur auf der Elbbrücke verlegt worden war, wurde auch dort wieder abgebaut.
Zweiter Weltkrieg
Fliegerangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg lassen vermuten, dass der Strecke eine besondere Bedeutung zugemessen wurde. Bei einem derartigen Vorfall am 22. Februar 1945 wurde die Dannenberger Innenstadt teilweise zerstört, während die Bahnbrücke über die Jeetzel fast unbeschädigt blieb. Am 20. April 1945 gegen 16:00 Uhr wurde die Dömitzer Elbbrücke durch eine US-amerikanische Fliegerbombe getroffen. Der östliche Strompfeiler neben der Drehbrücke wurde dabei so stark beschädigt, dass ein Überbau in den Strom stürzte. Die durchgehende Verbindung zwischen Dömitz und Dannenberg war damit dauerhaft unterbrochen, die Brücke wurde nie wieder aufgebaut.
Abschnitt Wittenberge–Dannenberg
Bis 1947 fand noch Zugverkehr zwischen Wittenberge und Dömitz statt, dann wurde die Verbindung als Reparationsleistung für die Sowjetunion demontiert. Auf westlicher Seite wurde das Gleis zwischen der Brücke und Dannenberg bis Anfang der 1970er Jahre zur Abstellung von Schadwagen genutzt, bis es auch entfernt wurde. Der Abschnitt Wittenberge–Dömitz wird teilweise als Radweg genutzt. Die gesamte Trasse ist noch sehr gut auf Luftbildern zu erkennen.
Abschnitt Dannenberg–Lüneburg
Für die kleinen Orte Rohstorf, Dumstorf, Neetzendorf, Oldendorf, Harlingen und Pisselberg wurden neue Haltepunkte für eine Bedienung mit Schienenbussen errichtet. Im Jahr 1997 sah die LNVG für diesen Abschnitt noch eine Abbestellung des SPNV vor. Stattdessen sollte die Relation nur noch durch Busse bedient werden. Da die Strecke durch den Bund wegen ihrer Bedeutung für das Zwischenlager Gorleben ertüchtigt wurde, konnte die Abbestellung des Angebotes abgewendet werden. Die Streckengeschwindigkeit und die Bedienungshäufigkeit können nur mit Investitionen gesteigert werden. Diesen Maßnahmen steht allerdings kein ausreichendes Nachfragepotential gegenüber.[3] Durch eine Anhebung der Streckenhöchstgeschwindigkeit von 60 auf 80 km/h und die Schließung von drei Haltepunkten (Wendisch Evern, Neetzendorf und Leitstade) soll die Fahrzeit auf 55 Minuten sinken, womit eine Taktverdichtung auf einen Zweistundentakt ohne zusätzlichen Umlauf möglich wird. Die Kosten sollen sich auf 13 Millionen Euro belaufen, ein Realisierungstermin steht noch nicht fest.[4]
Abschnitt Lüneburg–Buchholz
So blieb es auch nach dem Zweiten Weltkrieg bei einer lokalen Bedeutung für den Streckenabschnitt Lüneburg–Buchholz, der sich überwiegend auf die Erschließung der anliegenden Gemeinden beschränkte. Als Ost-West-Verbindung in einer vom Nord-Süd-Verkehr geprägten Region verlor sie, wie viele Strecken der Deutschen Bundesbahn, noch vor der Wiedervereinigung ihren Personenverkehr. Die Einstellung des Güterverkehrs und die Stilllegung folgten, nur ein kleiner Teil der Strecke konnte als Bestandteil einer neuerrichteten Güterumgehungsbahn überleben.
Infrastruktur
Während anfangs nur die Bahnhöfe Marxen, Wulfsen und Mechtersen vorhanden waren, bekamen die Haltepunkte Jesteburg und Brackel später auch Nebengleise und erlangten nach Anforderung Bahnhofsstatus. Tangendorf und Bahlburg verfügten über ein Ladegleis und waren betrieblich gesehen Haltepunkte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Haltepunkte Reindorf (bei Buchholz/Nordheide), Vögelsen, Ochtmissen und Sternkamp (am Stadtrand von Lüneburg) eröffnet. Damit wollte die Bundesbahn in Zeiten zunehmender Motorisierung die Strecke attraktiver machen. Ende der 1960er Jahre wurden zahlreiche Bahnübergänge mit Blinklichtanlagen ausgerüstet.
Mit der Einstellung des Personenverkehrs 1981 wurden die verbliebenen Stellwerke Wulfsen und Mechtersen demontiert und die Weichen mit Handhebeln versehen. Mechtersen war auch vorher schon nur zeitweise besetzt und wurde nun zur Anschlussstelle degradiert. Zudem wurden alle Blinklichtanlagen der Strecke fortan nicht mehr gewartet bzw. auf manuellen Betrieb umgerüstet. Brackel verlor sein Personal bereits in den 1970er Jahren, als der Bahnhof zum Haltepunkt herabgestuft wurde. 1988 wurde die Strecke zwischen Marxen und Mechtersen stillgelegt, der Abschnitt Marxen–Wulfsen wurde aber schon seit 1981 nicht mehr befahren. 1990 wurden zwischen Brackel und Tangendorf bis kurz hinter Tangendorf in Richtung Wulfsen gesehen, die Gleise demontiert. Die verbliebenen Stichstrecken Abzw Jesteburg–Marxen und Mechtersen–Lüneburg wurden 1994 stillgelegt. Im Jahre 1997 wurde die Anschlussweiche in Jesteburg ausgebaut, womit aus der Abzweigstelle eine Überleitstelle (Üst) wurde. 2000 wurden innerhalb von wenigen Tagen sämtliche verbliebene Gleisanlagen zwischen Üst Jesteburg und Lüneburg entfernt.
Betrieb
Seit den 1950er Jahren lösten Uerdinger Schienenbusse die mit Dampflok bespannten Wagenzüge ab. Nicht alle Züge befuhren die ganze Strecke, insbesondere Wulfsen war oft Start- und Endbahnhof einiger Zugpaare. Für Reisende zwischen Buchholz und Lüneburg war es ohnehin schneller, den Umweg über Hamburg-Harburg zu nehmen.
Im Jahre 1981 schließlich wurde der Personenverkehr auf der Schiene komplett eingestellt und durch die neu eingerichtete Bahnbuslinie Buchholz–Lüneburg (Liniennummer 1908, heute 4408/5202) ersetzt. Die neugebauten Bahnsteige in Jesteburg und Reindorf wurden so nur wenige Jahre genutzt. Im Zuge der Regionalisierung ging die Verantwortung für die Buslinie vom Bund auf die beiden Landkreise Harburg und Lüneburg über. Wenig später wurde sie in Wulfsen gebrochen und der Fahrplan im Grenzgebiet der beiden Kreise erheblich ausgedünnt.
Auch im Güterverkehr kam der Strecke immer nur lokale Bedeutung zu. Gelegentlich wurde sie aber auch von durchgehenden Zügen genutzt, um den Umweg über Hamburg-Harburg zu vermeiden. Bahlburg und Tangendorf verloren als erstes ihren Güterverkehr, später folgten Jesteburg und Brackel, am 24. Mai 1988 wurde der Güterverkehr zwischen Mechtersen und Marxen ganz eingestellt. Mechtersen wurde bis zum 28. April 1994 von Lüneburg und Marxen noch bis zum 28. Mai 1994 von Jesteburg aus von Übergabegüterzügen angefahren. Darüber hinaus wurde der Abschnitt Abzweig Jesteburg–Marxen trotz erfolgter Stilllegung noch bis in das Jahr 1997, z. B. im Zuge der Gleiserneuerung der Güterumgehungsbahn 1996/1997, für Arbeits- und Bauzüge als Ausweichstelle genutzt.
Güterumgehungsbahn Buchholz–Maschen
1977 wurde Europas größter Rangierbahnhof in Maschen entlang der Bahnstrecke Hannover–Hamburg eröffnet. Die Rollbahn nach Bremen und zum Ruhrgebiet zweigt bereits weiter nördlich ab, sodass Güterzüge, die von Maschen in Richtung Bremen fahren, in Harburg kopfmachen müssten. Um diesen Fahrtrichtungswechsel zu vermeiden und die Hauptstrecke zwischen Harburg und Buchholz zu entlasten, wurde eine Güterumgehungsbahn gebaut, die Maschen in südlicher Richtung verlässt und nach Buchholz führt. Der bestehende acht Kilometer lange Abschnitt zwischen Jesteburg und Buchholz wurde dazu grundlegend erneuert, zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Zusammen mit dem neugebauten Abschnitt Jesteburg–Maschen trägt er nun die VzG-Streckennummer 1280.
Etwa zwei Kilometer östlich vom Bahnhof Jesteburg entstand die Abzweigstelle Jesteburg zur Neubaustrecke nach Maschen mit einem neuen Relaisstellwerk. Im Zuge des zweigleisigen Ausbaus wurde der Bahnhof Jesteburg zum Haltepunkt zurückgebaut und bekam wie Reindorf neue Außenbahnsteige. Das mechanische Stellwerk in Marxen, welches sich im Stationsgebäude befand, wurde demontiert, die Weichen und die neu aufgestellten Lichtsignale werden vom Streckenstellwerk Jf bedient, das bis heute in Betrieb ist, allerdings aus Buchholz (Nordheide) ferngesteuert wird.
Die Umgehungsbahn dient heute dem Güterverkehr als direkte Verbindung vom südlichen Ende des Rangierbahnhofs in Richtung (Süd-)Westen. Samstag und Sonntag wird die Strecke außerdem von der Linie RB 38 genutzt, die an diesen Tagen von Buchholz nach Harburg verlängert wird.
Aktueller Betrieb
Der heute noch in Betrieb befindliche, 53 Kilometer lange Abschnitt zwischen Dannenberg Ost und Lüneburg ist heute als nicht elektrifizierte Nebenbahnstrecke klassifiziert und auch unter dem Namen „Wendlandbahn“ bekannt.
Im Personenverkehr hat dieser Abschnitt die Kursbuchnummer 112 und ist als Regionalbahnlinie RB 32 Teil des Hamburger Verkehrsverbunds. Aufgrund fehlender Beschrankungen an den meisten Bahnübergängen beträgt die Höchstgeschwindigkeit 60 km/h, dadurch ergibt sich eine Gesamtreisedauer von über einer Stunde. Die Strecke wird lediglich im Dreistundentakt befahren. Seit dem 14. Dezember 2014 wird die Strecke von der in Soltau ansässigen Eisenbahngesellschaft erixx mit Triebwagen vom Typ Lint 54 bedient.[5]
Montags bis freitags verkehren insgesamt fünf Zugpaare zwischen Lüneburg und Dannenberg Ost, an Sonn- und Feiertagen sind es vier Zugpaare. Lediglich in der Nacht von Samstag auf Sonntag wird kein Triebwagen in Dannenberg Ost abgestellt. Nach Ankunft des letzten Zuges in Dannenberg Ost um 21:48 Uhr wird der Triebwagen von Gleis 1 über Gleis 2 in die Castor-Umladestation gefahren und dort über Nacht abgestellt. Circa 30 Minuten vor Abfahrt des ersten Zuges um 6:11 Uhr wird der Triebwagen von der Castor-Umladestation zum Bahnhof gefahren.
Zur Kulturellen Landpartie im Mai 2016 waren an insgesamt sechs Tagen jeweils zwei Züge von erixx im Einsatz, es wurde im Zweistundentakt gefahren. An Christi Himmelfahrt, 5. Mai 2016, wurden zwei Züge mit jeweils zwei Triebwagen der Baureihe 622 (LINT 54) eingesetzt. Am darauffolgenden Wochenende (7. und 8. Mai) kamen jeweils ein Zug mit zwei Triebwagen der Baureihe 622 sowie ein Zug mit zwei Triebwagen der Baureihe 648 (LINT 41) zwischen Lüneburg und Dannenberg Ost zum Einsatz. Auch über Pfingsten (14. bis 16. Mai 2016) wurde mit zwei Zügen im Zweistundentakt gefahren. Während dieser Zeit fanden in Bahnhof Dahlenburg wieder regelmäßig Zugkreuzungen statt.
Im Güterverkehr erfolgen über die Strecke lediglich noch Transporte von Castor-Behältern mit radioaktiven Abfällen, die an einer Umschlaganlage am Ende der Gleise einen Kilometer östlich des Bahnhofs Dannenberg Ost zum Weitertransport in das Atommülllager Gorleben auf Straßenfahrzeuge umgesetzt werden. Auf Grund von Blockaden durch Atomkraftgegner und Polizeieinsätzen ruht der Personenverkehr zur Zeit der Castortransporte. Der sonstige Güterverkehr ist eingestellt.
Der Abschnitt Buchholz–Maschen weist seit Dezember 2018 an den Wochenenden auch Personenverkehr auf. Die Züge der RB38 werden von Buchholz über die Güterumgehungsbahn nach Hamburg-Harburg verlängert.
Planungen
Personenverkehr im Großraum Hamburg
Da die Strecke im südlichen Hamburger Großraum liegt und die dortigen Gemeinden einen stetigen Bevölkerungszuwachs verzeichnen, wurde in den 1990er und 2000er Jahren in der örtlichen Politik öfter eine Reaktivierung für den Personenverkehr diskutiert. Angesichts knapper Finanzmittel und fehlenden Interesses vonseiten des Landes erschien sie bisher unwahrscheinlich.
Die Nutzung der Güterbahn Maschen–Buchholz für den Personenverkehr samt Wiederaufbau der Haltepunkte Jesteburg und Reindorf sowie Neubau eines Haltepunktes in Ramelsloh scheiterte sowohl an innerparteilichen Differenzen auf kommunaler Ebene als auch aus finanziellen Gründen. 2013 untersuchte das niedersächsische Verkehrsministerium landesweit mögliche Streckenreaktivierungen. Im Oktober 2013 gab das Ministerium eine Liste von 28 Strecken bekannt, die in die engere Wahl kommen, darunter auch Buchholz–Maschen.[6] Die vorgesehene Verlängerung der Heidebahn Hannover–Buchholz nach Hamburg-Harburg erreichte eine positive Wirtschaftlichkeit, aufgrund starker Belastung im Güterverkehr ist eine Reaktivierung derzeit nur eingeschränkt zu verwirklichen.[7]
Eine Reaktivierung nach Lüneburg ist durch den Abbau sämtlicher Gleisanlagen im Jahre 2000, Bebauung der Trasse in zwei Gemeinden im Landkreis Harburg und ihr Zuschütten statt einer Brücke in Ochtmissen in weite Ferne gerückt. Auch in der Gemeinde Marxen wurde die Troglage zur Auffüllung mit über 16.000 m³ Bodenmaterialien verschiedener Herkunft genutzt. In der Reaktivierungsuntersuchung war sie von Anfang an nicht enthalten.[8] Einige Kommunen denken derzeit über eine städtebauliche Nutzung der ehemaligen Bahnflächen nach, was eine Reaktivierung der Gesamtstrecke nahezu unmöglich macht. Die Gemeinde Vögelsen hat im Jahre 2007 auf ihrem Gebiet von Vögelsen nach Mechtersen einen Wander- und Radfahrweg geringer Breite nach Aufkauf der Bahntrasse und Bahngrundstücke erstellt. Die Verbände Harburg und Lüneburg des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) schlagen die Umwandlung der Trasse in eine Veloroute von Buchholz bis Lüneburg vor.[9][10]
Es hat sich eine unabhängige Bürgerinitiative als Verein gegründet (seit 21. April 2018 als BI BB Landschaftsradweg Veloroute Buchholzer Bahn e.V. (AG Lüneburg VR 201632) mit Sitz in Lüneburg). Diese steht in Verhandlungen mit den Erwerbern nach dem 14. Juni 2019 zur Realisierung der Natur- und Landschaftsschutzbelange in Verbindung mit dieser neuen Infrastrukturmaßnahme der Region.
Reaktivierung der Gesamtstrecke als Alternative zur Y-Trasse
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit seinem Regionalverband Elbe-Heide empfiehlt die Reaktivierung der Strecke zusammen mit einer Neubaustrecke vom Hamburger Hafen nach Buchholz und neugebauten Ortsumgehungen als Alternative zur Y-Trasse und für den Seehafenhinterlandverkehr zum geplanten Güterzugkorridor Ost, der von Stendal nach Wittenberge verlängert werden soll.[11][12]
Diese Alternativlösung wurde im öffentlichen Dialogforum Schiene Nord (DSN) des Landes Niedersachsen mit der Deutschen Bahn AG im Jahr 2015 in Celle heftig diskutiert und letztlich verworfen.
Damit schied diese Wiederbelebung letztlich auch nach Besiedlungen im vorgeschlagenen Streckenverlauf (Bahnhof Wulfsen und Mechtersen = „Wohnen im Gleis“) und in der Nutzung als Veloroute durch weitere Versteigerung am 14. Juni 2019 und Verkauf der Trassenteile einschließlich der Baudenkmale aus. Es erfolgt die Entwidmung der letzten Bahntrassenbereiche nach gänzlichem Ausrauben zwischen Marxen und Lüneburg. Auch aus den Raumordnungsprogrammen (RROP) der Landkreise Harburg und Lüneburg wurde die Trasse der Buchholzer Bahn getilgt. Bleiben und benötigt wird die Starkstromleitung zu 20 KV in DB-Taktung vom DB-Umspannwerk in Lüneburg-Zeltberg bis westlich Mechtersen.
Die Veloroute wird jedoch das alte Schotterbett der eingleisigen Streckenführungen aufnehmen und als wassergebundene Velofahrbahn im Makadamaufbau (Sabalith-Verdichtung) und Beleuchtung, auch Solmove-Fahrbahnelemente nutzen.
Literatur
- Dietmar Ramuschkat: Berlin–Bremen via Wittenberge–Lüneburg–Buchholz. Eine Eisenbahnlinie entsteht. videel, Niebüll 2002, ISBN 3-89906-316-3.
- Wolfgang Fiegenbaum, Wolfgang Klee: Abschied von der Schiene, Stillgelegte Bahnstrecken im Personenverkehr Deutschlands 1980–1985. Motorbuch, Stuttgart 1988, ISBN 3-613-01191-3, S. 22 ff.
- Eisenbahnatlas Deutschland, Ausgabe 2009/2010. Verlag Schweers + Wall, Köln 2009, ISBN 978-3-89494-139-0.
Weblinks
- Dömitzer Eisenbahnbrücke auf geschichtsspuren.de (vormals lostplaces.de)
- 1958 – Von Lüneburg ins Wendland: die Kbs 109h auf db58.de
- ehemalige Strecke Lüneburg–Buchholz auf www.spurkranz.de
Einzelnachweise
- DB Netze - Infrastrukturregister
- Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
- LNVG, SPNV-Konzept 2013+, S. 142–143. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Ingo Petersen: Bahnstrecke nach Dannenberg: Ausbau braucht Zeit. In: landeszeitung.de. 23. Juni 2017, abgerufen am 22. Januar 2019.
- Presseinformation der LNVG zum neuen Betreiber erixx (Memento vom 13. November 2013 im Internet Archive), 19. Dezember 2012.
- Reaktivierung von Bahnstrecken – Verkehrsminister Olaf Lies: 28 Strecken sind in der zweiten Runde. Pressemitteilung des Niedersächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr vom 23. Oktober 2013, abgerufen am 9. Dezember 2013.
- MW Niedersachsen: Reaktivierung von Bahnstrecken. abgerufen am 6. Mai 2015.
- Verkehrsministerium plant Reaktivierung von Bahnstrecken. Pressemitteilung des Niedersächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr vom 6. August 2013, abgerufen am 9. Dezember 2013.
- ADFC Kreisverband Harburg: Projekt Buchholzer Bahn.
- ADFC Kreisverband Lüneburg: Projekt Buchholzer Bahn
- NDR: Verkehrsclub schlägt Alternative zu Y-Trasse vor. (Memento vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive)
- Carsten Hein: Entwicklungspotenziale der Eisenbahninfrastruktur im Seehafenhinterland Niedersachsen als Alternative "Y-Trasse". (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) Gutachten des VCD, September 2014.