Verkehrsclub Deutschland
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) ist ein Verkehrsclub, der sich für eine Verkehrswende im Sinne einer sozial- und umweltverträglichen Mobilität aller Verkehrsteilnehmer einsetzt.
Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) | |
---|---|
Zweck: | Verkehrsclub mit ökologischem Schwerpunkt |
Vorsitz: | Kerstin Haarmann, Stefan Bajohr |
Gründungsdatum: | 19. Juli 1986 |
Mitgliederzahl: | 55.000[1] |
Mitarbeiterzahl: | 50 (2021) |
Sitz: | Berlin |
Website: | www.vcd.org |
Selbstverständnis und Kernforderungen
Im Juni 1986 wurde der Verkehrsclub Deutschland als Reaktion auf die Verkehrspolitik der damaligen von CDU/CSU und FDP gebildeten Bundesregierung und als ökologischer Kontrapunkt zu den Automobilclubs, wie dem ADAC, von Mitgliedern verschiedener Umweltverbände und -initiativen ins Leben gerufen. Die offizielle Gründung erfolgte am 19. Juli 1986. Der VCD versteht sich als verbraucherorientierter Umweltverband, der sich für nachhaltige Mobilität einsetzt und die Interessen aller ökologisch orientierten Verkehrsteilnehmer (neben Autofahrern also auch Fahrradfahrer, Fußgänger, Bahn- und ÖPNV-Nutzer) vertritt.[2]
Zu den Zielen des VCD gehören sichere Fuß- und Radwege, gesunde Luft, mehr Lebensqualität in den Städten und eine umweltschonende und bezahlbare Mobilität. Um diese zu erreichen, hat der VCD Kernforderungen an die Politik formuliert, um die Weichen für die Verkehrswende zu stellen: weg vom Auto, hin zu mehr Fuß-, Rad-, Bus- und Bahnverkehr, weg von fossilen Treibstoffen, hin zum CO2-freien Verkehr.
Die 6 Kernforderungen:[3]
- Fuß- und Radwege in der Stadt und auf dem Land deutlich ausbauen
- Zahl der Bus- und Bahnnutzer verdoppeln
- ab 2030 keine neuen Diesel und Benziner mehr, Zahl der Pkw deutlich verringern
- neue Höchstgeschwindigkeiten einführen auf Autobahnen, Landstraßen und innerorts
- Kostengerechtigkeit im Verkehr herstellen
- nachhaltige Mobilität in der Bildung verankern
Struktur
Organisation
Der Verein untergliedert sich in die zwölf Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Brandenburg sowie den zusammengesetzten Verbänden Elbe-Saale (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen), Nord (Hamburg und Schleswig-Holstein) und Nordost (Berlin und Mecklenburg-Vorpommern). Außerdem in – allerdings nicht flächendeckend – etwa 160 Regional-, Kreis- und Ortsverbände.
VCD-Mitglieder können hier aktiv mitarbeiten. Sie entsenden zudem Delegierte auf die jährlich stattfindende Bundesdelegiertenversammlung, die den Bundesvorstand wählt, die langfristigen Ziele festlegt und über die Finanzen des Verbandes wacht.
Der Länderrat mit Vertretern, die aus den Landesverbänden entsandt werden, berät den Bundesvorstand.
Der Bundesvorstand des VCD setzt die politischen Schwerpunkte des Vereins, legt die verbandspolitischen Ziele fest und repräsentiert den VCD nach außen. Die Mitglieder des Bundesvorstands (zwei Bundesvorsitzende, mindestens zwei bis höchstens vier Stellvertreter) werden alle zwei Jahre von der Bundesdelegiertenversammlung gewählt. 2020 hat die Bundesdelegiertenversammlung erstmals eine Doppelspitze gewählt. Die zwei Bundesvorsitzenden sollen möglichst unterschiedlichen Geschlechts sein.
Der Bundesvorstand lässt sich von den Mitgliedern des von ihm berufenen Wissenschaftlichen Beirats beraten.
Die Umsetzung der Verbandsbeschlüsse sowie das operative Tagesgeschäft erfolgt in der Bundesgeschäftsstelle des VCD in Berlin.
Der VCD ist Unterzeichner der Initiative Transparente Zivilgesellschaft und Mitglied des Deutschen Naturschutzrings.[4][5]
fairkehr Verlags GmbH
Die fairkehr Verlags GmbH ist eine Tochtergesellschaft der VCD Service GmbH. Neben diversen Fahrplankarten und Ausflugsführern gehört vor allem die Zeitschrift fairkehr, das Mitgliedermagazin des VCD, zu ihrer Produktpalette.[6] Die fairkehr erscheint seit September 1987 und informiert schwerpunktmäßig über die Themen aktuelle Umwelt-/Verkehrspolitik, Mobilität und nachhaltiger Tourismus. Ein breiter Service- und Meinungsteil ergänzen das Angebot. Aktuell erscheinen fünf Ausgaben pro Jahr.
Schlichtungsstelle Mobilität
Von 2004 bis 2009 war der VCD Träger des vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (damals Bundesverbraucherministerium) initiierten und finanzierten Projekts Schlichtungsstelle Mobilität. Die Schlichtungsstelle vermittelte in Streitfällen zwischen Kunden und Unternehmen des öffentlichen Fernverkehrs (Bahn, Bus, Flugzeug, Fähre – keine Pauschalreisen), wenn die Parteien im ersten Schritt keine Einigung erzielten.
Klima-Allianz
Der VCD ist Mitglied in der Klima-Allianz Deutschland, einem Zusammenschluss aus verschiedenen Entwicklungsorganisationen, Vertretern der beiden großen christlichen Kirchen, Umweltverbänden und anderen Gruppen (z. B. attac oder dem Deutschen Alpenverein). Die Klima-Allianz versteht sich als breites, gesellschaftspolitisches Bündnis, das für mehr und entschlossenere Klimapolitik eintritt und entsprechende Denkanstöße liefern will. So setzt sie sich u. a. für den Ausbau regenerativer Energien sowie der Kraft-Wärme-Kopplung, für Tempolimits auf Autobahnen und eine Flugticketabgabe ein.
Kopfbahnhof 21
Der VCD Landesverband Baden-Württemberg ist Partner im Aktionsbündnis gegen das Projekt Stuttgart21. Mit dem Konzept Kopfbahnhof 21 hat das Aktionsbündnis ein Alternativkonzept zum Projekt der Deutschen Bahn AG vorgestellt. Der stellvertretende Landesvorsitzende Klaus Arnoldi nahm an den Schlichtungsgesprächen um Stuttgart21 teil.
Allianz pro Schiene
Die Allianz pro Schiene ist ein im Jahr 2000 gegründetes breites Bündnis aus der bahnnahen Wirtschaft (Bahn- und Bauindustrie, Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), Banken und Versicherungen), Umwelt- und Fahrgastverbänden, Verkehrs- und Automobilclubs, Gewerkschaften und Bahnfreunden, das sich als „Gegengewicht zur Betonpolitik der mächtigen Straßenlobby“[7] sieht. Ziel ist, den Anteil der Schiene im Personen- und Güterverkehr wieder deutlich zu erhöhen. Der VCD ist Gründungsmitglied, und sein Vorstandsvorsitzender wirkt im Vorstand der Allianz pro Schiene mit.
Verkehrs-Club der Schweiz / Verkehrsclub Österreich
Partnerorganisationen des VCD arbeiten in der Schweiz (Verkehrs-Club der Schweiz – VCS) und in Österreich (Verkehrsclub Österreich – VCÖ). Zwischen diesen Verbänden bestehen Kontakte und Kooperationen.
Europäische Ebene
Transport and Environment (T&E) ist die Dachorganisation von 36 nichtstaatlichen europäischen Organisationen aus dem nachhaltigen Verkehrsbereich (z. B. VCD). Sie besteht seit 1989, nimmt Einfluss auf EU-Entscheidungen und bündelt die nationalen Aktivitäten seiner Mitglieder auf europäischer Ebene.
Der VCD ist zudem Mitglied im Europäischen Fahrgastverband (European Passengers' Federation – EPF).
Literatur
- Holger Jansen: Fahrgastverbände in Deutschland. In: Martin Schiefelbusch, Hans-Liudger Dienel (Hrsg.): Kundeninteressen im öffentlichen Verkehr. Verbraucherschutz und Verbraucherbeteiligung (= Schriftenreihe für Verkehr und Technik. Bd. 96). Erich-Schmidt-Verlag, Berlin, 2009, ISBN 978-3-503-11009-4, S. 201–209.
- Mobilitätsatlas 2019. (PDF; 2,9 MB) Daten und Fakten zur Verkehrswende. Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) und Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), 4. November 2019 (HBS und VCD haben gemeinsam den Mobilitätsatlas 2019 unter einer freien Lizenz Creative Commons veröffentlicht.).
Weblinks
Belege
- https://www.vcd.org/der-vcd
- VCD: Selbstdarstellung. Abgerufen am 29. Januar 2017
- Die VCD-Kernforderungen. Abgerufen am 3. Februar 2021.
- www.transparency.de (Memento vom 27. Juni 2016 im Internet Archive), abgerufen am 29. Januar 2017
- VCD: Mitglied des DNR.
- fairkehr/geschichte auf fairkehr-magazin.de, abgerufen am 26. Februar 2022
- Selbstdarstellung der Allianz pro Schiene, abgerufen am 29. Januar 2017.