Ilmenau (Fluss)
Die Ilmenau (offizielle Abkürzung: Im) ist ein mit dem Quellfluss Stederau 109 Kilometer langer, linker und südlicher Nebenfluss der Elbe im nordöstlichen Niedersachsen (Deutschland). Sie ist mit einer mittleren Wasserführung von rund 18 Kubikmeter pro Sekunde der bei weitem größte Fluss der Lüneburger Heide.[3] Von der Nordwestkante der Brausebrücke an der Abtsmühle in Lüneburg bis zur Mündung in die Elbe bei km 599 ist sie eine Bundeswasserstraße,[4] für die das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe zuständig ist.
Ilmenau | ||
Flusslauf der Ilmenau in Bad Bevensen | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 594 | |
Lage | Deutschland, Niedersachsen | |
Flusssystem | Elbe | |
Abfluss über | Elbe → Nordsee | |
Flussgebietseinheit | Elbe | |
Ursprung | Zusammenfluss von Gerdau und Stederau in Uelzen OT Veerßen 52° 56′ 52″ N, 10° 33′ 13″ O | |
Quellhöhe | 35 m ü. NHN (Gerdau 70 m ü. NHN, Stederau 90 m ü. NHN) | |
Mündung | Bei Winsen (Luhe) OT Hoopte in die Elbe 53° 23′ 43″ N, 10° 10′ 27″ O | |
Mündungshöhe | 2 m ü. NHN | |
Höhenunterschied | 33 m | |
Sohlgefälle | 0,3 ‰ | |
Länge | 109 km[1] | |
Einzugsgebiet | 2984 km²[1] | |
Abfluss am Pegel Bienenbüttel[2] AEo: 1434 km² Lage: 45 km oberhalb der Mündung |
NNQ (5. September 1975) MNQ 1956–2014 MQ 1956–2014 Mq 1956–2014 MHQ 1956–2014 HHQ (19. März 1970) |
3,07 m³/s 4,96 m³/s 9,07 m³/s 6,3 l/(s km²) 35 m³/s 144 m³/s |
Abfluss AEo: 2984 km² an der Mündung |
MQ Mq |
17,7 m³/s 5,9 l/(s km²) |
Linke Nebenflüsse | Bienenbütteler Mühlenbach, Barnstedt Melbecker Bach, Hasenburger Mühlenbach, Roddau, Luhe | |
Rechte Nebenflüsse | Wipperau, Röbbelbach, Wohbeck, Vierenbach, Dieksbach, Neetze-Kanal, Neetze, Hauptkanal Ilau-Schneegraben | |
Mittelstädte | Uelzen, Lüneburg, Winsen (Luhe) | |
Kleinstädte | Bad Bevensen | |
Gemeinden | Bardowick, Bienenbüttel, Emmendorf, Melbeck, Deutsch Evern, Jelmstorf, Wittorf, Handorf, Marschacht, Drage | |
Schiffbar | 28,84 km |
Verlauf
Der Fluss entsteht in der Lüneburger Heide südlich von Uelzen aus den Quellflüssen Gerdau (von Nordwesten kommend, etwas größer) und Stederau (von Süden kommend, etwas länger). Die Ilmenau fließt von Uelzen, wo ihr durch die Wipperau auch Wasser von Osten zufließt, in zumeist nördlicher Richtung über Bad Bevensen, Bienenbüttel und Lüneburg nach Winsen. Dort, in Stöckte, nimmt sie ihren größten Nebenfluss auf, die von Süden kommende Luhe. Bereits davor, westlich von Barum, trifft die Ilmenau mit dem von rechts kommenden Neetze-Kanal zusammen, der im 19. Jahrhundert zwischen Walmsworth bei Rullstorf und St. Dionys gebaut wurde. 300 Meter weiter mündet, ebenfalls von rechts, der Barumer Schöpfwerkskanal ein, eine ehemalige Verbindung der Neetze mit der Ilmenau. Von hier bis gut vier Kilometer vor ihrer Mündung in die Elbe wurde der natürliche Lauf des Flusses durch ein eingedeichtes künstliches Gewässerbett ersetzt. Dieser 11,6 Kilometer lange Seitenkanal, der „Ilmenaukanal“, verkürzt den Schifffahrtsweg um sechs Kilometer. Gleichzeitig wurde in Laßrönne ein Schöpfwerk gebaut. Vorher floss die Ilmenau wild durch dieses Tal. Bei Tönnhausen ist das Bett der Alten Ilmenau noch erhalten. Bei Hoopte, dem im äußersten Nordwesten gelegenen Ortsteil von Winsen (Luhe), mündet die Ilmenau von Süden in die von Osten heranfließende Elbe. An der Ilmenaumündung wurde 1974 zum Schutz vor Sturmfluten das Ilmenausperrwerk in Betrieb genommen.
Gewässergüte
Von ihrem Quellgebiet bis nach Lüneburg hat die Ilmenau die Gewässergüte II: mäßig belastet (betamesosaprob).[5][6] Nördlich von Lüneburg bis zur Mündung in die Elbe ist die Gewässergüte II–III: kritisch belastet (beta- bis alphamesosaprob).[7]
Verkehrswege
Die Ilmenau ist von Lüneburg (km 0,00) flussabwärts auf 28,84 km[8] Länge schiffbar und als Binnenschifffahrtsstraße klassifiziert: km 0,00 bis Unterwasser Schleuse Fahrenholz Klasse I, von dort bis zur Mündung Klasse III. Auf der Strecke von Lüneburg bis Hoopte sind drei Schleusen (bei Bardowick, km 5,60, Wittorf, km 12,35 und Fahrenholz, km 17,70) zu passieren.
- Bardowick, Nadelwehr & Schleuse
- Wittorf, Nadelwehr & Schleuse
- Fahrenholz, Nadelwehr & Schleuse
Die Schleusen sind jeweils 45 Meter lang und 6,5 Meter breit. Das Unterwasser der Schleuse Fahrenholz liegt bereits im Tidebereich der Elbe. Die Abladetiefe beträgt 0,9 Meter, die Brückendurchfahrtshöhe am Ilmenau-Sperrwerk beträgt 7,20 Meter über dem mittleren Tidewasserstand. Die verkehrstechnische Bedeutung der Ilmenau ist heute gering. Früher stellte sie die Verbindung zum Stöckter Hafen als Schutzhafen für Binnenschiffer und Umschlagshafen her, über den zum Beispiel eine holzverarbeitende Fabrik in Winsen (Luhe) auf dem Wasserweg beliefert wurde. Auch ein früher von Lüneburg flussauf- und flussabwärts verkehrendes Ausflugsboot hat seine Fahrten eingestellt.
Geschichte
Der alte Verlauf bis Ende des 19. Jh.
Die alte Ilmenau[9] (1569 Elmenow) floss von Lüneburg nach Norden über Bardowick und Wittorf bis Horburg (1569 Dreckharburg) nahm hier von rechts das Wasser der Neetze auf. Dann wendete sie sich nach Westen, floss durch Oldershausen (1569 Oldershusen), nahm südlich von Fahrenholz (1569 Vahrenholt) von links das Wasser der Roddau auf, durchfloss Mover und Tönnhausen (1569 Tonhusen), vereinte sich über eine Querverbindung der Netzke mit der von links kommenden Luhe und mündete bei Laßrönne (1569 Laßronne) in die Elbe.
14. Jh.: Einsetzen der Schifffahrt
Die Ilmenau war zwischen Lüneburg und der Elbe ein Haupttransportweg der Schifffahrt. Von Lüneburg kamen hauptsächlich Salz, Kalk, Zement und Eisenwaren, von Bardowick und den Ortschaften unterhalb Gemüse, Kartoffeln, Heu, Stroh und Stalldünger. Ilmenau aufwärts wurden unter anderem Fische, Korn, Torf und Textilien transportiert. Der Transport erfolgte mit kleinen Ewern und Kähnen (Böterschiffen). Diese wurden stromaufwärts von Männern[10] (Treggern) gezogen. Die Tregger warteten in der Gegend von Tönnhausen auf ankommende Schiffe. Ihre Ausrüstung bestand aus einem Lederriemen (Sälen) über der Schulter, einem Knüppel in der Hand und Brotbeutel (Holster) und Trinkflasche an der Seite. Von der Mündung bis Horburg konnten zwei bis drei Mann ein Schiff ziehen, da die Steigung hier nur etwa sechs Fuß betrug. Von Horburg bis Lüneburg waren aber sechs Männer erforderlich; hier betrug die Steigung 15 Fuß. Die Ilmenau hatte sehr viele Krümmungen, und von Lüneburg ist versucht worden, diese zu beseitigen, also die Ilmenau zu begradigen. Dies hätte aber den Nachteil gehabt, dass das Wasser zu schnell ablaufen und am Oberlauf nicht mehr genügend Wassertiefe für die Schifffahrt vorhanden gewesen wäre.
Es gab Streitigkeiten[11] zwischen Hamburg und Lüneburg, die Abdammung der Doven Elbe in Vierlanden hatte für die Lüneburger Seite viel Schaden gebracht. Im Jahr 1792 wurde in einem Gutachten von Hamburger Sachverständigen über eine Verlegung des Laufes der Ilmenau weiter Richtung Seeve und eine Zudammung der bisherigen Mündung folgende bestätigt. „Sowohl bei Sturmfluten als auch bei hohem Oberwasser trat ein Teil des Wassers in die Ilmenau Niederung ein, wodurch eine Entlastung der Deiche erfolgte.“
- Nachbau eines Ilmenau-Ewers in Lüneburg
- Oldershausen, Kartoffelschiff Minna
- Meliorationsprojekt der Ilmenau Niederung
Eine große Änderung[12] in der Schifffahrt auf der Ilmenau zwischen Lüneburg und der Elbe trat ein, als nach der Neujahrsflut von 1855 im Jahre 1886 „Das große Meliorationsprojekt“ des Baurates Heß genehmigt wurde, das bezwecken sollte, dass das vom Oberlauf der Ilmenau heranführende Winterwasser, wenn die Elbe auch Hochwasser führte, sich nicht über die Felder der Winsener Marsch ausbreitete. Es wurde ein Kanal von Wittorf bis zu der Mündung der Luhe[9] (de Zollenspieker umgehend) gebaut und die Marsch durch einen hochwasserfreien Deich, den Winterdeich, abgesichert. Am 2. Oktober 1886 wurde bei Tönnhausen der erste Spatenstich[13] zum Bau des Ilmenaukanals gemacht. Von Wittorf nach Lüneburg wurde der alte Lauf benutzt. Der neue Weg war für die Schifffahrt sechs Kilometer kürzer und auch mit größeren Schiffen befahrbar. Am 21. Dezember 1888[14] wurde bei Fahrenholz die alte Ilmenau in den Ilmenaukanal umgeleitet. Der erste Bauabschnitt (S2–S4) des Kanals war fertig. Der zweite Bauabschnitt (S1–S2) sollte bis zum 20. Mai 1889 der Schifffahrt übergeben werden.
Das Bett der alten Ilmenau führte ab Horburg nun nur noch das Wasser der Neetze. Zwischen Fahrenholz und Tönnhausen wuchs die alte Ilmenau mit der Zeit zu.
Radsport
Am 14. August 2009 wurde der Ilmenauradweg eröffnet. Er führt von Bad Bodenteich oder für geübtere Radfahrer alternativ vom Museumsdorf Hösseringen auf einer Strecke von 120 km bis nach Hoopte an der Elbe.
Wassersport
Im Abschnitt zwischen Uelzen und Lüneburg bietet die Ilmenau eine zügige Strömung mit nur einem Wehr unterhalb von Bad Bevensen. Sie wird daher oft für Wanderfahrten mit dem Kanu genutzt. In Bienenbüttel gibt es nahe dem Ortskern eine Kanustation samt Kanu-Safe und Wohnmobil-Stellplatz mit angeschlossener Zeltmöglichkeit.[15] In Fahrenholz und auch in Lüneburg gibt es einen Kanuverleih.[16]
Kultur
In Bienenbüttel wurde im Rahmen des Projektes „Kunstraum Ilmenau“ entlang der Ilmenau der zwölfteilige Skulpturenpfad erstellt.[17]
Einzelnachweise
- NLWKN: Ilmenausperrwerk, Wasserwirtschaftliche Daten (abgerufen am 26. Januar 2014); Hinweis: Das Ilmenausperrwerk liegt 300 Meter oberhalb der Mündung; damit repräsentieren dessen Daten hinreichend die des Flusses insgesamt.
- Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Elbegebiet, Teil III 2014. (PDF) ISSN 0949-3654. Freie und Hansestadt Hamburg, Hamburg Port Authority, S. 144, abgerufen am 7. März 2021 (deutsch, Auf: dgj.de).
- Anm.: Vor der Örtze und der Böhme mit je rund 6 m³/s.
- Anlage 1 – Verzeichnis der dem allgemeinen Verkehr dienenden Binnenwasserstraßen des Bundes. In: ELWIS. Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, abgerufen am 5. März 2020.
- NLWKN: Gewässergüte des Quellgebietes der Ilmenau
- NLWKN: Gewässergüte Ilmenau-Mitte
- NLWKN: Gewässergüte Ilmenau-Luhe
- Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes: Längen (in km) der Hauptschifffahrtswege (Hauptstrecken und bestimmte Nebenstrecken) der Binnenwasserstraßen des Bundes (Memento vom 21. Januar 2016 im Internet Archive)
- Elbkarte aus dem Jahr 1569 von Francis Buck und Marten Bockol, Auszug aus dem Staatsarchiv in Hannover
- Ernst Reinstorf: Elbmarschkultur zwischen Bleckede und Winsen. Selbstverlag, Harburg-Wilhelmsburg 1929, S. 84.
- Ernst Reinstorf: Elbmarschkultur zwischen Bleckede und Winsen. Selbstverlag, Harburg-Wilhelmsburg 1929, S. 95.
- Chronik Schule Oldershausen von Lehrer Heinrich Meyn, Sitzungsprotokoll Deputierten Versammlung, vom 10. September 1886
- Chronik Schule Oldershausen von Lehrer Heinrich Meyn, Bericht zum Spatenstich des Ilmenau Kanals am 2. Oktober 1886
- Ernst Reinstorf: Elbmarschkultur zwischen Bleckede und Winsen. Selbstverlag, Harburg-Wilhelmsburg 1929, S. 88–90.
- Kanustation Bienenbüttel
- Kanu Verleih Fahrenholz. In: Privat. Abgerufen am 23. Dezember 2020.
- Skulpturenpfad Bienenbüttel
Literatur
- M. Eckoldt (Hrsg.): Flüsse und Kanäle, Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. DSV-Verlag, Hamburg 1998.