Ranstadt
Ranstadt ist eine Gemeinde im Wetteraukreis in Hessen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Wetteraukreis | |
Höhe: | 131 m ü. NHN | |
Fläche: | 34,26 km2 | |
Einwohner: | 5108 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 149 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 63691 | |
Vorwahlen: | 06041, 06035, 06046 | |
Kfz-Kennzeichen: | FB, BÜD | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 40 020 | |
Gemeindegliederung: | 5 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstr. 15 63691 Ranstadt | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Cäcilia Reichert-Dietzel (SPD) | |
Lage der Gemeinde Ranstadt im Wetteraukreis | ||
Geografie
Ranstadt liegt in einer Höhe von 134 m über NN. Es ist ein Kleinzentrum in der Mitte des Wetteraukreises, am Übergang der Wetterau zum Vogelsberg. Die nächsten größeren Städte sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen) Friedberg (Hessen) (17 km), Bad Nauheim (20 km), Nidda (sechs Kilometer) und Büdingen (15 km). Weitere wichtige, umliegende Städte sind Frankfurt am Main, Hanau und Gießen. Insbesondere Frankfurt mit dem Flughafen Frankfurt/Rhein-Main (ca. 40 Minuten PKW-Fahrtzeit) nimmt hierbei eine wichtige Stellung für Pendler und Reisende ein.
Nachbargemeinden
Ranstadt grenzt im Norden an die Stadt Nidda, im Osten an die Stadt Ortenberg, im Südosten an die Gemeinde Glauburg, im Süden an die Stadt Florstadt, sowie im Westen an die Stadt Reichelsheim und die Gemeinde Echzell.
Gemeindegliederung
Die Ortsteile Bellmuth, Bobenhausen I, Dauernheim, Ober-Mockstadt und Ranstadt sind ländlich geprägte Wohngemeinden im Nidda- und Laisbachtal.
Geschichte
Mittelalter
Die älteste erhaltene Erwähnung von Ranstadt findet sich als Ramstat in einer Urkunde des Klosters Fulda, die zwischen den Jahren 750 und 802 entstand. Ranstadt gehörte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zum Amt Ortenberg, einem Kondominat, das von drei Landesherren aus dem Kreis der Mitglieder des Wetterauer Grafenvereins gebildet wurde.
Kirchlich gehörte Ranstadt zum Kollegiatstift Mockstadt in der Erzdiözese Mainz. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat von St. Maria ad Gradus in Mainz.
Frühe Neuzeit
Da alle drei Herren des Kondominats sich der Reformation zuwandten, wurde auch Ranstadt lutherisch. 1556 erhielt es deshalb eine eigene Pfarrei. 1601 kam es zu einer Realteilung des Kondominats, wobei Ranstadt der Herrschaft Gedern der Grafen von Stolberg-Gedern zugeschlagen wurde. Ranstadt gehört zu den Gebieten, in denen das Solmser Landrecht von 1571 gewohnheitsrechtlich, aber nur teilweise, rezipiert wurde. Das galt insbesondere für die Bereiche Vormundschaftsrecht, Erbleihe und eheliches Güterrecht. Im übrigen galt das Gemeine Recht.[2] Erst das Bürgerliche Gesetzbuch, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte zum 1. Januar 1900 das alte Partikularrecht außer Kraft.
Neuzeit
1806 fiel die Grafschaft Stolberg – und damit auch Ranstadt – an das Großherzogtum Hessen. Hier gehörte Ranstadt zum standesherrlichen Amt Gedern. 1821 bildete das Großherzogtum den Landratsbezirk Nidda, dem auch Ranstadt zugeordnet wurde, und der ab 1832 Kreis Nidda hieß. Mit der Revolution von 1848 wurde kurzzeitig der Regierungsbezirk Nidda gebildet, 1852 aber der Kreis Nidda wiederbelebt. 1874 kam das Dorf zum Landkreis Büdingen.
Die erste Automobil-Post-Linie der Deutschen Reichspost verkehrte 1906 zwischen Ranstadt und Friedberg.[3]
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Oktober 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Ranstadt, Bellmuth, Bobenhausen I, Dauernheim und Ober-Mockstadt freiwillig zur Großgemeinde Ranstadt.[4] Als Sitz der Gemeindeverwaltung wurde der Ortsteil Ranstadt bestimmt. Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Ranstadt wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ranstadt 4862 Einwohner. Darunter waren 189 (3,9 %) Ausländer, von denen 85 aus dem EU-Ausland, 54 aus anderen Europäischen Ländern und 50 aus anderen Staaten kamen.[6] Die Einwohner lebten in 2094 Haushalten. Davon waren 558 Singlehaushalte, 601 Paare ohne Kinder und 692 Paare mit Kindern, sowie 203 Alleinerziehende und 40 Wohngemeinschaften.[7]
Einwohnerentwicklung
Ranstadt: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 643 | |||
1840 | 698 | |||
1846 | 646 | |||
1852 | 613 | |||
1858 | 656 | |||
1864 | 623 | |||
1871 | 657 | |||
1875 | 661 | |||
1885 | 638 | |||
1895 | 646 | |||
1905 | 697 | |||
1910 | 650 | |||
1925 | 699 | |||
1939 | 671 | |||
1946 | 1.009 | |||
1950 | 1.120 | |||
1956 | 1.164 | |||
1961 | 1.225 | |||
1967 | 1.498 | |||
1970 | 1.516 | |||
1973 | 3.779 | |||
1975 | 3.810 | |||
1980 | 3.949 | |||
1985 | 3.992 | |||
1990 | 4.309 | |||
1995 | 4.819 | |||
2000 | 5.019 | |||
2005 | 4.976 | |||
2010 | 4.894 | |||
2011 | 4.862 | |||
2015 | 5.077 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [8]; Hessisches Statistisches Informationssystem;[9] Zensus 2011[6] Nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte. |
Religionszugehörigkeit
• 1961: | 860 evangelische (= 70,20 %), 330 katholische (= 26,94 %) Einwohner[8] |
• 2011: | 2841 evangelische (= 58,4 %), 737 katholische (= 15,2 %), 1284 sonstige (= 26,4 %) Einwohner[10] |
Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[11] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[12][13][14]
Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | |||||||
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% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |||
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 39,1 | 9 | 39,8 | 9 | 49,6 | 12 | 37,4 | 12 | 39,3 | 12 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 25,1 | 6 | 32,2 | 7 | 26,1 | 6 | 29,7 | 9 | 25,9 | 8 | |
FWG | Freie Wählergemeinschaft Ranstadt | 23,7 | 5 | 20,6 | 5 | 14,4 | 3 | 27,2 | 8 | 27,5 | 9 | |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | 12,2 | 3 | 7,4 | 2 | 9,8 | 2 | 5,7 | 2 | 7,4 | 2 | |
Gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | ||
Wahlbeteiligung in % | 55,2 | 54,0 | 52,9 | 51,8 | 57,7 |
Bürgermeister
Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister für sechs Jahre direkt gewählt.[15]
Seit 2009 ist Cäcilia Reichert-Dietzel (SPD) Bürgermeisterin von Ranstadt. Sie wurde am 27. September 2015 mit 65,6 % der Stimmen wiedergewählt.[16] Die vergangenen Bürgermeisterwahlen lieferten folgende Ergebnisse:[15]
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Wappen
Das Wappen wurde am 12. Juni 1982 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.
Blasonierung: „In neunmal rot-silber geteiltem Schild ein schwarzer, schreitender Hirsch.“[17]
Das nunmehr entstandene Wappen berücksichtigt die historische Vergangenheit der neuen Gemeindeteile. Der schwarze Hirsch entstammt dem Wappen der Grafen zu Stolberg, die ursprünglich Besitzer von Ranstadt waren. Dieser Hirsch war schon im alten Ranstädter Wappen verwendet. Die rot-weißen Streifen, die den goldenen Grund des Stolberger Wappens ersetzen, weisen auf die in den übrigen Gemeindeteilen vorherrschenden Ortsherrschaften der Landgrafen von Hessen sowie auch der Grafen von Isenburg hin.
Das Wappen wurde von Heraldiker Heinz Ritt gestaltet.
Verkehr und Infrastruktur
Ranstadt besitzt einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen, auf der annähernd stündlich Regionalbahnen der Hessischen Landesbahn verkehren. Ergänzend zum Zugverkehr existiert die Linie 374, die auf der Relation Nidda – Büdingen – Gelnhausen morgens und abends eine weitere Verbindung stellt.
Am Bahnhof von Ranstadt bestehen, meist stündliche, Busverbindungen nach Friedberg (FB-03), Nidda (FB-81, FB-82) und Ortenberg (FB-03), die auch alle Ortsteile an das Busnetz anschließen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Neogotisches Rathaus (1875)
- Stolbergisches Hofgut, heute: Sportheim des SV Ranstadt
Natur
Vereine
- Natur- und Vogelschutzgruppe Ranstadt
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Heinrich Jung (* 6. Dezember 1892, Gedern), kam mit zwei Jahren nach Ranstadt, wo seine Familie seit 1498 ansässig war; Apotheker, Chemiker, erforschte Krebs und Malaria, Buchautor (z. B.: "Hessespichel")
- Peter Brunner (* 25. April 1900, Arheiligen, † 24. Mai 1981 in Heidelberg), Geistlicher und Systematischer Theologe. 1932 bis 1936 Pfarrer in Ranstadt und 1935 für 4 Monate im KZ Dachau inhaftiert.[18]
- Henning Goll (* 1965, Ranstadt). 1989 und 1990 im Nationalkader der Behindertenschwimmer aktiv und errang in dieser Zeit beim Mainzer Schwimmverein 1901 e. V. acht Goldmedaillen sowie mehrere Silber- und Bronzemedaillen bei internationalen und deutschen Meisterschaften, wobei er gleichzeitig zwei neue deutsche Rekorde erschwamm.
Literatur
- Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 174.
- Heinz Wionski: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wetteraukreis I. Stuttgart 1999, S. 420–429.
Weblinks
- Ranstadt, Gemeinde, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ranstadt, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Ranstadt In: Hessische Bibliographie[19]
- Literatur von und über Ranstadt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Linkkatalog zum Thema Ranstadt bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 108, Anm. 36 und S. 25, Anm. 81, sowie beiliegende Karte.
- Eckhart G. Franz, Peter Fleck, Fritz Kallenberg: Großherzogtum Hessen (1800) 1806–1918. In: Walter Heinemeyer, Helmut Berding, Peter Moraw, Hans Philippi (Hg.): Handbuch der Hessischen Geschichte. Band 4.2: Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815–1945. Die hessischen Staaten bis 1945 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Elwert. Marburg 2003. ISBN 3-7708-1238-7: Großherzogtum Hessen, S. 876f.
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 25. Oktober 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 43, S. 1603, Punkt 1425; Abs. 1. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,6 MB]).
- Hauptsatzung. (PDF; 153 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Ranstadt, abgerufen im Januar 2021.
- Bevölkerung nach Staatsangehörigkeitsgruppen: Ranstadt. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Januar 2021.
- Haushalte nach Familien: Ranstadt. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Januar 2021.
- Ranstadt, Gemeinde, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Hessisches Statistisches Informationssystem In: Statistik.Hessen.
- Religionszugehörigkeit: Ranstadt. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Januar 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
- Bürgermeister-Direktwahlen in Ranstadt. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
- Bürgermeisterwahl. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 25. März 2021.
- Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Ranstadt, Wetteraukreis vom 12. Juni 1982. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1982 Nr. 27, S. 1228, Punkt 696 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,7 MB]).
- Sein Kirchenkampf wurde aufgezeichnet von „Otto Bruder“ (Pseudonym von Otto Salomon): Das Dorf auf dem Berge.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!