Vienau
Vienau ist ein Ortsteil der Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.
Vienau Stadt Kalbe (Milde) | ||
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Höhe: | 33 m | |
Fläche: | 22,67 km²[1] | |
Einwohner: | 110 (31. Dez. 2018)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 5 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2010 | |
Postleitzahl: | 39624 | |
Vorwahl: | 039030 | |
Lage von Vienau in Sachsen-Anhalt | ||
Dorfkirche Vienau |
Geografie
Vienau, ein altmärkisches Straßendorf mit Kirche, liegt auf 44 m ü. NHN, etwa 25 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Salzwedel. Der Vienauer Graben im Osten des Dorfes strömt nach Süden in die Untere Milde (Untermilde), die drei Kilometer östlich vom Dorf in die Milde mündet.
Die Ortschaft Vienau erstreckt sich am Rande der Hochfläche des Kalbeschen Werders. Die Waldfläche Mühlenbusch westlich des Dorfes ist als Naturschutzgebiet „Kalbescher Werder bei Vienau“ ausgewiesen. Die höchste Erhebung wird mit etwa 98 m ü. NHN auf dem Dolchauer Berg im Norden der Ortschaft erreicht.[3]
Geschichte
Im Jahre 1285 wird hermannus de fi ne in einer vom Rat in Stendal ausgestellten Urkunde genannt.[5] Vienau wird erstmals 1324 als Vynowe erwähnt, als Hans und Heinecke von Kröcher das Schloss Kalbe mit den zugehörigen Dörfern an Albrecht von Alvensleben verkaufen.[6]
Weitere Nennungen sind 1473 vinow, 1593 Vynaw und 1687 Vienow. Im Jahre 1745 wird Vienau als Dorf mit Rittersitz und Wassermühle beschrieben. Es lebten dort 6 Bauern, 12 Kossaten, 10 Einlieger und Altsitzer, ein Müller, zwei Schneider, ein Schäfer, ein Hirte, 21 Frauen, 17 große Söhne, 14 große Töchter, 8 Söhne und 21 Töchter unter 10 Jahren, ein Junge und drei Mägde. 1775 wird es als Kirchdorf bezeichnet.[1]
Die Ortsteile Dolchau und Beese wurden ebenfalls erstmals 1324 urkundlich erwähnt, Mehrin jedoch bereits 1318.
Herkunft des Ortsnamens
Franz Mertens leitet den Ortsnamen von vino für Wein oder vinica für Weinberg ab. Vienau heißt also Weinpflanzung. In der Gemarkung lag früher ein Weinberg.[7]
Eingemeindungen
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Vienau mit der Landgemeinde Vienau vereinigt.[8]
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Vienau aus dem Landkreis Salzwedel in den Kreis Kalbe (Milde) umgegliedert. Am 1. Januar 1998 wurde sie dem Kreis Salzwedel zugeordnet. Am 1. Juli 1994 kam sie schließlich zum Altmarkkreis Salzwedel.[9]
Bis Ende 2009 bildete Vienau mit den Ortsteilen Beese, Dolchau und Mehrin (alle drei Orte wurden am 17. Oktober 1973 nach Vienau eingemeindet)[10] eine eigenständige Gemeinde, die Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Arendsee-Kalbe war.
Durch einen Gebietsänderungsvereinbarung beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Stadt Kalbe (Milde) (am 25. Juni 2009), Brunau (am 12. Mai 2009), Engersen (am 2. Juni 2009), Jeetze (am 3. Juni 2009), Kakerbeck (am 25. Juni 2009), Packebusch (am 4. Juni 2009) und Vienau (am 14. Mai 2009), dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Stadt Kalbe (Milde) vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[11][12]
Nach Umsetzung der Vereinigungsvereinbarung der bisher selbstständigen Gemeinde Vienau wurden Vienau, Beese, Dolchau und Mehrin Ortsteile der neuen Stadt Kalbe (Milde). Für die eingeflossene Gemeinde wird die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die aufgenommene Gemeinde Vienau und künftigen Ortsteile Vienau, Beese, Dolchau und Mehrin wurden zur Ortschaft der neuen Stadt Kalbe (Milde). In der eingeflossenen Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Vienau wurde ein Ortschaftsrat mit fünf Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.
Gemeinde
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Quelle bis 2006 wenn nicht angegeben:[1]
Rittergut und Gutsbezirk
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Quelle:[1]
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Vienau gehörte früher zur Pfarrei Mehrin.[14] 1993 kam die Kirchengemeinde zur Kirchspiel Pakebusch, später zum Kirchspiel Jeetze.[1] Heute gehört sie zum Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze[15] des Kirchenkreises Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Politik
Wappen
Das Wappen wurde am 9. Oktober 2000 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.
Blasonierung: „Über erhöhter, flacher goldener Spitze von Blau und Grün gespalten; vorn ein schräglinker schwarz konturierter silberner Fisch mit einer Rückenflosse und zwei Bauchflossen, hinten zwei schrägrechts gestaffelte goldene Ähren am Halm mit schwarzen Grannen; unten ein hängender grüner Hopfentrieb mit zwei zu den Schildrändern gekehrten Blättern und vier gestielten Dolden nebeneinander.“
Die Farben der Gemeinde waren Blau – Gold (Gelb).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirchen
- Die evangelische Dorfkirche Vienau, ein rechteckiger Putzbau mit kleiner polygonaler Apsis, wurde 1868 unter Verwendung eines spätromischen Westquerturrms aus dem 11./12. Jahrhundert errichtet. Im Innern befindet sich eine Kindergrabstätte aus dem 17. Jahrhundert. Hinter dem Altar steht eine Kopie von Raffaels Gemälde Madonna della Sedia.[18]
- Auf dem Kirchhof befindet sich der Ortsfriedhof.
Ehemaliges Herrenhaus
Die von 1740 bis 1747 errichtete Anlage ist heute nur noch eine Ruine. Das Gut befand sich von 1324 bis 1816 im Besitz der Familie von Alvensleben.[19] Hier lebte unter anderem Friederike von Alvensleben. (Koordinaten des Herrenhauses )
Gedenkstätten
- Auf dem Ortsfriedhof befindet sich das Grab eines namentlich bekannten Polen, der während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und auf dem Rittergut von Kalben ein Opfer von Zwangsarbeit wurde.
- Auf dem Dolchauer Berg, 1,5 Kilometer nördlich von Vienau, steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, ein Findling mit Namenstafeln.[20]
Vereine
- Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Vienau e. V.
- Sportverein SV „Eintracht“ Vienau e. V.
Literatur
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 156.
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 348–349 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2297–2301, doi:10.35998/9783830522355.
- Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Stadt Kalbe (Milde) (Hrsg.): Hauptsatzung der Gemeinde Stadt Kalbe (Milde). § 12, Ortschaftsverfassung. 1. Juni 2015 (stadt-kalbe-milde.de [PDF; 208 kB; abgerufen am 23. Dezember 2017]).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 15. Berlin 1858, S. 33 (Digitalisat).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 378 (Digitalisat).
- Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 216.
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 217.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 364.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 361 f.
- Altmarkkreis Salzwedel: Gebietsänderungsvertrag zur Eingemeindung von Gemeinden in die Stadt Klötze mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 26. Januar 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 2, 18. Februar 2009, S. 36–38 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 388 kB; abgerufen am 20. August 2021]).
- StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2010
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 156.
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 51 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze. Abgerufen am 14. Februar 2019.
- Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt – Gebiet und Wahlen, Bürgermeisterwahl – Gemeinde Vienau – Altmarkkreis Salzwedel. 15. Juli 2009, abgerufen am 15. Februar 2019.
- Cornelia Kaiser: 37 Jahre Arbeit zum Wohl der Kommune. In: Volksstimme Magdeburg, Lokal Gardelegen. 12. März 2017 (volksstimme.de [abgerufen am 15. Februar 2019]).
- Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 510.
- Familie v. Alvensleben e.V. - Vienau. Abgerufen am 27. Dezember 2018.
- Onlineprojekt Gefallendenkmäler. Vienau auf www.denkmalprojekt.org. 1. April 2018, abgerufen am 15. Februar 2019.