Karritz
Karritz ist ein Ortsteil der Ortschaft Neuendorf am Damm und der Stadt Kalbe (Milde) in Sachsen-Anhalt.
Karritz Stadt Kalbe (Milde) | ||
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Höhe: | 32 m | |
Fläche: | 14,75 km² | |
Einwohner: | 93 (31. Dez. 2018)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 6 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 21. Dezember 1973 | |
Eingemeindet nach: | Neuendorf am Damm | |
Postleitzahl: | 39624 | |
Vorwahl: | 039080 | |
Lage von Karritz in Sachsen-Anhalt | ||
Kirche von Karritz |
Geografie
Karritz, ein altmärkische Sackgassendorf mit einer Kirche, liegt fünf Kilometer östlich von Kalbe (Milde). Zwischen Karritz und dem Nachbarort Neuendorf am Damm liegt der 50 Meter hohe Nelkenberg. Im Südwesten fließt der Radegraben, der im Nordwesten in den Secantsgraben strömt, der in die Milde mündet.[2] In Karritz gibt es drei stehende Gewässer: den Dorfteich, den Rohrpfuhl und die Kieskuhle am Nelkenberg im Süden.
Geschichte
Die Feldflur war schon in der mittleren Stein- und Bronzezeit besiedelt. Im Altmärkischen Museum in Stendal befindet sich eine in Karritz gefundene Feuerstein-Lanzenspitze. Neben einer Bronzeschwertspitze fand man im Moor ein bronzenes Hängebecken. Das Dorf soll von Slawen nach dem Jahr 800 gegründet worden sein.
Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird der Ort als Karwitz aufgeführt.[3] Weitere Nennungen sind 1472 karuetze, 1494 Karffetze, 1519 'Carwytz', 1542 Kerbsen, 1608 Carwitz, 1687 Karwitz[4] und schließlich 1804 Carritz.[5]
Durch Erlass des Oberpräsidenten in Magdeburg vom 28. Juni 1937 wurde die amtliche Schreibweise Karritz endgültig festgelegt.[6]
Die von Wilhelm Zahn 1928 angeführte erste Erwähnung als Carnitz aus dem Jahre 1238[7] trifft nicht zu. Bereits 1841 hatte Peter Wilhelm Behrens in der Edition der Urkunde von 1238 Carnitz Bollinghen als Klein Bellingen identifiziert.[8]
Um 1900 war Carritz durch Rinderzucht und Hopfenbau eine wohlhabende Gemeinde.
Die Freiwillige Feuerwehr Karritz-Neuendorf wurde am 20. August 1911 gegründet. 2004 wurde ein Feuerwehrhaus, das auch als Dorfgemeinschaftshaus dient, gebaut.
Herkunft des Ortsnamens
Die Bezeichnung Karritz (karicz) bedeutet „Kuhdorf“ oder „Rodung“, ein Hinweis auf ausgedehnte Viehzucht. Franz Mertens führt die Übersetzung „Kuhdorf“ ohne weitere Erläuterung auf.[9]
Eingemeindungen
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde aus dem Landkreis Stendal in den Kreis Kalbe (Milde) umgegliedert. Am 21. Dezember 1973 wurde Karritz in die Gemeinde Neuendorf am Damm eingemeindet.[10] Durch den Zusammenschluss von Neuendorf am Damm mit anderen Gemeinden am 1. Januar 2009 zur Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) kam Karritz als Ortsteil zur neuen Ortschaft Neuendorf am Damm und zu Kalbe (Milde).
Einwohnerentwicklung
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Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Karritz gehörte bis 1958[11] zur Pfarrei Berkau,[12] und gehörte danach zu Kremkau. Am 1. Januar 2007 wurden die Evangelischen Kirchengemeinden Neuendorf am Damm und Karritz werden zum „Evangelischen Kirchspiel Neuendorf-Karritz“ zusammengeschlossen,[13] das heute zum Pfarrbereich Garlipp[14] des Kirchenkreises Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gehört.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Mühle
Um die Jahrhundertwende betrieb die Familie Robert Theek neben ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit auch einen Kolonialwarenladen und eine Bockwindmühle, die sich auf der nahe gelegenen Anhöhe befand und durch einen Sturm zerstört wurde. Um 1905 ließ Müller Theek durch das in Magdeburg ansässige Unternehmen Schlüter Mühlenbau eine neue Mühle errichten, die über eine Dampfmaschine betrieben wurde. Bis in die 1950er Jahre wurde hier Getreide geschrotet und zu Mehl verarbeitet. In den 1970er Jahren wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Zum hundertjährigen Jubiläum der Mühle im September 2005 wurde sie mittels eines Elektromotors wieder in Betrieb genommen. Sie läuft nun über einen leistungsstarken Schleifringmotor von AEG aus den 1920er Jahren.[15]
Kirche
Die evangelische Dorfkirche in Karritz ist ein Backsteinbau aus dem Jahre 1905 unter Verwendung der Grundmauern der alten Kirche, einer ursprünglich romanische Kirche aus dem 11./12. Jahrhundert.[16] Beim Entfernen der alten Tünche im Innenraum kamen an den Wänden Bibelsprüche und in der Apsis das Vaterunser zum Vorschein. Die Bemalungen sind restauriert worden.
Denkmale
In Karritz steht ein Gedenkstein für Kriegsopfer aus dem 19. und 20. Jahrhundert.[17]
Längstwellensender Goliath
Auf einem 263 Hektar großen Gelände nordwestlich von Karritz betrieb die Kriegsmarine von 1943 bis 1945 den Längstwellensender Goliath zur Übermittlung von Befehlen an getauchte U-Boote. Die Antenne dieses Senders, der mit einer Sendeleistung von 1000 Kilowatt der damals stärkste Sender der Welt gewesen sein dürfte, bestand aus einer Schirmantenne, die an 15 abgespannten, geerdeten Gittermasten von 170 Metern Höhe und an drei gegen Erde isolierten Rohrmasten von 204 Meter Höhe aufgehängt war. Nach 1945 diente die Anlage anfangs als Kriegsgefangenenlager, bevor sie 1946 demontiert wurde. Das Fundament von Mast Nummer 8 ist noch erhalten. Nach Demontage wurde der Längstwellensender als erster Sender dieser Art in der Sowjetunion in der Nähe von Nischni Nowgorod in der Siedlung Druschny wieder aufgebaut. Er ist bis heute (2010) in Betrieb.
Verkehr
Karritz liegt an der Landesstraße L 21. Der Bahnhof Neuendorf-Karritz an der Nebenstrecke Hohenwulsch–Kalbe–Beetzendorf wurde von der Altmärkischen Eisenbahn AG und ihren Vorgängergesellschaften betrieben. Im Juni 2001 wurde der Personenverkehr eingestellt. Der nächstgelegene Bahnhof ist Hohenwulsch an der Bahnstrecke Stendal–Uelzen.
Literatur
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, G.m.b.H., Salzwedel 1928, S. 102.
Einzelnachweise
- Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 318 (uni-potsdam.de).
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1145–1149, doi:10.35998/9783830522355.
- Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Hrsg.: Berlin. 1804, S. 258 (Digitalisat).
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1937, ZDB-ID 3766-7, S. 116, 408.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, G.m.b.H., Salzwedel 1928, S. 102.
- Peter Wilhelm Behrens: Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen resigniert viele Dörfer und Grundstücke in der Altmark 1238. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S. 49 (altmark-geschichte.de [PDF]).
- Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 215.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359, 362.
- Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 115, 389.
- Haase, Hilbert: Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 109 (wiki-de.genealogy.net [abgerufen am 10. Februar 2019]).
- Amtsblatt der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland, 2007, Nr. 2, S. 58
- Pfarrbereich Garlipp. Abgerufen am 10. Februar 2019.
- Website der Mühle
- Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 223.
- Onlineprojekt Gefallendenkmäler. Karritz auf www.denkmalprojekt.org. 1. Dezember 2015, abgerufen am 10. Februar 2019.